www.wikidata.de-de.nina.az
Die Fokker Plage englisch Fokker Scourge bezeichnet einen Zeitraum vom August 1915 bis zum Jahresanfang 1916 im Luftkrieg des Ersten Weltkriegs als der mit dem neuartigen Unterbrechergetriebe ausgestattete Fokker Eindecker mit starr eingebautem Maschinengewehr eine Periode der Luftuberlegenheit fur die deutschen Luftstreitkrafte uber das britische Royal Flying Corps und die franzosische Aeronautique Militaire herstellte Diese Periode endete als neuere alliierte Flugzeuge wie die Nieuport 11 und die Airco DH 2 verfugbar wurden die es mit der Fokker aufnehmen konnten Britische Karikatur der Fokker Plage von Anfang Februar 1916 Das deutsche Flugzeug wird deutlich ubertrieben motorisiert und bewaffnet dargestellt Der Begriff wurde erst im Sommer 1916 von der britischen Presse gepragt als die Fokker auf deutscher Seite nur noch eine marginale Rolle spielte und bereits durch modernere D Typen das heisst Doppeldecker Jagdflugzeuge abgelost wurde Hintergrund war das Bestreben interessierter Kreise die Regierung zur Aufgabe ihrer Abhangigkeit von der staatlichen Royal Aircraft Factory und zur Vergabe von Auftragen an die freie Wirtschaft zu bewegen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verlauf 3 Ende der Plage 4 Nachspiel 5 Literatur 6 WeblinksHintergrund Bearbeiten nbsp Detail der Stangensteuerung eines Fokker Eindeckers mit abgenommener Motorverkleidung Die bei Kriegsbeginn noch in den Kinderschuhen steckende militarische Luftfahrt machte dank des Krieges um 1915 rasante Fortschritte Hatten die Alliierten am Anfang noch die besseren Jagdflugzeuge wie die Vickers F B 5 und die Morane Saulnier L besessen anderte sich dies mit der Einfuhrung der Fokker E I Im Sommer 1915 Zuvor war das Versuchsflugzeug des franzosischen Fliegerasses Roland Garros von den Deutschen erbeutet worden wodurch diese die von den Alliierten entwickelten Geschossabweiser an den Propellern kennenlernten Verschiedene deutsche Hersteller darunter Anton Fokker wurden zur Untersuchung des Flugzeugs eingeladen und erhielten den Auftrag die Maschine nachzubauen Wegen der Durchschlagskraft der deutschen Stahlmantelgeschosse erwiesen sich die Geschossabweiser jedoch als untauglich weswegen Fokker mit Hilfe seiner Ingenieure ein Unterbrechergetriebe konstruierte Der Vorteil des Unterbrechergetriebes bestand darin dass der Pilot nicht mehr sein unabhangig lafettiertes Maschinengewehr zusatzlich zur Steuerung des Flugzeuges bedienen musste sondern beides durch Ausrichtung der Flugzeugnase auf das Ziel erledigen konnte und nur noch den Abzug betatigen musste sobald das feindliche Flugzeug im Fadenkreuz war Vorherige Versuche dies zu erreichen hatten etwa darin bestanden den Propeller mit Metallplatten zu verstarken sodass versehentlich den Propeller treffende Kugeln seitlich abgelenkt wurden Eine andere Variante bestand darin das MG auf der Oberkante des oberen Flugels bei Doppeldeckern zu montieren sodass es nicht durch den Propellerkreis schoss Die Entwicklung des Getriebes wird dem Fokker Ingenieur Heinrich Lubbe zugeschrieben der dies in wenigen Tagen zustande gebracht haben soll Als Trager des neuartigen Waffensystems wurde das Modell vom Typ Fokker A ein unbewaffneter zweisitziger Aufklarer ausgewahlt Durch Umbauten entstand der Jagdeinsitzer Fokker E I der im Juni 1915 in ersten Exemplaren die Front erreichte Sie wurden den damaligen Feldfliegerabteilungen einzeln oder in Paaren zugeteilt Die ersten teils noch Vorserienmodelle waren mit dem Parabellum MG 14 ausgerustet und zeigten noch Kinderkrankheiten beim Unterbrechergetriebe Das Parabellum wurde spater durch das lMG 08 ersetzt und eine zuverlassigere Mechanik fur die Serienmodelle entwickelt Verlauf Bearbeiten nbsp Otto Parschau mit einem Vorserienmodell des Fokker Eindeckers im Sommer 1915Der erste Luftsieg mit dem Fokker Eindecker gelang mutmasslich Kurt Wintgens um den 1 Juli 1915 uber Lothringen gegen eine franzosische Morane L Spatere Asse wie Oswald Boelcke