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Guimarota ist eine stillgelegte Kohlegrube in der Nahe von Leiria in Portugal Einige Jahre nach der Einstellung des Bergbaus erlangte die Grube 1961 weltweit Bekanntheit als die grosste und bedeutendste Fossillagerstatte fur fruhe Saugetiere und andere Wirbeltiere aus der Zeit des Oberjuras vor etwa 150 Millionen Jahren 1 1982 mussten die Grabungen eingestellt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Ausgrabungen 2 Die Funde 3 Lebensraum 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte der Ausgrabungen BearbeitenDie ersten Funde wurden von dem Berliner Palaontologen Walter Georg Kuhne im Jahr 1959 auf der Halde der Grube gemacht Zu dieser Zeit war die Grube in der zwei Floze unter Tage abgebaut wurden noch aktiv Erste Grabungskampagnen wurden 1960 und 1961 von Mitarbeitern der Freien Universitat Berlin mit Unterstutzung der Minenarbeiter weitere Funde in der abgebauten Kohle gemacht Nach Stilllegung der Grube konzentrierte sich die Grabungstatigkeit auf Material aus den Halden bis diese Aufsammlungen 1968 eingestellt wurden Diese erste Grabungsperiode erwies sich als extrem erfolgreich es wurden insgesamt 74 Kiefer und mehr als 1300 einzelne Zahne von jurassischen Saugetieren gefunden wodurch Guimarota schon damals die bedeutendste Fundstelle mesozoischer Saugetiere war Im Jahr 1972 begann in Guimarota eine der grossten und erfolgreichsten Unternehmungen in der Geschichte der Palaontologie Unter der Leitung von Bernard Krebs einem ehemaligen Assistenten Kuhnes und seines Kollegen Siegfried Henkel zwei Palaontologen der Freien Universitat Berlin wurde der Untertagebetrieb der Grube fur rein wissenschaftliche Zwecke wieder aufgenommen 1 Bis 1982 wurde so die Kohlengrube mit den lokalen Minenarbeitern unter Leitung der Freien Universitat Berlin betrieben wobei grosse Mengen fossiler Wirbeltiere sowie andere Fossilien zu Tage kamen Finanziert wurde dieses Unternehmen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG Bei den Ausgrabungen wurde Kohle unter Tage gebrochen und dann an der Oberflache von lokalen Helfern in kleine Stucke gespalten und nach Fossilien untersucht Erkannte Fossilreste wurden markiert und die Kohlebrocken in Plastiktuten eingeschweisst um spater in den Laboren in Berlin prapariert zu werden Die restliche Kohle wurde chemisch aufbereitet und durch Siebe gewaschen geschlammt um auch sehr kleine Fossilreste zu gewinnen Durch diese Methode wurden in Guimarota zehntausende Reste von Wirbeltieren geborgen die einen einmaligen Einblick in ein jurassisches Okosystem gewahren 1982 wurden die Grabungen eingestellt da die Instandhaltung der Mine nicht mehr finanzierbar war Seitdem ist die Grube mit Wasser vollgelaufen und nicht mehr begehbar Die Funde BearbeitenObwohl Guimarota hauptsachlich durch die Saugetierfunde weltweit Beachtung fand fanden sich dort Reste nahezu aller Wirbeltiergruppen eines terrestrischen Okosystems aus der Jurazeit Fische sind sowohl durch Haie als auch Knochenfische belegt Bei den Amphibien kommen hauptsachlich Albanerpetontiden vor eine Gruppe kleiner Salamander ahnlicher Tiere mit grabender Lebensweise die erst im Miozan ausgestorben ist Schildkroten sind nur mit sehr fragmentarischem Material belegt das auf mindestens drei verschiedene Arten hindeutet nbsp Lebendrekonstruktion von GoniopholisSehr divers ist die Eidechsen Fauna In Guimarota kommen insbesondere fruhe Vertreter der Scincomorpha und der Anguimorpha vor was in beiden Fallen mit zu den altesten Nachweisen dieser Gruppen gehort Krokodile gehoren zu den haufigsten Funden in Guimarota Besonders haufig sind