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Die Evangelische Kirche Niedereggenen im Schliengener Ortsteil Niedereggenen geht auf ein Gotteshaus zuruck das in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts urkundlich erstmals erwahnt wurde Die alteste bauliche Substanz stammt nach einem Befund aus 10 oder 11 Jahrhundert Nach Meinung des Denkmalpflegers Martin Hesselbacher ist der Kirchturm neben dem von St Cyriak in Sulzburg sogar der alteste am Oberrhein 1 Die unter Denkmalschutz stehende Kirche ist im Chor und Langhaus mit wertvollen Fresken aus dem 15 Jahrhundert geschmuckt die im Rahmen eines Ablasshandels durch Papst Martin V ermoglicht wurden Evangelische Kirche Niedereggenen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprunge 1 2 Umbau und Gestaltung im 15 Jahrhundert 1 3 Umgestaltung seit dem 17 Jahrhundert 2 Beschreibung 2 1 Kirchenbau 2 2 Inneres und Ausstattung 2 3 Fresken 2 4 Glocken 2 5 Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Die erste eindeutig auf Niedereggenen bezogene Benennung einer Kirche ecclesia Eggenhein inferius cum filabus videlicet Welberg et Gennenbach geht auf die Jahre 1360 bis 1370 zuruck 2 Eine fruhere Erwahnung 1275 lasst keine Unterscheidung zwischen den beiden Orten Nieder und Obereggenen zu Untersuchungen des Mauerwerks ergaben dass die alteste Substanz des Glockenturms in das spate 10 oder fruhe 11 Jahrhundert einzuordnen ist und damit so alt ist wie die ehemalige Klosterkirche St Cyriak in Sulzburg 3 Auch Teile der nordlichen Langhauswand gehoren noch dieser ersten Bauperiode an 4 Um 1200 wurde der Turm erhoht Da die Kirche im oberen Geschoss neue rundbogige Klangarkaden erhielt wurden die alten zugemauert diese wurden teilweise 1966 wieder freigelegt und sind als solche erkennbar 5 Umbau und Gestaltung im 15 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Giebelkreuz von 1429Der bauliche Zustand muss um 1420 sehr schlecht gewesen sein Da die wirtschaftlichen Verhaltnisse der Gemeinde und deren Herrschaft nicht ausreichten stellte man Bittgesuche um Renovierungsarbeiten durchfuhren zu konnen Das Eintreten von Markgrafen Wilhelm bei seinem Bruder dem Konstanzer Bischof Otto und dessen Eintreten bei Papst Martin V fuhrte am 18 Oktober 1429 zu einer Ablassbulle zugunsten der Niedereggener Kirche 6 Der Ablasshandel und zusatzliche Schenkungen liessen es zu dass um 1450 das Langhaus vergrossert und ein neuer Chor gebaut werden konnte Durch die Verbreitung des Langhauses nach Suden steht der Turm nicht mehr exakt in seiner Hauptachse Neben schmalen Fenstern erweiterte man die Kirche um eine Sakristei am Chor 7 An der Neugestaltung des Chors wirkten wahrscheinlich drei verschiedene Kunstler mit Die Bilder im Rippengewolbe des Chors entstanden etwa zwischen 1440 und 1450 8 Von einem um 1500 eingebrachten Flugelaltar ist nur noch die Predella vorhanden 9 Umgestaltung seit dem 17 Jahrhundert Bearbeiten Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1661 Eine Seitenempore wurde ebenfalls im 17 Jahrhundert eingerichtet Zur Zeit des Dreissigjahrigen Kriegs verschlechterte sich der Zustand der Kirche Ein Teil der Innenausstattung wurde dabei geraubt Eine Visitation 1698 99 stellte fest in Niedereggenen ist der Boden der Kirche nicht belegt das Gestuhl verfault und