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Streptococcus pyogenes von griechisch pyon Eiter Eiter hervorrufende Streptokokken ist ein haufig vorkommendes Bakterium das beim Menschen unter anderem Scharlach und eitrige Tonsillitis oder Tonsillopharyngitis auslosen kann Streptococcus pyogenesStreptococcus pyogenesSystematikAbteilung FirmicutesKlasse BacilliOrdnung LactobacillalesFamilie StreptococcaceaeGattung StreptococcusArt Streptococcus pyogenesWissenschaftlicher NameStreptococcus pyogenesRosenbach 1884 Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Pathogenese und verursachte Krankheiten 3 Diagnostik 4 Therapie 5 Epidemiologie 6 Sonstiges 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEigenschaften Bearbeiten nbsp Hamolytische Eigenschaften verschiedener Streptokokken Arten auf einer Blutagarplatte In der Mitte beta Hamolyse von St pyogenesStreptococcus pyogenes ist grampositiv kettenbildend beta hamolysierend und Pyrrolidonyl Arylamidase positiv S pyogenes wachst anaerob ist aber aerotolerant d h die Bakterien wachsen in Anwesenheit von Luftsauerstoff benotigen aber keinen Sauerstoff fur ihren Stoffwechsel Die einzelne rundliche Zelle hat eine Grosse von 0 6 bis 1 µm S pyogenes kann sich nicht aktiv bewegen und bildet keine Endosporen Auf Blutagar einem bluthaltigen Nahrmedium entstehen grauweisslich schleimige Kolonien Nach dem Lancefield Schema das die Streptococcus Arten nach ihrem C Polysaccharid differenziert gehort S pyogenes zur Gruppe A Pathogenese und verursachte Krankheiten BearbeitenStreptococcus pyogenes besitzt verschiedene Virulenzfaktoren die es dem Bakterium ermoglichen sich der Abwehrreaktion des menschlichen Immunsystems zu entziehen und Krankheiten auszulosen Einer der wichtigsten Virulenzfaktoren ist das M Protein ein antiphagozytotisches Oberflachenprotein Einen ahnlichen Effekt hat die bei einigen Stammen vorhandene Kapsel aus Hyaluronsaure Daruber hinaus spaltet eine C5a Peptidase wichtige Signalmolekule im Komplementsystem und unterbindet so die Aktivierung dieses Teiles des Immunsystems Die Fibronektin bindenden Proteine F1 und SfbI dienen dem Bakterium zum Anheften an die Endothelzellen und unterstutzen so sein Eindringen in menschliches Gewebe Dort angekommen zerstoren die Streptolysine O und S rote Blutkorperchen und andere Zellen Die Streptokinase lost Fibrin auf Ausserdem helfen auch verschiedene Enzyme wie DNAsen Proteasen und Hyaluronidasen dem Bakterium bei der Ausbreitung im Gewebe Um sich gegenuber anderen Bakterien behaupten zu konnen sezerniert S pyogenes des Weiteren Bakteriengifte Streptococcus pyogenes verursacht sowohl akute invasive Infektionen als auch nicht invasive Folgekrankheiten Die akuten Infektionen gehen dabei wegen der vielen gewebeauflosenden Enzyme haufig mit Eiterbildung einher Ein mogliches Ziel sind die oberen Atemwege wo sich eine Mandel oder Rachenentzundung bilden kann Auf der Haut konnen je nach Tiefe der Infektion und Abwehrlage Impetigo Erysipel oder Phlegmone entstehen Lokale Infektionen konnen bei einer schlechten Abwehrlage auch in eine generalisierte Infektion ubergehen Sepsis Alle Stamme von S pyogenes sind poly lysogenisiert d h sie tragen einen oder mehrere Bakteriophagen auf ihrem Genom 1 Einige der Phagen konnen defekt sein aber in einigen Fallen konnen aktive Phagen Defekte in anderen ausgleichen 2 Im Allgemeinen ist das Genom von S pyogenes Stammen die wahrend der Krankheit isoliert wurden zu mehr als 90 identisch sie unterscheiden sich aber durch den oder die Phagen die sie tragen Wenn das Streptokokkenbakterium von einem Virus Bakteriophagen befallen worden ist kann es mithilfe des Virusgenoms ein Pyogenes Streptokokken Exotoxin PSE auch mit spe bezeichnet englisch Streptococcal pyrogenic exotoxin bilden Dieses kommt in drei Varianten A B und C vor wobei A und C als Superantigene wirken