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St Leodegar ist eine romisch katholische Pfarrkirche in der Gemeinde Schliengen im Markgraflerland die unter dem Patrozinium des heiligen Leodegar steht Obwohl die Kirche Ende des 13 Jahrhunderts zum ersten Mal urkundlich erwahnt ist stammen die altesten Teile nachweislich sogar aus dem 12 Jahrhundert Das Langhaus wurde in den 1750er Jahren neu erbaut Stilelemente am Kirchturm und Ausstattungsgegenstande geben bis heute Zeugnis uber die ehemalige Herrschaft des Furstbischofs von Basel uber Schliengen ab Zusammen mit den Kirchen St Leodegar Bad Bellingen St Vinzenz Liel und St Petrus und Paulus Bamlach bildet St Leodegar in Schliengen eine Seelsorgeeinheit 1 St Leodegar in Schliengen von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Neubau des Langhauses 2 Beschreibung 2 1 Kirchenbau 2 2 Innenraum und Ausstattung 2 2 1 Wandbilder 2 2 2 Altare 2 2 3 Kanzel 2 2 4 Deckengemalde 2 3 Glocken und Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Eine Kirche in Schliengen ecclesia Sliengen wurde urkundlich zum ersten Mal 1275 2 erwahnt Dennoch stammt der alteste Teil der Turmunterbau bereits aus der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts Er ist heute weitgehend im Langhaus integriert Ursprung und Patrozinium des heiligen Leodegar werden auf die fruhere Grundherrschaft der elsassischen Furstabtei Murbach zuruckgefuhrt 3 Nach der Renovierung der Kirche 1503 wurde sie durch den Konstanzer Bischof Balthasar Brenwalt konsekriert 4 Neben einem der Heiligen Maria geweihten Altar 5 besass die Kirche ab 1523 weitere Altare zu Ehren der heiligen Beatus Jodocus Oswald und Helena Das Dorf Schliengen das zum Einflussbereich der Bischofe von Basel zahlte gehorte bis 1719 zur Landvogtei Birseck 6 1680 erhielt die Kirche eine von Hans Weitenauer in Basel gegossene Glocke die wahrend des Ersten Weltkrieges abgegeben werden musste Eine weitere nach Maria benannte Glocke wurde 1685 ebenfalls in Basel gegossen Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dem Historischen Museum Basel ubergeben 6 In den 1740er Jahren sind mehrere Reparaturarbeiten belegt und bereits 1742 wird der bauliche Zustand der Kirche als miserabel eingestuft und sogar Einsturzgefahr festgestellt Neben verfaulten Deckenbalken war das Mauerwerk so desolat dass bereits 1748 sogar ein Mauerstuck abgestutzt werden musste Infolge dieses Zustandes kamen am 3 Juli 1751 die baupflichtigen Zehntherren im Schliengener Pfarrhaus zusammen um uber den Neubau zu beratschlagen Da sich der Kanzler des Johanniter Grossmeisters dagegen straubte sich finanziell zu beteiligen kam es zu juristischen Auseinandersetzungen 7 Neubau des Langhauses Bearbeiten Im Zuge der Erneuerung des Langhauses in den Jahren 1753 bis 1755 erhielt das Gotteshaus auf der Sudseite eine Sakristei Gleichzeitig erhohte man den Glockenturm um ein viertes Geschoss und ersetzte das alte Satteldach durch eine Welsche Haube Fur die Durchfuhrung der Umbauarbeiten war der Oberwiler Baumeister Steinmetz und Bildhauer Adam Horig auch Johann Adam Haring verantwortlich 8 1760 erhielt die Kirche eine Orgel und zwolf Bilder mit Szenen aus dem Leben Marias vom Hochstift Basel da sie wegen der Umgestaltung des Arlesheimer Doms dort nicht mehr verwendet werden konnten 9 Die von 1697 stammenden Gemalde wurden teilweise im Chor und teilweise auf der Orgelempore ausgehangt 10 In den Jahren 1808 bis 1812 ersetzte man das Kirchendach durch ein achtseitiges weniger reparaturanfalliges Pyramidendach 11 Im Jahr 1880 schmuckte der badische Hofmaler Wilhelm Durr der Altere 1815 1890 die Ostwand des Chors aus An die Stelle des