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TabakmosaikvirusTabakmosaikvirusSystematikKlassifikation VirenRealm Riboviria 3 Reich Orthornavirae 2 Phylum Kitrinoviricota 2 Klasse Alsuviricetes 2 Ordnung Martellivirales 2 Familie VirgaviridaeGattung Tobamovirus 1 Art Tobacco mosaic virusTaxonomische MerkmaleGenom ssRNABaltimore Gruppe 4Wissenschaftlicher NameTobacco mosaic virusKurzbezeichnungTMVLinksNCBI Taxonomy 12243ViralZone Expasy SIB 51ICTV Taxon History 202005447Das Tabakmosaikvirus englisch Tobacco mosaic virus Akronym TMV ist ein ca 300 nm langes und 18 nm dickes rohrenformiges Virus das aus einstrangiger Ribonukleinsaure von ca 6400 Basen und aus ca 2100 identischen Hullproteinen besteht Es infiziert ausschliesslich Pflanzen unter anderem Tabak aber auch Paprika sowie Tomaten Das TMV erlangte geschichtliche Bedeutung da mit ihm erstmals eine Krankheitsubertragung ohne eine Beteiligung von Bakterien nachgewiesen werden konnte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wirte und Verbreitung 3 Virusbildung durch Selbstassemblierung 4 Nutzung als Biotransistor 5 Weblinks 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 Siehe auchGeschichte BearbeitenAls alteste Quellen uber die Erkrankung an diesem Virus werden der Deutsche Adolf Mayer 1882 in den Niederlanden und Dimitri Iwanowski 1892 in Russland genannt Mayer und Iwanowski wiesen nach dass sich die Mosaikkrankheit von Tabakpflanzen durch einen bakterienfreien Extrakt aus kranken Tabakblattern auf gesunde Pflanzen ubertragen lasst horizontale Transmission Sechs Jahre spater wurde der Befund durch den Hollander Martinus Willem Beijerinck bestatigt 1935 wurde das Virus erstmals isoliert und kristallisiert In seinen wassrigen Losungen fand ein Team um John Desmond Bernal 1936 flussigkristalline Zustande in denen die stabchenformigen Viren weitgehend parallel liegen Im Jahr 1938 wiesen Gustav Adolf Kausche Eduard Pfankuch und Helmut Ruska das Virus erstmals mit dem Ubermikroskop als sichtbares Makromolekul nach 4 Die Entdeckung der Proteindoppelscheibe des TMV sowie die weitere Strukturaufklarung derartiger Nukleinsaure Protein Komplexe durch Aaron Klug mit der von ihm weiterentwickelten kristallographischen Elektronenmikroskopie wurde 1982 durch den Nobelpreis gewurdigt In den 1950er Jahren zeigte Heinz Fraenkel Conrat dass die Virus Nukleinsaure RNA und nicht das Hullprotein die Erbinformation tragt und 1960 gelang ihm mit seiner Arbeitsgruppe die komplette Sequenzierung des 158 Aminosauren TMV Hullproteins das damals das grosste Protein war dessen Sequenz bekannt war Wirte und Verbreitung BearbeitenDas Tabakmosaikvirus verursacht die okonomisch bedeutsame Mosaik Krankheit des Tabaks Es infiziert aber daruber hinaus eine grosse Zahl von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und Zierpflanzen aus mehr als neun Pflanzenfamilien Es wird sehr leicht ubertragen z B durch direkten Kontakt zwischen Pflanzen durch Pflanzensaft bei einigen Pflanzen durch Saatgut und vor allem durch landwirtschaftliche Kulturpraktiken bei der Handhabung infizierter Pflanzen Es ist im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzenviren ausserst hitzestabil Aufgrund dieser Eigenschaften ist es vermutlich eines der am weitesten verbreiteten Viren weltweit und nicht zufallig das erste beschriebene Virus uberhaupt nbsp Struktur des Tabakmosaikvirus nbsp Tabakmosaikvirus Super Resolution Mikroskop Aufnahme nbsp Chlorose bei Euphorbia viguieri durch das TMVVirusbildung durch Selbstassemblierung BearbeitenTMV wurde unter anderem wegen seiner Fahigkeit zur Selbstassemblierung bekannt Wenn man die RNA des Virus mit dessen Proteinen mischt bildet sich auch im Reagenzglas in vitro ein komplettes Virus aus Interessanterweise ist auch das Hullprotein ohne die RNA in der Lage sich zu einem Virus ahnlichen Partikel zu assemblieren Die Zusammenlagerung der Protein Untereinheiten hangt dabei wesentlich vom pH Wert der Losung und deren Ionenstarke Salzkonzentration ab 5 Nutzung als Biotransistor BearbeitenIn aktuellen Forschungsarbeiten wird das Tabakmosaikvirus als Werkzeug fur neuartige elektronische Bauteile in der Nanotechnologie zur Entwicklung eines Feldeffekttransistors eingesetzt Hierbei entsteht durch einen Biomineralisationsprozess eine Halbleiterschicht auf dem Tabakmosaikvirus 6 7 Weblinks BearbeitenProf Wege Uni Stuttgart Abteilung Molekularbiologie und Virologie der Pflanzen University of Idaho Plant Viruses Online englisch im WebArchiv Descriptions of Plant Viruses englisch Einzelnachweise Bearbeiten SIB Tobamovirus auf ViralZone a b c d ICTV ICTV Master Species List 2019 v1 New MSL including all taxa updates since the 2018b release March 2020 MSL 35 ICTV Master Species List 2018b v1 MSL 34 Feb 2019 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 63 Butler J P Klug A Wie bildet sich ein Virus Spektrum der Wissenschaft Januar 1979 S 4 14 Atanasova P Rothenstein D Schneider J J Hoffmann R C Dilfer S Eiben S Wege C Jeske H amp Bill J 2011 Virus templated synthesis of ZnO nanostructures and formation of field effect transistors Adv Mat 23 S 4918 4922 Andrea Mayer Grenu Weltweit erster Feldeffekt Transistor auf Virenbasis Universitat Stuttgart Pressemitteilung vom 10 Juli 2012 beim Informationsdienst Wissenschaft idw online de abgerufen am 15 September 2015 Literatur BearbeitenIwanowski D 1892 Izv imp Akad Nauk 35 67 Mayer A 1886 Ueber die Mosaikkrankheit des Tabaks Die landwirtschaftlichen Versuchs Stationen 32 S 451 467 Bawden F C Pirie N W Bernal J D Fankuchen I 1936 Liquid Crystalline Substances from Virus infected Plants Nature 138 S 1051f Mit ausfuhrlichem Kommentar in Crystals that Flow Classic papers from the history of liqid crystals Compiled with translation and commentary by T J Sluckin et al Taylor amp Francis London and New York 2004 ISBN 0 415 25789 1 Klug A 1983 Vom Makromolekul zum biologischen Molekulverband Nobelvortrag Stockholm 1982 Angewandte Chemie 95 S 579 596 Siehe auch BearbeitenTabak Mosaik Satelliten Virus STMV Normdaten Sachbegriff GND 4184299 6 lobid OGND AKS LCCN sh85135738 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tabakmosaikvirus amp oldid 230440516