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Die neugotische romisch katholische Pfarrkirche St Josef in Hohenlinden ist die wohl grosste dorfliche Pfarrkirche im oberbayerischen Landkreis Ebersberg und wird als ein Gesamtkunstwerk des spaten Historismus angesehen 1 Errichtet wurde der unter der Aktennummer D 1 75 123 3 denkmalgeschutzte Sakralbau von Hans Schurr in den Jahren 1901 bis 1903 Pfarrkirche St Josef in Hohenlinden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Hochaltar 3 2 Seitenaltare 3 3 Glasmalerei 3 4 Langhaus 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Innenraum mit Blick zum Chor nbsp Sudostecke des LanghausesUrsprunglich war Hohenlinden mit der spatgotischen Kirche Maria Heimsuchung eine Filiale der Pfarrei Mittbach Im Jahr 1827 wurde der Pfarrsitz nach Hohenlinden verlegt und mit der Filiale Preisendorf verbunden Zur neuen Pfarrei gehorten nun die Kirchen Maria Heimsuchung Hohenlinden St Johannes Evangelist Kronacker und St Stephan Preisendorf Von 1827 bis zur Fertigstellung von St Josef 1903 fungierte die Kirche von Kronacker als Pfarrkirche 2 Wegen chronischen Platzmangels in allen drei Kirchen beschloss die Pfarrei eine neue Kirche zu bauen Als Pfarrer Held 1885 seine neue Wirkungsstelle antrat grundete er sogleich einen Kirchenbauverein dem 165 Mitglieder beitraten die in den folgenden sechs Jahren 10 000 Mark bereitstellten 1888 stellte er einen Antrag fur eine Genehmigung einer Kirchenbau Lotterie Als Nachfolger von Pfarrer Held ubernahm 1891 Max Neumair die Pfarrei Neumair stellte sich als grosser Organisator und Kunstliebhaber heraus Um den Neubau vorzubereiten wurden in Kronacker bis 1895 rund 400 000 Ziegelsteine hergestellt Weitere 100 000 kamen aus einer Ziegelei in Mittbach Um die Beschaffung der Ziegel bezahlen zu konnen ging der Pfarrer in den Nachbarpfarreien von Haus zu Haus und bat um Spenden wobei sich besonders die Pfarrei Ebersberg freigebig zeigte Neben der Kirchenbauvereinskasse entstand nun auch ein Kirchenbaufonds fur den ein Grundstock von 15 000 Mark aus Rentenuberschussen angelegt wurde dazu kam noch ein freiwilliger Staatszuschuss von 4 000 Mark Nach zehn Jahren wurde 1898 die noch von Pfarrer Held beantragte Kirchenbau Lotterie genehmigt Von den 150 000 Losen sandte man an samtliche bayerischen Raiffeisen Vereine je 10 Lose fur einen Verkauf Nach der Ziehung am 21 Marz 1900 blieb ein Reingewinn von 65 000 Mark ubrig wobei der Haupttreffer von 25 000 Mark der Kirchenbaukasse erhalten blieb weil das gezogene Los keiner gekauft hatte Es war beim Raiffeisenverein in Dockingen gelandet der keine Lose verkaufen wollte und daher die Rucksendung angeordnet hatte Am 1 September 1901 erfolgte die Grundsteinlegung durch Dekan Haberstock von Isen 3 Pfarrer Braun der dem am 24 Mai 1902 verstorbenen Pfarrer Neumair nachfolgte nahm fur die Innenausstattung der Kirche eine Hypothek von 25 000 Mark auf Im selben Jahr erhielt die Kirche funf Glocken von der Munchener Zweigniederlassung der Glockengiesserei Oberascher und an drei Munchner Werkstatten wurden Auftrage fur Glasgemalde vergeben Am 26 August 1903 wurde die Kirche vom Erzbischof von Munchen und Freising Franz Joseph von Stein geweiht 4 Von Johann Marggraff wurde 1904 eine holzerne Kanzel mit Reliefs der Evangelistensymbole an der Brustung geschaffen Die Ausmalung der Kirche fand 1911 statt Bei der Innenrenovierung von 1966 68 wurden die farbigen Fenster ausgebaut und eingelagert die Fenster an der Westwand komplett vermauert die Dekorationsmalerei die Beichtstuhle und die Kanzel entfernt Seit den 1980er Jahren bemuhte sich die Pfarrei den fruheren Zustand weitgehend wiederherzustellen Ab 1984 wurden die Fenster im Lauf der nachsten zweieinhalb Jahrzehnte von der Mayer schen Hofkunstanstalt restauriert teilweise ersetzt und wieder eingebaut 5 Die Pfarrkirche wurde vom Fruhjahr 2007 bis in den Herbst 2010 einer grundlichen Aussen und Innenrenovierung unterzogen nachdem zahlreiche Sanierungsmassnahmen schon seit den 1990er Jahren durchgefuhrt worden waren Nun wurde auch die Vermauerung der Fenster an der Westwand ruckgangig gemacht und das alte Rundfenster der heiligen Cacilia wieder eingesetzt Architektur