Arlesheimer Hochaltars trat ein neuer im Louis XVI Stil 1884 stiftete Graf Otto von Andlaw den Ankauf der Kreuzwegstationsbilder und der beiden Statuen St Joseph und St Leodegar Restaurierungen am Langhaus und die Reparatur der Orgel wurden von 1895 bis 1896 vorgenommen 12 1913 bis 1915 erfolgte ein Umbau der Sakristei und der Paramentenkammer an deren Kosten sich ebenfalls die Grafenfamilie von Andlaw beteiligte Die erste elektrische Beleuchtung erhielt das Gotteshaus 1919 13 In den Jahren 1970 bis 1972 fuhrte man umfangreiche Innenrenovierungen durch An der nordlichen Chorwand wurden zwei Altarfiguren auf Konsolen aufgestellt die aus dem vorherigen Hochaltar stammen Neu eingebracht wurden der Altar aus Juramarmor von Bruno Knittel entworfen 14 sowie Ambo und Tabernakel aus Messing Daruber hinaus wurde ein neuer Plattenboden aus Juramarmor gelegt und das Gotteshaus erhielt ein neues Eichenholzgestuhl Nach Ende der Arbeiten erfolgte durch den Freiburger Weihbischof Karl Gnadinger am 15 April 1972 eine Weihe 15 In den Jahren 1993 bis 1995 wurden die elf Kreuzwegbilder sowie die Bilder der Seitenaltare renoviert 16 Beschreibung BearbeitenKirchenbau Bearbeiten nbsp Kirche und VorplatzSt Leodegar in Schliengen liegt erhoht auf einem kleinen Hugel im Ortskern an der Durchgangsstrasse B 3 Von der Strasse aus erreicht man die Kirche uber ein Treppenportal das auf eine mauerbestandene Erhebung fuhrt Westlich des Kirchturms ist ein gepflasterter Platz vorgelagert nordlich davon liegt das Pfarrhaus Langhaus und Chor sind zusammen durch ein machtiges Dach gedeckt Das Satteldach geht am 3 8 Abschluss des Chors in ein Walmdach uber Die Dachansatze im Westteil werden durch geschwungene Volutengiebel kaschiert Zur Westseite erhebt sich der 42 Meter 17 hohe viergeschossige Glockenturm in dem sich auch das Hauptportal befindet Im dritten Geschoss tragt er an allen vier Seiten je ein grosses Zifferblatt der Turmuhr Daruber springt das vierte Geschoss mit achteckigem Grundriss leicht zuruck Am Ubergang sind die Ecken leicht abgeschragt Im vierten Stock befinden sich ebenfalls zu allen vier Seiten ovale Klangarkaden Das Dach wird von einem achtseitigen nach oben hin steiler werdenden Pyramidendach aus grunem Kupferblech einer Turmkugel und einem Kreuz bekront An der Sudseite des Langhauses angebaut liegt die Sakristei Am Turm an der Westwand links des Eingangs ist ein Epitaph fur Falix von Adlau 1763 eingelassen Innenraum und Ausstattung Bearbeiten Wandbilder Bearbeiten nbsp Blick ins Langhaus Richtung ChorIn das Langhaus ist eine flache Stuckdecke eingezogen Chor und Langhaus sind uber einen Triumphbogen getrennt Entlang der Langhauswande finden sich elf von insgesamt zwolf Wandbildern aus der sogenannten Arlesheimer Serie Sie wurden 1696 vom Basler Domstift in Arlesheim in Auftrag gegeben und vom Rottweiler Kunstler Johann Georg Gluckher 1697 gemalt Die fast quadratischen Bilder 172 178 cm kamen 1760 von Arlesheim nach Schliengen Nachdem sie bis 1972 in der Kirche hingen entfernte man die Gemalde fur 20 Jahre und bewahrte sie in einem Raum des Mauchener Schulhauses auf In den 1990er Jahren wurden sie fachkundig restauriert und hangen seither wieder im Schliengener Gotteshaus 18 Sie zeigen die Szenen Verkundigung der frohen Botschaft an Maria Vermahlung Mariens Heimsuchung der Elisabeth Geburt Jesu Anbetung der Heiligen Drei Konige Darbietung Jesu im Tempel Flucht nach Agypten Auffindung des zwolfjahrigen Jesusknaben im Tempel Hochzeit von Kana Abschied Jesu von Maria und den weinenden Frauen Tod Mariens Kronung Mariens im Himmel Jedes Bild tragt ein Wappen der stiftenden Basler Domkapitelmitglieder 19 Die