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Die Visio Godeschalci lat Vision Gottschalks ist der Bericht des Rodungsbauern Gottschalk in Holstein von seiner 1189 erlebten Vision Zwei verschiedene Geistliche haben ihn unabhangig voneinander befragt und seine Erzahlung 1190 in lateinischer Sprache aufgeschrieben In Gottschalks Vorstellung vom Jenseits mischen sich christliche Bilder mit altnordischen aus vorchristlicher Zeit Der Visionsbericht vermittelt Einblicke in das Alltagsleben und die Jenseitsvorstellungen eines Angehorigen der sozial niederen Schicht fast am Rande der christlichen Welt im spaten 12 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Visionsbericht 2 1 Wanderung im Jenseits 2 1 1 Nach der Vision 2 1 2 Anmerkungen 2 2 Autoren 2 3 Handschriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenGottschalk gehorte in die zweite Generation der Holsten die Graf Adolf II 1143 zur Landnahme Wagriens aufgerufen hatte Vermutlich in den 1170er Jahren E 1 kam er aus dem Kirchspiel Nortorf nach Horchen dem heutigen Grossharrie A 1 in Mittelholstein das damals zur Pfarrei des Augustiner Chorherrenstifts Neumunster gehorte und schon 1141 als Ausstattung des Stifts genannt wird Es war Gottschalks Zehntherr E 2 personlich war er ein freier Mann Um seine Ackerflache zu erweitern rodete er Baume mit Stubben im angrenzenden Hochwald Mit seiner fast blinden Frau seinem schwachlichen Sohn und einem Gaul bewirtschaftete er seine Kate Gottschalk war immer wieder krank und haufig litt er Not selbst im Winter ging er barfuss E 3 Gottschalk gehorte zum militarischen Aufgebot der holsteinischen bauerlichen Fuhrungsschicht die Heinrich den Lowen unterstutzte und 1189 die Siegesburg belagerte eine der letzten Stellungen Graf Adolfs III Vergebens hatte er den Overboden gebeten ihn wegen Erkrankung von seiner Pflicht zu entbinden Mit seinen Dorfgenossen erreichte er Segeberg am 10 Dezember Zwei Tage spater kam die Krankheit mit Fieberschauern zum Ausbruch Bis zum 17 Dezember war er noch ansprechbar und konnte die Kommunion empfangen Dann schwanden seine Sinne er konnte nicht mehr sprechen und der Pulsschlag horte auf Der Leib wirkte wie entseelt am 20 entstromte seine Seele wie Gottschalk spater erzahlt In dieser Phase des Scheintods hatte Gottschalk eine Sterbevision E 4 E 5 Visionsbericht BearbeitenDas Motiv von der Wanderung im Jenseits und der Ruckkehr in die irdische Welt gehort zur verbreiteten erbaulichen Literatur des Mittelalters von der Gottschalk aus der Predigt manches erfuhr Fur die Jenseitsreise ist typisch dass der Visionar in Ekstase oder Schlaf fallt und die Seele den Korper verlasst der wie tot zuruckbleibt Haufig begleiten Engel den Visionar als Fuhrer Typisch ist auch dass er im Jenseits verschiedene Platze sieht und dass er nach seiner Ruckkehr nicht alles erzahlen darf Dass er in der anderen Welt ihm aus dem Leben bekannte Menschen trifft und dort nicht verweilen darf sind ebenfalls Topoi in der Visionsliteratur des 12 Jahrhunderts Gottschalks Weltbild ist durch die Uberlieferungen seiner Familie und seiner Dorfgenossen bestimmt durch die sonntagliche Predigt und die Bilder in der Kirche Seine Jenseitsvorstellung entspricht im Wesentlichen der kirchlichen Lehre vor allem auch in dem Glauben dass das irdische Handeln im Jenseits belohnt oder bestraft wird In dem erst vor ein oder zwei Generationen wirklich christianisierten Gebiet ist der Volksglaube aber noch stark von der germanischen Mythologie gepragt Gottschalks Erlebnisse im Jenseits entsprechen dem Volksglauben seiner Zeit und