www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt die nordische Gottheit Zur neuseelandischen Kugelstosserin die zeitweise diesen Namen fuhrte siehe Valerie Adams Vili auch Wili 1 altnordisch Vili Wille 2 ist in der nordischen Mythologie der Bruder von Odin des obersten Gotts und von Ve mit dem er stets zusammen genannt wird Odin Vili und Ve heben das Land aus dem Ginnungagap Illustration von Lorenz FrolichDer Islander Snorri Sturluson 13 Jahrhundert berichtet in seiner Prosa Edda dass die drei Bruder von der Riesin Bestla und von Borr abstammen den Buri zeugte 3 Da sie den Urzeitriesen Ymir toten und aus seinen Korperteilen die Welt erbauen sind sie die Schopfer der Welt 4 Zum Abschluss des Schopfungswerks erschaffen sie die ersten Menschen namens Ask und Embla 5 Zudem erzahlt Snorri in seinem Werk Heimskringla in der Ynglinga saga dass Vili und Ve wahrend einer langen Abwesenheit Odins dessen Herrschaft ubernehmen und sich sein Weib Frigg teilen weil sie glauben er kame nicht mehr zuruck Ihre Regentschaft endet schliesslich mit der Ruckkehr Odins 6 Snorri umreisst damit alle Mythen in denen Vili und Ve uberhaupt von Bedeutung sind Die Bruderschaft der drei Gotter bezeugen auch andere Quellen der nordischen Mythologie 7 Ebenso die Abstammung Odins von Burr Borr und Bestla Einig sind sich die Quellen auch darin dass Vili und Ve Mitschopfer der Welt sind jedoch scheint die Voluspa ein Weltschopfungsmodell zu beschreiben das nicht auf der Totung Ymirs beruht Nach ihr hoben Burrs Sohne das Land aus dem Ginnungagap 8 worin einige gewichtige Stimmen in der Forschung eine Schopfung der Welt aus dem Urmeer sehen wie sie typisch fur viele Mythologien Eurasiens ist 9 Die Erschaffung der ersten Menschen wird in der Voluspa in klarem Widerspruch durch Odin Honir und Lodur vorgenommen 10 Man geht davon aus dass in Snorris Werk bewusste Eingriffe in die Mythen zum Vorschein kommen die zum Ziel hatten Widerspruche zwischen den einzelnen Mythen auszuraumen 11 Mit einer Weltschopfung aus dem Wasser konnte Snorri offenbar nicht mehr viel anfangen er ubergeht die entsprechenden Hinweise schlichtweg Die Dreiheit der Weltschopfer unter der Fuhrung Odins setzte er offenbar mit der Dreiheit der Menschenschopfer gleich die ebenfalls von Odin angefuhrt werden Insgesamt zeichnen die nordischen Mythen von Vili und Ve ein recht blasses Bild Sie werden kaum erwahnt und fuhren kein Eigenleben ohne Bezug zu Odin Ihre Namen lassen sich zwar leicht ubersetzen jedoch drucken sie nichts aus was in den Mythen einen Widerhall fande In der alteren Forschung gab es deswegen einige Stimmen die sagten dass Vili und Ve in Anlehnung an die christliche Trinitat erst spat in die nordischen Mythologie eingefuhrt wurden Das heisst dass sie weder zur Volksmythologie gehorten noch heidnischen Ursprungs seien Doch stammen Odins Bruder sogar ziemlich sicher noch aus urgermanischer Zeit da die Namen der drei Bruder ursprunglich eine W Alliteration bildeten die erst in nordischer Zeit zerfiel als sich Wodanaz zu Odin wandelte 12 Unter den nordischen Gottern ist Odin zudem der Gott der bevorzugt im Rahmen von Dreiheiten auftritt Das ist auch nicht ungewohnlich da es bei den indogermanischen Volkern mehrere Falle gibt in denen der hochste Gott von zwei Brudern umgeben ist Obwohl Buri nur bei Snorri bezeugt ist fusst auch die Abstammungsreihe Buri Burr drei Sohne auf einem alten genealogischen Muster In der Germania des Tacitus taucht in vergleichbarer Situation mit Tuisto Mannus drei Sohne dasselbe Abstammungsmuster auf 13 Auch hier gibt es indogermanische aber auch ausserindogermanische Parallelen 14 Der bedeutsamste Mythos von Vili und Ve ist der von der Machtubernahme wahrend Odins Abwesenheit Auch dieser Mythos scheint ein hohes Alter zu haben In Saxo Grammaticus Gesta Danorum werden zwei weitere Abwesenheiten Othins Odins angefuhrt zwar in abweichenden Zusammenhangen jedoch lasst sich aus daraus ablesen dass Odin wohl nicht freiwillig ging wie bei Snorri in den Raum gestellt sondern dass er wohl verbannt worden war Das erinnert stark an alte indische griechische und sumerische Mythen in denen die Bruder oder Sohne des obersten Gottes diesen sturzen und die Herrschaft an sich reissen 15 Eine keltische Parallele findet sich in dem walisischen Mythos von Math und seinen beiden mit ihm rivalisierenden Neffen Gwydyon