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Die Studentenverbindungen in Osterreich sind im Grossen und Ganzen mit den Studentenverbindungen im ubrigen deutschen Sprachraum vergleichbar sie sind aber deutlich tiefer in ein schlagendes deutschnational freiheitliches und ein nichtschlagendes katholisch christliches Lager gespalten Gemeinsame Auftritte der beiden Lager bei universitaren oder gesellschaftlichen Veranstaltungen sind ausserst selten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bedeutung 2 1 Lager 2 2 Parteinahe 3 Burschenbunds Convent 4 Siehe auch 5 Listen von Studentenverbindungen nach Hochschulorten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grundung von studentischen Zusammenschlussen wurde nach den Karlsbader Beschlussen im Kaisertum Osterreich sowohl rigoroser als auch andauernder als in anderen Staaten des Deutschen Bundes unterbunden Als alteste Verbindung Osterreichs gilt das 1850 gegrundete Corps Saxonia Wien eine erste Grundungswelle von Studentenverbindungen darunter auch Burschenschaften begann aber erst mit dem Schillerfest von 1859 1 Die 1860 in Innsbruck gegrundete AV Helvetia Oenipontana SchwStV als alteste nicht schlagende Verbindung und ursprunglich katholische Korporation in Osterreich nimmt nur Schweizer auf Daher gilt heute als alteste katholische Studentenverbindung Osterreichs die AV Austria Innsbruck die 1864 gegrundet wurde 2 Siehe auch Prager Studentenverbindungen 1859 1868 und Harald SeewannBedeutung BearbeitenDie Verbindungen Osterreichs sind politisch insgesamt deutlich konservativer als jene in Deutschland Ausserdem sind sie seit dem 19 Jahrhundert untereinander tief in konfessionelle und schlagende Verbindungen gespalten Das ausserte sich in zahlreichen Auseinandersetzungen zum Beispiel bei der Ernennung des liberalen Rektors Anton Menger an der Universitat Wien am 24 Oktober 1895 sie endeten erst als Studenten uber die Universitatsrampe geworfen wurden 3 Die aggressive Ablehnung fand ihren Hohepunkt in dem Tod des katholischen Innsbrucker Studenten Max Ghezze Anfang des 20 Jahrhunderts Gemeinsame Auftritte bei universitaren oder allgemein gesellschaftlichen Veranstaltungen sind dort nach wie vor ausserst selten Starker als in anderen Landern ist in Osterreich das Schulerkorporationswesen ausgepragt Osterreichische Mittelschulverbindungen bezeichnen sich grosstenteils als Studentenverbindung Siehe auch Akademischer Kulturkampf und Trauerkommers fur Richard Wagner Lager Bearbeiten Die katholischen Dachverbande Osterreichischer Cartellverband OCV und Kartellverband katholischer nichtfarbentragender akademischer Vereinigungen Osterreichs OKV koexistieren als jeweils eigenstandige Verbande mit dem deutschen CV und KV weisen aber jeweils gemeinsame Wurzeln und teilweise eine gemeinsame Geschichte auf Sie spalteten sich 1933 von den deutschen Verbanden ab Als Besonderheit existiert in Osterreich daruber hinaus der monarchistische Akademische Bund Katholisch Osterreichischer Landsmannschaften Weitere christliche Verbindungen mannlich weiblich und gemischtgeschlechtlich werden diesem konfessionellen Lager zugeordnet Die meisten osterreichischen Burschenschaften sind in der pflichtschlagenden Burschenschaftlichen Gemeinschaft BG organisiert zu der 43 Burschenschaften gehoren die uberwiegend der Deutschen Burschenschaft DB und der Deutschen Burschenschaft in Osterreich DBO oder dem Conservativen Delegierten Convent der fachstudentischen Burschenschaften in Osterreich CDC angehoren Einige Burschenschaften sind deutschnational eingestellt Die osterreichischen Corps sind im Kosener Senioren Convents Verband organisiert die Landsmannschaften im Coburger Convent Die Spaltung in zwei Lager betrifft auch die osterreichischen Schulerverbindungen Die grossten Verbande von Mittelschulverbindungen sind der katholische Mittelschuler Kartell Verband MKV und der schlagende Osterreichische Pennaler Ring OPR Parteinahe Bearbeiten Auffallend ist eine parteipolitische und weltanschauliche Nahe zwischen katholischen Korporationen und der Osterreichischen Volkspartei OVP einerseits sowie zwischen Burschenschaften und den Parteien des Dritten Lagers namlich der Freiheitlicher Partei Osterreichs FPO sowie dem Bundnis Zukunft Osterreich BZO anderseits Fast alle Bundeskanzler der ersten Republik aus der Christlichsozialen Partei und der daraus hervorgegangenen Vaterlandischen Front den Vorgangern der spateren OVP gehorten katholischen CV Verbindungen an Der Osterreichische Cartellverband OCV hatte sich nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland vom CV abgespalten als gegen einen Beschluss der Vollversammlung die CV Verbindungen in Deutschland diesen die Treue versicherten Engelbert Dollfuss der Begrunder des autoritaren Standestaates war zum Zeitpunkt seiner Ermordung 1934 Philistersenior seiner Studentenverbindung KOHV Franco Bavaria Wien Teils posthum wurde ihm von fast allen Verbindungen des OCV die Ehrenmitgliedschaft verliehen war Dollfuss doch massgeblich an der Schaffung des OCV beteiligt Sein Nachfolger als diktatorisch regierender