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Lodur altnordisch Lodurr ist in der nordischen Mythologie der Name einer Gottheit der so selten erwahnt wird dass sich nichts Gewisses uber die Gottheit sagen lasst Man geht davon aus dass es sich entweder um den Beinamen eines Gottes oder den Namen einer eigenstandigen aber sonst unbekannten Gottheit handelt Odin Honir und Lodur erschaffen Ask und Embla Illustration von Lorenz Frolich 1895In der eddischen Literatur wird Lodur nur in dem Schopfungsgedicht Voluspa erwahnt Danach gingen Odin Honir und Lodur am Strand entlang und fanden dort Ask und Embla aus denen sie die ersten Menschen schufen Unz thrir qvomo or thvi lidi ǫflgir oc astgir aesir at husi fundo a landi litt megandi Asc oc Emblo orlǫglausa ǫnd thau ne atto od thau ne hǫfdo la ne laeti ne lito goda ǫnd gaf odinn od gaf Hœnir la gaf Lodurr oc lito goda 1 Gingen da dreie aus dieser Versammlung Machtige milde Asen zumal Fanden am Ufer unmachtigAsk und Embla und ohne Bestimmung Besassen nicht Seele und Sinn noch nicht Nicht Blut noch Bewegung noch bluhende Farbe Seele gab Odin Honir gab Sinn Blut gab Lodur und bluhende Farbe Voluspa Strophe 17 f Ubersetzung nach Karl Joseph Simrock 2 Daruber hinaus taucht der Name noch in der Skaldendichtung auf Im 10 und 12 Jahrhundert gebrauchen zwei Skalden die Kenning Lodurrs vinr Lodurrs Freund fur Odin Snorri Sturluson fuhrt in seiner Prosa Edda in Gylfaginning eine andere Gottertrias auf die zuerst die Welt und danach die Menschen erschuf Odin und seine Bruder Vili und Ve Beiden Dreiheiten ist gemein dass Odin einer der Gotter ist und dass sie bei der Menschenschopfung dieselbe Rolle ubernehmen Deswegen wurde mitunter vertreten dass Odins Bruder Entsprechungen von Honir und Lodur seien Doch konnte Snorri Sturluson die Weltenschopfer mit den Menschenschopfern gleichgesetzt haben um die nordische Mythologie zu harmonisieren Moglich auch dass er mit den schemenhaften Gottern Honir und Lodur nicht mehr viel anzufangen wusste Die Handlung der Gotter konnte fur ihn bedeutsamer gewesen sein als ihre genealogisch mythische Abstammung Lodur kann deswegen eine sehr alte Gottheit sein deren Mythen zum Zeitpunkt der Niederschrift der Voluspa bereits so verblasst waren 3 dass nur in der Schopfungsgeschichte der Name noch formelhaft erhalten blieb Lodur kann aber auch der Beiname einer Gottheit sein Insbesondere in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts vertrat man in der alteren Forschung die Meinung dass Lodur ein Beiname des Gottes Loki sei Nach dieser Ansicht entsprach die Dreiheit Odin Honir Lodur der in der nordischen Uberlieferung mehrfach erwahnten Trias Odin Honir Loki Die Kenning Lodurs Freund habe auch eine Analogie in der Kenning Lopts Freund fur Odin wobei Lopt zweifellos ein Beiname Lokis sei Teilweise wurde auch vertreten dass der Runenname Logathore eine etymologische Brucke von Loki zu Lodur schlage 4 Jedoch stellt man Logathore inzwischen mehr zu altenglisch logdor logether Rankeschmied und Zauberer 5 Letztlich kann die Gleichsetzung von Lodur mit Loki nicht eindeutig belegt werden 6 Insbesondere spricht dagegen dass die Rolle des Lebensschenkers kaum zu Loki passen konne 7 zumal es sein einziger Bezug zu den Menschen ware Eine andere Deutung sieht in Lodur einen Beinamen des Gottes Freyr Leite man Lodur von altnordisch lod Frucht Ertrag ab so ergebe sich daraus ein moglicher Beiname des Gottes der Fruchtbarkeit 8 Siehe auch BearbeitenGermanische Schopfungsgeschichte Ask und EmblaLiteratur BearbeitenYvonne S Bonnetain Der nordgermanische Gott Loki aus literaturwissenschaftlicher Perspektive Dissertation Universitat Tubingen 2005 In Goppinger Arbeiten zur Germanistik Nr 733 Kummerle Goppingen 2006 ISBN 978 3 87452 985 3 Ludwig Rubekeil Diachrone Studien zur Kontaktzone zwischen Kelten und Germanen Wien 2002 ISBN 978 3 7001 3124 3 Franz Rolf Schroder Die Gottin des Urmeeres und ihr mannlicher Partner In Helmut de Boor Ingeborg Schrobler Hrsg Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Band 1960 Heft 82 Niemeyer Tubingen 1960 S 221 264 S 247 f Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte 2 Bande De Gruyter Berlin New York 1970 Einzelnachweise Bearbeiten Lieder Edda Voluspa Strophe 17 f Textausgabe nach Titus Projekt URL http titus uni frankfurt de texte etcs germ anord edda edda htm aufgerufen am 4 Dezember 2009 Ubersetzung nach Karl Joseph Simrock Die Edda Ubersetzung Verlag der J G Cotta schen Buchhandlung Stuttgart 1876 Bei Simrock handelt es sich um Strophe 17 f der Voluspa Vergleiche Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte Band 2 Religion der Nordgermanen Verlag Walter de Gruyter amp Co Berlin Leipzig 1937 322 Schroder 1960 S 247 f Klaus Duwel Nordendorf 2 Runologisches In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd 21 2 Auflage Verlag Walter de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 978 3 11 017272 0 S 276 Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte Band 2 Religion der Nordgermanen Verlag Walter de Gruyter amp Co Berlin Leipzig 1937 262 Simek 2006 S 246 Skeptisch hierzu Simek 2006 S 246 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lodur amp oldid 211393783