bekannt sind die mit Stand September 2020 noch nicht vom International Committee on Taxonomy of Viruses ICTV bestatigten Kandidaten Streptococcus Phage T12 Akronym T12 Familie Drexlerviridae Morphotyp Siphoviren 3 4 fur speA und Bakteriophage CS112 FCS112 fur speC 5 6 Die betreffenden Phagen Gene sind in Kursivschrift speA speC usw 7 PSE B spaltet Immunglobuline Alle drei Toxine konnen ausserdem die Symptome von Scharlach hervorrufen Bei einer Ausstattung des Immunsystems mit risikoreichen MHCII Allotypen 8 kann es zu einer nekrotisierenden Fasziitis oder einem Streptokokken induzierten toxischen Schocksyndrom STSS kommen Rund 30 Prozent der an letzterem Erkrankten versterben an Schock und Multiorganversagen Einzig eine fruhe Diagnose ermoglicht die erfolgreiche Behandlung 9 Gefurchtet sind die immunologisch bedingten Folgeerkrankungen der Streptokokkeninfektion insbesondere die akute Glomerulonephritis und das akute rheumatische Fieber Es ist die akute Glomerulonephritis welche ca drei Wochen nach dem eigentlichen Infekt auftritt von der mit dem Infekt auftretenden akuten interstitiellen Nephritis abzugrenzen Diese findet im Rahmen einer uberschiessenden zellvermittelten Immunantwort als abakterielle Entzundung des Niereninterstitiums statt Bei der Glomerulonephritis kommt es durch Ablagerung von Antigen Antikorper Komplexen Immunkomplexkrankheit Typ III zu Schadigungen der Niere Beim akuten rheumatischen Fieber spielen Kreuzreaktionen zwischen Antigenen der Streptokokken und korpereigenen Strukturen vor allem Kollagen IV eine Rolle Es kommt zu Entzundungen im Herz Endokarditis Myokarditis Perikarditis in Gelenken Arthritis im Gehirn Chorea minor und in der Haut Erythema oder in seltenen Fallen in der Muskulatur Pyomyositis In der Unterhaut bilden sich Knotchen Diagnostik BearbeitenJe nach Ort der Erkrankung konnen Blut Punktate Biopsiematerial oder Eiterabstriche im Labor untersucht werden Dort konnen bereits unter dem Mikroskop die typischen Ketten erkannt werden Um S pyogenes anzuzuchten benutzt man Agarplatten denen Fleischextrakt Blut oder Serum zugegeben ist Bei 37 C und 5 bis 10 Kohlendioxid ist in 16 bis 24 Stunden mit einer Koloniebildung zu rechnen Zur Differenzierung des C Polysaccharids siehe oben konnen im Handel erhaltliche Testkits verwendet werden die mit Antikorpern arbeiten Fur wissenschaftliche Zwecke werden manchmal auch die Gene fur das M Protein emm Gene untersucht Liegt ein Verdacht auf ein durch S pyogenes verursachtes rheumatisches Fieber vor kann der Patient auf Antikorper gegen Streptolysin O siehe oben und gegen die DNAse untersucht werden Therapie BearbeitenStreptokokken konnen gut mit Penicillinen bei schweren Fallen auch kombiniert mit Clindamycin bekampft werden Bei Unvertraglichkeit werden Makrolidantibiotika eingesetzt Weitere Alternativen sind Cephalosporine Epidemiologie BearbeitenS pyogenes kommt weltweit vor Es befallt nur den Menschen gehort hier aber zu den haufigsten Erregern von Haut und Atemwegserkrankungen Dabei fallt auf dass in gemassigten Klimazonen die Racheninfektionen die grosste Rolle spielen wahrend in tropischen Landern eher Hautinfektionen auftreten Die Ubertragung der Keime geschieht sowohl durch Tropfchen als auch durch Schmierinfektionen Obwohl auch bei Menschen bei denen keine Krankheit aufgetreten ist Keime nachgewiesen werden konnen sind apparente Kranke als Infektionsquelle haufiger Sonstiges BearbeitenZwei Enzyme von S pyogenes werden in der Medizin zu therapeutischen Zwecken eingesetzt Die Streptokinase dient zum Auflosen von Blutgerinnseln die DNasen werden in der Wundbehandlung eingesetzt Im Kampf mit Makrophagen greift S pyogenes mithilfe von Cytolysinen nicht nur deren Zellmembran an sondern in einem kaskadierten Prozess auch die Mitochondrien 10 Der Chirurg Friedrich Fehleisen 1854 1924 hatte diesen fruher Streptococcus