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Die katholische Pfarrkirche St Remigius in Nieder Ingelheim ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild gepragt von einem staufischen spatromanischen Turm an den ein im 18 Jahrhundert errichtetes barockes Kirchenschiff anschliesst Der Bau steht unter dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten St Remigiuskirche SudansichtWestseite der Kirche St Remigius Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 1 1 Turm 1 2 Langhaus 2 Geschichte 2 1 Cuius regio eius religio 2 2 Neubau 2 3 Pfarrer seit 1300 3 Graber 3 1 Innerhalb der Kirche 3 2 Ausserhalb der Kirche 4 Epitaphe 5 Glocken 6 Sehenswert 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenArchitektur BearbeitenDas gesamte Grundstuck ist bereits seit 1387 durch eine Mauer umfasst Eine Gedenktafel am sudlichen Eingang erinnert an Sebastian Munster der 1488 unweit der Kirche im damaligen Heilig Geist Spital geboren wurde Turm Bearbeiten nbsp Romanischer Tursturz am KirchturmDer funfgeschossige Turm wurde zwischen 1155 und 1160 unter Kaiser Barbarossa erbaut Uber dem Eingang befindet sich ein romanischer Tursturz der ein Lamm Gottes zeigt Dieser Tursturz ist wie an den abgeschnittenen Kreuzen zu erkennen ursprunglich nicht fur diesen Platz gedacht gewesen Von einem zweiten Turm ist lediglich das Fundament erhalten und es ist nicht anzunehmen dass er jemals erbaut wurde Langhaus Bearbeiten Nordlich des Turmes schliesst sich das 1739 durch Kaspar Valerius aus Heidelberg errichtete einschiffige Langhaus an Die Langsseiten sind durch vier Rundbogenfenster unterbrochen und aussen durch Pilasterlisenen gegliedert An der Westseite spenden zwei Ellipsenfenster Licht fur die Orgelempore Auf dem Bogen am Ubergang zum Chor ist die Jahreszahl 1739 sowie daruber in einem Medaillon eine Darstellung des hl Remigius zu sehen Der funfeckige Chor ist zwei Stufen uber das Langhaus erhoben und teilweise durch Uberreste der alten Kommunionbank von diesem abgetrennt An der Nordseite des Chores befinden sich ein Fresko mit Abendmahlsszene sowie eine Figur des heiligen Remigius von Reims Gegenuber auf der Sudseite finden sich ein Fresko mit dem Opfer Abrahams eine Figur des heiligen Kilian sowie das Epitaph des Pfarrers Franz Joseph Forschter Die Decke ist mit einer Dreifaltigkeitsdarstellung ausgestaltet Der 1775 durch Johann Jakob Junker geschaffene Hochaltar aus dem Rokoko zeigt in Sandstein eine Kreuzigungsszene Links und rechts wird das Kreuz flankiert von Figuren der Maria sowie des Johannes Zwischen Marienfigur und Kreuz ist eine kniende Maria Magdalena dargestellt Unter dem Kreuz findet sich ein Schadelrelief Ebenfalls aus Sandstein besteht der 1721 geschaffene Taufstein in Kelchform mit Kandelaberfuss Am nordlichen und sudlichen Chorgenick befindet sich jeweils ein um 1745 entstandener Seitenaltar Im Norden ein fruhbarocker Mutter Gottes Altar mit dem Relief einer Verkundigungsszene im Giebel sowie im Suden ein dem heiligen Nepomuk geweihter Seitenaltar mit Tabernakel und Relief einer Bruckensturzszene im Giebel An die Tatigkeit der Jesuiten die in der Nahe der Kirche ein Missionsgut unterhielten erinnern die Figuren des hl Franz Xaver sowie des hl Aloysius unter der Orgelempore nbsp Kurpfalzisches Wappen