www.wikidata.de-de.nina.az
Als Swenzonen wird in der Geschichtsschreibung ein Ministerialbeamtengeschlecht bezeichnet das im 13 und 14 Jahrhundert in den Herzogtumern Pommern und Pommerellen ansassig war Die Swenzonen spielten eine wichtige Rolle im pommerellischen Erbfolgestreit von 1295 bis 1309 In der 1 Halfte des 14 Jahrhunderts regierten die Swenzonen in den Landen Schlawe und Stolp wie Landesherren Das Wappen der Swenzonen war ein Greif mit einem Storschwanz ein sogenannter Fischgreif Der Fischgreif der Swenzonen im Wappen der Familie von Puttkamer Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Stammliste der Swenzonen 3 Literatur 4 FussnotenGeschichte BearbeitenDie ersten bekannten Angehorigen dieser Familie sind der um die Mitte des 13 Jahrhunderts in Urkunden erwahnte Swenzo und dessen jungerer Bruder Lorenz Beide waren ursprunglich lediglich hohe Verwaltungsbeamte Nach Swenzo wird das seine Familie die Familie seines Bruders Lorenz sowie deren Nachfahren umfassende Adelsgeschlecht in der Geschichtsschreibung als Swenzonen bezeichnet Die Familie von der Swenzo und Lorenz abstammten war im Lande Schlawe Stolp heimisch Anfang des 13 Jahrhunderts herrschte in dem zwischen dem Nestbach ostlich des Gollenbergs bei Koslin und dem Fluss Leba der damaligen Grenze zum polnischen Teilfurstentum Pommerellen liegenden hinterpommerschen Gebiet die Dynastie der Ratiboriden Dieses vermutlich mit den Greifen nahe verwandte Herrscherhaus starb im ersten Drittel des 13 Jahrhunderts aus Auf das Gebiet hatten die Danen Einfluss ausgeubt 1 bis ihre Machtstellung im Ostseeraum 1227 nach der Schlacht bei Bornhoved zerbrach Anschliessend fiel diese noch nicht sehr weit entwickelte Region gegen den Protest der pommerschen Herzoge die dort Erbanspruche hatten fur drei Generationen 1236 1308 an das polnische Teilfurstentum Pommerellen Von 1266 bis 1295 wurde Pommerellen von Herzog Mestwin II regiert Die pommerellische Herrschaft in den Landen Schlawe Stolp wurde 1266 1268 und 1270 1277 durch Einfalle Barnims I von Stettin bzw Wizlaws IV von Rugen unterbrochen Polen war damals in viele Teilfurstentumer zerfallen doch war die Verwaltungsordnung in Pommerellen dieselbe wie im ubrigen Polen Nachdem die Lande Schlawe Stolp pommerellisch geworden waren wurde dort dieselbe Verwaltungsordnung eingefuhrt die zuvor im polnischen Furstentum Pomerellen ostlich der Leba gegolten hatte Auf den Hauptburgen Schlawe Dirlow an der Wippermundung und Stolp ubten nunmehr hohe Beamte im Auftrag Danziger Fursten deren Rechte bezuglich Verteidigung Verwaltung Rechtsprechung Steuern und Regalien aus Der hochste Beamte war der Palatin comes palatinus polnisch Wojewode der fur ganze Bezirke wie Danzig oder Schlawe Stolp Verantwortung trug Ihm unterstanden in den einzelnen Burgbezirken Kastellane Burggrafen Vogte denen wiederum zahlreiche Beamte wie z B die Unterkammerer subcamerarius polnisch podkomorzy unterstanden Lorenz war von 1288 bis mindestens 1307 Kastellan von Stolp Swenzo begann seine Laufbahn als Verwaltungsbeamter ebenfalls in Schlawe 1257 und in Stolp 1274 und wurde 1286 zum Palatin von Danzig und schon 1287 auch von Stolp befordert Unter Herzog Mestwin II von Pomerellen konnte er sich nun palatinus totius Pomeraniae Palatin von ganz Pommerellen nennen und war so in Pommerellen zu einem fuhrenden Adligen aufgeruckt Nachdem mit dem Tode Mestwins II Weihnachten 1294 das pommerellische Herzogshaus der Samboriden ausstarb begannen langwierige Querelen um die Erbfolge in Pommerellen und im Lande Schlawe Stolp Einerseits hatte Mestwin am 1 April 1269 im Vertrag von Arnswalde den brandenburgischen Markgrafen Johann Otto und Konrad die als Vertreter des