und Gilfaethwy der im Mabinogion uberliefert ist Setzt man die beiden Erzahlungen miteinander gleich so folgt daraus dass in der nordischen Uberlieferung ein Teil des Mythos verloren gegangen ware wonach aus dem Ehebruch ein Sohn hervorging der in der nordischen Mythologie niemand anderes als Balder sein konne 16 Literatur BearbeitenRudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte 2 Bande 1956 57 2 vollig neu bearbeitete Auflage Verlag Walter de Gruyter Berlin Einzelnachweise Bearbeiten So zum Beispiel noch Arnulf Krause Die Gotter und Heldenlieder der Alteren Edda Philipp Reclam jun Verlag Stuttgart 2004 ISBN 978 3 15050 047 7 und Rene L M Derolez Gotter und Mythen der Germanen Verlag Suchier amp Englisch Wiesbaden 1974 Originaltitel De Godsdienst der Germanen Erscheinungsjahr 1959 ubersetzt von Julie von Wattenwyl S 72 110 284 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte 2 Auflage 1957 517 Snorri Sturluson Prosa Edda Gylfaginning Kapitel 6 Zitation der Prosa Edda nach Arnulf Krause Die Edda des Snorri Sturluson Philipp Reclam jun Verlag Stuttgart 1997 ISBN 978 3 15000 782 2 Snorri Sturluson Prosa Edda Gylfaginning Kapitel 7 f Snorri Sturluson Prosa Edda Gylfaginning Kapitel 9 Snorri Sturluson Heimskringla Ynglinga saga Kapitel 3 Mehrfach in der Skaldik aber auch Lieder Edda Lokasenna Strophe 26 Zitation der Lieder Edda nach Arnulf Krause Die Gotter und Heldenlieder der Alteren Edda Philipp Reclam jun Verlag Stuttgart 2004 ISBN 978 3 15050 047 7 Lieder Edda Voluspa Strophe 4 Franz Rolf Schroder Die Gottin des Urmeeres und ihr mannlicher Partner In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur PBB Band 82 1960 Max Niemeyer Verlag Tubingen 1960 S 221 264 S 252 f Kurt Schier Die Erdschopfung aus dem Urmeer und die Kosmogonie der Volospa In Hugo Kuhn Kurt Schier Hrsg Marchen Mythos Dichtung Festschrift zum 90 Geburtstag Friedrich von der Leyens am 19 August 1963 Verlag C H Beck Munchen 1963 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte Band 2 Religion der Nordgermanen Verlag Walter de Gruyter amp Co Berlin und Leipzig 1937 320 Heinrich Beck Erde In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 7 2 Auflage Verlag Walter de Gruyter Berlin New York 1989 ISBN 978 3 11 011445 4 S 438 Anders Hultgard Schopfungsmythen In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 27 2 Auflage Verlag Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 978 3 11 018116 6 S 251 ablehnend Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 237 Lieder Edda Voluspa Strophe 17 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte Band 2 Religion der Nordgermanen Verlag Walter de Gruyter amp Co Berlin und Leipzig 1937 316 unter Verweis auf Eugen Mogk Grundriss der germanischen Philologie Band 1 S 235 und Sigurdur Johannesson Nordal Voluspa S 120 Vergleiche Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte 2 Auflage 1957 517 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 470 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte 2 Auflage 1957 517 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 237 unter Verweis auf C Scott Littleton The Kingship in Heaven Theme In Jaan Puhvel Hrsg Myth and Law among the Indo Europeans Studies in Indo European Comparative Mythology University of California Press Berkeley etc 1970 S 83 121 Kurt Schier Die Erdschopfung aus dem Urmeer und die Kosmogonie der Volospa In Hugo Kuhn Kurt Schier Hrsg Marchen Mythos Dichtung Festschrift zum 90 Geburtstag Friedrich von der Leyens am 19 August 1963 Verlag C H Beck Munchen 1963 S 106 Schon Karl Viktor Mullenhoff machte auf diese Gleichungen aufmerksam Franz Rolf Schroder fand Entsprechungen zweifacher Dreizahlen bei den Griechen und Skythen und Adolf Dyroff verglich das Abstammungsmuster insbesondere mit der griechischen Generationenfolge Uranos Kronos Zeus Hades Poseidon Vergleiche Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte 2 Auflage 1957 517 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 323 Karen Bek Pedersen Interpretations of Ynglingasaga and the Mabinogi Some Norse Celtic correspondences In Old Norse religion in long term perspectives origins changes and interactions an international conference in Lund Sweden June 3 7 2004 Nordic Academic Press 2007 Band 8 S 332 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vili amp oldid 211330485