kleine amphibische Krokodile wie etwa die Gattung Goniopholis Daneben fanden sich jedoch auch Reste des riesigen Meereskrokodils Machimosaurus und eines kleinen terrestrischen Krokodiles Lisboasaurus Sehr artenreich ist auch die Dinosaurierfauna Auffallend ist dabei das praktisch alle Reste von kleinen Tieren stammen was vermutlich mit dem Okosystem und den Erhaltungsbedingungen Taphonomie zusammenhangt Ebenfalls ungewohnlich ist dass die uberwiegende Mehrheit der Reste von fleischfressenden Dinosauriern Theropoden stammt darunter einer der ersten Tyrannosaurier Aviatyrannis Sauropoden sind nur durch Zahne vermutlich die eines Brachiosauriden reprasentiert und Ornithopoden sind durch den kleinen basalen Euornithopoden Phyllodon und mindestens einen unbestimmten Iguanodontier vertreten Einzelne Zahne legen zudem nahe dass auch der Urvogel Archaeopteryx in Guimarota vorkam was somit der erste Nachweis dieses Tieres ausserhalb der Solnhofener Plattenkalke ware Dies wurde aber spater von anderen Palaontologen bestritten 2 nbsp Nachbildung des nahezu vollstandigen Fossils von Henkelotherium in FundlageVon besonderer wissenschaftlicher Bedeutung ist die Saugetierfauna von Guimarota Ein primitives Saugetier ist der Docodonte Haldanodon ein kleines grabendes Tier darin vermutlich einem heutigen Maulwurf ahnlich Es sind zahlreiche Fossilien von Multituberkulaten entdeckt worden insgesamt 18 Arten konnten beschrieben werden Multituberkulaten sind eine urtumliche Saugetiergruppe welche im Mesozoikum die okologische Stellung der Nagetiere einnahm und erst mit der Ausbreitung der echten Nagetiere ausstarb Von besonderem Interesse sind die Eupantotheren die die fortschrittlichsten Saugetiere ihrer Zeit waren und bereits dem Ursprung der modernen Saugetiere Theria Beuteltiere und Plazentatiere nahestehen Zwei Gruppen der Eupantotheren kommen in Guimarota vor die Dryolestiden und die Peramuriden Zu den letzteren gehort das erste nahezu vollstandige Skelett eines jurassischen Saugetieres das gefunden wurde Dieses Skelett wurde 1991 von Bernard Krebs als Henkelotherium beschrieben Lebensraum BearbeitenAnhand der Fossilfunde und der Sedimentologie von Guimarota lasst sich der Lebensraum rekonstruieren Demnach handelt es sich offenbar um einen Kustensumpf der periodisch vom Meer uberschwemmt wurde wodurch sich die marinen Faunenelemente etwa die Haie erklaren lassen Literatur BearbeitenThomas Martin Bernard Krebs Hrsg Guimarota A Jurassic Ecosystem Pfeil Munchen 2000 ISBN 3 931516 80 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b Thomas Martin Professor Bernard Krebs verstorben Memento vom 7 November 2005 im Internet Archive Palaontologie aktuell Heft 44 Juli 2001 Seite 2 Antoine Louchart Joane Pouech 2017 A tooth of Archaeopterygidae Aves from the Lower Cretaceous of France extends the spatial and temporal occurrence of the earliest birds Cretaceous Research 73 40 46 doi 10 1016 j cretres 2017 01 004Weblinks BearbeitenDer Fund in der Kohlenmine Ein fossiles Eldorado der Jurassic Garden wird entdeckt Auf scinexx de vom 14 Juni 2002 Jurassic Park der Saugetiere Sensationelle Fossilienfunde in der Kohlengrube Guimarota Auf idw online de vom 21 November 2000 FU Berlin Palaontologische Grabungen in Guimarota Memento vom 5 Mai 2008 im Internet Archive Universitat Bonn Henkelotherium guimarotae ein Urahn aus Portugal mit bildlicher Umweltrekonstruktion und Lagekarte Memento vom 22 Juli 2009 im Internet Archive Normdaten Geografikum GND 4609210 9 lobid OGND AKS VIAF 243865703 39 7 8 8 Koordinaten 39 42 0 N 8 48 0 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guimarota amp oldid 230196843