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Die Toccata C Dur ist ein fruhes ausserst virtuoses einsatziges Klavierwerk von Robert Schumann dessen erste Fassung bereits im Winter 1829 30 in Heidelberg entstand Sie steht in Zusammenhang mit Schumanns klaviertechnischen Studien als Vorbereitung auf den angestrebten Beruf eines Konzertpianisten Nach einer grundlichen Uberarbeitung veroffentlichte Schumann das Stuck 1834 als op 7 in Leipzig und widmete es seinem Freund Ludwig Schuncke der es zu Schumanns Uberraschung nach mehrmaligem Horen ohne es geubt zu haben spielen konnte Die offentliche Urauffuhrung geschah durch Clara Wieck Schumanns spatere Ehefrau am 11 September 1834 in Leipzig Heute gehort die Toccata op 7 zum Repertoire vieler renommierter Pianisten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Improvisationen nach Vorbildern 1 2 Erste Notationen und das Exercice pour le Pianoforte von 1830 1 3 Mehrere Fassungen mit unterschiedlichen Titeln 1 4 Angebote an die Verlage Haslinger und Breitkopf amp Hartel 1 5 Exercice pour le Pianoforte und Toccata op 7 2 Musikalische Merkmale 2 1 Gattung 2 2 Klaviertechnische Anforderungen 2 3 Form 2 4 Metrum und Rhythmus 2 5 Tonarten und Harmonik 2 6 Tempo und Lautstarke 2 7 Fingersatz 2 8 Anschlag und Phrasierung 2 9 Pedalisierung 2 10 Ausdruck 3 Rezeption 3 1 Widmungstrager 3 2 Erstdruck und weitere Auflagen bei Hofmeister 3 3 Urauffuhrung in Leipzig 3 4 Veroffentlichung bei Richault in Paris 3 5 Johannes Brahms auf Konzertreisen 3 6 Die Toccata im Repertoire der europaischen Pianistenschulen 3 6 1 Franz Liszt 3 6 2 Anton und Nikolai Rubinstein 3 7 USA 19 Jahrhundert 3 8 20 und 21 Jahrhundert 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksEntstehung BearbeitenDie Toccata op 7 hat einen jahrelangen Entstehungsprozess durchlaufen Davon zeugen neben einer autographen Excercice pour le Pianoforte genannten Fassung von 1830 auch Eintragungen in Skizzen und Tagebuchern Robert Schumanns sowie Erwahnungen in Briefen 1 Improvisationen nach Vorbildern Bearbeiten nbsp Die Toccata op 7 im Vergleich mit moglichen Vorbildern Ausschnitte Im August 1828 begann Schumanns Klavierunterricht bei Friedrich Wieck in Leipzig Wiecks Lehrmethode enthielt auch Anleitungen zu Improvisationsubungen bei denen seine Schuler Ubungsmaterial und Etuden nach ihren eigenen Bedurfnissen selbst entwickeln oder erweitern sollten 2 Im Mai 1829 wechselte Schumann zum Studium nach Heidelberg 3 Dort glanzte er als Improvisator am Klavier 4 und begann der Anregung aus Wiecks Unterricht folgend an einer grosseren mit ihren Doppelgriffen seinen eigenen pianistischen Problemen angepassten Etude Exercice Ubung zu arbeiten 5 die nach mehreren weitgehend am Klavier improvisierend gestalteten Umarbeitungen schliesslich zur Toccata op 7 wurde 1 Vorbilder dazu konnen die Ubung Nr 31 aus Friedrich Wiecks im Unterricht verwendeten und von Marie Wieck spater herausgegebenen Pianoforte Studien und Carl Czernys 1826 veroffentlichte Toccata ou exercice op 92 gewesen sein in denen Doppelgriffe das grundlegende motivische Element bilden 6 7 8 Doppelgriffe kommen auch in weiteren vergleichbaren Etuden und Toccaten der Zeit vor z B in der Caprice ou Toccata op 6 von George Onslow 1810 9 und in Johann Baptist Cramers Etude op 50 Nr 29 10 Bezuge zu Cramers Etuden finden sich in Schumanns Tagebuch bereits am 11 Dezember 1828 also schon vor Schumanns Wechsel nach Heidelberg Stunde bei Wieck Cramersche Etude 11 Auch Johann Nepomuk Hummels Grande Sonate fis Moll die Schumann im Januar 1829 erstmals im Tagebuch erwahnte und die er immer wieder ubte 12 sowie Hummels von Schumann durchgearbeitete Ausfuhrliche theoretisch practische Anweisung zum Piano Forte Spiel enthalten solche