seiner Umgebung E 6 Wanderung im Jenseits Bearbeiten Gottschalks Vision beginnt mit einem Topos mit der Ankunft der beiden Engel die ihn durch das Jenseits geleiten und das Gesehene erlautern E 7 An einer Linde die mit unzahlbar vielen Schuhpaaren behangt war stromten die Seelen der Toten zusammen Wer in seinem Leben dem Nachsten nach seinen Moglichkeiten Barmherzigkeit erwiesen hatte der bekam schutzende Schuhe A 2 Mit 14 Schuhtragern und ungefahr 120 Unbeschuhten begann der Marsch der Toten durch eine ode Heide mit Dornen und Stacheln Die ungeschutzten Fusse wurden zerstochen Sturzende wurden so zugerichtet dass an ihnen keine heile Stelle blieb Als Gottschalk barfuss zusammenbrach holte ihm sein Engel ein Paar Stiefel von der Linde A 3 Die Unbeschuhten wurden bestraft weil sie sich den Geboten Gottes und den Lehren der Priester nicht gehorsam gefugt hatten zu ihnen gehorte offensichtlich auch Gottschalk Nachdem alle die dornige Heide passiert hatten waren 25 der Unbeschuhten von ihren Sunden erlost und durften sich der Gruppe der Schuhtrager anschliessen Die Seelen kamen an einen breiten Fluss aus dem die Klingen von Schwertern Spiessen und Lanzen emporragten Tote die schwimmend ans andere Ufer mussten wurden zerfleischt A 4 Im Strom schwimmende Balken glitten ans Ufer nahmen die Beschuhten auf und brachten sie selbsttatig unverletzt auf die andere Seite A 5 Wer im Zeitalter des Landesausbaus und der Bodenmelioration freiwillig dem Gemeinwohl gedient Wege gangbar gemacht im Schlamm Damme errichtet und Brucken gebaut oder renoviert hatte den nahmen die Balken auf A 6 Bis auf sechs waren jetzt alle entsuhnt Gottschalks erster Tag in der jenseitigen Welt ging zu Ende Mit den in ihrer Gestalt wieder hergestellten Seelen formierte sich der Zug in der Reihenfolge der Erlosung An einer Weggabelung A 7 fuhrte der helle und breite Mittelweg geradeaus er war fur die Guten bestimmt Der enge und morastige linke Weg fur die hoffnungslosen Sunder ging in die Tiefe und war auf beiden Seiten von hohen Mauern gesaumt Der Gestank aus diesem Weg zur Holle verpestete die Luft und war der Anlass fur Gottschalks sich spater verschlimmernde Krankheit Der Weg zur Rechten fur die Vollkommenen strebte feurig glanzend himmelwarts Funf Schuhtrager wies ein Engel nach rechts Die sechs noch nicht Entlasteten am Ende des Zugs befahl er auf einen Pfad zwischen Abgrund und Mittelweg durch unwegsames finsteres Gelande Mit Abstand folgte ein Schwerbelasteter dessen Identitat Gottschalk nicht preisgibt A 8 Von den Vollkommenen horte man lieblichen Jubelgesang sie leuchteten in unvergleichbarem Licht und meisterten leichtfussig den steilen Aufstieg Die Wanderer auf dem Mittelweg durch eine liebliche Landschaft besangen heiter die Herrlichkeit Gottes Die sechs noch nicht Entsuhnten am Ende des Zugs seufzten und klagten Gottschalk wurde zu ihrem Fuhrer bestimmt und befurchtete Schlimmes Aber sein Engel trostete ihn er werde die Bestrafungen zwar sehen aber seine Engel wurden ihn schutzen Am Ende des zweiten Tages loderte ein Feuer A 9 von unermesslicher Hitze auf der Flache eines Neunecks A 10 Neun Damonen qualten die Busser auf vielfaltige Weise Sunder legten einen Arm ins Feuer einen Fuss oder eine andere Korperpartie Wer an der Hand gestraft wurde war ein Dieb und wer an den Fussen gebrannt wurde ging auf falschen Wegen A 11 Noch in einiger Entfernung wurde Gottschalks linke Seite von der Gluthitze gestreift und er spurte einen heftigen Schmerz Gottschalk sah einflussreiche Manner im Feuer einen ehemaligen Overboden und Angehorige der