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Die Staatsburgerliche Vereinigung 1954 e V war ein 1954 von der CDU und Vertretern der deutschen Industrie gegrundeter gemeinnutziger Verein der in mehreren Parteispendenaffaren eine zentrale Rolle spielte Er wurde 1990 aufgelost Der Verbleib des Vermogens wurde nicht geklart Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Hintergrund 3 Funktion als Spendenwaschanlage 4 Verbleib des Vermogens 5 Kritik 6 Dokumentationen 7 Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenDer Verein wurde 1954 von der CDU unter Bundeskanzler Konrad Adenauer und Vertretern der deutschen Wirtschaft zur Parteienfinanzierung gegrundet 1 Laut Satzung war sein Zweck die Forderung des demokratischen Staatswesens in der Bundesrepublik Deutschland insbesondere Verteidigung und Festigung der im Grundgesetz verankerten personlichen und politischen Grundrechte 2 Zu den wichtigsten Grundungsmitgliedern gehorten neben Konrad Adenauer der Bankier Robert Pferdmenges der Jurist und spatere ZDF Verwaltungsdirektor Franz Huch der erste BDI Prasident Fritz Berg BDI Hauptgeschaftsfuhrer Gustav Stein sowie BDA Vorstand Hans Constantin Paulssen 3 4 Grundungssitz war Koln Man folgte mit der Grundung der Idee einer bereits 1949 gegrundeten Initiative dem Pyrmonter Abkommen mit dem die Vertreter einiger Interessenverbande Ludwig Erhards Wirtschaftspolitik durch einen Wahlfonds unterstutzen wollten Hintergrund BearbeitenDer Verein hatte eine politische Zielsetzung CDU und FDP sollten Spenden bekommen in der Zeit der sozialliberalen Koalition flossen spater auch Gelder an die SPD aber in den 1960er Jahren sollte eine SPD Regierung verhindert werden 5 Anfang der 1970er Jahre beschrieb der Manager Eberhard von Brauchitsch die Grundsatze der politischen Landschaftspflege wie folgt Wir haben dieses als eine staatsburgerliche Pflicht angesehen In der Verfassung steht dass die Parteien das Transportband zwischen der Bevolkerung und der Gesetzgebung sind Und dafur brauchten sie Geld 5 Funktion als Spendenwaschanlage BearbeitenDer Verein ermoglichte es Unternehmen und Verbanden anonym und ohne Versteuerung Geld an politische Parteien zu spenden Da der Verein als gemeinnutzig anerkannt war konnten die Spender aus der Wirtschaft die Betrage voll von der Steuer absetzen Die Spender blieben anonym da mittels des Vereins das Parteiengesetz das Parteien verpflichtet uber die Herkunft ihrer Mittel Rechenschaft abzulegen umgangen wurde Die Spendengelder flossen vor allem an die CDU aber auch an FDP und CSU und in den 1970er Jahren auch an die SPD Insgesamt handelte es sich um einen Betrag von bis zu 214 Millionen DM zwischen 1960 und 1980 1 Zwischen 1952 und 1958 erhielten CDU CSU FDP und DP zusammen sieben Millionen Mark jahrlich fur die laufenden Ausgaben ohne Wahlkosten aufgeteilt nach ihrer Starke im Parlament 4 In der Praxis funktionierte das Steuersparmodell so dass die Unternehmer das an die Staatsburgerliche Vereinigung abgefuhrte Geld von ihrer Einkommensteuer absetzten so die Hohe ihrer Steuerschuld verringerten und effektiv den Staat auf dem Wege uber den Steuerverzicht an der Spende beteiligten In der obersten Progressionsstufe Steuersatz damals 53 kostete dem Steuerpflichtigen daher eine 1000 Mark Spende effektiv nur 470 Mark 4 Mit dem Jahr 1958 wurde die Spendenpraxis aus steuerrechtlichen Grunden rechtswidrig nachdem die SPD beim Bundesverfassungsgericht Klage einreichte Das Gericht erklarte im Jahr 1958 die unbegrenzte steuerliche Abzugsfahigkeit von Spenden an politische Parteien fur verfassungswidrig 6 Es liege eine unverhaltnismassige Bevorzugung ausgewahlter wirtschaftsnaher Parteien vor Infolge der Progression profitierten von der Steuerbegunstigung die wohlhabenden Burger mehr als die armeren argumentierte das Gericht Das verstosse gegen den Gleichheitsgrundsatz Zweitens wurden die Parteien mit starkerem Anhang in beguterten Kreisen aus diesen Spenden mehr Nutzen ziehen als andere die vor allem einfache Leute zu ihren Wahlern zahlten was die Chancengleichheit der Parteien verletze 4 Als Folge dieses hochstrichterlichen Urteils stockte der Spendenfluss von den Unternehmern Die Staatsburgerliche Vereinigung widmete sich daher ab 1959 uberparteilicher Bildungsarbeit nachdem der Bundestag den drei Parteien im Parlament funf Millionen Mark fur politische Bildungsarbeit bewilligt hatte in Wirklichkeit war dies getarntes Geld fur die allgemeine Parteiarbeit 4 Der Bundestag bewilligte fur die politische