Doppelgriffe 13 14 Transponierte Beispiele aus der Anweisung notierte sich Schumann in seinem Skizzenbuch I 15 16 Erste Notationen und das Exercice pour le Pianoforte von 1830 Bearbeiten nbsp Vergleich der Takte 44 50 der Toccata op 7 mit der entsprechenden Skizze von 1829 30In einem Brief vom 15 Marz 1835 datierte Schumann den Beginn der Komposition auf 1829 17 auf dem autographen Vorsatzblatt seines Exemplars der Erstausgabe von 1834 dagegen auf 1830 18 In seinem Projektenbuch hielt er nachtraglich fest 1830 Toccata in C Dur in 1ster Gestalt 19 In Schumanns Skizzenbuch V mit Heidelberger Eintragungen aus den Jahren 1829 und 1830 findet sich ein kurzer Entwurf der nahezu unverandert in das erste vollstandige Autograph der als Exercice pour le Pianoforte bezeichneten Toccata aus dem Jahr 1830 und mit entscheidenden Anderungen in die Endfassung ubernommen wurde 20 In dieser 1834 gedruckten Endfassung wurden die Notenwerte der Skizze halbiert und die Taktangabe entsprechend von nbsp alla breve zu 2 4 geandert Zudem wurde eine ruhige Melodie als Seitenthema eingefugt 1 Mehrere Fassungen mit unterschiedlichen Titeln Bearbeiten Mehrfach erwahnte Schumann in seinen Tagebuchern und in Briefen die Arbeit an der Toccata die er aber zunachst anders bezeichnete beispielsweise als Exercice 21 22 grosses Exercice in Doppelgriffen 23 Exercice fantastique 24 25 26 27 28 und Gr Etude a quatre voix 29 Am 11 Mai 1831 hielt er fest mein Exercice mundiert ins Reine geschrieben 30 Dabei kann es sich um die verlorene Reinschrift des erhalten gebliebenen mit Korrekturen versehenen Autographs von 1830 handeln Am 4 Juni 1831 fuhrte Schumann ein Gesprach mit Heinrich Dorn der von der Veroffentlichung abriet weil alles uberraschend und neu sei Und Schumann mutmasste dem Exercice fehle das Jacobi sche Wohlgefuhl 31 Dabei bezog er sich auf eine Stelle in Friedrich Heinrich Jacobis Woldemar eine Seltenheit aus der Naturgeschichte 32 Am 13 Juli 1832 vermerkte er Das Ex fantastique ward auch fertig 33 Angebote an die Verlage Haslinger und Breitkopf amp Hartel Bearbeiten In einem Brief an den Verleger Tobias Haslinger vom 13 August 1832 bot er eine Phantasieubung als mogliche Fortsetzung der Cramerschen und Kesslerschen Etuden und eine zweite Studie in Doppelgriffen zur Veroffentlichung an sowie am 2 November 1832 dem Verlag Breitkopf amp Hartel eine wahrscheinlich mit der genannten Phantasieubung identische Fantasieubung die er seinem ehemaligen Zwickauer Lehrer Johann Gottfried Kuntsch widmen wollte 34 35 36 In einem bei Jansen abgedruckten autographen Kompositionsverzeichnis Robert Schumanns wird diese Fantasieubung als Exercice fantastique aufgefuhrt zudem auch eine Etude fantastique 37 Exercice fantastique pour le Pft Dedie a Mr J G Kuntsch par son eleve Op 5 Januar 1832 ausgearbeitet im Juli Etude fantastique en doubles sons dedie a M de Schlegel Oeuv 6 Heidelberg Mai 1830 ausgearbeitet im Juli 1832 Sie entsprechen den schon am 13 August 1832 dem Verleger Haslinger angebotenen Werken Das heisst dass das Exercice fantastique und die Etude fantastique nebeneinander vollstandig ausgefuhrte und mit eigenen Opuszahlen ausgestattete Werke waren Beide Niederschriften gingen verloren Wahrscheinlich bezieht sich die Bezeichnung Exercice en doubles sons Tagebuch 8 Marz 1833 38 auch auf die Etude fantastique en doubles sons des Kompositionsverzeichnisses 39 Exercice pour le Pianoforte und Toccata op 7 Bearbeiten Entwurfe in Schumanns Skizzenbuch II zeigen dass 1833 erneute Umarbeitungen stattfanden 40 bis schliesslich ein heute verschollenes Autograph als Druckvorlage fur die Erstausgabe der Toccata op 7 fertiggestellt war 41 42 Erst nach der Veroffentlichung der Toccata wurde fur sie im Tagebuch und in Briefen der