www.wikidata.de-de.nina.az
Die Provinz Spania lateinisch Provincia Spaniae verderbt von Hispania war in der ausgehenden Spatantike die westlichste Provinz des Ostromischen Reiches Sie lag im Suden der Iberischen Halbinsel und bestand ungefahr von 552 bis 625 ehe sie schliesslich von den Westgoten Visigothen erobert wurde Die Provinz Spania grun nach 586 mit den vorangegangenen Gebietsverlusten an die Westgoten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ausdehnung 3 Verlust 4 Epilog 5 Literatur 6 AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenNach dem Ende der zeitweiligen Union der Reiche der Ostgoten und Westgoten mit dem Tod Theoderichs im Jahr 526 war es im Westgotenreich zu jahrzehntelangen Thronfolgekampfen zwischen verschiedenen Adelsfraktionen gekommen 1 2 3 Um 550 hatten sich Cordoba und die katholisch gebliebene romische bzw romanische Bevolkerungsmehrheit der einstigen Provinz Baetica gegen die vorwiegend arianischen Westgoten erhoben In Sevilla rebellierte zudem 551 der Westgote Athanagild gegen seinen Konig Agila Mindestens einer der beiden Kontrahenten rief die Truppen des ostromischen Kaisers Justinian zu Hilfe 4 die die gegenuberliegende nordafrikanische Kuste kontrollierten und zudem gerade dabei waren die Unterwerfung des Ostgotenreichs in Italien zu vollenden 5 Der Kaiser in Konstantinopel beanspruchte grundsatzlich die Herrschaft uber alle fruher westromischen Gebiete und Justinian versuchte diesen Anspruch militarisch auch durchzusetzen Von Nordafrika kommend das bereits seit 534 wieder dem Kaiser unterstand landete daraufhin eine ostromische Flotte unter Liberius Truppen im Suden der Iberischen Halbinsel an die ab 552 zahlreiche Kustenorte teilweise aber auch Gebiete im Hinterland besetzten Agila wurde 554 besiegt doch auch unter Athanagild bekampften Westgoten und Ostromer einander 1 Siehe auch Gotenkrieg 535 554 Ausdehnung Bearbeiten nbsp Die Truppen in der Provinz Spania unterstanden ihrem eigenen magister militum Spaniae Im Jahr 589 war dies offensichtlich Comenciolus wie diese Steininschrift aus Cartagena belegt die Kampfe gegen Barbaren erwahnt Ebenso umstritten wie die Frage wer die Ostromer ins Land gerufen hatte ist die Frage ob die Ostromer nach der Eroberung des Vandalenreiches 534 und des Ostgotenreiches 554 tatsachlich auch noch das gesamte Westgotenreich unterwerfen wollten 2 6 oder einfach nur die Gelegenheit zur Gewinnung einiger Kustenstutzpunkte genutzt haben um Nordafrika besser verteidigen zu konnen 1 Umstritten ist auch die Ausdehnung der Provinz Spania Der ostromische Machtbereich erstreckte sich offenbar mindestens uber den Kustenstreifen von Malaga Malaca bis Cartagena Cartago Spartaria mehreren Chronisten Historikern und Kartographen zufolge daruber hinaus im Westen uber Medina Sidonia Asidona und Cadiz Gades hinaus bis Faro Ossonoba an der Algarve Provinz Lusitania und im Osten uber Alicante 7 Lucentum hinaus bis Denia Dianium an der Levante Provinz Carthaginiensis Im Hinterland gehorte wohl der Grossteil von Baetica mit Cordoba Corduba und Baza Basti dazu 8 moglicherweise wenn auch nur vorubergehend auch Sevilla Hispalis und vielleicht sogar Merida Emerita Augusta 7 8 9 Einige Autoren nehmen sogar an dass die Ostromer zumindest vorubergehend ihren Machtbereich an der Levante bis nach Valencia Valentia und Sagunt Sagunto ausdehnen konnten 10 11 An der Algarve soll sich ihr Machtbereich uber Faro hinaus nicht nur bis Portimao sondern im Hinterland auch uber die Gebiete sudlich des Tejo erstreckt haben 12 Ob nun durch direkten Kontakt mit Ostromern oder nur unter ihrem Einfluss das nordlich des Tejo angrenzende Reich der Sueben nahm 561 ebenfalls den katholischen Glauben an Verlust BearbeitenIn Italien wo der letzte ostgotische Widerstand erst 563 5 gebrochen worden war sahen sich die Ostromer schon ab 568 mit der Invasion der Langobarden konfrontiert 572 brach zudem ein Krieg mit den Persern aus der die ostromischen Truppen band Die Westgoten unter Athanagilds Nachfolgern Liuva bzw Leovigild nutzten die Gelegenheit um ab 572 Cordoba 13 Cadiz und etwa die Halfte der Provinz Spania zuruckzuerobern Gegen Leovigild erhob sich aber 579 in Sevilla und Merida sein