holsteinischen bauerlichen Fuhrungsschicht die Heinrich den Lowen unterstutzte A 12 Nachdem Gottschalk Sunder im Feuer gesehen hatte fuhrten ihn seine Engel auf den Mittelweg zuruck der immer breiter immer heller leuchtend nach oben fuhrte Zwei Seelen aus der ehemaligen Sechsergruppe die durch die Folter entsuhnt waren begleiteten ihn 25 weitere Erloste schlossen sich an und folgten dem Zug gemeinsam sangen sie frohe Lieder Aus dem Weg wurde eine breite glanzend schone Strasse und aus einem hohen prachtvollen Haus erklangen frohliche Lieder Die Strasse wurde nochmals breiter mit einem grosseren Haus dessen Bewohner noch wohltonender sangen Noch einmal wurde die Strasse breiter mit einem Gebaude das die gesehenen an Grosse Pracht und Zahl der jubelnd singenden Bewohner ubertraf Gottschalk bedauerte dass er seine Engel nicht nach der Bedeutung dieser Stufung der Strasse der Hauser und ihrer Bewohner zur Weite Schonheit Helligkeit und Freude gefragt hatte Ein wundersamer Duft spendete den Wanderern Kraft und Gottschalk hatte kein Verlangen mehr nach Speisen A 13 Nach diesem Weg von drei Tagen offnete sich die Weite des Reichs der Lebenden A 14 wie Gottschalk die andere Welt nannte Die Sonne strahlte neunmal heller als auf der Erde und stand immer im Zenit es gab weder Schatten noch Nacht A 15 Alles leuchtete in goldenem Licht Eine strahlende Basilika A 16 erschien auf einem Platz Fenster und Turen besass sie nicht und der Chor lag im Westen Strahlende Hauschen waren an die Kirche angebaut A 17 In den offenen wohnten die Heiligen die noch geschlossenen waren fur kunftige Bewohner bestimmt Als Gottschalk die Kirche mit Abstand betrachtete stand in strahlender Erhabenheit ein Mann auf dem First der Evangelist Johannes A 18 Gottschalks Weggenossen hatten sich in gleicher Weise verwandelt und plotzlich waren sie verschwunden Gottschalk war mit seinen beiden Engeln allein Auf einer Bank neben der Kirche erkannte er zwei kurzlich verstorbene Chorherrn sie liessen Platz fur sechs weitere die noch lebten An anderer Stelle sah er einen Laienbruder in einem hellen Hauschen einen Kuchenhelfer des Stifts der sich diesen Platz durch Askese und Kasteiungen verdient hatte Auf einer zweiten Bank kannte Gottschalk drei Laienbruder die Platz hielten fur zwei noch lebende Ein noch verschlossenes Hauschen war fur eine Witwe reserviert die Kranke besucht und ihnen Mittel zur Linderung ihrer Leiden schenkt Das ihr von ihrem Mann zugefugte Leid hatte sie treu und geduldig ertragen Nachdem der Hof an sie gekommen war spendete sie grosszugig an die Armen Der schlechten Behandlung durch ihre Kinder begegnet sie mit Gleichmut Beim Blick zum Westende der Kirche hatte Gottschalk ein uberwaltigendes Erlebnis von dem er zunachst nicht sprechen konnte Uber dem Chor sah er fur einen Augenblick ein unbeschreiblich helles Licht das alles zum Leuchten brachte und alles durchdrang A 19 Als er verstort und zitternd wieder aufsah war die Erscheinung verschwunden Gottschalk war uberzeugt dass er fur einen Augenblick Gott wahrgenommen hatte A 20 Am funften Tag erreichten Gottschalk und seine Engel einen riesigen Platz auf dem sich viele Seelen versammelt hatten Alle erschienen zum Fest des heiligen Andreas das man im Dezember feierte Alle sah man ohne Gebrechen in ihrer vollkommenen Gestalt die Manner im Alter von etwa dreissig Jahren A 21 Einige Manner schleppten andere auf dem Rucken es waren Morder die ihr Opfer bis zum Jungsten Tag tragen mussten es sei denn sie wurden bei Blutrache erschlagen der Morder eines Christen hingegen wurde von seiner Strafe