Gattungsbegriff Toccata verwendet Fruhere Tagebucheintrage zu Toccata z B am 22 Dezember 1828 betreffen eine Toccata von Charles Mayer bei Schumann Meyer 43 Heute liegen zwei vollstandig ausgefuhrte Werke vor das autographe Exercice pour le Pianoforte von 1830 und die gedruckte Toccata op 7 von 1834 Das Exercice ist kurzer als die Toccata und wirkt insgesamt weniger einheitlich Schumann schrieb dazu in einem Brief an Theodor Topken vom 18 August 1834 In meiner Toccata werden Sie einem alten Freund die Hand drucken er spricht nun nicht mehr so wild sondern viel sittiger Sowohl in diesem Brief als auch auf dem Vorsatzblatt seines Exemplars der Erstausgabe und in seinem Projektenbuch fuhrte Schumann an die Komposition der Toccata 1833 abgeschlossen zu haben 44 45 18 Musikalische Merkmale BearbeitenGattung Bearbeiten Wahrend Schumann an der Toccata arbeitete beschaftigte er sich einerseits mit klaviertechnischen Problemen andererseits setzte er sich mit der Sonatenhauptsatzform auseinander Parallel zur Toccata entstanden Entwurfe fur Etuden als Variationen nach einem Thema von Ludwig van Beethoven 46 sowie die Studien und Konzertetuden nach Capricen von Paganini op 3 und op 10 47 In dieser Zeit arbeitete er auch am aus einem Sonatensatz bestehenden Allegro op 8 48 und an den Klaviersonaten op 11 und 22 49 Die Toccata vereint die Anliegen beider Werkgruppen sie ist eine Etude in Sonatenhauptsatzform Das mehrfach verwendete Attribut fantastique der alteren Titel und Arbeitstitel Etude fantastique und Exercice fantastique das auch im deutschen Titel Fantasieubung steckt deutet an dass die Toccata auch kunstlerisch poetischen Ambitionen folgt und sich besonders als Abschlussstuck eines Konzertes eignet 50 Klaviertechnische Anforderungen Bearbeiten rhythmische Prazision im Einheitsablauf der nahezu permanent fortlaufenden Bewegung virtuoser Spielfiguren und Passagen auch bei metrischen Verschiebungen 50 rascher Wechsel von Doppelgriffen in Gegenbewegung vornehmlich in der rechten Hand 50 wobei besonders die ausseren Finger belastet werden was den vorlaufigen Titeln Etude fantastique en doubles sons und Exercice en doubles sons entspricht 5 schnelle Oktav und mehrstimmige Akkordfolgen 50 Sprunge in Gegenbewegung 50 bis zu funfstimmiges polyphones Spiel 51 Legato mit Haltetonen 52 Dynamik leises Spiel auch bei grossen mechanischen Schwierigkeiten Kontraste ff pp 53 Form Bearbeiten Sonatenhauptsatzform 54 Exposition Einleitungstakte Takte 1 2 synkopierter Rhythmus G als Halbschluss der Haupttonart C Dur Hauptsatz Takte 3 25 in der rechten Hand Doppelgriffe in schneller Gegenbewegung 16tel in der Unterstimme der linken Hand Synkopen aus der Einleitung Uberleitung Takte 25 43 modulierend von C Dur nach G Dur viele Zwischendominanten neues punktiertes tonleiterartig abwarts fuhrendes Motiv in der Oberstimme der linken Hand am Ende Wiederaufnahme der Einleitungssynkope Seitensatz 44 79 G Dur Gegenmelodie zur 16tel Bewegung mit Punktierung Motiv aus der Uberleitung im Tenor im doppelten Kontrapunkt wiederholt in der Oberstimme Aussetzen der Synkopierung Wiederaufnahme und Fortfuhrung des Hauptsatzthemas Schlusssatz Takte 80 88 G Dur Variante des Seitensatzes und Motivik des Hauptsatzes Codetta Takte 88 96 G Dur Orgelpunkt auf g Ruckfuhrung nach C Dur mit erniedrigter 6 Stufe Ruckmodulation mit Einleitungstakten 97a 99a Wiederholung Durchfuhrung Einleitungstakte in a Moll Takte 100 101 vor dem Doppelstrich kurze Verarbeitung des Hauptsatzes Episode mit neuem Oktavenmotiv in der Oberstimme weitgehend a Moll und A Dur Fugato mit Doppelthema aus 16teln des Oktavenmotivs und Synkopen der Einleitung mundet nach Engfuhrungen in eine Modulation zum Orgelpunkt auf g als Dominante der Haupttonart C Dur