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Die Docodonta sind eine Gruppe ausgestorbener Saugetiervorfahren Mammaliaformes die im Jura und in der Kreidezeit lebte Bekanntester Vertreter dieser Gruppe ist wohl die 2004 entdeckte und 2006 erstmals beschriebene an das Leben im Wasser angepasste Gattung Castorocauda DocodontaCastorocauda LebendrekonstruktionZeitliches AuftretenMittlerer Jura bis Obere Kreide 165 bis 70 Mio JahreFundorteEurasien Nordamerika SudamerikaSystematikSynapsiden Synapsida Therapsiden Therapsida CynodontiaEucynodontiaMammaliaformesDocodontaWissenschaftlicher NameDocodontaKretzoi 1946 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entwicklungsgeschichte 3 Aussere Systematik 4 Bekannte Gattungen 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenHerausragendes Merkmal der Docodonta waren die verbreiterten Molaren Backenzahne mit komplexen Kauflachen 1 Diese Zahne ermoglichten einen starker mahlenden Kauvorgang als bei anderen Saugetieren 2 Die Zahne sind meist nur rund 0 5 bis 1 5 Millimeter gross Fur welche Nahrung diese Zahne optimiert waren ist umstritten diskutiert werden eine pflanzen oder allesfressende Ernahrung Castorocauda hingegen konnte sich von Fischen ernahrt haben Von vielen Gattungen ist ausser Zahnen oder Kieferteilen nichts bekannt Von Haldanodon allerdings wurde ein nahezu vollstandiges Skelett entdeckt das Tier besass sehr stammige und waagrecht orientierte Gliedmassen Dieser Bau hat zu Spekulationen uber eine unterirdisch grabende oder schwimmende Lebensweise gefuhrt wobei die zweite Moglichkeit seit der Entdeckung von Castorocauda mit seiner eindeutigen Anpassung an das Wasserleben wahrscheinlicher geworden ist Entwicklungsgeschichte BearbeitenNahezu alle Funde der Docodonta stammen aus der Zeit zwischen dem Mittleren und Oberen Jura beziehungsweise der fruhesten Kreide und sind fast ausschliesslich aus Europa Asien und Nordamerika bekannt was dafur spricht dass diese Gruppe uber den ehemaligen Kontinent Laurasia dem nordlichen aus Pangaea hervorgegangenen Grosskontinent verbreitet war Es gibt allerdings Funde von Zahnen und Kieferteilen aus der oberen Kreidezeit aus Sudamerika Die betreffende Gattung wurde Reigitherium genannt und konnte ein Anzeichen dafur sein dass die Docodonta in isolierten Regionen langer uberlebt haben konnten Allerdings sind die Funde sehr schlecht erhalten was eine eindeutige systematische Zuordnung erschwert Aussere Systematik BearbeitenAufgrund des urtumlichen Baus des Kiefergelenks werden die Docodonta zu einer Reihe von Tieren gezahlt die fortgeschrittene saugetierahnliche Merkmale aufweisen sich aber in Details noch von den heutigen Saugern unterscheiden und darum als Mammaliaformes Saugetierartige oder als Mammalia sensu lato im weiteren Sinn zusammengefasst werden Ob man sie bereits als Saugetier oder noch als Saugetiervorfahren bezeichnet ist eine Definitionsfrage Kladistische Analysen ordnen sie weiter entwickelt als die Morganucodonta oder Sinoconodon aber urtumlicher als Hadrocodium oder die eigentlichen Saugetiere ein Die Funde von Castorocauda waren insofern uberraschend als auffallige Spezialisierungen bei Saugetieren weit alter waren als bisher angenommen Bekannte Gattungen BearbeitenHaldanodon ist ein vergleichsweise ursprunglicher Vertreter der Docodonta Ein nahezu vollstandiges Skelett wurde in den 1970er Jahren in der Kohlengrube Guimarota in Portugal entdeckt daneben noch zahlreiche Schadel und Zahnfunde Die Gattung wird auf ein Alter von rund 152 Millionen Jahre datiert und war das erste bekannte Saugetier aus dem Oberjura von dem mehr als nur sparliche Funde vorhanden waren Wie oben erwahnt konnten die stammigen waagrecht angebrachten Gliedmassen auf eine wasserbewohnende Lebensweise hindeuten Docodon lebte ebenfalls im oberen Jura Funde von Othniel Charles Marsh sind aus Nordamerika und eventuell England bekannt Die Gattung zeigt besonders verbreiterte