BearbeitenDer einheitlich neugotische Bau ist 48 Meter lang die Breite betragt aussen 17 Meter und innen 14 Meter Das Kirchenschiff hat eine Innenhohe von 17 Meter und der weithin sichtbare Turm hat eine Gesamthohe von 70 Meter wobei die Spitze mit dem Turmkreuz 35 Meter misst Der Sakralbau wird aussen durch Strebepfeiler gegliedert Am sechsjochigen Langhaus der von Sudwest nach Nordost ausgerichteten Kirche sind links und rechts kurze kapellenartige Seitenschiffe angegliedert Der anschliessende zweijochige Chor hat einen Dreiachtelschluss Am sudwestlichen Choreck sitzt die zweigeschossige Sakristei Innen hat die Kirche ein Kreuzgratgewolbe mit folgenden Motiven auf den Schlusssteinen die von Alois Miller stammen im Chor das Lamm Gottes und drei Fische als Dreifaltigkeitssymbol im Langhaus die vier Evangelistensymbole 6 Ausstattung Bearbeiten nbsp HochaltarHochaltar Bearbeiten Der Gesamtentwurf fur den den Chorschluss fullenden Hochaltar von 1912 stammt von Joseph Elsner Es ist ein qualitatsvoller Flugelaltar der Neugotik Welche Kunstler die Reliefs Figuren und Gemalde geschaffen haben ist unbekannt Im Zentrum des Mittelschreins steht ein Kruzifix vor uberwiegend vergoldetem Hintergrund Es wird flankiert von zwei Arma Christi Engeln Der linke halt einen Kelch der rechte das Schweisstuch der Veronika Neben den Engeln sind in je einem Hochrelief die Geburt Christi links und die Anbetung der Konige rechts dargestellt Die Altarflugel sind bemalt Beim geoffneten Altar sind auf ihren Innenseiten links die Darstellung Jesu im Tempel und rechts die Verlobung Marias zu sehen 7 Werden die Flugel geschlossen werden nur die beiden Reliefs verdeckt das Zentrum des Mittelschreins bleibt frei Die Aussenseiten des Flugelpaares zeigen den Apostel Johannes und Konig David mit seiner Harfe 8 Die Predella ist mit zwei Gemalden geschmuckt mit dem Traum Josefs in dem ihm ein Engel befiehlt nach Agypten zu fliehen links und der Flucht nach Agypten rechts Im Gesprenge wird der Pfarrpatron Josef mit dem Jesuskind von den Heiligen Korbinian und Benno begleitet Im Altar sind die Reliquien der Martyrer Benedikt Justus und Jucundina eingeschlossen Seitenaltare Bearbeiten Die Altare in den seitlichen Anbauten sind Schnitzaltare von denen der linke Altar von der skulpturalen Ausstattung her der qualitatvollere ist Es ist ein Marienaltar mit der thronenden Muttergottes mit dem Jesuskind in der Mitte Ihr sind die Heiligen Katharina von Alexandrien und Barbara zur Seite gestellt Der Tabernakel wird von zwei Reliefs flankiert dem Abendmahl Jesu mit den zwei Jungern in Emmaus links und den Kundschaftern mit der Traube rechts Der Marienaltar wurde 1880 fur die Kirche Maria Heimsuchung geschaffen und diente von 1904 bis 1912 als provisorischer Hochaltar Rechts steht der Bruder Konrad Altar den 1936 der Kunstschreiner Georg Braun aus Markt Grafing schuf In der mittleren Nische ist der hl Konrad dargestellt der einem kleinen Jungen ein Brot reicht In der linken steht eine Figur des hl Franziskus und in der rechten eine des Antonius von Padua mit dem Jesuskind auf dem Arm In gotisierenden Ornamenten sind aussen neben Franziskus Reh Hase Vogel und Eichhornchen zu sehen und neben Antonius Vogel Fische und eine Eule 9 In einem Relief in der Mitte der Predella ist der gekronte Christus an ein Gabelkreuz genagelt Aus den Wunden an den Handen und an seiner Seite fliesst Blut uber elf Mannerkopfe die vermutlich die Apostel verkorpern sollen in einen Kelch nbsp Linker Seitenaltar Detail nbsp Mittelschrein des Hochaltars nbsp Rechter Seitenaltar Detail Glasmalerei Bearbeiten nbsp Der zwolfjahrige Jesus im TempelDie funf figurlichen Glasfenster im Chor stammen aus der Mayer schen Hofkunstanstalt Sie haben folgende Motive Heilige Familie Tod des heiligen Josef hl Aloisius mit hl Karl Borromaus Symbole der vier Evangelisten Das Motiv des funften Fensters ist nicht mehr eindeutig identifizierbar 10 Aus derselben Werkstatt sind die beiden Fenster in der Mitte der Langhauswande An der nordlichen Wand ist ein zweibahniges Fenster mit den Heiligen Joachim und Anna mit Maria und gegenuber an der Sudwand eines mit den Heiligen Maximilian und Georg Am Fenster der nordlichen