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Dieser Artikel behandelt die hofischen Dichter im mittelalterlichen Skandinavien fur den kanadischen Eishockeyspieler siehe Jarrod Skalde Die Skalden altnordisch skald oder skaeld Dichter waren hofische Dichter im mittelalterlichen Skandinavien vorwiegend in Norwegen und Island Ihre Kunst nennt sich skaldische Dichtung Skaldendichtung oder Skaldik und ist eine der drei grossen altnordischen Literaturgattungen neben den Sagas und eddischer Dichtung Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft des Wortes 2 Geschichte 3 Der Begriff in der Neuzeit 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft des Wortes BearbeitenDie Etymologie des Wortes ist umstritten Eine Theorie verbindet das Wort mit der Wurzel von sagen und hat es mit schelten in Verbindung gebracht altsachsisch skeldari Schelter bzw mittelhochdeutsch schelte Verfasser von Spott und Strafgedichten 1 sowie mit altenglisch scop Dichter entspricht althochdeutsch scof oder scopf und islandisch skop skaup Spott Eine andere Theorie vermutet eine Verwandtschaft mit dem lateinischen Wort scatere hervorsprudeln uberquellen und der indogermanischen Wurzel uat innerlich erregt sein dichterische Begeisterung zeigend 2 Geschichte BearbeitenAb etwa 800 kam die uns bekannte Skaldendichtung mit Bragi Boddason in Norwegen auf Spater rekrutierten sich viele Skalden an den norwegischen Hofen aus Island Bis 1200 sind mehr als 300 Namen von Skalden bekannt 3 Sehr viele Skalden entstammten der Aristokratie Die meisten Skalden waren Manner aber es gab auch weibliche Skalden skaldkonur z B Jorunn skaldmaer und Steinunn Refsdottir Den fruhen Skalden wurden gottliche Inspirationen nachgesagt Bragi Boddason wurde sogar als Gottheit betrachtet Die gesprochen nicht gesungen vorgetragene Skaldendichtung 4 5 vermischte ab dem 10 Jahrhundert heidnische mit christlichen Elementen Es handelte sich ursprunglich um Gelegenheitsgedichte also eine spontane improvisierte Dichtung free standing verses 6 weshalb der Ubersetzer Franz Seewald unter der Bezeichnung Skalden auch alltagliche Gelegenheitsdichter versteht 7 Ein beliebtes Stilmittel der Skalden waren die Kenningar Singular Kenning genannten Umschreibungen einfacher Begriffe welche sich als Kennzeichen einer Dichtersprache deuten lassen Die Skaldendichtung gilt als wichtigste historische Quelle der mittelalterlichen skandinavischen Geschichte und rangiert hinsichtlich des Quellenwertes noch vor den Sagas Bereits die Sagaverfasser waren sich dieses Quellenwertes wohl bewusst und zitierten Skaldenstrophen als Beleg fur ihre Darstellung Snorri Sturluson begrundet dies in seiner Vorrede zur Heimskringla Anderes ist aufgezeichnet nach alten Skaldendichtungen oder Sagaweisen gemeint sind genealogische Gedichte wie Ynglingatal mit denen sich die Leute die Zeit vertrieben Obwohl wir nun nicht genau wissen was Wahres daran ist so wissen wir doch sicher dass kundige Manner aus alter Zeit diese Uberlieferung fur wahr gehalten haben und am Ende Als Konig Harald Schonhaar Alleinherrscher in Norwegen geworden war wurde Island besiedelt Beim Konig waren Skalden deren Gedichte und Epen uber die spateren Konige Norwegens man noch auswendig weiss Wir legen grossen Wert auf das was in diesen Gedichten vorgetragen wurde die vor den Hauptlingen selbst oder ihren Sohnen vorgetragen wurden und wir halten alles fur wahr was sich in diesen Gedichten uber ihre Kriegszuge und Schlachten findet War es namlich auch Skaldenart die Manner besonders zu preisen vor denen sie standen wahrend sie ihr Gedicht vortrugen so wurde es doch kaum einer von ihnen gewagt haben von diesem Herrscher Taten zu erzahlen die alle die sie horten ja auch der Herrscher selbst als offenbare Phantasie oder Luge erkennen mussten Das ware ja kein Preis sondern vielmehr Hohn gewesen Demzufolge liegt die Problematik des Quellenwertes der Skaldendichtung nicht in deren Tendenz zu ubertriebenem Lobpreis sondern vielmehr im geringen Umfang des erhaltenen Materials Soweit Sagas die Skaldendichtung verarbeiteten kommt noch hinzu dass diese ihre eigene Lebenswirklichkeit und Gedanken uber das Konigtum im 12 und 13 Jahrhundert auf die von den Skalden beschriebenen Zustande ubertrugen und so auch die Dichtwerke oft in ihrem gesellschaftlichen Kontext missverstanden und missdeuteten Auf