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Die Kirche St Josef ist eine romisch katholische Pfarrkirche in der Stadt Winterthur Sie steht im Stadtkreis Toss an der Nagelseestrasse 46 Es handelt sich um die zweitalteste katholische Kirche der Stadt Winterthur nach der Reformation Kirche St JosefAnsicht von NordwestenInnenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Kloster Toss 1 2 Ruckkehr der Katholiken 1 3 Entstehungs und Baugeschichte der Pfarrei 2 Baubeschreibung 2 1 Kirchturm und Ausseres 2 2 Innenraum und kunstlerische Ausstattung 2 3 Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Kloster Toss Bearbeiten Im 13 Jahrhundert entstand auf dem Gebiet des heutigen Quartiers Toss das Dominikanerinnenkloster Toss welches im 14 Jahrhundert zu den Hochburgen der Mystik gehorte Davon berichtet das um 1340 entstandene Tosser Schwesternbuch das in 34 Viten einen weitreichenden Einblick in die Welt der Tosser Frauenmystik bietet Das Kloster Toss erfreute sich vor allem bei Angehorigen des Landadels und der stadtischen Rats und Patrizierfamilien grosser Beliebtheit Die Aufnahme setzte ein bestimmtes Vermogen voraus dadurch gelangte das Kloster durch Schenkungen und Kaufe zu beachtlichem Grundbesitz In seiner Blutezeit im ausgehenden 13 und im 14 Jahrhundert lebten uber hundert Nonnen im Kloster Die Attraktivitat des Klosters war trotz der strengen Vorschriften so gross dass die Zulassung der Nonnen zeitweise beschrankt wurde Nach der Reformation in Zurich ging das Kloster in den Besitz des Staates uber und wurde zu einem Amt Sein Besitz wurde von der Zurcher Regierung beschlagnahmt In der Folgezeit wurden die Gebaude als Amtshauser benutzt Die ehemalige Klosterkirche wurde fur reformierte Gottesdienste benutzt Nach der Franzosischen Revolution standen um 1800 die Klostergebaude leer 1833 hob der Kanton Zurich alle Amter auf und das Kloster wurde versteigert Der Unternehmer Johann Jakob Rieter 1762 1826 erstand die Anlage und errichtete an ihrer Stelle seine Maschinenfabrik Rieter Die Kirche wurde fortan wegen ihrer Hohe als Fabrikhalle genutzt und wurde erst im Jahre 1916 abgebrochen 1 Fur die reformierten Gottesdienste wurde in den Jahren 1854 bis 1855 die Reformierte Kirche Winterthur Toss errichtet Ruckkehr der Katholiken Bearbeiten Das Toleranzedikt des Zurcher Regierungsrats vom 10 September 1807 erlaubte erstmals wieder eine katholische Gemeinde in Zurich 2 Als am 22 April 1862 der Kantonsrat von Zurich die Aufhebung des Klosters Rheinau beschloss verband der Kanton die Aufhebung des Klosters mit der Notwendigkeit das Klostervermogen einer neuen gesetzlich geregelten Nutzung zuzufuhren Dies fuhrte zur Ausarbeitung eines katholischen Kirchengesetzes 3 Das sog Erste zurcherische Kirchengesetz im Jahr 1863 anerkannte schliesslich die katholischen Kirchgemeinden neben Zurich auch in Winterthur Dietikon und Rheinau die letzten beiden waren traditionell katholisch gepragte Orte Am 10 August 1862 dem Gedenktag des mittelalterlichen Stadtpatrons St Laurentius fand in Winterthur erstmals seit der Reformation wieder ein offizieller katholischer Gottesdienst statt Dieser wurde im Betsaal der alten Stadtkanzlei abgehalten Am 13 Dezember 1863 also bereits ein Jahr vor der Ausformulierung des staatlichen Kirchengesetzes im Kanton Zurich fand dann die Grundungsversammlung der katholischen Kirchgemeinde von Winterthur statt Im Jahr 1868 wurde die Kirche St Peter und Paul im neu entstandenen Quartier Neuwiesen als erste katholische Kirche der Stadt Winterthur erbaut Sie war bis zum Bau der anderen sechs katholischen Pfarrkirchen ab dem Beginn des 20 Jahrhunderts das Zentrum fur das kirchliche Leben der nach Winterthur einwandernden Katholiken 4 Entstehungs und Baugeschichte der Pfarrei Bearbeiten Die Pfarrei St Josef im Stadtkreis Toss ist eine Tochterpfarrei von St Peter und Paul Winterthur Neuwiesen Im Rahmen der Industrialisierung und der Ansiedlung von Fabriken in Winterthur und in Toss zogen vermehrt auch katholische Arbeiterfamilien