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Das Unterbrechergetriebe ist eine Koppelung zwischen Propellerwelle und Maschinengewehr MG eines Jagdflugzeuges die dafur sorgt dass der Feuerstoss des so synchronisierten Maschinengewehres unterbrochen wird wenn ein Geschoss aus dem MG ein vor der Mundung vorbeiziehendes Propellerblatt treffen wurde Funktionsweise des Unterbrechergetriebes Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung 2 Technische Losungen vor dem Unterbrechergetriebe 3 MG Synchronisation 4 Weiterentwicklung 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenAufgabenstellung BearbeitenUm dem Piloten das Beheben von Ladehemmungen zu ermoglichen die Schussrichtung des MGs parallel zur Visierlinie des Piloten auszurichten und das Gewicht von Waffe und Munition nah am Schwerpunkt zu konzentrieren kam es bei den ersten Jagdflugzeugen darauf an die Bewaffnung unmittelbar vor dem Cockpit zu platzieren Da einmotorige Flugzeuge mit Zugpropeller die effektivste Bauform fur Jagdflugzeuge waren musste das Maschinengewehr den Propellerkreis durchschiessen konnen ohne den laufenden Propeller zu beschadigen Technische Losungen vor dem Unterbrechergetriebe Bearbeiten nbsp MG 08 15 mit Unterbrechergetriebe ausgestellt im Deutschen Museum in MunchenDa eine technische Losung dafur nicht existierte griffen im Ersten Weltkrieg Kampfflieger zu folgenden zum Teil sehr waghalsigen oder ungewohnlichen Verfahren Flugzeuge in der Pusher Konfiguration mit Druckpropeller wurden verwendet die nach vorn fur ein bewegliches MG oder ein Geschutz freies Schussfeld hatten z B der britische Vickers Gunbus der franzosische Voisin L ein Voisin dieses Typs schoss am 5 Oktober 1914 erstmals ein deutsches Flugzeug im Luftkampf ab oder die deutschen Otto C Typen sowie die Versuchsflugzeuge von Schwade oder August Euler Motor und Propeller wurden am Heck der Rumpfgondel angebracht und die Streben zum Hohen und Seitenleitwerk seitlich am Propeller vorbeigefuhrt Diese aufwendige Losung war aerodynamisch ungunstig und minderte die Flugleistungen der Gitterrumpfe erheblich Bei Zweisitzern 1 wurde der oft vorn sitzende Beobachter mit einem beweglichen MG ausgerustet mit dem er naturlich am Propellerkreis vorbeifeuern musste Der Beobachter zielte in gefahrlicher Weise und bei stark begrenztem Schussfeld mit dem MG zwischen Streben und Verspannung hindurch oder er konnte falls er im hinteren Cockpit untergebracht war nur beim Abdrehen des Flugzeugs mit dem MG wirken Als taktisch unwirksam erwies sich der Versuch von deutscher Seite durch Einsatz sogenannter Grosskampfflugzeuge Feindflugzeuge zu bekampfen Schwere dreisitzige Grossflugzeuge wie die Gotha G I wurden dazu mit beweglichem MG oder Bordkanone bestuckt Diese konnten sich zwar nun verteidigen aber um gegnerische Flugzeuge zu stellen anzugreifen und zu verfolgen waren derartige Grosskampfflugzeuge viel zu langsam und schwerfallig Eine besonders ungewohnliche und waghalsige Losung verfolgte die franzosische Firma SPAD 2 Der Schutze sass in einer vor dem Propeller aufgehangten Gondel mit freiem Schussfeld nach vorn was nicht nur die Zugleistung des Propellers beeintrachtigte und jegliche Verstandigung der Besatzung verhinderte sondern fur den Beobachter mit dem rotierenden Propeller im Rucken bei Bruchlandungen zur todlichen Gefahr wurde Am effizientesten erwies es sich Maschinengewehre entweder hoher oder seitlich versetzt oder im Winkel am Propellerkreis vorbeizielend anzubringen 3 Im ersten Fall war das Nachladen im zweiten auch das Zielen mit dem angewinkelten MG schwierig Dennoch blieb dieses zumindest als Zusatzbewaffnung bis 1918 Standard bei zahlreichen alliierten Jagdflugzeugen u a bei der S E 5 und der Sopwith Camel Die hochste Kampfkraft bewiesen Anfang 1915 jedoch Flugzeuge mit