dem europaischen Festland starb der Berufsstand des Skalden zu Beginn des 2 Jahrtausends aus Auf Island konnte er sich jedoch noch bis in das 13 Jahrhundert halten Der bekannteste altislandische Skalde ist Snorri Sturluson der mit seiner Prosa Edda oder Snorra Edda als Lehrbuch fur Skalden diese Kunstform wiederzubeleben versuchte Als grosstes Problem sah er hierbei die Unkenntnis der alten Mythen wie dem Skaldenmet Mythos deren Inhalte zur Bildung und zum Verstandnis der Kenningar notig waren im Zuge der Christianisierung jedoch in Vergessenheit gerieten Im Vordergrund seines Bemuhens stand allerdings ein antiquarisches kein heidnisch religioses Interesse Der Begriff in der Neuzeit BearbeitenIm heutigen Islandisch und Faroisch ist ein skald bzw skald durchaus auch ein zeitgenossischer Dichter So ist eine islandische skaldsaga oder eine faroische skaldsoga nicht etwa eine Skalden Sage sondern ein Roman Skalden Bucher war der Name einer mehrbandigen Reihe des Verlags Schmidt amp Spring Leipzig aus den 1920er bis 1940er Jahren laut Eigendarstellung eine Sammlung von Erzahlungen und Berichten aus Vergangenheit und Gegenwart herausgegeben von Kurt Fervers Es handelt sich zu einem grossen Teil um volkische Literatur Skalden ist auch der Name einer Universitatssangerschaft in Innsbruck siehe Universitatssangerschaft Skalden zu Innsbruck Eine 1965 in Polen gegrundete Band die auch in der DDR popular war nennt sich Skaldowie und trat in der DDR trat als Die Skalden auf Skalden ist ferner der Name einer deutschen Mittelalter Folkgruppe der 2010er Jahre 8 9 2018 wurde das franzosische Trio Skald gegrundet Literatur BearbeitenPeter Foote David M Wilson The Viking Achievement The Society and Culture of early medieval Scandinavia Sidgwick amp Jackson London 1970 ISBN 0 283 35499 2 mehrere Nachdrucke Alexander Johannesson Islandisches Etymologisches Worterbuch Francke Bern 1956 Hans Kuhn Das Drottkvaett Winter Heidelberg 1983 ISBN 3 533 03204 3 Felix Niedner Ubersetzer Daniel Huber Hrsg Die Lieder der Wikinger Nordische Skaldendichtung in deutscher Ubertragung Konigsbrunn 2016 ISBN 978 3 945350 02 7 M Olsen Skalde In Arkiv for nordisk filologi Bd 38 1922 ISSN 0066 7668 Russell Poole Skalde In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 28 Seddin Skringssal 2 vollig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin u a 2005 ISBN 3 11 018207 6 S 553 559 Michail I Steblin Kamenskij On the etymology of the word Skald In Jakob Benediktsson Jon Samsonarson u a Hrsg Afmaelisrit Jons Helgasonar 30 juni 1969 Heimskringla Reykjavik 1969 S 421 430 Heiko Uecker Skaldik In Heiko Uecker Geschichte der altnordischen Literatur Reclams Universal Bibliothek Nr 17647 Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 017647 6 S 233 268 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Skalde Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary skald Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Carmina ScaldicaEinzelnachweise Bearbeiten Michail I Steblin Kamenski On the etymology of the word Skald In Jakob Benediktsson Jon Samsonarson u a Hrsg Afmaelisrit Jons Helgasonar 30 juni 1969 Heimskringla Reykjavik 1969 S 421 430 M Olsen Skalde In Arkiv for nordisk filologi Band 38 1922 S 95 gesamter Band herunterladbar Hans Kuhn Das Drottkvaett Winter Heidelberg 1983 ISBN 3 533 03204 3 Kari Ellen Gade On the recitation of Old Norse skaldic poetry In Heiko Uecker Hrsg Studien zum Altgermanischen Festschrift fur Heinrich Beck Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 11 Walter de Gruyter Berlin u a 1994 ISBN 3 11 012978 7 S 126 151 Peter Foote David M Wilson The Viking Achievement The Society and Culture of early medieval Scandinavia Sidgwick amp Jackson London 1970 ISBN 0 283 35499 2 mehrere Nachdrucke Russell Poole Skalde In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 28 Seddin Skringssal 2 vollig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin u a 2005 ISBN 3 11 018207 6 S 553 559 Franz Seewald Skaldensagas Insel Taschenbuch 576 Aus dem Altislanden ubertragen eingeleitet und erlautert Insel Verlag Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 458 32276 0 S 24 Skalden de Memento vom 6 Dezember 2013 im Internet Archive Skalden de Normdaten Sachbegriff GND 4181621 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skalde amp oldid 230756819