droht einzufallen 10 1830 wurden die Fenster im Langhaus und Chor vergrossert und erhielten ihre heutige Form Ein neues Gestuhl die Kanzel sowie der Altar wurden in den Jahren 1902 bis 1904 beschafft 11 Umfangreiche Renovierungs und Restaurierungsarbeiten wurden in den Jahren 1966 bis 1971 durchgefuhrt Unter anderem gestaltete Rudolf Scheurer den Altar sowie die Portalgriffe neu die seitliche Empore wurde ausgebaut und das Gestuhl modernisiert Daruber hinaus wurden Forschungsarbeiten an der Bausubstanz unternommen Mit Abschluss der Arbeiten wurde das Gotteshaus am 26 September 1971 geweiht Beschreibung BearbeitenKirchenbau Bearbeiten Die Kirche in Niedereggenen steht etwas erhoht und abseits der Dorfstrasse am sudlichen Ortsrand Sie besteht aus einem Satteldach bedeckten rechteckigen Langhaus und hat einen in gleicher Hohe sich fortsetzenden funfseitig polygonalen Chorabschluss Aussen am Chor stutzen abgetreppte Strebepfeiler die Wande Der zum Langhaus vergleichsweise niedrige Glockenturm wirkt massig und wehrhaft Er wird von einem Satteldach in Langhausrichtung abgeschlossen Im oberen Geschoss verfugt der romanische Turm uber zweigeteilte Klangarkaden die an den Giebelseiten etwas hoher ausfallen An der Sudseite ist in der linken oberen Ecke neben der Schalloffnung ein Zifferblatt platziert Der Turm hat nicht die im Markgraflerland sonst ubliche Eckquaderung was als zusatzliches Indiz fur das hohe Alter gilt 12 Am Turm sind beidseitig des Hauptportals zwei Epitaphe in die Wand eingelassen Sie erinnern an Johann Kibi n ger Vogt 21 Oktober 1673 und an Maria Magdalena Gebhard geb Lindwurm die erste Ehefrau des Pfarrers Jeremias Gebhard 16 August 1684 Sudlich des Langhauses ist eine kleine Sakristei mit spitzem Satteldach angebaut Der rechtwinklig zum Hauptbau abzweigende Baukorper bleibt mit seinem Dachfirst unterhalb der Langhausdachkante Uber der Sakristeiture befindet sich eine Grabtafel fur Catharina Barbara Cramer Tochter von Pfarrer Heinrich Cramer 22 Oktober 1698 Inneres und Ausstattung Bearbeiten nbsp Langhaus mit Blick zum ChorDie Kirche wird durch das Hauptportal am Turm betreten Die Turmhalle besteht aus einem niedrigen rohrenformig verlaufenden Tonnengewolbe Dies lasst auf ein ehemals niedrigeres Bodenniveau und damit altes Fundament schliessen Langhaus und Turmhalle sind mit einer dem Gewolbe angepassten milchigen Glasture abgeschlossen Das einschiffige Langhaus ist hell und mit einer flachen Decke versehen Der Kirchenraum ist beidseitig des Mittelgangs mit einzelnen Holzstuhlen ausgestattet Von der Decke hangen an dunnen Kabeln zylinderformige weisse Leuchten die den Blick auf die Freskenpartien aufgrund ihrer unauffalligen Gestaltung nicht ablenken sollen Freskenfragmente finden sich sowohl an der Sud wie auch an der alteren Nordwand An der Nordwand in der Nahe zum Chor erinnert ein Epitaph an den Pfarrer Jeremias Gebhard 27 Juni 1696 Zwischen Langhaus und Chor befindet sich ein durch Malereien geschmuckter Triumphbogen Der Bogen der den Eingang zum himmlischen Jerusalem versinnbildlicht 13 stellt uber gemalten Quadersteinen Diamantschnitt das Gleichnis der klugen und torichten Jungfrauen dar Sie sind als Halbfiguren zwischen Wolkenbandern gemalt Engel halten das Schweisstuch der Veronika Der Chor wird durch ein Schirmgewolbe