ebenfalls an den Langhauswanden befindlichen Kreuzwegbilder stammen von den Freiburger Kunstlerinnen Crescentia Stadler und Marie Jacquot und wurden 1871 gemalt Altare Bearbeiten Beidseitig des Chorbogens stehen zwei barocke Seitenaltare Aufbauten und Statuen wurden von Johann Michael Winterhalder geschaffen Der linke Altar zeigt Statuen der heiligen Dominikus und Katharina von Siena der rechte der heiligen Katharina von Alexandrien und Barbara von Nikomedien Geschmuckt sind beide Altare mit Saulen und Pilastern Sie tragen je zwei Gemalde Das grossere sitzt zwischen den Saulen ein kleines daruber schmuckt mittig den Aufbau Der linke Marienaltar stellt Maria mit Kind dar das Bild uberdeckt ein alteres mit schwacherer Farbschicht Das Oberbild zeigt Judas Thaddaus mit Beil Attribut und Buchinschrift Misericordia vobis et pax et charitas adimpleatur Erbarmen Friede und Liebe seien in Fulle mit Euch Der rechte Altar zeigt im Hauptbild den heiligen Sebastian am Marterpfahl dem ein Engel wahrend seiner Pein beisteht Das Oberbild stellt den heiligen Aloysius in andachtiger Pose dar Maler der 1770 entstandenen Altarbilder war der Freiburger Kunstler Johann Pfunner 20 nbsp Altarraum im ChorDen klassizistischen Choraltar und das Wandbild daruber schuf Wilhelm Durr im Jahr 1880 Die Darstellungen in Temperatechnik zeigen im unteren Teil Jesus Christus der vom Kreuz herab genommen wird und im oberen Teil die Marienkronung Das Bild mit bogenformigem Abschluss ist in eine teilweise vergoldete Fassung eingelassen Der mit vier weissen Putten verzierte Altar weist in der Mitte einen Tabernakelblock auf Beidseitig davon befinden sich vier rechteckige Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament Die in goldenen Rahmen eingefassten Miniaturgemalde des Freiburger Kunstlers Simon Goser sind hinter Glas geschutzt Die Szenen zeigen Abraham opfert Isaak das letzte Abendmahl Christus in Emmaus mit zwei Jungern am Tisch und das Opfer des Melchisedech Durr schuf bewusst einen eckigen und nuchtern wirkenden Altar da er die Barockkunst als sehr geschmacklos und als eitle Darstellung im Strudel moderner Koketterie ansah Die zwei auf Konsolen aufgestellten Hochaltarstatuen rechts Papst Leo IX links Bischof Konrad von Konstanz flankieren den Altar stammen allerdings aus dem Jahr 1681 und waren bereits Bestandteil des vorherigen Altars Beide Statuen sind von dem Luzerner Kunstler Michael Hartmann 21 Der im Chor aufgestellte kreuzformige Zelebrationsaltar aus einem wuchtigen und schlichten Juramarmorblock stammt von Bruno Knittel 22 Kanzel Bearbeiten nbsp KanzelDie Kanzel an der Nordwand ersetzte 1770 eine altere aus Arlesheim Der Kanzelkorb wird im Stil des Rokoko von Engelskindern mit den Attributen Kreuz Anker und brennendes Herz geschmuckt die symbolisch fur Glaube Hoffnung und Liebe stehen Der marmorne Untergrund der Kanzel ist mit vergoldeten rechteckigen Fassungen und Ranken verziert An der Unterseite des Schalldeckels schwebt eine Taube als Zeichen der Gnade Gottes Der Rand wird von herabhangenden goldfarbenen Pinienzapfen mit Saum geschmuckt Die Zapfen versinnbildlichen dass die Verkundigung der Frohen Botschaft in den Herzen der Glaubigen auf fruchtbaren Boden fallen moge Daruber sitzen auf der Haube zwei weitere Engelkinder in anbetender Haltung auf Volutenbugeln Die Spitze bildet eine Statue des Guten Hirten Gegenuber der Kanzel an der Langhaussudwand hangt ein Kruzifix aus Holz Deckengemalde Bearbeiten nbsp Zentrales DeckenfreskoAn der Langhausdecke befinden sich in Stuckfeldern umrahmt drei Fresken Von der Orgelempore bis zum Chorbogen sind das Darstellung des 1934 heiliggesprochenen Konrad von Parzham