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Tugtupit auch als Berylliumsodalith oder Rentierstein 6 bekannt ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der chemischen Zusammensetzung Na4 Cl BeAlSi4O12 3 und ist damit chemisch gesehen ein Natrium Beryllium Aluminium Silikat mit zusatzlichen Chlorionen TugtupitTugtupit in Quarz vom Kuannersuit Kvanefjeld Plateau Narsaq Provinz Kitaa GronlandAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1967 s p 1 IMA Symbol Ttp 2 Andere Namen Berylliumsodalith RentiersteinChemische Formel Na4 Cl BeAlSi4O12 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII J 11 VIII J 11 050 9 FB 10 76 02 03 07Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal disphenoidisch 4Raumgruppe I4 Nr 82 Vorlage Raumgruppe 82 3 Gitterparameter a 8 64 A c 8 87 A 3 Formeleinheiten Z 2 3 Zwillingsbildung pseudokubische Durchdringungsdrillinge nach 101 pseudotrigonale Kontaktzwillinge nach 101 und 011 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 4 Dichte g cm3 gemessen 2 33 1 berechnet 2 34 bis 2 35 4 Spaltbarkeit deutlich nach 101 undeutlich nach 110 Bruch Tenazitat uneben bis muscheligFarbe weiss rosa karminrot blaulich grunlichStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 496 5 ne 1 502 5 Doppelbrechung d 0 006 5 Optischer Charakter einachsig positiv anormal auch zweiachsig 5 Weitere EigenschaftenBesondere Merkmale Fluoreszenz Phosphoreszenz Piezoelektrizitat PhotochromieTugtupit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem entwickelt aber nur selten Kristalle im Millimeterbereich mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Meist findet er sich in Form von kornigen bis massigen Mineral Aggregaten bis etwa 10 cm Grosse In reiner Form ist Tugtupit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiss erscheinen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Durch Fremdbeimengungen kann Tugtupit zudem eine rosa karminrote blauliche oder grunliche Farbe annehmen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenEuropaische Geologen entdeckten Tugtupit im Jahre 1957 Die gronlandischen Inuit kannten diesen Stein allerdings schon seit Jahrhunderten Sie benannten Tugtupit nach dem Blut von Rentieren tuttu Seinen offiziellen Namen erhielt das Mineral allerdings 1962 von seinem Erstbeschreiber H Sorensen der es nach seiner Typlokalitat Tuttup Attakoorfia nach alter Rechtschreibung Tugtup Agtakorfia benannte Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Tugtupit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate mit Zeolithen wo er zusammen mit Bicchulith Hauyn Hydrosodalith Kamaishilith Lasurit Nosean Sodalith und Tsaregorodtsevit die Sodalith Reihe mit der System Nr VIII J 11 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Tugtupit dagegen in die Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate ohne zeolithisches H2O ein Diese ist weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Anionen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Gerustsilikate Tektosilikate mit zusatzlichen Anionen zu finden ist wo es zusammen mit Bicchulith Danalith Genthelvin Hauyn Helvin Kamaishilith Lasurit Nosean Sodalith und Tsaregorodtsevit die Sodalith Danalith Gruppe mit der System Nr 9 FB 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tugtupit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gerustsilikate Al Si Gitter ein Hier ist er in der Sodalithgruppe mit der System Nr 76 02 03 innerhalb der Unterabteilung Gerustsilikate Al Si Gitter Feldspatvertreter und verwandte Arten zu finden Kristallstruktur BearbeitenTugtupit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I4 Raumgruppen Nr 82 Vorlage Raumgruppe 82 mit den Gitterparametern a 8 64 A und c 8 87 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenIm Tageslicht reicht das Farbspektrum von Tugtupit von weiss uber pink bis zu einem tiefen Rot Sehr selten werden auch blauliche Steine gefunden Die rote Farbe resultiert aus kleinen Mengen Schwefel im Tugtupit Wenn ein blasser Tugtupit dem UV Licht oder dem Sonnenlicht ausgesetzt wird verstarkt sich das Rot