deutschen Konigs aufgetreten waren seinen gesamten Besitz ubereignet und von diesen als Lehen genommen Gleichzeitig hatten die Markgrafen mit Mestwin der keine mannlichen Erben hatte einen Erbfolgevertrag abgeschlossen Anschliessend kam es zu einem Zerwurfnis zwischen Mestwin und dem Markgrafen Konrad Allem Anschein nach hatte dieses Zerwurfnis zur Folge dass Mestwin die den Askaniern im Vertrag von Arnswalde fruher zugestandene Oberhoheit uber ganz Pomerellen nun nicht mehr anerkannte und ihnen unter den von ihm beherrschten Gebieten nur noch die Oberhoheit uber die Lande Schlawe und Stolp zugestand Am 3 September 1273 nahm Mestwin im Vertrag an der Dragebrucke von den Brandenburgern die Lande Schlawe und Stolp als Lehen 2 Am 18 Januar 1277 hatten die Markgrafen ausserdem Witzlaw II von Rugen fur 3 500 Mark Silber dessen Pfandrechte an den Landen Schlawe und Rugenwalde abgekauft die dieser als Heiratsgut seiner Grossmutter einer Tochter des Swantopolk von Pommerellen beanspruchen konnte Spater hatte Mestwin II im Gegensatz zu seinen vorher vertraglich bekundeten Absichten als seinen Nachfolger Konig Przemyslaw II von Polen eingesetzt Als dieser bereits 1296 ermordet wurde fiel den Swenzonen eine politische Schlusselrolle in dem nachfolgenden langen pommerellischen Erbfolgestreit zu Um die Erbnachfolge bemuhten sich ausserdem nicht nur polnische Herzoge aus der Linie der Piasten sondern nun auch bohmischen Przemysliden Unter Wenzel II 1299 1305 und Wenzel III 1305 1306 die nicht selbst im Land anwesend waren wird Swenzo zum mit koniglichen Vollmachten ausgestatteter Statthalter fur ganz Pommerellen einschliesslich der Lande Schlawe Stolp ernannt Sein Sohn Peter der seit 1301 auf seiner Herrschaft Neuenburg zu Reichtum und Einfluss gekommen war wird zum Starosten lat capitaneus ernannt und erfreut sich der besonderen Gunst der beiden Wenzel Als sich Wladyslaw I Ellenlang nach dem Tode Wenzels II 1305 und der Ermordung Wenzels III 1306 zunachst in Pommerellen durchsetzen konnte unterstutzte ihn Swenzo zuerst doch fielen die Swenzonen bei dem neuen Herrscher bald in Ungnade so dass ihnen der finanzielle Ruin drohte Um der erfahrenen Ungnade zu begegnen suchte Peter von Neuenburg Unterstutzung bei den Brandenburgern den Gegnern Wladyslaws Gehor fand er bei Markgraf Waldemar von Brandenburg In einem in Lindow bei Stolp am 17 Januar 1307 unterzeichneten Vertrag wurde mit Peter von Neuenburg vereinbart dass die Swenzonen ihre Amter behalten durfen und dass ihre Gesamtfamilie die Burgen bei Schlawe Rugenwalde und Pollnow als Lehen erhalt Die Burgen in Neuenburg und Tuchel sollten sie behalten durfen Die Swenzonen die damit zu kleinen Landesherren domini terrae aufgestiegen waren und ihr Anhang wandten sich nun insgesamt gegen Wladyslaw Diese Kehrtwendung der Swenzonen ist spater in die polnische Geschichtsschreibung als Verrat der Swenzonen eingegangen Swenzo war noch am 21 Februar 1308 am Verkauf des Dorfes Glovebanz an die Stadt Koslin beteiligt Das Amt des Palatins von Danzig hatte er noch 1308 ausgeubt Um ihre Anspruche an Pommerellen durchzusetzen ruckten die Brandenburger 1308 tatsachlich in Danzig ein wo ihnen die uberwiegend deutsche Bevolkerung die Tore geoffnet hatte Sie konnten jedoch die Burg nicht einnehmen da Wladyslaw I zu deren Verteidigung Soldner des Deutschen Ordens rekrutiert hatte Nachdem die Brandenburger sich wieder in die Lande Schlawe Stolp zuruckgezogen hatten war Wladyslaw nicht imstande das dem Deutschen Orden fur die militarische Hilfe versprochene Entgelt aufzutreiben Der Deutsche Orden besetzte deshalb 1309 ganz Pomerellen bis auf die Lande Schlawe Stolp die von den Brandenburgern besetzt waren 1308 1317 