Reprise Einleitungstakte Takte 149 150 Hauptsatz Takte 151 173 Uberleitung erweitert mit neuem Motiv Takt 80 ff Seitensatz Takte 127 213 C Dur Uberleitung 2 2 Durchfuhrung metrische Verschiebung um ein Sechzehntel Takt 229 ff Nachahmung des Tonleiter abwarts fuhrenden punktierten Motivs der Uberleitung in der Exposition Ubergang zum notierten und bezeichneten legato Coda Piu mosso bewegter C Dur mit plagalem Schluss Motivik des Seitensatzes Schlussakkorde im piano Metrum und Rhythmus Bearbeiten Innerhalb eines 2 4 Taktes beherrschen weitgehend durchlaufende 16tel Bewegungen der Oberstimmen und kontrastierende wie auch antreibende Synkopen der Unterstimme den Verlauf der Toccata Aufgebrochen wird das Gleichmass durch metrische Verschiebungen um ein Sechzehntel oder ein Achtel und durch Akzente Tonarten und Harmonik Bearbeiten Die Haupttonart C Dur deren Dominanttonart G Dur und die Paralleltonart a Moll werden selten verlassen sind aber mit vielen Zwischendominanten und Ausweichungen ausgestattet Tempo und Lautstarke Bearbeiten Tempo Die Vorschrift fur das gesamte Stuck lautet Allegro ohne Metronomangabe Ein ritardando und ein accelerando bereiten jeweils nachfolgende Formteile vor Piu mosso steht zu Beginn der Coda Das smorzando ersterbend verloschend verklingend im Takt 78 kann sich auf ein Nachlassen des Tempos oder ein Nachlassen der Lautstarke oder auf beides beziehen Lautstarke nur sparsamste Anweisungen werden gegeben Ein Crescendo Pfeil leitet auf die Durchfuhrung hin Im Fugato markieren Betonungszeichen den Themeneinsatz Die Einleitung zur Reprise soll fortissimo gespielt werden Betonungszeichen stellen jeweils das verschobene Metrum wieder her Forte und Sforzati und schliesslich ein mit einem ritardando verbundenes diminuendo kennzeichnen den letzten Formteil der Durchfuhrung Ab Takt 213 wird ein abrupter Lautstarkeunterschied zwischen ff und pp verlangt Die Schlussakkorde sind p auszufuhren Fingersatz Bearbeiten Zum Fingersatz schrieb Schumann in einer Fussnote des Erstdrucks Dem Spieler moglichste Freiheit des Vortrags zu lassen sind nur die Stellen die etwa vergriffen werden konnten genauer bezeichnet Anschlag und Phrasierung Bearbeiten Schumann verzichtete bei der endgultigen Fassung der Toccata im Vergleich zur Exercice von 1830 weitgehend auf Phrasierungsbogen und Anschlagbezeichnungen Die Phrasierung wurde in wenigen Takten beispielhaft eingezeichnet und nur jeweils an einer Stelle schrieb Schumann staccato und legato vor Pedalisierung Bearbeiten Bezeichnungen fur Pedal das bei Schumann sonst vielfaltig eingesetzt wird beschranken sich auf ein Minimum Ausdruck Bearbeiten Ausser dem schon genannten smorzando am Ende der Uberleitung zwischen Hauptsatz und Seitensatz schreibt Schumann lediglich ein espressivo an einer modulatorisch und melodisch besonderen Stelle im Takt 106 vor Ansonsten liegt der mogliche Ausdruck immanent im rasanten Verlauf der Toccata sowie im Gegensatz von Haupt und Seitensatz und wird durch wenige Anderungen des Tempos der Lautstarke und der Phrasierung modifiziert Rezeption BearbeitenDer Erstdruck und die Urauffuhrung der Toccata im Jahre 1834 fielen in eine Zeit in der sich die Pianisten noch stark an publikumswirksamen oft selbst komponierten Virtuosenstucken orientierten Erst langsam gingen sie dazu uber die Ideen von Francois Joseph Fetis aufzugreifen und wie Felix Mendelssohn Bartholdy 1838 in Leipzig historische Konzerte mit einem klassisch genannten Kanon von Werken anzubieten und schliesslich wie Anton Rubinstein in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Konzerte zu gestalten die nur einem anerkannten Komponisten gewidmet waren Clara Wieck gehorte zu den Ersten die Werke von Johann Sebastian Bach Ludwig van Beethoven