uber dem SudportalAuf die Zugehorigkeit des gesamten Ingelheimer Gebietes zur Kurpfalz weist heute noch das kurpfalzische Wappen uber der Sudtur hin Anfang der 1990er Jahre wurde das Innenschiff renoviert die Deckengemalde folgten 2003 Geschichte Bearbeiten nbsp Sebastian Munster DenkmalDie Geschichte der Remigius Kirche reicht bis ins fruhe Mittelalter zuruck Nach heutigem Stand sind mindestens drei Vorgangerbauten nachgewiesen die altesten archaologischen Funde diesbezuglich lassen sich in das 6 oder 7 Jahrhundert datieren 1 Dieses Gotteshaus kann somit als eine der fruhesten merowingerzeitlichen Kirchengrundungen am Mittelrhein bezeichnet werden 2 3 Die erste schriftliche Erwahnung der Kirche ist in einer Urkunde Kaiser Ludwigs aus dem Jahre 822 4 uberliefert Hierin bestatigt er eine Schenkung Karlmanns aus dem Jahre 741 in der 25 Zellen und Kirchen 5 6 dem neu gegrundeten Bistum Wurzburg zugeschlagen werden unter ihnen die Remigiuskirche et ecclesiam in villa Hengilonheim in honore sancti Remegii 7 In der Folge erhielt die Kirche ein Patrozinium des Wurzburger Bistumsheiligen Kilian 8 Im Zuge der Errichtung der Kaiserpfalz Ende des 8 Jahrhunderts wurde die Kirche als Palastkapelle verwendet Im Juni 948 tagte in ecclesia beati Remigii die Universalsynode von Ingelheim unter Vorsitz des papstlichen Kardinallegaten Marinus von Bomarzo an der auch Konig Otto und Ludwig von Frankreich teilnahmen Hier wurde ein Schisma im Erzbistum Reims geklart die Synode erkannte Artold von Reims als rechtmassigen Erzbischof an 1270 verkauften Dekan Berthold und das Domstift Wurzburg alle Ingelheimer Besitzungen inklusive der Kirche fur 200 Kolnische Mark an den Dekan Walter des St Stephansstiftes in Mainz 9 In den Jahrhunderten vor der Reformation bestand der Sprengel der Nieder Ingelheimer Kirche aus der Kirche St Nikolaus in Frei Weinheim der Kirche St Margaretha in Sporkenheim sowie der Kapelle des 1535 aufgehobenen Klosters Ingelheimerhausen Laut Saalwachter gab es in der Pfarrkirche in diesem Zeitraum drei Altare Heilig Kreuz Altar 1336 1540 Liebfrauen Altar 1399 1523 Nikolaus Altar 1497 1501Ebenfalls im Pfarrsprengel lagen vier Kapellen Altar zum Heiligen Geistgelegen im Heilig Geist Spital dem Geburtsort Sebastian Munsters das von 1316 bis zu seiner Versteigerung am 14 August 1835 existierte Michaelskapelle ab 1336In unmittelbarer Nahe zur Kirche gelegen und uber dem Beinhaus der Kirche errichtetPeterskapelle im SaalNicht zu verwechseln mit der alten Palastkapelle der KaiserpfalzKreuzkapelle oder KreuzkircheVon 1497 bis 1565 Einige Teile aus der Abrissmasse wurden wahrscheinlich 1739 fur den Bau der neuen Remigiuskirche verwendet Die letzte urkundliche Erwahnung des Kilianspatroziniums datiert aus dem Jahre 1486 II viertel ackers am heydessheimer wege gefor Schusshen und zu gibt ein halp punt olys der kirchen sant Kylian Cuius regio eius religio Bearbeiten Im Zuge der Reformation wurde die Kilianskirche zwischen 1556 und 1565 von lutherischen Pfarrern betreut Seit im Jahre 1565 durch Friedrich III der reformierte Glaube eingefuhrt wurde musste der lutherische Pfarrer einem reformierten weichen Im Dreissigjahrigen Krieg wurde den Katholiken 1626 erneut ihre alte Kirche ubergeben jedoch mussten bereits 1630 als schwedische Truppen