im grossen Zentralbild die Heilige Familie in der orientalischen Kulisse Nazareths sowie am Chorbogen das Martyrium des Kirchenpatrons Leodegar Im Bogenfeld leitet das Christusmonogramm IHS in einer Kartusche zur Chordecke uber Die drei Deckenbilder wurden 1937 von Stefan Gerstner gemalt seine Signatur und die Jahreszahl der Entstehung finden sich in den Darstellungen An der Westseite steht auf der Empore die Orgel sie ist uber eine Wendeltreppe links von der Turmhalle an der Sudseite erreichbar Rechts von der Turmhalle steht in einer Nische seit den 2000er Jahren ein kleiner Marienaltar Die barocke Statue der Muttergottes mit Kind schuf der Freiburger Bildhauer Franz Xaver Hauser Der Taufstein des Bildhauers Julius Zuck entstand 1878 23 Bevor der Marienaltar in die Nische integriert wurde stand hier eine lebensgrosse kreuzschleppende Jesusstatue die inzwischen an der Sudwand unweit der Wendeltreppe zur Empore aufgestellt ist An der Langhaussudwand erinnert ein Epitaph an Joh Jax Franciscus Heinrich Reich von Reichenstein 5 August 1721 und seine Ehefrau Maria Anna Helena von Reichenstein geb von Pfirt 16 Oktober 1749 In der Vorhalle ist eine Grabtafel fur den Kirchmeier und Sonnenwirt Joh Friedrich Metzger 23 Mai 1774 eingelassen Glocken und Orgel Bearbeiten nbsp GlockenturmDas funfstimmige Bronzegelaut der Schliengener Kirche St Leodegar setzt sich wie folgt zusammen Name Schlagton Gussjahr GiessereiDreifaltigkeitsglocke es 1953 F W Schilling HeidelbergLeodegarglocke ges 1951 F W Schilling HeidelbergMarienglocke as 1953 F W Schilling HeidelbergEngelsglocke b 1951 F W Schilling HeidelbergBruder Konrad Glocke des 1951 F W Schilling HeidelbergDie 1974 von August Spath erbaute Orgel arbeitet mit Schleiflade und verfugt uber eine mechanische Spiel und eine elektronische Registertraktur Das Instrument besitzt zwei Manuale ein Pedal und 23 Register 15 Literatur BearbeitenJohannes Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland Mullheim Baden 1989 ISBN 3 921709 16 4 S 290 292 Hermann Brommer Schliengen Katholische Kirche St Leodegar Ortskapelle St Nikolaus in Mauchen Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 1999 ISBN 3 933784 03 4 S 1 33 Hans Otto Muhleisen Kirchen und Kapellen der Seelsorgeeinheit Schliengen Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2017 ISBN 978 3 95976 074 4 S 2 18 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Leodegar Schliengen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Pfarrgemeinde St Leodegar in Schliengen Historische Fotografien der Kirche St Leodegar in SchliengenEinzelnachweise Bearbeiten Internetseite der Seelsorgeeinheit Schliengen W Haid Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275 In Freiburger Diozesan Archiv 1 1865 S 206 Kreisbeschreibung Lorrach Mone Quellensammlung der badischen Landesgeschichte 1848 67 Band 3 S 589 Zell Burger Registra subsidii caritivi im Bistum Konstanz In Freiburger Diozesan Archiv 24 1895 S 201 a b Brommer S 4 Brommer S 5 Fritz Schulin Beitrag zur Ortsgeschichte von Schliengen In Das Markgraflerland N F 9 40 1978 Heft 3 4 S 338 Fritz Schulin S 414 Hermann Gombert Der Landkreis Mullheim im Markgraflerland 1971 S 51 Brommer S 16 Brommer S 10 Brommer S 11 Brommer S 15 a b Helm S 291 Brommer S 12 Brommer S 17 Brommer S 24 Brommer S 25 Brommer S 26 Brommer S 29 Brommer S 30 Brommer S 22 47 756341219444 7 5778198241667 Koordinaten 47 45 22 8 N 7 34 40 2 O Kirchen in der Gemeinde Schliengen Evangelische Kirchen Niedereggenen Obereggenen Katholische Kirchen St Leodegar Schliengen St Vinzenz Liel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Leodegar Schliengen amp oldid 236729587