in keinem Fall befreit A 22 Herren und Herrinnen erwiesen ihren Knechten und Magden gesenkten Hauptes die Ehre Sie schamten sich weil sie auf Erden ihr Gesinde nicht wie Mitchristen behandelt hatten A 23 Pilger die eine Reise nach Jerusalem unternommen hatten trugen goldene mit Edelsteinen besetzte Kreuze auf der Brust Wer dreimal zu den Apostelgrabern nach Rom gepilgert war der trug wegen seiner Beharrlichkeit eine goldene Krone A 24 Als der heilige Andreas erschien stimmte er zart einen Hymnus an und die Umherstehenden fielen jubelnd ein Gottschalk versuchte es vergeblich seine Stimme hatte keinen Klang Das Gelingen war ihm versagt weil er im Reich der Lebenden nicht bleiben durfte denn nach seiner Ruckkehr in die irdische Welt sollte er den Menschen von seinen Erlebnissen berichten Die Engel versprachen ihm aber ihn spater hierher zuruckzubringen Plotzlich war Gottschalk allein Engel und Festgesellschaft waren verschwunden Gottschalk kam zu einer unendlich grossen Stadt in einer weiten Ebene ohne Walle Graben und Ringmauer stand sie jedem offen Die Hauser hatten eine von Sitzbanken begleitete durchsichtige Mittelwand und waren an den Seiten durch verzierte Saulchen gestutzt Millionen Tote aus allen Zeitaltern und Volkern lebten in dieser Stadt die Gottschalk nicht betrat da er keine Fuhrer mehr hatte Von ausserhalb sah er einen Mann aus seinem Kirchspiel der am Vortag gestorben war am selben Tag beerdigt wurde und Gottschalk bat seinem Sohn eine Botschaft zu ubermitteln Er hatte die Peinigungen uberstanden und wusste nicht wo er bleiben sollte Gottschalk bemerkte wie den zweimal verheirateten Mann seine verstorbene erste Frau bei der Hand nahm und ihm auf ihrer Bank den Platz zu ihrer Rechten anbot Viele aus seinem Heimatdorf sassen auf derselben Bank A 25 Dies war das letzte Bild seiner Vision Nach der Vision Bearbeiten Am 24 Dezember wurde Gottschalks Einheit abgelost seine Kameraden brachten ihn krank und verwirrt auf einem Karren nach Hause Von seiner Reise hatte er leibliche Leiden mitgebracht Die Haut seiner Fusssohlen loste sich ab sodass er nicht mehr gehen konnte Der Gestank aus dem Hollenweg bereitete ihm Schmerzen im Kopf mit Eiter in Mund und Nase Der beim Fegefeuer erlittene Schmerz in der Seite der sich auf andere Korperteile ausdehnte hinderte ihn sich auf die Seite zu legen Funf Wochen lang ass und trank er nur selten und wenig Ab Ende Januar 1190 konnte er den Nachbarn von seinen Erlebnissen berichten Da er aber auf dem Hof kaum noch arbeiten konnte bat er seinen Pfarrer in Neumunster um die Letzte Olung und noch auf dem Krankenlager berichtete er ihm von seiner Vision E 8 Anmerkungen Bearbeiten Grossharrie ist offenbar der alteste der Harrie Orte mit einer Besiedlung bis in die Jungsteinzeit Assmann S 11 Die neuen Siedler legten ihre Dorfer fur Bauern ihrer Wirtschaftsweise und Rechtsordnung an die vorhandene slawische Siedlung wurde verlegt Walther Lammers Das Hochmittelalter bis zur Schlacht bei Bornhoved Neumunster 1981 S 303 Kleinharrie ware dann die jungere Siedlung Dem Toten wurden Schuhe mitgegeben um ihm den Weg ins Jenseits zu erleichtern Lammers Anm 11 Der Brauch Totenschuhe mit ins Grab zu geben findet sich schon im vorchristlichen Nordgermanien und in England In der islandischen Gisla saga werden Totenschuhe erwahnt und in einem sudnorwegischen und einem nordenglischen Volkslied ist vom schutzenden Jenseitsschuh die Rede Dinzelbacher s Literatur S 81 Die Linde ist in anderen Visionsberichten nicht anzutreffen Vielleicht dachte Gottschalk an die Gerichtslinde unter der eine