unsynchronisiert durch den Propellerkreis feuernden MG Die Propellerblatter wurden durch Geschossabweiser aus Stahlblech geschutzt 4 Damit wurden Frontalangriff und Verfolgung gegen feindliche Flugzeuge moglich Mit diesen Verfahren hatten die Alliierten Anfang 1915 die Luftherrschaft an der Front gewonnen ihnen waren immer mehr unbewaffnete und damit wehrlose deutsche und osterreichisch ungarische Flugzeuge zum Opfer gefallen so dass die taktische Luftaufklarung in der Tiefe des gegnerischen Luftraums nahezu unmoglich wurde Trotzdem erwiesen sich alle genannten Verfahren als behelfsmassig und wenig effizient Um ein Durchschiessen des Propellerkreises im frontalen Angriff auf ein Feindflugzeug zu ermoglichen wurde ein Unterbrechergetriebe benotigt das Motor und MG synchronisierte MG Synchronisation BearbeitenDie gefahrlichsten zum Frontalangriff tauglichen Jagdflugzeuge mit starrem vorwarts feuerndem MG waren franzosische Morane Saulnier Einsitzer bei denen der Propeller mit Geschossabweisern aus Stahlblech gegen Treffer geschutzt wurde Seit Anfang 1915 machte u a die so ausgerustete Staffel Escadrille M S 23 an der Westfront ungehindert Jagd auf deutsche Flugzeuge Am 19 April 1915 geriet jedoch der bekannte franzosische Vorkriegs Kunstflieger Roland Garros der bereits funf Abschusse erzielt hatte mit einer so ausgerusteten Morane Saulnier L uber Courtrai in deutsches Abwehrfeuer Garros musste bei Ingelmunster auf deutscher Seite notlanden sein Flugzeug wurde umgehend nach Berlin geschafft Anton Fokker 5 und andere Konstrukteure wurden zur Untersuchung der Morane eingeladen und erhielten den Auftrag die Maschine zu kopieren oder nachzubauen Helmuth Forster Hauptmann und Adjutant des Feldflugchefs ubergab Fokker ein Parabellum MG und Munition Fokkers Versuche Ablenkbleche an einem deutschen Flugzeugpropeller anzubringen erwiesen sich bei der Beschussprufung wegen der Durchschlagskraft der deutschen Stahlmantelgeschosse als untauglich seine Ingenieure Heinrich Lubbe Curt Heber und Leimberger griffen daraufhin eine 1913 patentierte Erfindung des Ingenieurs Franz Schneider 6 7 von der Luftverkehrsgesellschaft LVG auf 8 Innerhalb von zwei Tagen gelang es Fokker und seinen Ingenieuren eine Mechanik zu konstruieren die uber eine Nockenwelle den Abzug des Parabellum MGs mit der rotierenden Motorachse verband Fokker nahm nun einen seiner gerade verfugbaren A III Einsitzer mit 59 kW U I Oberursel Umlaufmotor rustete ihn mit dem synchronisierten MG aus hangte das Flugzeug an seinen Sportwagen fuhr von Schwerin nach Doberitz und fuhrte seine Erfindung dem Generalstab personlich vor Kurz darauf lieferte Fokker bereits seine neuen Jagdeindecker an die Front deren Einsatz nicht nur bis Anfang 1916 der deutschen Seite die Luftherrschaft erkampfte Fokker Plage sondern auch die Jagdfliegerei revolutionierte nbsp Bei diesem italienischen Caproni Bomber musste der Schutze im Flug auf den Benzintank steigen um das MG zu bedienen nbsp Eine solche mit Geschossabweisern ausgerustete Morane Parasol fiel den deutschen Truppen im April 1915 in die Hande nbsp Max Immelmann vor seiner Fokker E I mit synchronisiertem MaschinengewehrWeiterentwicklung BearbeitenDas mechanische Unterbrechergetriebe besass den Nachteil durch die Verzogerung zwischen Unterbrechung und Fortsetzung des Feuerstosses die Kadenz der synchronisierten Bordwaffen spurbar zu verringern Dieser Nachteil wurde erst in den spaten 1930ern durch die Einfuhrung von elektrisch gezundeten Patronen die einen Zundimpuls von einem vom Triebwerk angetriebenen Zundmagneten erhielten auf ein Minimum reduziert Diese Technologie wurde im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Jagdflugzeugen verwendet und diente zur Synchronisierung von Maschinengewehren und Bordkanonen Ab den 1930er Jahren war es im