nach Toss sodass Ende des 19 Jahrhunderts der Wunsch entstand in Toss eine katholische Gemeinde zu bilden 1901 wurde der katholische Religionsunterricht in Toss aufgenommen In einem Schulzimmer im Schulhaus Eichliacker wurden ab dem 21 Januar 1906 in Toss wieder katholische Gottesdienste gefeiert In den Jahren 1905 bis 1930 wurden nach und nach Grundstucke zusammengekauft um die Kirche das Pfarrhaus und das Pfarreizentrum zu erbauen 1913 erfolgte der Baubeginn der Kirche St Josef welche nach Planen des Architekten Adolf Gaudy Rorschach und mit Mitteln des Kultusvereins aus Chur errichtet wurde Am 30 August 1914 wurde die Kirche benediziert und das Quartier Toss zu einem Pfarrrektorat ernannt Aufgrund der zahlreichen Arbeiterfamilien in Toss beschloss man die Kirche dem Hl Josef dem Patron der Arbeiter zu weihen Im Jahr 1921 wurde das Pfarrhaus erbaut welches von der Chalet Fabrik Interlaken im Chalet Stil errichtet wurde Am 11 September 1949 weihte der Churer Bischof Christian Caminada die fertig ausgestattete Kirche ein Am 29 November 1969 wurde das Pfarreizentrum samt neuem Pfarrhaus eingeweiht Per 1 Oktober 1970 wurde das Pfarrrektorat St Josef zu einer eigenstandigen Pfarrei erhoben und von St Peter und Paul Winterthur Neuwiesen abgetrennt 1973 erfolgte die Aussenrenovation der Kirche in den Jahren 1976 1977 die Innenrenovation 5 6 Im Jahr 2011 wurde das Pfarreizentrum im Innern umfassend saniert Die Pfarrei St Josef gehort zusammen mit den anderen katholischen Pfarreien der Stadt zur Kirchgemeinde Winterthur Diese ist mit ihren 23 622 Mitgliedern Stand 2021 die grosste katholische Kirchgemeinde des Kantons Zurich 7 Baubeschreibung BearbeitenKirchturm und Ausseres Bearbeiten nbsp KirchturmIn der Architektur der Kirche St Josef vereinen sich zwei Tendenzen des Kirchbaus zu Beginn des 20 Jahrhunderts Zum einen lassen sich noch deutliche Anlehnungen an romanische und gotische Bauwerke finden wodurch die Tradition des Eklektizismus vom 19 Jahrhundert weiter gefuhrt wird Auf der anderen Seite finden sich auch Bestrebungen in diesem Kirchbau neue architektonische Losungen zu finden 8 Der Kirchturm birgt ein vierstimmiges Gelaute das vom Bischof von Chur Georg Schmid von Gruneck am 23 Juni 1929 geweiht und anschliessend von den Schulkindern in den Turm aufgezogen wurden Die Glocken stammten von der Glockengiesserei Hamm in Staad Auf Weihnachten 1929 erhielt der Kirchturm eine Uhr die von der Firma Mader Andelfingen hergestellt wurden 9 Nummer Ton Widmung Inschrift1 H Schutzengel Heiliger Schutzengel schutze schirme leite unsere Jugend 2 d St Josef Heiliger Joseph Stutze der Familien bitte fur unsere Gemeinde 3 e Maria Heilige Maria Mutter Gottes bitte fur uns jetzt und in der Stunde unseres Todes 4 g Dreifaltigkeit Gepriesen sei die heilige Dreifaltigkeit und ungeteilte Einheit nbsp Grosses Fenster von aussen nbsp Neogotisches Fenster von aussen nbsp Eingang im ursprunglichen ZustandInnenraum und kunstlerische Ausstattung Bearbeiten Der quadratische Grundriss der Kirche lasst die Kirche kleiner erscheinen als sie tatsachlich ist Sie verfugte bis zur Sanierung in den 1970er Jahren uber 450 Sitzplatze und besass einen Hochaltar mit neugotischem Schnitzwerk aus der Werkstatt des Bildhauers Holenstein in Wil SG Im Jahr 1949 wurde die Inneneinrichtung der Kirche durch zwei neue Elemente erganzt Ein neuer Tabernakel zeigte auf den in Kupfer getriebenen und vergoldeten Turen Jesus mit den Emmausjungern Der Tabernakel stammte von Elisabeth Kamps Mosler aus St Gallen Das zweite neue Element waren die 14 Stationen eines Kreuzwegs welcher von Beat Gasser Lungern geschnitzt wurde In den Jahren 1976 1977 wurde der Innenraum der Kirche durch das Architekturburo Tanner und Loetscher neu gestaltet Da die Pfarrei in dieser Zeit uber einen grossen Kirchenchor verfugte und die damalige Orgelempore besonders fur Orchestermessen zu eng war wollte man die Kirche zunachst um sechs Meter verlangern Dies hatte jedoch den Baugrund fur das Pfarreizentrum verengt und das Aussehen