und Max Immelmann erzielten ihre ersten Luftsiege im Zeitraum August September 1915 Als Beginn der Fokker Plage wird gemeinhin der 1 August 1915 angesehen als britische Royal Aircraft Factory B E 2 Flugzeuge einen morgendlichen Angriff auf den Flugplatz der Feldfliegerabteilung 62 flogen Die hier stationierten Boelcke und Immelmann starteten zur Verfolgung und Immelmann konnte ein Flugzeug abschiessen Boelcke der mit einer Ladehemmung zu kampfen hatte ging leer aus Zum Zeitpunkt der Schlacht bei Loos im Herbst 1915 befanden sich schon zweistellige Zahlen von Eindecker Jagdflugzeugen auf deutscher Seite im Einsatz darunter auch Modelle des Typs Pfalz E I die aber von den Briten auch als Fokkers bezeichnet wurden Im Dezember stieg die Zahl solcher Flugzeuge auf 40 Diese Maschinen konnten aus steilem Winkel und uberhohter Position angreifen Sie waren dabei im Vorteil da die meisten gegnerischen Flugzeuge noch zwei Mann Besatzung zu tragen hatten und dadurch langsamer an Flughohe gewannen Die eingesetzten Maschinengewehre wurden durch Patronengurte nachgeladen was einen weiteren Vorteil gegenuber den mit Trommelmagazinen ausgerusteten britischen Lewis MGs bedeutete die von den Piloten im Flug ausgetauscht werden mussten Die deutschen Eindecker Piloten relativ sicher vor alliierter Gegenwehr entwickelten in dieser Zeit neue Taktiken und Luftkampfmanover Der Angriff aus uberhohter Position oft mit der Sonne im Rucken und der steile Wiederaufstieg fur einen erneuten Angriff gehorten zum Standardrepertoire Immelmann entwickelte die Immelmann Rolle einen Halblooping gefolgt von einer seitlichen Rolle um sich wieder in Position zu bringen Zu den weiteren deutschen Assen dieser Zeit zahlten Hans Joachim Buddecke Ernst von Althaus und Rudolf Berthold Die Namensgebung Fokker Plage tauscht allerdings daruber hinweg dass die Erfolge der deutschen Piloten im Gesamtkontext noch relativ unbedeutend waren Viele der Luftsiege gingen zu dieser Zeit noch auf das Konto der C Flugzeuge ohne starre MGs Die offizielle Zahl der Fokker Luftsiege fur die zweite Jahreshalfte liegt bei 28 Feindmaschinen Neben Immelmann und Boelcke konnten nur sieben deutsche Fokker Piloten Abschusse in dieser Zeit verbuchen Im Januar 1916 stieg die Zahl der Abschusse auf 13 und im Februar auf 21 Der primare Effekt war psychologisch da die alliierten Piloten oft schon allein beim Auftauchen deutscher Jagdeinsitzer abdrehten um einen Kampf zu vermeiden Das RFC reagierte mit einer Anweisung vom 14 Januar 1916 dass Aufklarungsflugzeuge nur mit einer Eskorte aus jeweils drei Jagdflugzeugen starten durften Ging der Kontakt zur Eskorte verloren musste die Mission abgebrochen werden Einsatze der Doppelsitzer bei denen kein Beobachter MG Schutze mitflog wurden eher zur Ausnahme Der Zwang mehr Flugzeuge als bisher fur eine Mission einzusetzen fuhrte zu einem Ruckgang der Zahl der geflogenen Missionen Die Alliierten flogen nun meist in grosseren Formationen von mehreren Schwarmen auf einmal die seitlich und vertikal versetzt flogen Dies erwies sich als probates Mittel die Verluste einzudammen Auch wurde es den deutschen Piloten untersagt zu weit auf feindliches Gebiet zu fliegen um zu vermeiden dass den Alliierten ein Modell mit Unterbrechergetriebe in die Hande fiel Dies limitierte den Grad der Luftuberlegenheit den die Deutschen erzielen konnten Ende der Plage BearbeitenDer Anfang vom Ende der deutschen Luftuberlegenheit kam im Februar 1916 als die Deutschen die Schlacht um Verdun eroffneten Im Laufe der Schlacht kamen immer mehr modernere franzosische Maschinen vom Typ Nieuport 11 zum Einsatz die den deutschen Einsitzern in fast allen Belangen uberlegen waren Diese wurden in escadrilles de chasse organisiert spezialisierten Jagdstaffeln die in grosseren Formationen flogen als die oft noch einzeln oder paarweise fliegenden deutschen Einsitzer Die Franzosen erreichten relativ schnell die Luftuberlegenheit im Luftraum um Verdun Die Deutschen reagierten mit der Aufstellung von