Nachdem als Ergebnis des Erbfolgestreits Pommerellen bis auf die Lande Schlawe Stolp an den Deutschen Orden gekommen war verloren die Swenzonen ihre Stellung in Pommerellen Die Sohne Swenzos konnten jedoch in dem von den Brandenburgern gehaltenen Randgebiet Schlawe Stolp eine Zeitlang halten Dieses Gebiet blieb 1309 unter der Herrschaft von Markgraf Waldemar von Brandenburg 1317 trat Waldemar im Vertrag von Templin die Lande Schlawe Stolp an Herzog Wartislaw IV von Pommern Wolgast ab als Dank fur die Neutralitat die die pommerschen Herzoge wahrend des fehlgeschlagenen Vorstosses der Brandenburger gegen Danzig bewahrt hatten Die Swenzonen hatten die ihnen im Vertrag von Lindow zugesprochenen Burgen so aufgeteilt dass Swenzos altester Sohn Peter von Neuenburg Herr von Pollnow geworden war Die Anspruche auf seinen vorherigen Besitz in Neuenburg der grosser gewesen war als der in Pollnow konnte Peter von Neuenburg nicht realisieren 1313 ubergab er Neuenburg dem Deutschen Orden Er starb 1326 27 Peter von Neuenburgs Sohn Peter von Pollnow ubergab den Restbesitz der in Tuchel ubriggeblieben war 1353 dem Deutschen Orden Peter von Pollnow verlor auch Pollnow diesen Besitz musste er noch im gleichen Jahr an den Bischof von Cammin abtreten Swenzos zweiter Sohn Jesko Johann hatte die Burg Schlawe erhalten und nannte sich entsprechend Jesko von Schlawe In alten Urkunden lasst er sich bis 1347 verfolgen Er wurde etwa 70 Jahre alt und hatte zwei Sohne Peter von Schlawe der altere der beiden Sohne und Lorenz von Schlawe Wie aus einer Urkunde hervorgeht waren Jesko von Schlawe und sein Sohn Peter im Jahr 1447 von den Sohnen des Herzogs Wartislaw IV von Pommern Wolgast eines angeblichen Rechtsvergehens bezichtigt worden ohne dass aus der betreffenden Urkunde der genauere Sachverhalt ersichtlich ware Jesko von Schlawe und Peter von Schlawe hatten bei der Stadt Schlawe Schulden gemacht und ihren Besitz und ihre Rechte als Burgherren verpfandet Da sie ihre Schulden nicht zuruckzahlen konnten verloren sie ihren gesamten Besitz und die damit verbundenen Rechte an die Stadt Schlawe Jeskos jungster Sohn Lorenz hatte die Burg Dirlow an der Mundung der Wipper erhalten Er starb kurz nach 1317 in jungen Jahren Er war noch an der Neugrundung der einige Kilometer entfernten Stadt Rugenwalde und an der Grundung der Stadt Schlawe beteiligt gewesen Die Rolle des Landesherren fiel nun seinem Sohn Jesko von Rugenwalde zu Da dieser noch unmundig war ubten seine Onkel Peter von Neuenburg und Jesko von Schlawe die Vormundschaft uber ihn aus und damit auch die Herrschaft uber Rugenwalde Selbstandig tritt Jesko von Rugenwalde erst am Anfang der 1330er Jahre auf er wird nun als dominus Rugenwaldensis Herr von Rugenwalde bezeichnet gilt aber nur als Knappe nicht als Ritter Im Jahre 1333 erteilt er der Stadt Rugenwalde ein grosszugiges Privileg Er sichert ihr nicht nur den Fortbestand aller bisher gewahrten Freiheiten zu sondern verspricht auch dass weder er noch seine Nachfolger die zerstorte Burg in der Stadt neu aufbauen werden und auch nicht die Burg Dirlow an der Munde Entgegen unglaubwurdigen Berichten soll Jesko von Rugenwalde keinen Sohn gehabt haben Im Lande Stolp hatte der Kastellan Lorenz Swenzos jungerer Bruder seinen Besitz erweitern konnen In einer Urkunde von 1315 wird seinem Sohn Kasimir dieser Besitz bestatigt Darunter befinden sich auch einige Dorfer in der Region von Butow deren Gesamtheit sich fur einige Jahrzehnte zum Land Tuchem entwickelt das einen den Landen Schlawe Rugenwalde und Pollnow vergleichbaren Status hat Nachdem die Swenzonen in den 1330er Jahren in eine wirtschaftliche Notlage geraten und zunehmend gezwungen gewesen waren ihre Landereien