Strafe erfolgte oder erlassen wurde Dinzelbacher s Literatur S 86 Gefahrliche Flusse tauchen in mittelalterlichen Jenseitsberichten mehrfach auf Sie sind Grenzflusse vor dem Totenreich und symbolisieren den schwierigen Zugang zur anderen Welt Der waffenstarrende Fluss steht in der vorchristlich nordgermanischen Tradition Einen ahnlichen Fluss gibt es in der Voluspa und auch der danische Autor Saxo Grammaticus kennt den waffenfuhrenden Fluss in der Funktion der reinigenden Strafe Dinzelbacher s Literatur S 90f Der Gedanke an Balken die sich wie vernunftbegabte Wesen bewegen und als Jenseitsbrucke dienen taucht offenbar hier zum ersten Mal auf Die Erfullung dieser Aufgabe war gleichbedeutend mit menschlicher Barmherzigkeit Lammers Anm 13 Im Bild von der Weggabelung erscheint die im Mittelalter wichtige Bedeutung von rechts und links Der Rechten wird alles Gute zugeordnet der Linken alles Schwache und Bose Bunz Neue Forschungen S 93 Mit diesem Pfad gibt es vier Wege in Gottschalks Vision wie in einer mittelenglischen Legende wo von den Wegen in den Himmel ins Paradies ins Fegefeuer und in die Holle die Rede ist Dinzelbacher s Literatur Anm 189 Auch die Theologen glaubten dass das Fegefeuer ein konkretes Feuer ist Dinzelbacher s Literatur S 93 Die Neunzahl spielte im Germanischen eine bedeutende Rolle Dinzelbacher s Literatur S 94 Die Szenen geben Einblick in das Alltagsleben und in die Rechtspraxis der Zeit Dinzelbacher s Literatur S 94 Im Ringen um die Landesherrschaft stand Gottschalk auf der Seite der Grafen von Schauenburg und Holstein und der Kirche Lammers Anm 17 Sicher hatte Gottschalk vom Weg in das Land der Lebenden gehort der voll duftender Blumen in dreifacher Stufung zum Himmel fuhrt wie es bei Bonifatius in seinen Briefen bei der Himmelsbeschreibung vorkommt Lammers Anm 21 und Anm 19 Bei Gottschalk fuhrt der Weg dreifach gestuft ins Paradies in das Reich der Lebenden Die duftenden Blumen werden zum wundersamen Duft der den Wanderern die Nahrung ersetzte Regio vivorum steht in der Vulgata Lammers Anm 21 Auch in der Visio Tnugdali gibt es keine Nacht Lammers Anm 53 Sie erscheint zunachst eher als Konigshalle und spater als Kirchenbau Assmann Anm 209 Mit der Kirche ist die ins Grosse und Phantastische stilisierte ehemalige Stiftskirche St Marien in Neumunster gemeint Die 1811 abgerissene Kirche lag im Ortsteil Kleinflecken neben der heutigen Vizelinkirche Assmann Amn 36 Es wird nicht klar warum dem Visionar der heilige Johannes erschien obwohl die Kirche der Jungfrau Maria geweiht war Vgl Verklarung Jesu nach Matth 17 2 Lammers Anm 16 Auch Ansgar war Gott als ausstromendes Licht erschienen berichtet Rimbert in Ansgars Biographie Das vollkommene Alter der Seligen geht zuruck auf Augustinus von dem Gottschalk sicher in der Predigt gehort hatte Lammers Amn 34 Dies hing mit den Rechtsbrauchen zusammen die Gottschalk kannte Lammers Anm 31 Noch in der vorausgegangenen Generation hat bei den Holsten das Sachsenrecht die Verhaltensregeln bestimmt das sich mit der Blutrache abfand Assmann S 16 Dieser Gedanke hat wahrscheinlich mit Gottschalks sozialer Stellung und seinen Wunschen zu tun Lammers Anm 32 Mit den Pilgerabzeichen berichtet Gottschalk von wenig bekannten einst jedoch sehr verbreiteten Devotionalien Lammers Anm 33 In den meisten mittelalterlichen Visionen sind die Verstorbenen im Jenseits nach ihren Verdiensten gruppiert in Gottschalks Vision nach Lebensgemeinschaften Mann und Frau wohnen zusammen auch die Dorfbewohner und die Angehorigen des Stifts Dinzelbacher s Literatur S 96 Autoren Bearbeiten