Kampfeinsatzkommandos und spater eigenen Jagdstaffeln Die erste von diesen die Jagdstaffel 2 auch Jagdstaffel Boelcke kam im September 1916 wahrend der Schlacht an der Somme zu ihrem Ersteinsatz Auf britischer Seite kamen vermehrt Druckpropellerflugzeuge zur Einfuhrung an der Front darunter der Doppelsitzer Aufklarer F E 2b im Januar 1916 und der Einsitzer Jager Airco DH 2 im Februar Diese Flugzeuge konnten sich gegen die deutschen Einsitzer besser behaupten als ihre Vorganger Die DH 2 war deutlich wendiger als die Fokker und erzielte rasch Erfolge Was diesen Typen noch fehlte war eine ausreichende Geschwindigkeit um die leichten deutschen Maschinen zu verfolgen Im April 1916 wurde von den Briten die Nieuport 16 bei zwei Staffeln eingefuhrt die endgultig den deutschen Modellen uberlegen war Im Marz 1916 war die Plage so gut wie voruber und im April landete eine deutsche Fokker E III versehentlich auf einem britischen Flugplatz wodurch die Briten in den Besitz des Unterbrechergetriebes kamen Das Flugzeug wurde grundlich untersucht und festgestellt dass es nicht die oft behaupteten uberlegenen Eigenschaften besass Bald erschien mit dem Bristol Scout das erste britische Flugzeug mit Unterbrechergetriebe an der Front gefolgt vom Sopwith 1 Strutter Der Erfolg der alliierten Doppeldeckertypen besonders der Nieuports war so gross dass einige deutsche Piloten dazu ubergingen erbeutete Exemplare zu fliegen Die Inspektion der Fliegertruppen Idflieg schrieb umgehend ihrerseits Doppeldeckertypen zur Serienproduktion aus die neuen D Typen Unter den ersten dieser neuen Modelle die in Masse an die Front kamen waren die Euler D I und die Siemens Schuckert D I Auch andere D Modelle die zum Teil schon seit Ende 1915 in der Erprobung waren wie die Fokker D Typen und die Halberstadt D Typen wurden jetzt an die Front verlegt und die Eindecker nach und nach ausgemustert Nachspiel BearbeitenUnter den britischen Journalisten und Politikern die die Fokker Plage fur eigene Zwecke ausschlachteten und diese grotesk ubertrieben waren der Journalist C G Grey und der Parlamentarier Noel Pemberton Billing Ihr Ziel war es Auftrage fur die freie Wirtschaft zu erreichen da die britische Luftfahrtindustrie bis dahin vom staatlichen Royal Aircraft Establishment beherrscht wurde Pemberton ausserte bei einer Gelegenheit hunderte nein tausende von Maschinen sind bestellt worden die von unseren Piloten als Fokker Futter Fokker Fodder bezeichnet werden Ich wurde behaupten dass eine nicht geringe Zahl unserer tapferen Offiziere im Royal Flying Corps eher ermordet als getotet wurden Der Zeitraum in dem die Alliierten nach der Fokker Plage Luftuberlegenheit genossen war relativ gering bemessen Mitte September 1916 kamen die ersten Albatros D I an die Front serienmassig ausgestattet mit einem Doppel MG Die von diesen und spateren Flugzeugen erreichte Trendwende kulminierte im Blutigen April 1917 wahrend der Schlacht bei Arras Erst mit der Einfuhrung gleichwertiger eigener Modelle und aufgrund hoher numerischer Uberlegenheit konnten die Alliierten diese Phase beenden In der Folgezeit bis zum Ende des Krieges konnten die Deutschen nur durch Schwerpunktbildung zeitweilige lokale Uberlegenheit uber Teilen der Westfront herstellen Gegen Kriegsende im Sommer 1918 kam es zu einer manchmal als 2 Fokker Plage bezeichneten Phase bedingt durch die Einfuhrung der Fokker D VII Dies blieb jedoch ohne nachhaltige Auswirkung auf den am Boden entschiedenen Kriegsverlauf Literatur BearbeitenNorman Franks Sharks Among Minnows Germany s First Fighter Pilots and the Fokker Eindecker Period July 1915 to September 1916 Grub Street Publishing London 2001 ISBN 978 1 90230 492 2 Lee Kennett The First Air War 1914 1918 Simon amp Schuster New York 1991 ISBN 978 0 02 917301 5 Weblinks BearbeitenThe War in the Air Fighters The Fokker Scourge auf firstworldwar com The Fokker scourge auf century of flight net Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fokker Plage amp oldid 216840443