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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Band siehe Heimskringla Band Heimskringla altnordisch fur Weltkreis ist der Titel eines mittelalterlichen Werkes uber die Geschichte der norwegischen Konige das um 1230 verfasst wurde und Snorri Sturluson zugeschrieben wird Das Werk ist ohne Verfasserangabe uberliefert Seite aus Heimskringla Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Zuschreibung an Snorri Sturluson 2 Entstehung und Struktur 3 Inhalt nach Kapiteln 4 Heimskringla als historische Quelle 5 Text 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte der Zuschreibung an Snorri Sturluson BearbeitenAm Anfang stand eine Preisaufgabe der Kongelige danske Videnskabernes Selskab Koniglich danische Gesellschaft der Wissenschaftler aus dem Jahre 1870 Dieser Aufgabe lagen bereits bestimmte Pramissen zu Grunde die als Frage formuliert waren Die ersten beiden Fragen betrafen Snorri als Verfasser die letzten beiden den Umfang der Heimskringla und deren Verhaltnis zur islandischen mittelalterlichen Geschichtsschreibung Die Aufgabe setzte bereits voraus dass es sich um ein zusammenhangendes Werk bestimmter Grosse handele das mehr oder weniger vollstandig uberliefert sei Diese Auffassung geht auf die Erstausgabe von Johan Peringskiold Heimskringla eller Snorre Sturlusons Nordlanske Konunga Sagor Stockholm 1697 zuruck Den Namen Heimskringla hatte er von einer Abschrift des Islanders Jon Eggertsson aus dem Jahre 1682 ubernommen 1 Dessen Vorlage in der Universitatsbibliothek von Kopenhagen wurde als Kringla oder Heimskringla bezeichnet Der Handschrift fehlte der Prolog so dass das erste Wort der Ynglinga saga Kringla heimsins massgeblich wurde Die Bezeichnung wurde bereits von Torfaeus benutzt und geht wahrscheinlich auf Ole Worm zuruck der sie in einer Einleitung zur Ausgabe der Ubersetzung ins Norwegische von Peder Clausson Friis Norske kongers Chronica benutzte 2 Gustav Storm gewann mit seiner Arbeit zu dieser Preisaufgabe die Goldmedaille Die Arbeit wurde auf Kosten der Kongelige danske Videnskabernes Selskab unter dem Titel Snorre Sturlasons Historieskrivning Kopenhagen 1873 veroffentlicht 1914 veroffentlichte Sigurdur Nordal in Kopenhagen seine Dissertation Om Olaf den helliges saga Wahrend Storm der Meinung war die Saga uber Olav den Heiligen sei junger als der ubrige Text der Heimskringla und baue auf diesem auf kehrte Nordal diese Chronologie um so dass Snorri die Saga um Olav fruher geschrieben habe Beide gingen davon aus dass alle Teile der Heimskringla vom gleichen Verfasser stammten wobei Nordal sich auf Storm stutzte und Storm sie von der Aufgabenstellung der Preisaufgabe ubernommen hatte 1 Als Erster hat Konrad Maurer vermutet dass es sich bei der Heimskringla um ein Kompilationswerk handele das erst nach Snorris Tod aus vielen Einzelarbeiten zusammengesetzt worden sei von denen nur einige von ihm selbst stammten 3 Neben der erwahnten Handschrift Kringla gab es noch zwei weitere Manuskripte Jofraskinna und Gullinskinna die beide bei dem Bibliotheksbrand in Kopenhagen 1728 vernichtet wurden aber in recht zuverlassigen Abschriften erhalten sind Weitere zwei Handschriften sind in Norwegen und Schweden vernichtet worden De la Gardie Nr 3 verbrannte 1702 in Uppsala Es gibt aber Abschriften von Teilen und eine Ubersetzung ins Schwedische Norlands Chronika och Beskriffning von dem Islander Jon Rugman die 1670 im Druck erschienen ist 4 Jonna