Langhauswand in Chornahe das von der Hofglasmalerei von Franz Xaver Zettler stammt ist der zwolfjahrige Jesus im Tempel dargestellt Je zwei Fenster in der Nord und Sudwand und bei jedem Seitenaltar sind mit Ornamenten geschmuckt Die drei Fenster an der Westwand fertigte ursprunglich die Glasmalereiwerkstatt von Gustav van Treeck Sie waren uberwiegend ornamental gestaltet sind aber bis auf ein kleines Rundbild mit der hl Cacilia nicht erhalten Sie wurden von der Mayer schen Hofkunstanstalt neu geschaffen wobei das alte Rundfenster mit Cacilia ins Masswerk des etwas grosseren mittleren Fensters eingefugt wurde Langhaus Bearbeiten Eine mehrfarbige ornamentale Schablonenmalerei mit abwechslungsreichen Motiven schmuckt die Gewolbefelder An den Langhauswanden hangen vierzehn 1904 gegossene Kreuzwegreliefs in nazarener orientiertem Stil Am Chorbogen steht links eine Herz Maria Figur auf einer Konsole und rechts eine Herz Jesu Figur von 1906 beide gegossen und wie auch der Kreuzweg von der Mayer schen Hofkunstanstalt gefertigt 11 In der Nahe der Herz Jesu Figur hangt an der Sudwand ein Kruzifix in volkstumlichem Stil Darunter steht eine Marienstatue auf einer Konsole Im sudwestlichen Vorzeichen ist ein Kruzifix mit einer Mater Dolorosa aufgestellt Seitlich an der Wand sind zwei Tafeln angebracht die linke listet die Pfarrer von Hohenlinden auf die rechte die in der Pfarrei geborenen Priester mit dem Datum der Primizfeier und zum Teil mit dem Sterbedatum Orgel Bearbeiten nbsp Innenraum Blick zur Orgel 2023 nbsp Orgelprospekt1902 baute Willibald Siemann als Opus 125 eine zweimanualige Orgel mit 18 Registern 12 Dieses Instrument wurde 1980 durch einen Neubau von Anton Staller ersetzt Es hat 28 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition lautet 13 I HauptwerkBordun 16 Principal 8 Rohrflote 8 Gamba 8 Oktave 4 Nachthorn 4 Octave 2 Sesquialtera II 2 2 3 Mixtur V 1 1 3 Trompete 8 Trompete 4 II SchwellwerkHolzflote 8 Gedackt 8 Salicional 8 Principal 4 Koppelflote 4 Blockflote 2 Superoctave 1 Terzian 1 1 3 1 3 5 Scharf IV 1 Rohrschalmey 8 Tremulant PedalViolonbass 16 Subbass 16 Octavbass 8 Gedecktbass 8 Choralbass 4 2 Bombarde 16 Posaune 8 Spielhilfen 4fache Setzerkombination Bemerkungen Schleiflade mechanische Spiel und elektrische RegistertrakturGlocken BearbeitenVon den funf Glocken aus dem Jahr 1902 mussten 1917 zwei Glocken kriegsbedingt abgeliefert werden Erst 1929 wurden sie durch zwei neue Glocken ersetzt 1942 mussten alle Glocken abgegeben werden Die heutigen Glocken wurden in der Glockengiesserei Czudnochowsky in Erding 1949 Nr 2 und 3 und 1952 Nr 1 4 und 5 gegossen Das funfstimmige Gelaut hat ein erweitertes Salve Regina Motiv c1 e1 g1 a1 h1 14 15 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern IV Munchen und Oberbayern Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2006 ISBN 978 3 422 03115 9 S 487 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Josef Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die neue Kirche St JosefEinzelnachweise Bearbeiten Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 25 Fur Gaste nicht geeignet Abgerufen am 30 Januar 2021 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 10 13 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 14 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 19 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 30 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 35 Die neue Kirche St Josef Abgerufen am 29 Januar 2021 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 37 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 32 Otto Hobmaier Heinrich Habel Festschrift St Josef Hohenlinden 1903 2003 Hohenlinden 2003 S 32 Christian Vorbeck Die Orgelbauer Martin Binder und Willibald Siemann Siebenquart Verlag Dr Roland Eberlein Koln 2013 ISBN 978 3 941224 02 5 Informationen zur Orgel auf Organ index Abgerufen am 26 Mai 2023 Gelaut von St Josef in Hohenlinden In youtube com Abgerufen am 13 August 2020 Zwolfuhrlauten Hohenlinden in Oberbayern In br de Abgerufen am 13 August 2020 48 156939 11 998454 Koordinaten 48 9 25 N 11 59 54 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Josef Hohenlinden amp oldid 237467265