Von Gottschalks Vision gibt es zwei sachlich weitgehend ubereinstimmende Aufzeichnungen von zwei Geistlichen deren Namen nicht bekannt sind Die Autoren unterscheiden zwischen den Angaben Gottschalks und eigenen Kommentaren Beide Fassungen sind in lateinischer Sprache geschrieben Die ausfuhrlichere mit dem Titel Godeschalcus stammt vom Pfarrer in Neumunster zu dessen Pfarrei auch Harrie gehorte Der literarisch und philosophisch versierte Priester war Kanoniker im Augustiner Chorherrenstift Neumunster eventuell war es der Propst des Stifts Sido von Neumunster Im Fruhjahr 1190 hatte er Gottschalk an seinem Krankenbett mehrfach befragt und war von der Wahrhaftigkeit und Bedeutung des Berichts uberzeugt Vermutlich zwischen August und Oktober 1190 schrieb er die Erzahlung nieder Neben der eigentlichen Vision enthalt seine Fassung Kapitel die uber das Leben Gottschalks vor und nach der Vision berichten Der Autor nimmt Bezug auf aktuelle Geschehnisse und bietet damit auch Einblicke in das Alltagsleben und die Rechtspraxis der Zeit Ein wenig spater als die Fassung Godeschalcus entstand die wesentlich kurzere Visio Godeschalci Sie ist aus der Sicht des Visionars in der Ich Form geschrieben und verzichtet auf lokale Bezuge Wahrscheinlich war der Pfarrer von Nortorf der Verfasser auch er befragte den Visionar Er schrieb vermutlich fur einen Leserkreis der an lokalen Ereignissen nicht interessiert war Wortwahl und Umfang der beiden Texte unterscheiden sich aber der Inhalt mit seinen vielen Details widerspricht sich an keiner Stelle Es ist wahrscheinlich dass der Pfarrer in Nortorf den Bericht seines Amtskollegen aus Neumunster gekannt hat denn wie dieser benutzt er bei einigen Parallelstellen dieselben selten gebrauchten Worter und Begriffe E 9 Seine Version wird von Caesarius von Heisterbach im Dialogus miraculorum erwahnt Der Text ist nur als Abschrift in einer spatmittelalterlichen Sammelhandschrift uberliefert Bis zur Edition durch Erwin Assmann war er nahezu unbekannt Handschriften Bearbeiten Wolfenbuttel Herzog August Bibliothek Cod Guelf 558 Helmst 1v 24r Autograph Hannover Niedersachsische Landesbibliothek Ms XXIII 163 f 1 81Literatur BearbeitenErwin Assmann Hrsg Godeschalcus und Visio Godeschalci mit deutscher Ubersetzung Quellen und Forschung zur Geschichte Schleswig Holsteins 74 Neumunster 1979 Walther Lammers Gottschalks Wanderung im Jenseits Zur Volksfrommigkeit im 12 Jahrhundert nordlich der Elbe Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main 19 2 Wiesbaden 1982 Enno Bunz Das alteste Guterverzeichnis des Augustiner Chorherrenstifts Neumunster In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte 1987 Bd 112 S 27 32 Peter Dinzelbacher verba hec tam mistica ex ore tam ydiote glebonis In Peter Dinzelbacher Dieter R Bauer Hrsg Volksreligion im hohen und spaten Mittelalter Paderborn u a 1990 S 57 99 Enno Bunz Neue Forschungen zur Vision des Bauern Gottschalk 1189 In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte 1995 Bd 120 S 77 111 Peter Dinzelbacher Visio Godesc h alci In Lexikon des Mittelalters 8 Sp 1731 Einzelnachweise Bearbeiten Assmann s Literatur S 12 und S 95 Anm 172 Bunz Guterverzeichnis s Literatur S 94ff Assmann s Literatur S 10 13 Dinzelbacher s Literatur S 76 Bunz Neue Forschungen s Literatur S 79 Dinzelbacher s Literatur S 75f Dinzelbacher s Literatur S 76 Assmann s Literatur S 151 Kap 62 Bunz Neue Forschungen s Literatur S 85f Normdaten Werk GND 7689035 1 lobid OGND AKS VIAF 191542354 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Visio Godeschalci amp oldid 213680557