Louis Jensen halt es fur wahrscheinlich dass nicht Snorri Sturluson sondern olafur THordarson hvitaskald die Schlussredaktion der Kringla durchgefuhrt und die einzelnen Teile zusammengefugt habe Sie stutzt sich dabei auf Stefan Karlsson 5 der gezeigt hat dass die Hauptteile der beiden wichtigsten Handschriften der Gragas die Stadarholsbok und der Codex Regius mit der gleichen Hand geschrieben worden sind Es habe sich um einen professionellen Schreiber gehandelt Nach ihm kommt auch der Priester THorarinn kaggi in Betracht olafur THordarson hvitaskald war Snorris gelehrter Neffe Er starb 1259 Die Handschrift Kringla kann nach Stefan Karlsson nicht vor 1258 fertig vorgelegen haben Somit ist dessen Schlussredaktion nicht ausgeschlossen THorarinn kaggi starb 1283 Auch er stammte aus dem Sturlungengeschlecht Er war der uneheliche Sohn von olafur THordarsons Vetter Egill Solmundarson der der Sohn von Snorris Schwester Helga war 6 Entstehung und Struktur BearbeitenSnorris Heimskringla reicht von der mythischen Urgeschichte die er im ersten Teil der Ynglingasaga schildert bis in das Jahr 1177 Fur sein Geschichtswerk griff Snorri auf altere Vorlagen zuruck auf das Fagrskinna das schone Pergament um 1230 und auf Agrip af Noregs konunga sogum Abriss der Geschichte der norwegischen Konige Ende 12 Jahrhundert Fur das letzte Kapitel der Heimskringla das die Jahre 1035 bis 1177 schildert schopfte Snorri aus dem Morkinskinna das verrottete Pergament 13 Jahrhundert Gegenuber seinen Vorgangern ist Snorris dynastische Geschichte Norwegens im Mittelalter gepragt durch eine fur seine Zeit fortschrittliche kritische historische Methode die ein ubersichtlich geordnetes Bild der norwegischen Konige gibt Trotzdem fehlt es der Heimskringla an einer koharenten Darstellung da sie sich aus einer Kompilation eigenstandiger Sagas zusammensetzt die jede fur sich genommen als ein literarisches Werk uber einzelne norwegische Konige gelten konnen Wie in dem Skaldskaparmal verwendet Snorri auch in der Heimskringla Skaldengedichte als Kommentar und Illustration seiner Schilderungen Das Werk wird in drei Teile geteilt Heimskringla Hkr I vom Anfang bis zu Olav dem Heiligen Hkr II die Geschichte Olavs des Heiligen und Hkr III die Geschichte danach Die Handschriften werden in zwei Klassen eingeteilt die eine Klasse enthalt Hkr II die andere nicht Zu dieser gehoren Jofraskinna und Gullinskinna Ausserdem gibt es eine gesonderte Saga uber Olav den Heiligen In Jofraskinna ist die gesonderte Saga Olavs des Heiligen eingefugt Es ist daher nicht sicher dass in der Originalschrift Snorris die Geschichte Olavs des Heiligen schon vorhanden war Es ist auch moglich dass eine spatere Redaktion die gesonderte Saga Olavs des Heiligen geringfugig gekurzt in die Heimskringla eingefugt hat 7 Inhalt nach Kapiteln BearbeitenDie Heimskringla besteht aus Prologus Ynglingasaga Saga uber die Ynglinge halbmythisch beruhend auf der Ynglingatal Halfdanar saga svarta Saga von Halfdan dem Schwarzen Ubergang halbmythisch historisch Haralds saga harfagra Saga von Harald Schonhaar 868 928 Hakonar saga goda Adalsteinsfostra Saga von Hakon dem Guten 933 961 Haralds saga grafeldar Saga von Harald Graumantel 960 975 olafs saga Tryggvasonar Saga von Olaf Tryggvason 995 1000 olafs saga helga Saga von Olaf dem Heiligen 1016 1030 Magnuss saga goda Saga von Magnus dem Guten 1035 1047 Haralds hardrada saga Sigurdarsonar Saga von Harald dem Harten Sigurdsohn 1047 1066 olafs saga kyrra Saga