architektonisch gepragt Das farbenfrohe Fresko an der gesamten Gewolbedecke reicht bis zur oberen Kante der drei rechteckigen schmalen Fenster Rippen Konsolen und Kopfe sind fur eine Dorfkirche besonders prazise gearbeitet 14 Der Schlussstein hat die Form einer goldenen Rosette Im ansonsten schlichten und hellen Chorraum steht ein moderner Altartisch von Rudolf Scheurer An der Chorwand sind einzelne Stuhle aufgestellt Bis 1898 existierte ein spatgotisches Chorgestuhl dessen Ruckwand von einem geschnitzten Ornamentfries bekront war 14 Dies erlitt bei der Renovierung einen Schaden und ist nicht erhalten geblieben Lediglich ein kleiner Rest des Ornamentfrieses konnte konserviert werden und ist an der Nordwand aufgehangt Hinter dem Altar ist eine Predella mit der Darstellung Christi und den zwolf Aposteln aufgestellt Sie ist ein Uberbleibsel eines Hochaltars aus dem 15 Jahrhundert 15 Fresken Bearbeiten nbsp Fresken im ChorgewolbeNachdem die Wandbilder 1966 aufgedeckt worden waren geht man davon aus dass der gesamte Innenraum mit Bildern geschmuckt war 16 Nur noch ein kleiner Teil konnte freigelegt werden Unterhalb des Dachs in der oberen Zone der Nordwand wird in zwolf Bildern die Schopfung der Welt dargestellt Das erste Bild ist nicht zu erkennen muss jedoch von der Erschaffung des Alls und der Trennung von Licht und Finsternis handeln Im zweiten Bild wendet sich Gottvater in einem strahlend hellen Gewand zur eben von ihm erschaffenen Himmelsscheibe Im dritten Bild beugt sich der Schopfer zur Erschaffung der Erde nach unten In den nachfolgenden Bildern ist zu erkennen Erschaffung von Sonne und Mond Bild 4 Erschaffung von Vogeln und Wassertieren Bild 5 Erschaffung der Landtiere Bild 6 der Schopfer sitzt frontal ohne Beigaben Bild 7 Erschaffung Adams Bild 8 Erschaffung Evas Bild 9 Vermahlung des Paars Bild 10 Verfuhrung durch die Schlange Bild 11 und Vertreibung des Menschenpaars durch Erzengel Michael aus dem Paradies Bild 12 Zwischen den Fenstern ist die Erlosungsgeschichte dargestellt die an der Nordwand beginnt Einige Szenen sind durch die Vergrosserung der Fenster unwiederbringlich verloren gegangen Zu den am besten erhaltenen Darstellungen gehort die Kreuztragung Das Bose und Christus kontrastieren dabei in einem auffalligen Farbkontrast Die Stationen Kreuzabnahme und Grablegung fehlen In der unteren Wandregion ist die biblische Erzahlung nach der Auferstehung weitergefuhrt Glocken Bearbeiten nbsp GlockenturmDie altesten Glocken stammen aus den Jahren 1656 1698 und 1700 Sie wurden im 18 Jahrhundert durch verschiedene Glockengiesser umgegossen bzw ersetzt Nachdem Glocken infolge des Ersten Weltkriegs abgegeben werden mussten wurden sie 1924 durch den Bochumer Verein ersetzt Das dreistimmige Gelaut aus Gussstahl setzt sich wie folgt zusammen Name Schlagton Gussjahr InschriftGrosse Glocke d 1924 Haltet an am Gebet Dem Andenken unserer TotenMittlere Glocke f 1924 Seid geduldig in TrubsalKleine Glocke g 1924 Seid frohlich in HoffnungOrgel Bearbeiten Die erste Orgel wurde 1783 von Blasius Bernauer 1740 1818 aus Staufen im Breisgau erbaut der zu der Zeit in Rheinfelden tatig war Sie wurde 1898 auf eine inzwischen nicht mehr vorhandene Empore am Chor versetzt 17 1938 stellte Walcker Steinsfurt 18 ein neues Instrument her es wurde 1971 