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Der Waldfriedhof Halbe befindet sich in der Gemeinde Halbe im Landkreis Dahme Spreewald in Brandenburg und ist eine der grossten Kriegsgraberstatten Deutschlands Dort ruhen uber 28 000 Opfer des Zweiten Weltkrieges uberwiegend im Kessel von Halbe Gefallene aber auch hingerichtete Deserteure der Wehrmacht Zwangsarbeiter und zwischen 1945 und 1947 Verstorbene aus dem sowjetischen Speziallager Ketschendorf Verantwortlich fur die Pflege ist der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V Frank Walter Steinmeier bei einer Gedenkansprache in Halbe 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entstehung 3 Weitere Begrabene 4 Aufbau des Friedhofs 5 Erinnerungskultur der DDR 6 Wahrnehmung nach 1990 6 1 Bildungs und Begegnungsstatte in Halbe 7 Siehe auch 8 Filme 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAls am 1 Mai 1945 die Kesselschlacht um Halbe voruber war fing fur die wenigen Uberlebenden die Bestattungsarbeit an Es lagen etwa 40 000 innerhalb einer Woche getotete Soldaten und Zivilpersonen in Halbe und den umliegenden Waldern verstreut Bis Anfang Juni wurden in Waldern und an Wegen provisorische Graber angelegt fur Leichen und Leichenteile die durch Panzer und Geschosse oft unidentifizierbar waren Die Erfassung der Toten war zunachst sekundar Entstehung BearbeitenPfarrer Ernst Teichmann aus Schierke im Harz kam nach Halbe und setzte sich dafur ein die verstreuten Graber zu vereinigen Er erreichte mit Unterstutzung der Berlin Brandenburgischen Kirche was dem Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge wegen mancher Widerstande noch nicht gelungen war Im Jahre 1951 begann der Bau des Zentralfriedhofs Halbe auf einem sieben Hektar grossen Waldgebiet unter der Leitung des Potsdamer Landschaftsarchitekten Walter Funke sowie des Gartners Karl Foerster Spater ubernahm Frank Ehmke die Aufgaben von Funke Bis 1956 wurden uber 22 000 Tote umgebettet von denen dabei 8 000 identifiziert wurden Selbst Jahrzehnte spater wurden und werden noch Gefallene aus den Waldern auf den Waldfriedhof gebracht Zunachst wurden die Graber uberwiegend mit durchnummerierten Keramikplatten aus der Veltener Werkstatt von Hedwig Bollhagen gekennzeichnet Spater wurden sie gegen Kissensteine aus Sandstein getauscht die mit den Namen der Opfer soweit bekannt beschriftet waren Die Grabplatten bestehen seit dem Jahr 2002 aus dem witterungsbestandigeren Granit Weitere Begrabene BearbeitenAusser den unmittelbaren Opfern der Kesselschlacht wurden noch weitere Menschen begraben In Ketschendorf bei Furstenwalde existierte von April 1945 bis Februar 1947 ein sowjetisches Gefangenenlager NKWD Lager Nr 5 Dort hielt der sowjetische Geheimdienst NKWD knapp 20 000 Deutsche gefangen darunter viele Jugendliche Die dort umgekommenen etwa 6 000 Menschen wurden in der Nahe in Massengrabern bestattet Sie wurden 1952 kurz nach ihrer Entdeckung bei Bauarbeiten auf Initiative Pfarrer Teichmanns nach Halbe uberfuhrt Den restlichen eher kleinen Teil der auf dem Waldfriedhof Begrabenen bilden Soldaten die die Wehrmacht hinrichten liess sowie auslandische Internierte und Zwangsarbeiter Aufbau des Friedhofs BearbeitenDas Friedhofsgelande ist von der Baruther Strasse zur Strassenkreuzung Ernst Teichmann Strasse Am Friedhof zuganglich Hier steht ein Denkmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkrieges dort ist auch der Eingang zum Zivilfriedhof der Gemeinde mit dem Grab von Ernst Teichmann Sudlich der kleinen Friedhofskapelle liegen drei Graber von Kindern die nach 1945 beim Spielen mit Munitionsresten starben Der Waldfriedhof ist uber die Ernst Teichmann Strasse hinter einem Parkplatz zuganglich Dieser Weg wurde 2008 auf eine Breite von 2 50 Metern zuruckgebaut Es entstanden Pkw Parkplatze sowie eine Wendemoglichkeit fur Busse in Hohe des Gemeindefriedhofs 1 nbsp Glockenplastik Die Trauernde nbsp Ein Graberfeld nbsp Aufenthalts und Gedenkraum nbsp Mahnmal aus sachsischem SandsteinVon hier aus fuhrt ein breiter Weg in sudlicher Richtung zu einem Aufenthalts und Gedenkraum In dem eingeschossigen weiss verputzten und L formigen Bau mit einem Satteldach befinden sich neben einigen Sitzgelegenheiten das Namenbuch mit denjenigen Opfern deren Namen bislang ermittelt werden konnten Der Raum wird von einer lebensgrossen Skulptur der deutschen Bildhauerin Yrsa von Leistner gepragt die an den Frieden erinnern soll Links