Flugzeugbau aufgrund tragfahigerer Metallkonstruktionen auch moglich Bordgeschutze in den Tragflachen unterzubringen wodurch hier die Notwendigkeit einer Synchronisation entfiel Weiterhin wurden auch Konstruktionen verwendet bei denen die Laufe grosskalibriger Waffen durch die Propellernabe hindurch gelegt wurden z B Messerschmitt Bf 109 ab Variante F Jakowlew Jak 3 Bell P 39 Mit der Einfuhrung von Strahlflugzeugen entfiel mit den Propellern auch das Bedurfnis nach Synchronisation Modernere militarische Flugzeugtypen mit Propellerantrieb weisen entweder zwei Triebwerke in den Flugeln auf Rockwell OV 10 FMA IA 58 oder sind mit konvergierenden Bordwaffen bzw Aufhangepunkten fur Waffenbehalter ausserhalb des Propellerkreises ausgerustet Douglas A 1 Soko J 20 Kraguj Embraer EMB 312 Literatur BearbeitenEnzo Angelucci Paolo Matricardi Flugzeuge von den Anfangen bis zum Ersten Weltkrieg Wiesbaden 1976 ISBN 3 8068 0391 9 J M Bruce The Fokker Monoplanes Profile Nr 38 Profile Publications Ltd 1965 Peter M Grosz Fokker E I II Windsock Datafile No 91 Albatros Publications Berkhamsted Herts UK 2002 ISBN 1 902207 46 7 Peter M Grosz Fokker E III Windsock Datafile No 15 Albatros Publications Berkhamsted Herts UK 1989 ISBN 0 948414 19 7 Karlheinz Kens Hanns Muller Die Flugzeuge des Ersten Weltkriegs 1914 1918 Munchen 1973 ISBN 3 453 00404 3 Gunter Kroschel Helmut Stutzer Die deutschen Militarflugzeuge 1910 1918 Wilhelmshaven 1977 ISBN 3 920602 18 8 Kenneth Munson Kampfflugzeuge 1914 1919 2 Auflage Orell Fussli Verlag Zurich 1976 ISBN 3 280 00824 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Unterbrechergetriebe Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Die k u k Luftfahrtruppen hatten im August 1914 bereits mit entsprechend im Beobachtercockpit angebrachten leichten MGs experimentiert jedoch litten die Flugeigenschaften der zu leistungsschwachen Flugzeuge unter dem zusatzlichen Gewicht des MG so sehr dass die Versuche abgebrochen wurden Nachdem 1915 jedoch leistungsfahigere Motoren verfugbar waren wurden die britischen B E 2a oder der deutschen Aviatik C I entsprechend ausgerustet vgl die franzosischen SPAD A Typen die allerdings bei den Besatzungen sehr unbeliebt waren und vorwiegend von der wenig wahlerischen russischen Fliegertruppe eingesetzt wurden z B die britischen Sopwith Tabloid oder Bristol Scout die franzosische Nieuport 11 oder die russische Mosca MB z B die franzosischen Morane Saulnier L und N oder in Einzelfallen die die britischen Sopwith Tabloid und S E 2 Fokkers Flugzeuge ahnelten der Morane General Erich von Falkenhayn Leiter der Obersten Heeresleitung hatte Fokkers Flugvorfuhrungen 1914 personlich beobachten konnen Deutsches Reichspatent 276 396 Flugsport VI Jahrg Nr 20 1914 S 804 ff Als Chefingenieur der LVG hatte Schneider bereits einige Monate fruher den zweisitzigen Eindecker LVG E I mit durch ein Unterbrechergetriebe synchronisiertem MG gebaut dieser war aber auf dem Weg zur Fronterprobung verloren gegangen Dass Fokker das Getriebe innerhalb von 48 Stunden entwickelt habe ist offensichtlich eine Legende zumal er von Waffentechnik nach eigenem Bekunden keine Ahnung hatte Daneben soll Fokker spater erzahlt haben er habe in der franzosischen Morane ein ausgekoppeltes Synchronisationsgetriebe vorgefunden vgl Frank T Courtney Flight Path London 1973 Diese Version kann nicht ausgeschlossen werden denn neben den russischen Ingenieuren Poplawko und Smyslow Dybowskij hatte auch Raymond Saulnier in Frankreich ein solches Getriebe fur das Hotchkiss MG gebaut das Louis Peyret 1914 bereits den Militarbehorden vorgestellt hatte seine Bemuhungen waren jedoch daran gescheitert dass die franzosische Munition zu ungleichmassig zundete Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterbrechergetriebe amp oldid 224140229