uberarbeitet Das Instrument verfugte uber Taschenladen elektropneumatische Traktur und hatte zwei Manuale ein Pedal und 16 Register 19 Im Dezember 2004 wurde eine neue Orgel von Hartwig Spath eingeweiht Das 143 000 Euro teure Instrument wurde aus Spenden der letzten 20 Jahren von der Kirchengemeinde finanziert Es verfugt uber eine rein mechanische Spiel und Registertraktur uber 14 klingende Register acht Transmissionen und hat folgende Disposition 20 nbsp OrgelI Hauptwerk C g3Bourdon 16 Prinzipal 8 Holzflote 8 Oktave 4 Traversflote 4 Oktave aus Mixtur 2 Mixtur III IV 2 Fagott 16 Trompete 8 II Schwellwerk C g3Bourdon 8 Salicional 8 Offenflote 4 Nasard aus Sesquialtera 2 2 3 Sesquialter IIFlageolett 2 Basson Hautbois 8 Pedal C f1Subbass aus HW 16 Oktavbass aus HW 8 Bassflote aus HW 8 Choralbass aus HW 4 Fagott aus HW 16 Trompete aus HW 8 Tremulant Zimbelstern Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenAnnemarie Heimann Schwarzweber Niedereggenen Kleiner Kunstfuhrer Nr 1214 Schnell amp Steiner Munchen 2003 3 Auflage ISBN 978 3 7954 4935 3 Johannes Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland Mullheim Baden 1989 ISBN 3 921709 16 4 S 301 304 Franz Xaver Kraus Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Tubingen und Leipzig 1901 Funfter Band Kreis Lorrach S 133 136 onlineWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Niedereggenen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Orgeln der Evangelischen Kirche Niedereggenen Orgel VerzeichnisEinzelnachweise Bearbeiten Heimann Schwarzweber Niedereggenen S 5 Wendelin Haid Liber taxationis ecclesiarum et beneficiorum in diocesi Constantiensi de anno 1353 in F D A 5 1870 S 88 online Badische Zeitung Nach der Renovierung Aus der Geschichte der unter Denkmalschutz stehenden Niedereggener Kirche Ausgabe 60 14 Marz 1966 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 301 11 1 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 301 11 2 Rudolf Wielandt Unser Niedereggenen 1915 S 22 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 302 Dehio Bearbeitung durch Friedrich Piel Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg 1964 S 348 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 303 11 3 Heinrich Weidner Die Kirchenvisitationen der Jahre 1698 und 1699 in den beiden Diozesen Sausenberg und Rotteln In Das Markgraflerland 1935 Heft 4 S 144 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 303 11 5 Heimann Schwarzweber Niedereggenen S 6 Heimann Schwarzweber Niedereggenen S 14 a b Heimann Schwarzweber Niedereggenen S 9 Heimann Schwarzweber Niedereggenen S 15 Heimann Schwarzweber Niedereggenen S 8 Rudolf Wielandt Unser Niedereggenen 1915 S 50 51 Schliengen Niedereggenen Evangelische Kirche ehem St Barbara und Cyriakus Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 31 Januar 2022 deutsch Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 303 11 6 Freiburger Orgelbau Spath Orgel der Ev Kirche Niedereggenen zuletzt aufgerufen am 17 Juni 201947 754426176667 7 6254987716667 Koordinaten 47 45 15 9 N 7 37 31 8 O Kirchen in der Gemeinde Schliengen Evangelische Kirchen Niedereggenen Obereggenen Katholische Kirchen St Leodegar Schliengen St Vinzenz Liel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Niedereggenen amp oldid 236784446