und Robert Schumann darunter die Toccata neben eigene Kompositionen stellte und nach ihrer Heirat als Clara Schumann mit Solowerken und Konzerten dieser drei Komponisten und Werken von Johannes Brahms einen bis ins 20 Jahrhundert hinein gultigen deutsch gepragten Konzerttyp schuf 55 Doch erst nach Robert Schumanns Tod galt die Toccata allgemein als ein Prufstein fur professionelle Konzertpianisten wie zum Beispiel die Berichte uber Franz Liszts Unterricht in Weimar zeigen 56 57 Widmungstrager Bearbeiten Der erste Rezipient der fertigen Toccata op 7 war Ludwig Schuncke dem sie Schumann gewidmet hatte und der 1834 mit ihm in Leipzig Tur an Tur wohnte Schumann schrieb daruber anlasslich einer Besprechung von Schunckes Capriccios Wenn man Jemandem etwas dedicirt so wunscht man dass er s vorzugsweise spiele aus vielen Grunden hatte ich ihm vielleicht eines der schwierigsten Clavierstucke eine Toccata zugeeignet Da mir kein Ton entging den er anschlug so hatte ich meinen leisen Aerger dass er sich nicht daruber machte und spielte sie ihm vielleicht um ihn zum Studiren zu reizen zu Zeiten aus meiner Stube in seine hinuber Wie vorher blieb alles mauschenstill Da nach langer Zeit besucht uns ein Fremder Schunke zu horen Wie aber staunte ich als er jenem die Toccata in ganzer Vollendung vorspielte und mir bekannte dass er mich einigemal belauscht und sie sich im Stillen ohne Clavier herausstudirt im Kopfe geubt habe 58 Erstdruck und weitere Auflagen bei Hofmeister Bearbeiten Ende Mai oder im Juni 1834 brachte der Leipziger Verlag Hofmeister den Erstdruck der Toccata in einer Auflage von 100 Exemplaren heraus 1835 1846 1951 und 1853 folgten kleinere Auflagen Ab 1858 erschien die Toccata alljahrlich in bis zu drei weiteren Auflagen und hatte im Juli 1878 mit einer Auflage von 1000 Exemplaren einen Hohepunkt Insgesamt druckte Hofmeister bis April 1886 4450 Exemplare 59 60 Urauffuhrung in Leipzig BearbeitenClara Wieck spielte die Toccata am 11 September 1834 erstmals in einem selbst veranstalteten offentlichen Konzert im Saal des Leipziger Hotel de Pologne Auf dem Programm dieses Konzertes das auch Felix Mendelssohn Bartholdy besuchte standen zudem Frederic Chopins Rondo op 16 und dessen Grande fantaisie sur des airs polonais op 13 sowie ein eigener von Robert Schumann instrumentierter 61 Concertsatz der spatere 3 Satz ihres Klavierkonzertes 62 Ernst Ortlepp schrieb daruber als anonymer Berichterstatter in der Zeitschrift Der Komet Einen wunderbaren Eindruck machte das letzte Stuck ein sic Toccata von Schumann Das Werk ist ein Guss von Originalitat und Neuheit und wirkte trotz seinem strengen Stil auf alle Zuhorer mit einem tiefergreifenden Zauber Wir sind uberzeugt was ein Seb Bach was ein Beethoven was ein Paganini in sich getragen das ruht auch in Schumann ja er besitzt vielleicht noch mehr als Chopin die Kraft die moderne musikalische Schule durch die eigenthumlichen Productionen zu ihrem hochsten Glanze zu erheben Dem Geschmack des Publicums frohnt er nicht und wird ihm trotz allen oft an ihn gemachten Anforderungen nicht frohnen aber gewiss wird er auf seinem Wege ein ganz anderes Ziel erreichen als die Modecomponisten die keinen hohern Gedanken fassen als den Leuten jeden Bissen mundgerecht zu machen Schumanns Toccata ist so schwer dass sie ausser Schunke und der Clara Wieck hier wohl Niemand gut spielen kann Beide spielen sie verschieden Ersterer tragt sie als Etude vor mit hochster Meisterschaft Letztere weiss sie zugleich poetisch aufzufassen und ihr durch und durch eine Seele einzuhauchen Auch diesmal belebte sie sie mit so zarten und tiefgefuhlten Schattirungen dass das originelle Tonstuck mit dem das Concert frappant abschloss in seinem hochsten Glanze erschien 63 In ihren