Bildungsarbeit 1950 bis 1961 jahrlich 5 Mio DM 1962 bis 1963 20 Mio DM und ab 1964 38 Mio DM 4 Daneben wurden aber weiterhin Spenden angenommen Mittels des als gemeinnutzig anerkannten Vereins konnten die Spender aus der Wirtschaft ihre Beitrage unter Umgehung dieses Urteils weiterhin in voller Hohe von der Steuer absetzen Die Spender machten sich dabei jedoch der Steuerhinterziehung strafbar Fur die handelnden Personen auf Seite der Parteien stand eine strafrechtliche Verantwortung wegen Beihilfe im Raum Der Vereinssitz wurde aus dem SPD regierten Nordrhein Westfalen nach Mainz ins CDU regierte Rheinland Pfalz verlegt 7 Hintergrund war wohl auch dass seit Mitte der siebziger Jahre Klaus Forster Leiter der Steuerfahndungsstelle St Augustin dieser und anderen Waschanlagen auf der Spur war 7 Die beschriebene Praxis wurde im Zusammenhang mit der Flick Affare auch durch Forsters Vorarbeiten offentlich Einen Tag vor Beginn des Prozesses im Mai 1980 wurde der Verein im Koblenzer Vereinsregister geloscht 7 Das Bundesverfassungsgericht erklarte dieses Vorgehen in einem Urteil von 1979 zum zweiten Mal fur rechtswidrig 8 Verbleib des Vermogens BearbeitenBis heute ist der Verbleib einiger der Geldmittel des Vereins unklar Es gibt Vermutungen dass sowohl die im Zusammenhang mit der Spendenaffare der Hessen CDU und Casimir Johannes Prinz zu Sayn Wittgenstein Berleburg in der Schweiz aufgetauchten Millionen als auch die angeblich von anonymen Spendern an Altkanzler Helmut Kohl ubergebenen Geldmittel ursprunglich von der Staatsburgerlichen Vereinigung stammen 9 1 Neben dem Verein dienten den Parteien weitere Vereine und Stiftungen z B die Europaische Unternehmensberatungsanstalt oder der Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und burgerlichen Freiheiten als Spendenwaschanlage Kritik BearbeitenDas Nachrichtenmagazin Der Spiegel kommentierte dazu Die Kontinuitat von Akteuren und Methoden spricht jedenfalls dafur dass die SV Gelder im Einflussbereich der CDU geblieben sind Moglich dass sich die Hessen Millionen die Casimir Prinz zu Sayn Wittgenstein so vortrefflich in der Schweiz mehrte daraus speisten oder dass die nun aufgetauchten Millionen der Bundes CDU dort ihre Quellen haben und auch Kohls anonyme Spender schlicht den Namen Staatsburgerliche Vereinigung tragen 1 Dokumentationen BearbeitenJean Michel Meurice Schwarze Kassen Dokumentarfilm ARTE France Maha und Anthracite 2008 70 Jean Michel Meurice Frankreich 2008Bimbes Die schwarzen Kassen des Helmut Kohl Das Erste abgerufen am 6 April 2019 Literatur BearbeitenMichael Koss Die beste aller schlechten Losungen Pladoyer fur eine Ausweitung der staatlichen Parteienfinanzierung In Der Staat 57 2018 Nr 3 S 387 406 insbes S 389 391 Siehe auch BearbeitenCDU Spendenaffare Flick Affare Walther Leisler Kiep Casimir Johannes Prinz zu Sayn Wittgenstein BerleburgWeblinks BearbeitenArmin Lehmann Was war die Staatsburgerliche Vereinigung Eine kurze Chronologie In Tagesspiegel 28 Januar 2000 Online Staatsburgerliche Vereinigung Die Spendenwaschanlage der CDU Suddeutsche Zeitung vom 15 Juli 2004 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Redaktion Die Spendenwaschanlage der CDU In https www sueddeutsche de Suddeutsche Zeitung 11 Mai 2010 abgerufen am 5 Oktober 2019 deutsch Entwurf einer Verordnung uber den Abzug von Spenden zur Forderung staatspolitischer Zwecke Tagesordnungspunkt SV Koln im Kabinettssitzungsprotokoll vom 11 Juli 1956 aus den Bestanden des Bundesarchivs Ossip K Flechtheim Gewerkschaften und Parteifinanzierung in Gewerkschaftliche Monatshefte Heft 10 1959 S 583 586 hier S 584 PDF 41 kB Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung a b c d e f Ulrich Dubber Die Parteien ausgehalten vom Staat In https www zeit de Die Zeit 6 November 1964 abgerufen am 5 Oktober 2019 deutsch a b Stephan Zimmermann Die grossen Spendenskandale der Bundesrepublik In MDR www mdr de 15 November 2018 abgerufen am 5 Oktober 2019 deutsch BVerfG Urteil vom 24 Juli 1958 Az 2 BvF 1 57 BVerfGE 8 51 1 Parteispenden Urteil a b c Was war die Staatsburgerliche Vereinigung eine kurze Chronologie auf tagesspiegel de BVerfG Urteil vom 24 Juli 1979 Az 2 BvF 1 78 BVerfGE 52 63 2 Parteispenden Urteil Staatsburgerliche Vereinigung die Spendenwaschanlage der CDU auf sueddeutsche de Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Korperschaft GND 1091756082 lobid OGND AKS LCCN n82015148 VIAF 130202781 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staatsburgerliche Vereinigung amp oldid 236548764