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Das Speziallager Ketschendorf am sudlichen Ortsrand von Ketschendorf bei Furstenwalde Spree gelegen war als Speziallager Nr 5 eines von zehn Lagern der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ Es bestand von April 1945 bis Februar 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Opfer 3 Bekannte Inhaftierte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm 22 April 1945 autorisierte der sowjetische Diktator Josef Stalin den Geheimdienst NKWD zur Organisierung der ortlichen Verwaltung der Ernennung von Burgermeistern der Bildung von Polizei Gerichten und Staatsanwaltschaften in den von der Roten Armee besetzten Gebieten Deutschlands westlich der Oder Neisse Linie 1 Das Lager wurde daraufhin vom NKWD wenige Tage spater Ende April 1945 auf dem Gelande einer fruheren Arbeitersiedlung der Deutschen Kabelwerke vgl Pneumant eingerichtet Im Zuge der Stalinisierung der SBZ wurden dort zeitweise bis zu 18 000 deutsche Zivilisten und Kriegsgefangene der Russischen Befreiungsarmee ROA ohne gerichtliches Urteil interniert Unter den Zivilisten waren neben fruheren NSDAP Mitgliedern auch burgerliche Oppositionelle zur sowjetischen Besatzungspolitik und mehr als 1 600 Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren denen unterstellt worden war als Partisanen der fruheren Hitler Jugend sogenannten Werwolfen gegen die Besatzungsmacht kampfen zu wollen Vor Auflosung des Lagers Ketschendorf am 17 Februar 1947 wurden die Internierten in andere Speziallager transportiert so nach Buchenwald Jamlitz Muhlberg und Funfeichen Opfer Bearbeiten nbsp Gedenkstatte nbsp Gedenktafeln auf dem Waldfriedhof Halbe Uber 4600 Internierte starben unter unmenschlichen Bedingungen zum Beispiel an Unterernahrung und Tuberkulose sie wurden zwischen dem Lager und der Autobahn in Massengrabern verscharrt 1952 wurden bei Ausschachtungsarbeiten fur Wohnhauser mehrere tausend Leichen gefunden Sie wurden auf Initiative des evangelischen Pfarrers Ernst Teichmann auf den Waldfriedhof Halbe umgebettet Unter Geleitschutz des Ministeriums fur Staatssicherheit wurden die sterblichen Uberreste auf 30 Lastwagen von Ketschendorf nach Halbe verbracht und dort bestattet Es wurde dem Pfarrer untersagt Namen oder Anzahl der Verstorbenen auf Grabsteinen zu nennen Sie galten zu Zeiten der DDR als unbekannt Der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge stellte im Jahr 2004 im Block 9 des Waldfriedhofs Halbe 49 Namensplatten mit den 4620 bekannten Opfern des Lagers Ketschendorf auf Nach 1990 wurde in Ketschendorf eine Gedenkstatte fur die Opfer des stalinistischen Terrors errichtet 2013 2014 ist fur das Internierungslager ein Totenbuch mit Name Vorname Geburtsdatum Geburtsort letztem Wohnort und Sterbedatum erarbeitet worden In ihm sind die Namen von 4 722 Opfern des Lagers erfasst 100 mehr als bisher bekannt war Pfarrer Eckhard Fichtmuller seit 2010 Vorsitzender der Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf wurde 2015 fur seine Verdienste um die historische Aufarbeitung der Geschichte des Lagers die Ehrenburgerschaft der Stadt Furstenwalde verliehen Bekannte Inhaftierte BearbeitenKurt Bauer 1900 1945 Burgermeister und Retter der Stadt Schonebeck Elbe Rudolf Bingel 1882 1945 Vorstandsvorsitzender der Siemens Schuckertwerke Heinz Blaschke 1908 1947 nationalsozialistischer Propagandajournalist Oskar von Boenigk 1893 1946 Generalmajor der Luftwaffe Karl Hans Drechsel 1904 1946 Oberburgermeister der Stadt Meissen Ernst Dreykluft 1898 1946 Verwaltungsjurist und Landrat Karl Fiedler 1897 1945 Politiker NSDAP und SA Fuhrer Alfred Jank 1929 unberechtigt als Mitglied der Freischarlerbewegung Werwolf verdachtigt Walter Jurisch 1931 2010 jungster Verurteilte in den Waldheimer Prozessen 1950 Georg Kayser 1881 1945 Jurist Ministerialdirigent im Preussischen Finanzministerium Felix Kopprasch 1891 1946 Politiker NSDAP Georg Krausz 1894 1973 Journalist und Politiker KPD SED Max Reschke 1894 1964 Schuldirektor und judischer Funktionar Marianne Simson 1920 1992 Schauspielerin Curt Trimborn 1903 1978 SS Obersturmfuhrer Kriminalkommissar und Fuhrer einer Einsatzgruppe Hans Voss 1888 1945 Dichter Wilhelm Weirauch 1876 1945 Jurist und standiger Stellvertreter des Generaldirektors der Deutschen ReichsbahnLiteratur BearbeitenJan von Flocken Michael Klonovsky Christian Munter Die Toten vom Platz der Freiheit Lager Ketschendorf und Friedhof Halbe Zwei Statten stalinistischer Verbrechen in Deutschland In Der Morgen 24 25 Februar 1990 Jan von Flocken Michael Klonovsky Stalins Lager in Deutschland 1945 1950 Dokumentation Zeugenberichte Ullstein Verlag Berlin 1991 ISBN 3 550 07488 3 Karl Wilhelm Fricke Politik und Justiz in der DDR Zur Geschichte der politischen Verfolgung 1945 1968 Wissenschaft und Politik Koln 1979 Renate und Jan Lipinsky Die Strasse die in den Tod fuhrte Zur Geschichte des Speziallagers Nr 5 Ketschendorf Furstenwalde Hrsg Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf e V Kremer Leverkusen 1998 ISBN 3 9803049 9 X Kurt Noack NachkriegsErinnerungen Als Funfzehnjahriger in Stalins Lagern Niederlausitzer Verlag Guben 2009 ISBN 978 3 935881 70 8 Andreas Weigelt Totenbuch Sowjetisches Speziallager Nr 5 Ketschendorf 1945 1947 Wichern Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 88981 385 5 Freya Ziegelitz Das Sowjetische Speziallager Nr 5 Ketschendorf Sichtbarkeit eines kleinen Gedenkortes in Brandenburg In Amelie zu Eulenburg Irmgard Zundorf Hrsg Konkurrenz um offentliches Gedenken Erinnerungskulturen im Raum Potsdam und Brandenburg transcript Bielefeld 2023 Public History Angewandte Geschichte 20 ISBN 978 3 8376 6425 6 S 97 108 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Speziallager Ketschendorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gerhard Finn Die Speziallager der sowjetischen Besatzungsmacht 1945 bis 1950 S 367 PDF Datei 199 kB Lagerplan Foto einer Ausstellungstafel der Gedenkstatte Internetseite der UOKGEinzelnachweise Bearbeiten Jan Foitzik Sowjetische Interessenpolitik in Deutschland 1944 1954 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Munchen 2012 ISBN 978 3 486 71452 4 S 51 52 336111111111 14 086111111111 Koordinaten 52 20 10 N 14 5 10 O Normdaten Korperschaft GND 4524257 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Speziallager Ketschendorf amp oldid 243842775