Madchenjahren setzte es Clara Wieck gegen den Widerstand ihres Vaters durch die Toccata neben anderen Werken Robert Schumanns auch weiterhin in ihre Konzertprogramme aufzunehmen und das in ihrem teilweise vom Vater gefuhrten Tagebuch festzuhalten 64 So trug sie die Auffuhrungen der Toccata am 21 Februar sowie am 2 26 und 19 Marz 1836 auf ihrer Breslauer Konzertreise ein 65 Veroffentlichung bei Richault in Paris Bearbeiten 1840 liess Schumann die Toccata zusammen mit den Paganini Etuden op 3 und 10 bei Richault in Paris erscheinen Schon 1839 hatte Clara Wieck das Werk auf ihre Konzertreise nach Paris mitgenommen aber nicht gewagt es offentlich zu spielen Erst ab etwa 1860 wurden Schumanns Werke in Paris nicht mehr rundum abgelehnt 66 Johannes Brahms auf Konzertreisen Bearbeiten Johannes Brahms hatte Schumanns Toccata in jungen Jahren in seinem Konzertrepertoire Beispielsweise spielte er sie bei seinem 2 Wiener Konzert am 7 April 1867 in dem er unter anderem neben kleineren Stucken von Domenico Scarlatti und Franz Schubert auch Schumanns Fantasie op 17 die Toccata F Dur von Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethovens Sonate E Dur op 109 darbot 67 In der Konzertkritik wurde die Ausfuhrung der beiden Toccaten besonders geruhmt 68 Die Toccata im Repertoire der europaischen Pianistenschulen Bearbeiten Franz Liszt Bearbeiten In Franz Liszts Weimarer Meisterklasse wurde die Toccata als von Liszt als schwer eingestuftes Werk von verschiedenen Schulern vorgetragen so am 11 Juni 1884 von Emil Sauer 69 der die Toccata bereits aus dem Unterricht bei Nikolai Rubinstein in Moskau kannte 70 Liszt der Schumanns Klavierwerke sehr schatzte ausserte sich zu den Vorfuhrungen der Toccata allerdings nur recht lakonisch Carl Lachmund berichtete von einem Lob Sie haben mit feinem Gefuhl und guter Phrasierung gespielt 71 Einen die Toccata ungenugend spielenden Schuler fertigte Liszt allerdings mit einem fur ihn typischen Ausruf ab O du heiliger Bimbam 69 Bei vielen Liszt Schulern wurde die Toccata zu einer Art Pflichtstuck in deren Unterricht bis ins 20 Jahrhundert hinein Anton und Nikolai Rubinstein Bearbeiten 1844 wurde Anton Rubinstein in Sankt Petersburg mit dem Ehepaar Schumann bekannt Am 15 Dezember 1846 fuhrte er gemeinsam mit Clara Schumann in Wien Schumanns Andante und Variationen op 46 auf Im Laufe seiner Pianistenkarriere nahm er viele Schumann sche Werke in sein umfangreiches Konzertrepertoire auf 72 1888 89 gestaltete er am Sankt Petersburger Konservatorium zwei Vortragsreihen in der ersten spielte er 1302 Werke von 79 Komponisten in der zweiten 877 Werke von 57 Komponisten darunter Schumanns Toccata op 7 73 Durch ihn und durch seinen Bruder Nikolai Rubinstein der Lehrer am Moskauer Konservatorium war gelangte die Toccata in den Kanon der sogenannten Russischen Schule zu der auch Heinrich Neuhaus der Lehrer von Swjatoslaw Richter und Emil Gilels gehorte USA 19 Jahrhundert Bearbeiten Auf ihrer grossen Konzerttournee durch die USA von Oktober 1870 bis Juni 1872 74 absolvierte die deutsche mit Clara Schumann und Joseph Joachim musikalisch verbundene Pianistin Mary Krebs 257 Konzerte 75 In ihrem Repertoire hatte sie auch Schumanns Toccata Das Leipziger Musikalische Wochenblatt berichtete am 13 Januar 1871 von ihrem Auftritt in der New Yorker Steinway Hall Die Toccata op 7 von Schumann war eine parforce Leistung ersten Ranges reicher Applaus wurde ihr verdientermaassen dafur zu Theil 76 A Dictionary of Music and Musicians von Grove aus dem Jahr 1900 hebt aus ihrem grossen Repertoire namentlich Schumanns Toccata hervor 77 Durch den Lisztschuler Carl Lachmund gelangte das europaische Repertoire und damit Schumanns Toccata zu den Konservatorien der USA 56 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Viele