Molaren sonst ist aber wenig uber sie bekannt Castorocauda aus dem oberen Jura wurde 2004 in China entdeckt und ist durch seine Anpassungen an das Wasserleben und durch seine Grosse bemerkenswert Reigitherium ist durch einen Kieferteil mit drei Zahnen bekannt der in Patagonien gefunden wurde und aus der Oberkreide vor rund 70 Millionen Jahren stammt Sowohl das geringere Alter als auch der Fundort stehen zu den ubrigen Vertretern dieser Gruppe in Widerspruch Die starke Abnutzung der Zahne und der schlechte Zustand der Funde lassen eine zweifelsfreie systematische Zuordnung nicht zu Wie bereits erwahnt ist es aber denkbar dass der Fund ein Hinweis dafur sein konnte dass die Gruppe in manchen Regionen langer uberlebt hat Docofossor wurde 2015 anhand eines nahezu vollstandigen Skelettes aus dem Oberen Jura Chinas beschrieben Es zeigte deutliche Anpassungen an eine grabende fossoriale Lebensweise wie der verlangerte obere Gelenkfortsatz der Elle das Olecranon und die breiten schaufelartigen Krallen zeigen Es mass 9 cm von der Schnauze bis zum Becken und wog zwischen 13 und 17 g Die reduzierte Anzahl an Finger und Zehengliedern erinnert an die Goldmulle in Afrika die ebenfalls unterirdisch leben 3 Agilodocodon war ein Baumkletterer was unter anderem anhand der verlangerten und seitlich verschmalerten Krallen dem mobilen Ellenbogen und moglicherweise auch anhand des sehr beweglichen Schwanzes erkennbar ist Zudem zeigt es im Gebissaufbau eine Anpassung an eine pflanzliche Ernahrungsweise was innerhalb der Docodonta bisher nicht beobachtet wurde Die Gattung wurde ebenfalls im Jahr 2015 anhand eines gut erhaltenen Skelettes beschrieben Dieses stammt aus dem Mittleren Jura von China Die Tiere wiesen eine Gesamtlange von 14 cm auf einschliesslich Schwanz und wogen schatzungsweise 27 bis 40 g 4 Microdocodon wurde im Jahr 2019 erstbeschrieben und lebte im ausgehenden Mitteljura vor 166 bis 164 Millionen Jahren Der Fund eines nahezu vollstandigen Skelettes stammt aus Daohugou im nordostlichen China Die Tiere wogen nur 5 bis 9 g wiesen einen schlanken Korper mit ausgesprochen langem Schwanz auf und lebten gemass der Proportion ihrer Gliedmassen vermutlich in Baumen Das vollstandig ausgebildete Zungenbein war wie bei heutigen Saugetieren U formig und gelenkig Es zeigt somit an dass schon die urtumlichen saugetierartigen Formen ihre Nahrung kauend zerkleinerten und in dosierten Portionen schlucken konnten abweichend von den meisten anderen Wirbeltieren die ihre Nahrung meist vollstandig oder in grossen Portionen verschlingen Gegenuber dem modern wirkenden Zungenbein waren die Knochen des Mittelohrs noch primitiv gestaltet und wie bei anderen fruhen saugetierartigen Formen mit dem Unterkiefer verbunden 5 Einzelnachweise Bearbeiten Universitat Tubingen Memento vom 15 September 2008 im Internet Archive rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Docodonten Zahnen Universitat Tubingen 1 2 Vorlage Toter Link www uni tuebingen de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Modell zur Ermittlung der Kaubewegungen von Docoodonten Zhe Xi Luo Qing Jin Meng Qiang Ji Di Liu Yu Guang Zhang und April I Neander Evolutionary development in basal mammaliaforms as revealed by a docodontan Science 347 2015 S 760 764 Qing Jin Meng Qiang Ji Yu Guang Zhang Di Liu David M Grossnickle und Zhe Xi Luo An arboreal docodont from the Jurassic and mammaliaform ecological diversification Science 347 2015 S 764 768 Chang Fu Zhou Bhart Anjan S Bhullar April I Neander Thomas Martin und Zhe Xi Luo New Jurassic mammaliaform sheds light on early evolution of mammal like hyoid bones Science 365 2019 S 276 279 doi 10 1126 science aau9345Literatur BearbeitenThomas S Kemp The Origin amp Evolution of Mammals Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 0 19 850761 5 Weblinks BearbeitenKladogramm der Docodonta Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Docodonta amp oldid 217229867