vor dem Gebaude befindet sich eine Glockenskulptur aus Bronze Sie tragt den Titel Die Trauernde und stammt vom russischen Bildhauer Sergej Alexandrowitsch Tscherbakow Die uberlebensgrosse abstrakt gehaltene Figur zeigt eine Frau deren Kopf zur Trauer gesenkt ist Sie streckt ihre Arme in den Himmel und halt so eine Glocke die zu besonderen Anlassen wie beispielsweise einer Zubettung gelautet wird Eine vor der Skulptur angebrachte Tafel beschreibt ihre Wirkung wie folgt Eine vom Kriegsleid gebeugte Mutter weint um Sohne und Vater Sie fleht mit der in ihren gefalteten Handen hangenden Glocke nach Frieden Die Skulptur ist eine Nachbildung eines wesentlich grosseren Originals das sich in der Deutschen Kriegsgraberstatte Rossoschka in der Nahe von Wolgograd befindet Sie wurde am 22 Juni 2001 anlasslich einer Gedenkveranstaltung zum 60 Jahrestag des Kriegsbeginns gegen die Sowjetunion vom Forderkreis Gedenkstatte Halbe in die Pflege des Volksbundes ubergeben Nordlich dieser Skulptur steht ein holzernes Lateinisches Kreuz einige Meter weiter westlich ein Mahnmal aus sachsischem Sandstein mit der Inschrift Die Toten mahnen fur den Frieden zu leben Es wurde am Totensonntag 1960 eingeweiht 2 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Waldfriedhof Halbe Die Flache ist in insgesamt elf verschiedene Blocke eingeteilt um das Auffinden einzelner Graber zu erleichtern Im Grabfeld IX befinden sich beispielsweise die Graber fur die Verstorbenen aus Ketschendorf Sie wurden in 26 Sammelgrabern bestattet die mit Steintafeln abgedeckt sind auf denen die Namen aller 4 621 Toten aufgefuhrt sind Die Einweihung fand am 8 Mai 2004 statt 3 Die Opfer der Militarjustiz wurden im Grabfeld X die sowjetischen Zwangsarbeiter im Grabfeld XI beigesetzt Dort befindet sich im sudlichen Teil eine Zubettungsflache in der auch heute noch weitere Gebeine ihre letzte Ruhestatte finden Rund 2 200 Tote kamen so seit der Wende in ca 40 Einbettungsfeiern hinzu Im Grabfeld VI findet man ein Grab eines Kindes mit dem Namen Noel Seine Geschichte konnte exemplarisch fur andere Schicksale zuruckverfolgt werden Das etwa zehn Jahre alte Madchen starb Ende April 1945 in der Nahe von Baruth Mark auf der Flucht vor den anruckenden Truppen Seine Eltern konnten nicht ermittelt werden so dass vermutet wird dass die gesamte Familie im Kessel von Halbe ums Leben kam 1 Erinnerungskultur der DDR BearbeitenDie Regierung der DDR tat sich mit Soldatengrabern der Wehrmacht schwer und reagierte oft erst auf den Druck kirchlicher Instanzen oder des Auslands Die Kriegserfahrung wurde nur thematisiert wenn sie sich fur die Auseinandersetzung mit dem Westen funktionalisieren liess sich mit ihr der offizielle Antifaschismus oder die Freundschaft mit der Sowjetunion inszenieren liess Erst im Juli 1971 im Zusammenhang mit dem Antrag der DDR auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen fasste der Ministerrat einen Beschluss uber die Behandlung von Grabern Gefallener und auslandischer Zivilpersonen In der Zeit der DDR blieb der Waldfriedhof Halbe von geschichtspolitischen Deutungsmustern verschont Wahrnehmung nach 1990 BearbeitenMit der deutschen Wiedervereinigung anderte sich auch die Wahrnehmung Der Friedhof Halbe wurde mehrfach als Treffpunkt fur Aufmarsche und Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag von rechtsgerichteten Gruppen genutzt Auch im Umfeld wurden entsprechende Demonstration angemeldet und durchgefuhrt Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in der Bundesrepublik der Gedenktag fur die Kriegstoten in Volkstrauertag umbenannt und entnazifiziert Mit den funf Kreuzen der Kriegsgraberfursorge und der Verlegung an das Ende des Kirchenjahres das mit dem Totensonntag schliesst wurde der Gedenktag in den Bereich christlicher Symbole und Denkfiguren verschoben um keine weitere Heldenverklarung zu begunstigen Durch die Anderung des brandenburgischen Versammlungsrechts im Jahr 2006 4 wurden Aufmarsche im Bereich des Friedhofs unmoglich gemacht So wurden entsprechende Versammlungsantrage verlegt und Eilantrage dagegen 5 6 abgelehnt Bildungs und Begegnungsstatte in Halbe Bearbeiten nbsp Vor der neuen Bildungs und Begegnungsstatte in HalbeDie politische Vereinnahmung der Toten von Halbe fur ein Heldengedenken oder eine pauschalisierte Taterinterpretation steht dem Gedanken des Pfarrers Ernst Teichmanns entgegen Es waren keine Helden es waren Manner die nach Hause wollten Um in