bedeutende Pianisten und Pianistinnen der neueren Zeit haben oder hatten Robert Schumanns Toccata op 7 in ihrem Repertoire Auf technischen Tontragern vom Welte Mignon Reproduktionsklavier uber die Schallplatte und das Tonband bis zu Compact Disc Optischen Datenspeichern und Film wurde das festgehalten 78 Literatur BearbeitenArnfried Edler Toccata op 7 In Ulrich Tadday Hrsg Schumann Handbuch Metzler Stuttgart Weimar 2006 S 222 f Jarmila Gabrielova Toccata fur Klavier op 7 In Helmut Loss Hrsg Robert Schumann Interpretationen seiner Werke Band 1 Laaber 2005 S 43 45 Richard D Green Robert Schumann sExerciceand the Toccata Opus 7 In Enrique Alberto Arias u a Hrsg Essays in Honor of John F Ohl A Compendium of American Musicology S 179 194 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Richard D Green Robert Schumann sExerciceand the Toccata Opus 7 In Enrique Alberto Arias u a Hrsg Essays in Honor of John F Ohl A Compendium of American Musicology S 179 194 Janina Klassen Clara Schumann Musik und offentlichkeit Koln u a 2009 S 82 Ernst Burger Robert Schumann Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten Mainz 1999 S 72 Ernst Burger Robert Schumann Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten Mainz 1999 S 74 a b Arnfried Edler Robert Schumann Munchen 2009 S 70 Jarmila Gabrielova Toccata fur Klavier op 7 In Helmut Loss Hrsg Robert Schumann Interpretationen seiner Werke Band 1 Laaber 2005 S 43 Friedrich Wieck Piano Studien imslp org Carl Czerny Toccata op 92 imslp org Wolfgang Boetticher Robert Schumanns Klavierwerke S 31 f Johann Baptist Cramer Etuden op 50 imslp org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 153 archive org Dana Gooley Schumann and Agencies od Improvisation In Roe Min Kok u a Hrsg Rethinking Schumann Oxford u a 2011 S 139 f Schumann Tagebucher Band 1 S 174 f archive org Applikatur Ubungen In Doppelgriffen In Johann Nepomuk Hummel Ausfuhrliche theoretisch practische Anweisung zum Piano Forte Spiel 1827 imslp org Erlauterungen zur Veroffentlichung der Skizzenbucher I und II schumann ga de Skizzenbuch I S 92 mit Notationen nach Hummel Robert Schumanns Briefe Neue Folge S 150 archive org a b Ernst Herttrich Bemerkungen In Robert Schumann Toccata Opus 7 Fassungen 1830 und 1834 G Henle Verlag Berlin 2009 S 25 Michael J Luebbe Robert Schumann s Exercice pour le Pianoforte In Bernhard R Appel Hrsg Schumanniana nova Festschrift Gerd Nauhaus zum 60 Geburtstag Sinzig 2002 S 430 Robert Schumann Skizzenbuch V S 76 Abgerufen am 19 Mai 2019 Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 329 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 336 archive org Jugendbriefe von Robert Schumann nach den Originalen mitgetheilt von Clara Schumann S 156 archive org Jugendbriefe von Robert Schumann nach den Originalen mitgetheilt von Clara Schumann S 170 archive org Jugendbriefe von Robert Schumann nach den Originalen mitgetheilt von Clara Schumann S 184 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 381 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 394 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 411 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 413 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 329 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 336 archive org Stichwort Wohlgefuhl in Woldemar books google de Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 412 archive org Robert Schumanns Briefe Neue Folge S 413 archive org Jugendbriefe von Robert Schumann nach den Originalen mitgetheilt von Clara Schumann S 190 archive org Johann Gottfried Kuntsch beim Schumann Portal Robert Schumanns Briefe Neue Folge S 536 archive org Robert Schumann Tagebucher Band 1 S 418 archive