zu veraussern schwand mehr und mehr auch ihre politische Macht Beispielsweise verkaufte Jesko von Schlawe 1329 das Dorf Krampe dem Deutschen Ritterorden 3 und Jesko von Schlawe und Jesko von Rugenwalde verkauften im Jahr 1337 den Hafenort Stolpmunde und das Dorf Arnshagen an den Magistrat der Stadt Stolp 4 Jesko von Rugenwalde verkaufte 1337 die auf der Feldmark des Dorfes Klein Strellin gelegene Wassermuhle die sogenannte Samelower Muhle an den Magistrat der Stadt Stolp 5 Unter Waldemar wie auch unter Wartislaw IV und dessen Sohnen hatten die Swenzonen im Land Schlawe zuvor wie Landesherren regiert 6 und sie waren wesentlich an der Grundung der Stadte Rugenwalde 1312 Schlawe 1317 Pollnow Grundungsjahr unbekannt und Zanow 1343 nach Lubischem Recht beteiligt gewesen Ihre Rolle als domini terrae war um die Mitte des 14 Jahrhunderts beendet und ihr Status auf den gewohnlicher Landadliger herabgesunken Letztmals 1357 wird mit Peter von Pollnow ein Swenzone genannt nach unsicheren Quellen noch 1367 Ob das Geschlecht ausgestorben ist oder unter anderem Namen fortlebte ist unbekannt und strittig Der zu Swantos Nachkommen gerechnete hinterpommersche Ritter Peter Putcumer auch schon Puthkamer geschrieben der das Swenzonen Wappen fuhrte tritt im ersten Jahrzehnt des 14 Jahrhunderts haufiger hervor er war wie sein slawischer Name besagte herzoglicher Unterkammerer Auch der Vorname Jesco gehort zu den Leitnamen der bis heute bestehenden Familie von Puttkamer die den Fischgreif im Familienwappen fuhrt Stammliste der Swenzonen BearbeitenSwenzo nicht vor Februar 1308 Peter von Neuenburg ca 1326 1327 Peter von Pollnow Jesko von Schlawe ca 1280 nach 1347 Peter von Schlawe Lorenz von Schlawe Lorenz Laurentius von Rugenwalde kurz nach 1317 in jungen Jahren Jesko von Rugenwalde Lorenz Laurentius Kastellan von Stolp nach 1307 Swenzka Kasimir von TuchemLiteratur BearbeitenFritz Morre Die Swenzonen in Ostpommern Aufstieg und Herrschaft 1269 1357 In Baltische Studien Ser NF Bd 41 1939 S 35 98 Digitalisat Ellinor von Puttkamer Die Swenzonen und das Land Schlawe In Manfred Vollack Hrsg Der Kreis Schlawe Ein pommersches Heimatbuch Band 2 Die Stadte und Landgemeinden Husum 1989 ISBN 3 88042 337 7 S 545 550 T Hirsch M Toeppen E Strehlke Hrsg Scriptores rerum Prussicarum Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft 1 Band Leipzig 1861 Fussnoten auf S 700 708 Johannes Voigt Geschichte Preussens von der altesten Zeit bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens Borntrager Konigsberg 1880 Vierter Band Die Zeit von der Unterwerfung der Preussen 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341 Insbesondere Seiten 79 82 193 201 290 291 und 607 612 Friedrich Karl von Zitzewitz Muttrin Bausteine aus dem Osten Pommersche Personlichkeiten im Dienste ihres Landes und der Geschichte ihrer Zeit Verlag Gerhard Rautenberg Leer 1967 besonders S 11 16 und 50 56 Fussnoten Bearbeiten Rudolf Usinger Deutsch danische Geschichte 1189 1227 Berlin 1863 448 Seiten online Richard Roepell Geschichte Polens Hamburg 1840 S 552 Karl Heinz Pagel Der Landkreis Stolp in Pommern Lubeck 1989 S 652 Download Ortsbeschreibung Krampe PDF 1 0 MB Ludwig Wilhelm Bruggemann Ausfuhrliche Beschreibung des gegenwartigen Zustandes des Konigl Preussischen Herzogtums Vor und Hinterpommern Teil II Band 2 Stettin 1784 S 927 Nr 1 Karl Heinz Pagel Der Landkreis Stolp in Pommern Lubeck 1989 S 630 634 Download Ortsbeschreibung Klein Strellin PDF 1 0 MB Rudolf Benl Pommern bis zur Teilung von 1368 72 In Werner Buchholz Hrsg Deutsche Geschichte im Osten Europas Pommern Siedler Verlag 1999 S 105 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Swenzonen amp oldid 225494576