von Olaf dem Stillen 1066 1093 Magnuss saga berfaetts Saga von Magnus Barfuss 1093 1103 Magnussona saga Saga von den Sohnen Magnus 1093 1130 Magnuss saga blinda ok Haralds gilla Saga von Magnus Sigurdarson und Harald Gille 1130 1136 Haraldssona saga Saga Inga konungs og braedra hans Saga von den Sohnen Haralds Sigurd Oystein und Inge 1136 1157 Hakonar saga herdibreids Saga von Hakon dem Breitschultrigen 1157 1162 Magnuss saga Erlingssonar Saga von Magnus Erlingsson 1161 1177 Heimskringla als historische Quelle BearbeitenDer Wert der Heimskringla als historische Quelle im Sinne einer modernen wissenschaftlichen Geschichtsschreibung ist seit der Sagakritik umstritten Fur seine Zeit das europaische Hochmittelalter war Snorri Sturluson jedenfalls ein Ausnahme Wissenschaftler dem ein historisches Bewusstsein und das Bemuhen um historische Uberlieferung nicht abgesprochen werden kann im Sinne emischer Kulturbetrachtung Allerdings liegt ein Widerspruch in der Beurteilung Snorris als erstem Historiker fur die westskandinavische Geschichte dass er seine Quellen mit nur geringfugigen Anderungen ubernommen und zusammengestellt hat Dann musste man dieses Pradikat Historiker bereits den Verfassern seiner Quellen zuschreiben Es fallt besonders ins Gewicht dass es zur Zeit der Abfassung die Literaturgattung Geschichtsschreibung im heutigen Sinne jedenfalls im europaischen Raum nicht gab Es handelte sich bei den sich als Geschichtsschreibung ausgebenden Werken immer um Tendenzschriften mit politischer Absicht Das reine Bewahren des Gewesenen fur die Nachwelt lag den Verfassern fern Es handelte sich entweder um Herrscherlob oder um Gesellschaftskritik oder um die Legitimierung von althergebrachten Anspruchen oder die Darstellung der Christianisierung als Erfolgsgeschichte oder ahnliche Ziele die mit einem Werk verfolgt wurden Dass das rein historische Interesse nicht im Vordergrund stand ist deutlich an der olafs saga Tryggvasonar zu beobachten in der die Zerstorung des heidnischen Lade Tempels geschildert wird Dort habe der Konig einen goldenen Ring an der Tempeltur an sich genommen und spater als Geschenk bei der Brautwerbung der heidnischen Konigin Sigrid von Schweden dieser uberbringen lassen Diese habe festgestellt dass der Goldring innen einen Kupferkern hatte Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen beiden bei einem Zusammentreffen im Laufe derer der Konig Sigrid ohrfeigte worauf diese ihm ein gewaltsames Ende prophezeite Das ganze ist eine literarische Komposition um das Symbol der inneren Wertlosigkeit des Heidentums dargestellt am Kupfer im Goldring Lit Niedner S 267 f Glauser S 39 Snorris eigene Quellen reichten von mythologischen und mundlichen Uberlieferungen die er von Zeitzeugen sammelte bis zu den oben erwahnten Werken Er ist Mitbegrunder einer Gelehrten Islandischen Urgeschichte nach Andreas Heusler die auf der Schwelle zwischen Mythologie in euhemeristischer Perspektive und historischer Wissenschaft stand Dies verbietet eine generelle Beurteilung der Heimskringla als historische Quelle und es hangt von einzelnen Daten und Beschreibungen ab ob diese als mythisch quasi historisch oder historisch bewertet werden konnen Dass Snorri wie ihm Egon Mogk vorwarf mythologische Novellen verfasst habe die historisch nicht zuverlassig seien wird in dieser Allgemeinheit nicht mehr vertreten Je naher die Ereignisse an seiner eigenen Lebenszeit liegen desto hoher ist das Gewicht seiner Aussagen zu werten