das Gebiet besetzten die katholischen Lehrer und Priester den Ort verlassen 1705 wurden mit der kurfurstlichen Dusseldorfer Religionsdeklaration alle drei christlichen Bekenntnisse im Gebiet der Kurpfalz zugelassen In der Folge erhielt die katholische Gemeinde die damalige St Kilianskirche zuruck wahrend die reformierte Gemeinde in den Besitz der heutigen Saalkirche kam Neubau Bearbeiten Als im Laufe der Jahrhunderte die Bedeutung Nieder Ingelheims zuruckging wurde auch die Kirche immer weiter vernachlassigt Das Taufbuch vermerkt am 5 Marz 1739 Die Kirche war eine Ruine und musste abgerissen werden Bei diesem Abriss wurden am 18 Marz zwei Arbeiter von einsturzenden Trummern erschlagen 1740 war die neue Kirche fertiggestellt Ihre Weihe fand erst am 8 Oktober 1767 durch den damaligen Mainzer Weihbischof Christoph Nebel statt zusammen mit der Weihe der St Michaelskirche Ober Ingelheim und St Michael in Frei Weinheim 10 Der Mainzer Bischof Ludwig Maria Hugo gestattete den hl Kilian als zweites Patrozinium Pfarrer seit 1300 Bearbeiten 1320 N N 1336 Diethmar von Herborn 1330 1355 Arnold von Ba o benhausen sowie Nikolaus von Frankfurt als Geselle des vorgenannten pfarrers 1391 1398 Kraft von Eltville 1418 1427 N N 1438 1451 Johann Kannengiesser 1457 Gerlach Frankenberg 1473 1474 Goar 1476 1479 Johann Beyerling Beynling 1488 1518 Wiegand Pistor is In den Zeiten der Reformation waren zuerst lutherische dann reformierte Pfarrer an der Kirche dd 1565 D Petrus luth 30 Juni 1565 Josias Stingel ref 1521 1527 Philipp Malsenberg burg 1531 1536 Johann Bytzel 1540 Nicolaus Acker 1627 1628 Petrus Cuttolinus Cutelinus vor 1693 Deppes Doppes 1693 1702 Heinrich Dippel 1707 1718 C W Fischer Landechant seit 1702 1719 Caspar Croll 1724 1737 Erwin Johann Fabricius 1737 1740 Andreas Hammer 18 Juli 1740 Erbauer der heutigen Kirche 1740 1765 Johann Friedrich Franz Forschter 1765 Philipp Adam Graus 1776 Ludwig Riester 1803 1805 Heinrich Graf 1805 1820 Johann Adam Baumgarten O S B 1820 1833 Peter Anton Greipp 1833 1858 Adam Wagner bis 1898 Karl Alexander Clossmann 1898 1901 Michael Jager 1901 1914 Friedrich Waller 1914 1929 Franz Helbig 1929 1958 Wilhelm Carl Weil 1958 1979 Heinrich Joseph Schuster 1979 1993 Nikolaus Derstroff zugleich auch Pfarrer von St Michael Ober Ingelheim 1993 2008 Bernd Weckwerth zugleich auch Pfarrer von St Michael Ober Ingelheim 2008 2014 Tobias Schafer zugleich auch Pfarrer von St Michael Ober Ingelheim seit 2014 Christian Feuerstein zugleich auch Pfarrer von St Michael Ober Ingelheim seit 1 Januar 2016 zudem von St Michael Frei Weinheim mit St Paulus Ingelheim West und dem Pfarr Rektorat St Marien Sporkenheim Graber BearbeitenInnerhalb der Kirche Bearbeiten Andreas Hammer 18 Juli 1740 Pfarrer Erbauer der heutigen Kirche Johann Friedrich Franz Forschter 9 April 1765 Pfarrer Anton Otto von Closs 1737 kurpfalzer General und Wohltater der PfarreiDie ungekennzeichneten Graber dieser befinden sich im Chorraum Gerhard von Schrieck Maria Anna von D Elvaz Witwe des Gerhard von Schrieck Johann Leopold von Lorang zweiter Ehemann der Maria Anna von D ElvazAusserhalb der Kirche Bearbeiten nbsp KreuzigungsgruppePfr Johann Erwin Fabricius 1737 Erbauer der Kreuzigungsgruppe Pfr Karl Alexander Clossmann 1828 1898 Pfr Friedrich Waller 26 Juni 