org Michael J Luebbe Robert Schumann s Exercice pour le Pianoforte In Bernhard R Appel Hrsg Schumanniana nova Festschrift Gerd Nauhaus zum 60 Geburtstag Sinzig 2002 S 432 Skizzenbuch II S 4 Skizzenbuch II S 6 Skizzenbuch II S 9 Ernst Herttrich Vorwort In Robert Schumann Toccata Opus 7 Fassungen 1830 und 1834 G Henle Verlag Berlin 2009 S IV Margit L McCorkle Robert Schumann Thematisch Bibliographisches Werkverzeichnis Munchen 2003 S 27 30 Fundort bei archive org Margit L McCorkle Robert Schumann Thematisch Bibliographisches Werkverzeichnis Munchen 2003 S 28 Robert Schumanns Briefe Neue Folge S 53 archive org Ernst Burger Robert Schumann Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten Mainz 1999 S 119 121 Ernst Burger Robert Schumann Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten Mainz 1999 S 107 109 Ernst Hettrich Vorwort zur Urtextausgabe des Verlages G Henle Ernst Burger Robert Schumann Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten Mainz 1999 S 116 117 a b c d e Jarmila Gabrielova Toccata fur Klavier op 7 In Helmut Loss Hrsg Robert Schumann Interpretationen seiner Werke Band 1 Laaber 2005 S 43 45 Siehe das Fugato ab Takt 129 Siehe die Coda Siehe besonders ab Takt 212 Die Analyse folgt weitgehend Jarmila Gabrielova Toccata fur Klavier op 7 In Helmut Loss Hrsg Robert Schumann Interpretationen seiner Werke Band 1 Laaber 2005 S 43 45 und Arnfried Edler Toccata op 7 In Ulrich Tadday Hrsg Schumann Handbuch Metzler Stuttgart Weimar 2006 S 222 f Janina Klassen Clara Schumann Musik und offentlichkeit Koln u a 2009 S 395 408 a b Carl Lachmund Mein Leben mit Franz Liszt Eschwege 1970 div Stellen Wilhelm Jerger Franz Liszts Klavierunterricht von 1884 1886 dargestellt an den Tagebuchaufzeichnungen von August Gollerich Regensburg 1975 Neue Zeitschrift fur Musik Band 3 S 183 Mai 1834 Neue Leipziger Zeitschrift fur Musik Erster Jahrgang Nr 1 S 68 Juni 1834 et ff Christopher H Gibbs u a Hrsg Franz Liszt and his World Princeton 2006 S 283 Janina Klassen Clara Schumann Musik und offentlichkeit Koln u a 2009 S 125 Neue Leipziger Zeitschrift fur Musik Erster Jahrgang Nr 48 S 192 archive org zit nach Wolfgang Boetticher Robert Schumanns Klavierwerke Teil II Wilhelmshaven 1984 S 22 Janina Klassen Clara Schumann Musik und Offentlichkeit Koln u a 2009 S 93 Janina Klassen Der Lehrer und seine Kunstlerin Private und offentliche Selbstaufmerksamkeit in den Tagebuchern von Clara und Friedrich Wieck In Bernhard R Appel Hrsg Schumanniana nova Festschrift Gerd Nauhaus zum 60 Geburtstag Sinzig 2002 S 313 Serge Gut Schumann und Frankreich In Ute Bar Hrsg Robert Schumann und die franzosische Romantik Mainz u a 1997 S 16 Brahms Eigenhandiger Programmentwurf fur das Konzert vom 7 April 1867 Besprechung des Konzertes in Selmar Bagge Hrsg Leipziger allgemeine musikalische Zeitung Jahrgang 1867 Leipzig und Winterthur 1867 S 170 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek a b Carl Lachmund Mein Leben mit Franz Liszt Eschwege 1970 S 270 Emil von Sauer Meine Welt Berlin 2014 S 61 Carl Lachmund Mein Leben mit Franz Liszt Eschwege 1970 S 247 Ernst Burger Robert Schumann Mainz 1999 S 225 Die Liste der zweiten Vortragsreihe mit Schumanns Toccata books google de Artikel Mary Krebs im Lexikon von Musik und Gender im Internet Artikel Krebs Mary Marie verh Brenning Instrumentalistinnen Lexikon des Sophie Drinker Instituts Musikalisches Wochenblatt 13 Januar 1871 S 40 Artikel Krebs des Grove auf en wikisource org Liste von Interpreten bei henle de PDF 106 KB Weblinks BearbeitenDie Toccata op 7 in einer Auflage des Verlages Hofmeister von 1840 Notentext identisch mit der Erstauflage Toccata op 7 Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toccata C Dur Schumann amp oldid 238844723