Wertvolle Quellen sind auch seine Zitate alter Skaldenstrophen aus der Zeit der von ihm behandelten Herrscher Text BearbeitenDeutsch Snorris Konigsbuch ubers u hrsg v Felix Niedner Bd 1 3 Diederichs Dusseldorf Koln 1965 Sammlung Thule Bde 14 16 Snorri Sturluson Heimskringla Sagen der nordischen Konige Kommentiert von Hans Jurgen Hube Wiesbaden Marix 2006 ISBN 978 3 86539 084 4 Heimskringla Sagen der Konige Norwegens Ubersetzung von G Mohnicke 1837Altnordisch Heimskringla eda Sogur Noregs konunga online Englisch The Chronicle of the Kings of NorwayNeuislandisch Snorri Sturluson Heimskringla Hrg Bergljot S Kristjansdottir u a Reykjavik 1991 ISBN 9979 3 0309 3 online Norwegisch Snorre Sturluson Kongesagaer Stevensen Oslo 1985 ISBN 82 7201 041 0 Literatur BearbeitenJurg Glauser Vom Autor zum Kompilator In Hans Fix Hrsg Snorri Sturluson Beitrage zu Werk und Rezeption de Gruyter Berlin u a 1998 ISBN 3 11 016182 6 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 18 S 34 Kolbrun Haraldsdottir Der Historiker Snorri Autor oder Kompilator In Hans Fix Hrsg Snorri Sturluson Beitrage zu Werk und Rezeption de Gruyter Berlin u a 1998 ISBN 3 11 016182 6 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 18 S 97 Lee M Hollander Ubers Heimskringla History of the Kings of Norway Published for the American Scandinavian Foundation by the University of Texas Press Austin TX 1991 ISBN 0 292 73061 6 englisch Jonna Louis Jensen Heimskringla Et vaerk af Snorri Sturluson In Nordica Bergensia 14 1997 S 230 245 Jan Alexander van Nahl Kontingenz und Zufall in den altislandischen Konigssagas Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 130 Berlin Boston 2021 ISBN 9783110759280 Rudolf Simek Hermann Palsson Lexikon der altnordischen Literatur Kroners Taschenausgabe Band 490 Kroner Stuttgart 1987 ISBN 3 520 49001 3 S 156 157 Jiri Stary Naivitat und Kritik Die altnordische Geschichtschreibung In Heinrich Beck Wilhelm Heizmann Jan Alexander van Nahl Hrsg Snorri Sturluson Historiker Dichter Politiker de Gruyter Berlin u a 2013 ISBN 978 3 11 033631 3 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 85 S 93 128 Jan de Vries Altnordische Literaturgeschichte Band 2 Die Literatur von etwa 1150 1300 2 Auflage de Gruyter Berlin 1967 Grundriss der germanischen Philologie 16 S 293 295 Diana Whaley Heimskringla In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 14 Harfe und Leier Hludana Hlodyn de Gruyter Berlin u a 1999 ISBN 3 11 016423 X S 238 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heimskringla Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Zum Vorigen Louis Jensen S 231 Den ene scil Sorte Konigs sagas begynder fra Harald Harfager og kaldis Kongbogen Den anden som kaldis Kringlu Heimsens aff de to forste i Bogen skal vore beskrefuen aff Snorre Sturleson fordum Lagmand paa Island Denne er den Chronicke som vi nu her fremsetter Zitiert nach Louis Jensen S 232 Konrad Maurer Ueber die Ausdrucke altnordische altnorwegische und islandische Sprache In Abhandlungen der philosophisch philologischen Klasse der Koniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd 11 Munchen 1868 S 457 706 490 Zum Vorigen Louis Jensen S 232 Stefan Karlsson Kringum Kringlu In Arbok Landsbokasafns 1978 Reykjavik S 5 25 Louis Jensen S 243 insbesondere Fussnote 12 Zum Vorigen Louis Jensen S 239 Normdaten Werk GND 4314315 5 lobid OGND AKS VIAF 177336004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heimskringla amp oldid 231985663