1853 29 Oktober 1922 Pfr Franz Helbig 1873 1929 Pfr Wilhelm Karl Weil 1883 1962 Pfr Heinrich Schuster 1913 1980 Freiherr Heinrich Joseph du Mont von Monten geb Heinrich Joseph Dumont 9 Dezember 1813 KuK OberstEpitaphe BearbeitenAnton Otto von Closs 1660 in oder bei Roermond 26 Oktober 1737 Ingelheim Generalwachtmeister Gen maj Grunder der Ingelheimer Jesuitenmission Gerhard von Schrieck 19 August 1757 Glocken BearbeitenName Masse Ton InschriftSt Remigius 2000 kg des Anselm und Lucas Speck giessen mich auf Nieder Ingelheim Anno 1789St Kilian 1000 kg es Anselm und Lucas Speck giessen mich auf Nieder Ingelheim Anno 1789St Maria 800 kg f Maria mit dem Kinde lieb uns allen deinen Segen gib 1952Hl Kreuz 550 kg as O Kreuz sei hoch gebenedeit Du Hoffnung in der Leidenszeit 1957St Lazarus 350 kg b St Lazarus schutz uns in allem Leid 1957150 kg e 1727 goss mich Georg Christoph Roth in MaeintzSehenswert Bearbeiten nbsp Rest des alten LettnersKreuzigungsgruppe auf dem Kirchhof Rest des spatgotischen Lettners mit Fischblasen Masswerk aus der 1739 abgerissenen Kirche Eingelassen in die Ostmauer gegenuber dem Pfarrhaus Literatur BearbeitenChristian Rauch Die Kunstdenkmaler im Volksstaat Hessen Kreis Bingen Hessischer Staatsverlag Darmstadt 1934 Saalwachter Andreas Aus der Geschichte der Kirche und Pfarrei St Kilian St Remigius in Ingelheim Kath Kirchengemeinde St Remigius Ingelheim Hrsg Ingelheim 1958 Kath Pfarrgemeinde St Remigius Ingelheim Hrsg St Remigius Ingelheim am Rhein in Geschichte und Gegenwart Ingelheim 1961Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Remigius Ingelheim am Rhein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrgemeinde St RemigiusAnmerkungen Bearbeiten Neuer wichtiger Fund Fruhmittelalterliches Taufbecken an der St Remigiuskirche in Ingelheim entdeckt In Mainzer Bistumsnachrichten Nr 24 3 Juli 2013 Bischofliche Pressestelle Mainz abgerufen am 21 Oktober 2017 Hartmut Geissler Die Remigiuskirche in Nieder Ingelheim Historischer Verein Ingelheim e V abgerufen am 21 Oktober 2017 Fruheste merowingische Kirchengrundung Grabungen in Ingelheim St Remigius uberraschen mit neuen Erkenntnissen In Mainzer Bistumsnachrichten Nr 9 6 Marz 2013 Bischofliche Pressestelle Mainz abgerufen am 21 Oktober 2017 Bohmer Ottenthal RI I 1 n 768 RI I n 768 Ludwig der Fromme 822 dez 19 Franconofurd Regesta Imperii In Regesta Imperii Online Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz abgerufen am 21 Oktober 2017 Text und Ubertragung der Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen von 822 https stadtarchiv heilbronn de stadtgeschichte geschichte a z e ersterwaehnung html Hartmut Geissler St Remigius und St Kilian eine einzige Kirche mit Doppelpatrozinium oder zwei verschiedene Kirchen Historischer Verein Ingelheim e V abgerufen am 21 Oktober 2017 Hartmut Geissler Mittelalterlicher Kirchenbesitz in Ingelheim Historischer Verein Ingelheim e V abgerufen am 21 Oktober 2017 Hartmut Geissler Die Remigiuskirche in Nieder Ingelheim Historischer Verein Ingelheim e V abgerufen am 21 Oktober 2017 49 976255555556 8 0652138888889 Koordinaten 49 58 34 5 N 8 3 54 8 O Normdaten Geografikum GND 1028081472 lobid OGND AKS VIAF 283723122 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Remigius Ingelheim amp oldid 222871070