Diese Farbvertiefung kann wochenlang andauern In der Dunkelheit verblasst das Rot wieder Photochromie Tugtupite konnen auch auf Warme reagieren Tugtupit ist bekannt fur seine ausgezeichnete Fluoreszenz Unter kurzwelligem UV Licht leuchtet das Mineral kirschrot unter langwelligem UV Licht mehr oder weniger stark orange Dunkelroter Tugtupit aus dem Kvanefjeld Gebiet zeigt die starkste Reaktion auf UV Licht Dieser Tugtupit zeigt keine Phosphoreszenz Blassrosa Tugtupit aus dem Taseq Gebiet zeigt eine andere UV Reaktion ein schwacheres Rot unter kurzwelligem UV Lachs Orange unter langwelligem UV und Pink Violett unter mittelwelligem UV Dieser Tugtupit zeigt eine starke weissliche Phosphoreszenz Wieder anders reagieren Steine von anderen Fundgebieten im Ilimaussaq Komplex ein Pink Orange unter kurzwelligem UV ein sehr helles Weiss unter mittelwelligem UV und Orange unter langwelligem UV dabei auch phosphoreszierend Des Weiteren hat Tugtupit piezoelektrische Eigenschaften baut also ahnlich wie Quarz bei periodisch wechselnder elastischer Verformung eine elektrische Spannung auf Die Angabe der Mohs schen Harte wird je nach Quelle mit 4 4 bzw 5 5 bis 6 6 angegeben Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Das Fundgebiet von Tugtupit in Sud GronlandTugtupit bildet sich vorwiegend in Hydrothermal Adern von Syenit Pegmatiten wo es den Chkalovit ersetzt Das Vorkommen beschrankt sich auf ein 8 17 km grosses Gebiet im Suden Gronlands den Ilimmaasaq Komplex Dort finden sich mehr als 250 unterschiedliche Mineralien Gronland mehr als 500 Mineralien mit 77 Typlokalitaten Hier wurde 1957 der erste Tugtupit gefunden in Tuttup Attakoorfia am nordlichen Ufer des Fjords Tunulliarfik der diese Nephelin Syenit Intrusion durchschneidet Die kleine Stadt Narsaq liegt 11 km westlich des Zentrums des Ilimmaasaq Komplexes Das Gebiet ist nur sparlich mit niedrigen Pflanzen bewachsen sehr verwittert und steigt von SO nach NW an Der Ilimmaasaq 1390 m ist die hochste Erhebung des Komplexes Das Fundgebiet kann nur in den Sommermonaten zu Fuss erreicht werden Tugtupit wird auch noch in Mont Saint Hilaire Quebec Kanada und im Lovozero Massiv auf der Halbinsel Kola im Norden Russlands gefunden 7 Das United States Geological Survey berichtet dass grossere Mengen Tugtupit in Flussen Nepals gefunden worden sind 8 Verwendung BearbeitenDurchscheinende oder transparente tiefrote im Tageslicht Steine aus der Region Kvanefjeld werden zu Schmucksteinen verarbeitet Ringe Anhanger usw Inuit Kunstler bessern sich ihr Einkommen auf indem sie die Rohsteine schleifen polieren und dann verkaufen Gute Tugtupite sind relativ durchscheinend und ohne sonstige sichtbare Einschlusse von Fremdmineralien Die besten Steine sind fast transparent kraftig rot und von Edelstein Enthusiasten sehr gesucht Allerdings muss man die geringe Mohs Harte berucksichtigen Tugtupite sollten daher nicht in alltaglich gebrauchten Ringen verwendet werden Nur Gronland kann den internationalen Markt mit ausreichenden Mengen wertvollen manchmal tiefroten und sehr gesuchten Tugtupits versorgen Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPetr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Nebel Verlag GmbH Eggolsheim 2002 ISBN 3 89555 076 0 S 269 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tugtupite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Tugtupit Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy Tugtupite englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Tugtupite englisch Realgems org Bildreihe zu rohen und geschliffenen Tugtupiten Satellitenbilder der Gebiete von Narsaq und Narsarsuak mit Bezeichnung von FundstellenEinzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 699 a b c d Tugtupite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 69 1 kB a b c d Mindat Tugtupite a b Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 220 Fundortliste fur Tugtupit beim Mineralienatlas und bei Mindat USGS 2006 Minerals Yearbook The Mineral Industries of Bhutan and Nepal PDF 106 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tugtupit amp oldid 237713681