erysipelatos genannten Erreger als Verursacher des Erysipels entdeckt 11 und ihn zur Therapie von bosartigen Geschwulsten eingesetzt 12 Literatur BearbeitenHelmut Hahn et al Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie 5 vollstandige aktualisierte Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg u a 2005 ISBN 3 540 21971 4 Fritz H Kayser et al Medizinische Mikrobiologie Taschenlehrbuch medizinische Mikrobiologie 11 uberarbeitete und erweiterte Auflage Thieme Stuttgart u a 2005 ISBN 3 13 444811 4 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 230 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Streptococcus pyogenes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen des Robert Koch Instituts zu Scharlach und anderen Infektionen mit Streptococcus pyogenes Thomas Proft John D Fraser Streptococcal Superantigens Biological properties and potential role in disease in J J Ferretti D K Stevens V A Fischetti Hrsg Streptococcus pyogenes Basic Biology to Clinical Manifestations 10 Februar 2016 University of Oklahoma Health Sciences Center insbes Tabelle 1 Anastassios C Papageorgiou Carleen M Collins Delia M Gutman J Bradford Kline Susan M O Brien Howard S Tranter K Ravi Acharya Structural basis for the recognition of superantigen streptococcal pyrogenic exotoxin A SpeA1 by MHC class II molecules and T cell receptors in EMBO J 18 1 4 Januar 1999 S 9 21 doi 10 1093 emboj 18 1 9 PMC 1171097 freier Volltext PMID 9878045 Allele SpeA1 bis SpeA4 Matthias Imohl Christina Fitzner Stephanie Perniciaro Mark van der Linden Epidemiology and distribution of 10 superantigens among invasive Streptococcus pyogenes disease in Germany from 2009 to 2014 in PLOS ONE 18 Juli 2017 doi 10 1371 journal pone 0180757Einzelnachweise Bearbeiten J J Ferretti W M McShan D Ajdic D D J Savic G Savic K Lyon et al Complete Genome Sequence of an M1 Strain of Streptococcus pyogenes In Proc Natl Acad Sci USA 98 Jahrgang Nr 8 2001 S 4658 63 doi 10 1073 pnas 071559398 PMID 11296296 PMC 31890 freier Volltext bibcode 2001PNAS 98 4658F C Canchaya F Desiere W M McShan J J Ferretti J Parkhill H Brussow Genome analysis of an inducible prophage and prophage remnants integrated in the Streptococcus pyogenes strain SF370 In Virology 302 Jahrgang Nr 2 2002 S 245 258 doi 10 1006 viro 2002 1570 PMID 12441069 NCBI Bacteriophage T12 species Thomas B Broudy Vincent A Fischetti In Vivo Lysogenic Conversion of Tox Streptococcus pyogenes to Tox with Lysogenic Streptococci or Free Phage In Infect Immun Band 71 Nr 7 Juli 2003 S 3782 3786 doi 10 1128 IAI 71 7 3782 3786 2003 PMC 161974 freier Volltext PMID 12819060 Stephen C Goshorn Patrick M Schlievert Bacteriophage association of streptococcal pyrogenic exotoxin type C In J Bacteriol Band 171 Nr 6 Juni 1989 S 3068 3073 doi 10 1128 jb 171 6 3068 3073 1989 PMC 210016 freier Volltext PMID 2566595 SIB Viral exotoxin ViralZone Tlou Mmolawa Molecular analysis of temperate prophages in Salmonella enterica serovar Typhimurioum DT 64 isolated in Australia Doktorarbeit an der University of Adelaide Januar 2001 Allotypen in Lexikon der Biologie spektrum de Dr Dorothea Ranft Gefrassige Streptokokken Spatfolgen der Infektion konnen dramatisch sein In Medical Tribune 19 Juli 2018 abgerufen am 9 Juli 2019 Oliver Goldman et al Streptococcus pyogenes induces oncosis in macrophages through the activation of an inflammatory programmed cell death pathway Cellular Microbiology Band 11 Nr 1 S 138 155 doi 10 1111 j 1462 5822 2008 01245 x Friedrich Fehleisen Die Aetiologie des Erysipels Berlin 1883 Digitalisat Internet Archive Werner Kohler Fehleisen Friedrich In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte Walter de Gruyter Berlin und New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 394 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streptococcus pyogenes amp oldid 231685329