Halbe die diesem Gedanken entsprechende Bildungsarbeit und Dokumentation dauerhaft zu gewahrleisten beschloss der Bundesvorstand des Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge dass die mittlerweile geschlossene Denkwerkstatt Halbe als Bildungsstatte Halbe weiterzufuhren sei Die neue Bildungs und Begegnungsstatte des Volksbundes Deutsche Kriegsgraberfursorge ist von Landtagsprasident Gunter Fritsch und Volksbundprasident Reinhard Fuhrer am 26 Juni 2013 ihrer Bestimmung ubergeben worden 7 1 2 Millionen Euro 8 wurden von verschiedenen Partnern in der Alten Schule in Halbe wahrend der dreijahrigen Bauzeit investiert Rund ein Drittel der Baukosten wurden dabei vom Volksbund aufgebracht In enger Kooperation mit dem Land Brandenburg dem Landkreis Dahme Spreewald dem Amt Schenkenlandchen sowie der Gemeinde Halbe hat der Volksbund die Grundlage fur die Umsetzung dieses Projektes und die baulichen finanziellen personellen und inhaltlichen Voraussetzungen fur dessen Verwirklichung geschaffen nbsp Das Logistikbataillon 172 bei einer Einbettung 2013In unmittelbarer Nahe des Waldfriedhofs Halbe wird nun jungeren Generationen nachdrucklich die schrecklichen Ereignisse im April 1945 vermittelt Dazu wurde vom Volksbund ein Historiker eingestellt Er wird in Halbe weiter zum Thema forschen und eine Ausstellung aufbauen Der Brandenburger Umbettungsdienst des Volksbundes hat jetzt auch hier seinen Standort Noch immer werden jedes Jahr uber 300 Gefallene in Brandenburg gefunden und geborgen haufig mit Hilfe der Deutschen Dienststelle WASt in Berlin identifiziert und auf einer Kriegsgraberstatte im Land eingebettet 9 Die Arbeit des Volksbundes wird dabei von Angehorigen der Bundeswehr unterstutzt 10 Am 3 September 2020 wurden 170 tote Soldaten eingebettet 11 Siehe auch BearbeitenListe von Kriegsgraberstatten Liste von Begrabnisstatten bekannter PersonlichkeitenFilme BearbeitenHalbe Waldfriedhof Kriegsgraberstatte Video bei youtube Literatur BearbeitenJan von Flocken Michael Klonovsky Christian Munter Die Toten vom Platz der Freiheit Lager Ketschendorf und Friedhof Halbe Zwei Statten stalinistischer Verbrechen in Deutschland In Der Morgen 24 25 Februar 1990 Jan von Flocken Michael Klonovsky Stalins Lager in Deutschland 1945 1950 Dokumentation Zeugenberichte Ullstein Verlag Berlin 1991 ISBN 3 550 07488 3 Jorg Muckler Richard Hinderlich Halbe Bericht uber einen Friedhof 2 Auflage Verlag Gerald Ramm Woltersdorf Schleuse 1997 Herbert Pietsch Rainer Potratz Meinhard Stark Hrsg Nun hangen die Schreie mir an Halbe Ein Friedhof und seine Toten Berlin 1995 Edition Hentrich Berlin 1995 ISBN 3 89468 203 5 Meinhard Stark Hrsg Ernst Teichmann Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe Briefe und Aufzeichnungen 1950 bis 1983 Brandenburgische Landeszentrale fur politische Bildung Potsdam 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Waldfriedhof Halbe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09140120 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Audio Guide fur den Waldfriedhof in Halbe Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V uber den Soldatenfriedhof Halbe abgerufen am 7 Juli 2012 Rainer Potratz Meinhard Stark Hrsg Ernst Teichmann Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe Briefe und Aufzeichnungen 1950 bis 1983 PDF Datei 548 kB DenkOrt Halbe Brandenburgische Landeszentrale fur politische BildungEinzelnachweise Bearbeiten a b Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V Waldfriedhof Halbe KUTHAL 5 4 2013 Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V Waldfriedhof Halbe GW 10 3 05 Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf Speziallager Nr 5 e V Die Strasse die in den Tod fuhrte Das sowjetische Internierungslager Ketschendorf Speziallager Nr 5 MH Marz 2013 Volltext des Gesetzes 1 2 Vorlage Toter Link www landesrecht brandenburg de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Beschlusse vom 9 November 2006 Az 6 L 430 433 und 441 06 PDF Beschluss vom 16 November 2006 OVG 1 S 143 06 1 MAZ online 27 Juni 2013 Volksbund de MOZ online Weitere 66 Kriegstote aus dem Oderbruch bestattet 15 Juni 2013 Volksbund Brandenburg 2013 Diane Tempel Bornett Ein minimales Stuck Schonheit Einbettung von 170 Soldaten in Halbe In frieden 02 2020 S 28 52 104638888889 13 694111111111 Koordinaten 52 6 16 7 N 13 41 38 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldfriedhof Halbe amp oldid 237730024