der Kirche massgeblich verandert Deshalb schlug Architekt Felix Loetscher vor die Kirche ausserlich zu belassen und im Innern neu zu konzeptionieren sodass sowohl der Kirchenchor mehr Raum bekam als auch dem Communio Gedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils Ausdruck verliehen werden konnte Da es sich bei der Kirche St Josef um einen Zentralbau handelt setzten Felix Loetscher und Robert Tanner den neuen Volksaltar in die Mitte der Kirche und positionierte darum herum die Stuhle fur die Glaubigen Im frei gewordenen Chor wurde die neue Orgel errichtet und mittels eines Podests dem Kirchenchor genug Raum gegeben ohne dass die Kirche verlangert werden musste Den Tabernakel und den Taufstein in den Chornischen gestaltete der Kunstler Werner Ignaz Jans 10 Im Jahr 1986 wurden die Reliefs des ehemaligen Hochaltars in den Nischen des Chores neu positioniert 11 nbsp Blick in den Kirchenraum nbsp Altar von Felix Lotscher nbsp Wandbemalung Detailaufnahme nbsp Deckenbemalung DetailaufnahmeOrgel Bearbeiten nbsp Spath Orgel von 1977Auf der Empore der Kirche befand sich von 1914 bis 1932 eine kleine Orgel die fur 1 400 Franken angekauft worden war Eine zweite Orgel wurde am 22 Mai 1932 geweiht Sie stammte von der Firma Orgelbau AG in Willisau und kostete 15 300 Franken 12 Die heutige Orgel der Kirche wurde nach der Umgestaltung des Raumes im Jahr 1977 in den ehemaligen Chor gesetzt wodurch die architektonische Gewichtung dieses Bereiches nicht ins Leere lauft sondern durch die Kirchenmusik ausgefullt wird Die Orgel wurde im Jahr 1977 durch Spath Orgelbau erstellt Die Traktur und Registratur sind rein mechanisch Das Instrument besitzt Drehknopfkombination drei Normalkoppeln wechselwirkend Schleifwindladen Das Orgelgehause besteht aus Rotbuche massiv Das Projekt und die Beratung erfolgten durch R Wager Organist SMPV SIAC Kreuzlingen Die Intonation nahm Martin Pfluger vor I Hauptwerk C g3Quintade 16 Principal 8 Rohrflote 8 Octave 8 Spitzflote 4 Quinte 2 2 3 Starkflote 2 Mixtur V 2 Trompete 8 II Brustwerk C g3Holzgedackt 8 Salizional 8 Principal 4 Nachthorn 4 Sesquialter 2 2 3 und 1 3 5 Octave 2 Gemsquinte 1 1 3 Scharfzimbel 1 1 3 Regal 8 Tremulant Pedal C f1Subbass 16 Flotbass 8 Gedecktpommer 8 Choralbass 4 und 2 Fagott 8 Literatur BearbeitenBischofliches Ordinariat Chur Hrsg Schematismus des Bistums Chur Chur 1980 Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo Winterthur 1989 Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 100 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo Winterthur 2014 Markus Weber Stephan Kolliker Sakrales Zurich 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zurich Archipel Verlag Ruswil 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Winterthur Toss Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Pfarrei Kirche St Josef auf Sakralbauten chEinzelnachweise Bearbeiten Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo S 5 7 Henri Truffer Verband der romisch katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zurich Zurich 1989 S 192 Peter Niederhauser und Flurina Pescatore St Peter und Paul Die Mutterkirche von Katholisch Winterthur S 8 9 Peter Niederhauser und Flurina Pescatore St Peter und Paul Die Mutterkirche von Katholisch Winterthur S 10 14 Bischofliches Ordinariat Chur Hrsg Schematismus S 266 Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo S 10 Katholische Kirche im Kanton Zurich Hrsg Jahresbericht 2021 S 106 Chronik des Bistums Chur Zitiert nach Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo S 9 10 Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo S 10 und 13 Markus Weber Interview mit Felix Loetscher und Robert Tanner vom 19 Juli 2016 Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo S 10 11 Pfarreirat St Josef Toss Hrsg 75 Jahre Kirche St Josef Toss Sonderausgabe des Consajo S 10 47 492749 8 702523 Koordinaten 47 29 33 9 N 8 42 9 1 O CH1903 695241 260988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Josef Winterthur Toss amp oldid 227134040