Bundeskanzler Kurt Schuschnigg war ebenfalls Mitglied einer OCV Verbindung In der Zweiten Republik waren und sind zahlreiche OVP Politiker etwa Andreas Khol Michael Spindelegger Gunther Platter Erwin Proll sowie diverse Mitglieder von Landesregierungen und Burgermeister Mitglieder des OCV oder des MKV In der FPO sind traditionell zahlreiche Mitglieder von schlagenden Burschenschaften daneben auch schlagenden Schulerverbindungen vertreten Der ehemalige Parteichef Heinz Christian Strache ist Alter Herr der Wiener pennalen Burschenschaft Vandalia der langjahrige Parteiobmann der FPO und spatere Grunder des BZO Jorg Haider gehorte der fakultativ schlagenden Jagerschaft Silvania Wien an Mehrere Nationalratsabgeordnete der FPO darunter der dritte Nationalratsprasident Martin Graf sind Alte Herren der als rechtsextrem angesehenen Burschenschaft Olympia die 1961 behordlich aufgelost und 1973 neu konstituiert wurde Bekannte Waffenstudenten in den Reihen von FPO und BZO sind unter anderem die Nationalratsabgeordneten Werner Neubauer Manfred Haimbuchner Ewald Stadler und Lutz Weinzinger der Europaabgeordnete Andreas Molzer und der ehemalige Vizekanzler Herbert Haupt In der Sozialdemokratischen Partei Osterreichs SPO sind Mitglieder von Studentenverbindungen heute kaum vertreten Zur Zeit ihrer Grundung als SDAPO 1888 waren die sozialistischen Grundervater Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer beide Burschenschafter Auch spater kamen immer wieder sozialistische Politiker aus dem nationalen waffenstudentischen Lager darunter Eduard Speck SPO Burgermeister von Graz 1945 1960 und Alfred Schachner Blazizek stellvertretender Landeshauptmann der Steiermark und stellvertretender SPO Parteivorsitzender Der von der SPO nominierte Prasident des Verfassungsgerichtshofs Gerhart Holzinger ist Alter Herr einer OCV Verbindung Auch der ehemalige parteiunabhangige Aussenminister in der SPO Alleinregierung und 1974 von der SPO nominierte Bundesprasident Rudolf Kirchschlager war Mitglied der katholischen Pennalerverbindung K o St V Waldmark Horn im MKV Burschenbunds Convent BearbeitenGanz zu Unrecht vergessen sind die schlagenden Verbindungen im Burschenbunds Convent Das waren in Wien vier in Prag vier und in Brunn zwei Bunde Anders als in Deutschland hiessen sie in Osterreich nicht Burschenbund sondern in Bezug auf die Urburschenschaft Burschenschaft Mitte der 1920er Jahre umfasste der B C 1300 bis 1800 Mitglieder uberwiegend assimilierte Juden 4 Ein Protagonist war Oskar Scheuer Siehe auch BearbeitenGeschichte der Studentenverbindungen Kosener Corps in Osterreich Osterreichischer Verein fur StudentengeschichteListen von Studentenverbindungen nach Hochschulorten BearbeitenListe der Studentenverbindungen in Graz Liste der Studentenverbindungen in Innsbruck Liste der Studentenverbindungen in Leoben Liste der Studentenverbindungen in Linz Liste der Studentenverbindungen in Salzburg Liste der Studentenverbindungen in WienLiteratur BearbeitenFritz Ranzi Corps und Burschenschaft in Osterreich im Wandel der Ideen Einst und Jetzt Jahrbuch des Vereins fur corpsstudentische Geschichtsforschung Bd 6 1956 S 73 85 Robert Hein Die osterreichischen Studentenverbindungen und die deutsche Frage 1859 1866 Einst und Jetzt Bd 8 1963 S 36 44 Michael Gehler Osterreichische Studentenvereine und Korporationen In Harm Hinrich Brandt Matthias Stickler Hg Der Burschen Herrlichkeit Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens Studentengeschichtliche Vereinigung des Coburger Convents Wurzburg 1997 S 173 205 Peter Krause Studiosus Austriacus Handbuch des osterreichischen Korporationswesens Osterreichischer Verein fur Studentengeschichte Wien 2007 Henn Juri Uibopuu 1912 1992 80 Jahre Verein Grazer Hochschulerinnen Die Geschichte der altesten bestehenden Damenverbindung Osterreichs Schriftenreihe des Steirischen Studentenhistoriker Vereins Graz 1992 Alexander Graf Los von Rom und heim ins Reich Das deutschnationale Akademikermilieu an den cisleithanischen Hochschulen der Habsburgermonarchie 1859 1914 Diss Univ Graz 2014 ISBN 978 3 643 12834 8 Online Version Hermann Rink Uber den Begriff Freiheitlich im osterreichischen Korporationswesen Einst und Jetzt Bd 51 2006 S 151 161 Raimund Lang Grosses Osterreichisches Kommersbuch herausgegeben vom MKV und OCV Wien 2015 Weblinks BearbeitenRadio AGORA Aufschlussreiches Interview zu den osterreichischen Burschenschaften 30 Dezember 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Engelbrecht Geschichte des Osterreichischen Bildungswesens Osterreichischer Bundesverlag Wien 1986 S 243 Helmut Engelbrecht Geschichte des Osterreichischen Bildungswesens Osterreichischer Bundesverlag Wien 1986 S 247 Michael Wladika Hitlers Vatergeneration die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2005 ISBN 3 205 77337 3 S 287 Matthias Hambrock Die Etablierung der Aussenseiter der Verband nationaldeutscher Juden 1921 1935 Bohlau Verlag Koln Weimar 2003 S 136ff ISBN 978 3 412 18902 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studentenverbindungen in Osterreich amp oldid 220636361