zum Katholizismus ubergetretener Sohn Hermenegild und verbundete sich mit den Ostromern und den Sueben Cordoba wurde dadurch bis 583 oder 584 nochmals ostromisch Zwischen 584 5 und 588 14 raumten die Ostromer den Grossteil ihrer Besitzungen auf der Iberischen Halbinsel behielten aber die Kontrolle uber die Kuste Nach dem Sieg uber Hermenegild unterwarf Leovigild 585 die Sueben und eroberte ihr Reich Leovigilds Nachfolger waren gegen die Ostromer in den verbliebenen Gebieten weniger erfolgreich die ostromischen Truppen konnten die Kustenregion verteidigen Erst Sisebut und Suinthila konnten den Ostromern um 616 das von dem Patricius Caesarius verteidigte Malaga 13 um 620 den letzten Stutzpunkt an der Algarve und schliesslich 625 mit Cartagena auch ihren letzten Stutzpunkt am Mittelmeer abnehmen 1 3 Die Ostromer waren seit 603 im Osten vollauf mit der Abwehr des persischen Sassanidenreiches und im Norden mit der Abwehr der Slawen Sklavenoi bzw Awaren beschaftigt dies hatten die Westgoten ausgenutzt 5 Nur die Balearen blieben zunachst ostromisch Einigen Quellen zufolge sollen einige Stutzpunkte an der Algarve sogar noch bis 634 unter ostromischer Herrschaft gestanden haben nbsp Fur Kaiser Justinian war die Eroberung von Spania Teil der renovatio imperii nbsp Unter Kaiser Maurikios wurde der Grossteil der Provinz Spania geraumt nbsp Unter Kaiser Herakleios ging schliesslich auch der Rest der Provinz verlorenEpilog Bearbeiten nbsp Darstellung des Theudimer an einem Portal in OrihuelaGegen Ende des 7 Jahrhunderts kam es nochmals zu ostromischen Militaroperationen an der spanischen Mittelmeerkuste Nachdem die Ostromer Nordafrika gegen die muslimischen Araber nicht hatten behaupten konnen Schlacht von Karthago landete die 698 von Karthago abziehende ostromische Flotte stattdessen Truppen bei Alicante oder Cartagena Mit ihrer Niederlage gegen den westgotischen Heerfuhrer Theudimer Teodomiro endete spatestens 701 auch dieser letzte ostromische Ruckeroberungsversuch 15 16 sofern es sich uberhaupt um einen solchen gehandelt hatte Literatur BearbeitenJamie Wood Defending Byzantine Spain Frontiers and Diplomacy In Early Medieval Europe 18 2010 S 292 319 Anmerkungen Bearbeiten a b c d Gustav Diercks Spanische Geschichte Sammlung Goschen Leipzig 1905 S 19ff a b Karl Roth Geschichte des Byzantinischen Reiches Sammlung Goschen Leipzig 1919 S 26 a b Klaus Jorg Ruhl Spanien PLOETZ Spanische und portugiesische Geschichte zum Nachschlagen Freiburg Wurzburg 1986 S 35 38 Die meisten Chronisten und Historiker folgten und folgen den Uberlieferungen der Historia Gothorum Gotengeschichte des Isidor von Sevilla wonach Athanagild die Ostromer gerufen hatte Einige andere interpretieren die Getica des Jordanes dahingehend dass es Agila gewesen sein konnte der Justinian um Hilfe gebeten hatte Beide Werke sind nicht frei von westgotischer bzw ostromischer Propaganda a b c d Franz Georg Maier Hrsg Fischer Weltgeschichte Byzanz Weltbild Verlag Augsburg 1998 S 71 75 Mary Vincent und Robert Stradling Bildatlas der Weltkulturen Spanien und Portugal Kunst Geschichte Lebensformen Weltbild Verlag Augsburg 1997 S 39ff a b Efemerides La provincia Spania del Imperio bizantino en los siglos VI y VII a b Paul Goubert L Espagne byzantine Administration de l Espagne byzantine Influences byzantines religieuses et politiques sur l Espagne wisigothique In Revue des etudes byzantines 4 Bucarest 1946 S 71 134 persee fr Ernst Stein Studien zur Geschichte des byzantinischen Reiches J B Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1919 S 107 John Julius Norwich Byzantium Band 1 the early centuries Penguin 1988 S 254 Miles Redis Valencia amp the Costa Blanca Lonely Planet Footscray 2002 S 13 Winfried Kreutzer Geschichte Portugals Reclam Stuttgart 2013 S 15 und 19 a b Hans Erich Stier Ernst Kirsten Heinz Quirin Werner Trillmich Gerhard Czybulka Westermanns Grosser Atlas zur Weltgeschichte Georg Westermann Verlag Braunschweig 1965 S 49ff Walter Markov Alfred Anderle Ernst Werner Herbert Wurche Kleine Enzyklopadie Weltgeschichte Band 1 VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1979 S 182f Byzantinisches Reich Gerd Kampers Geschichte der Westgoten Ferdinand Schoningh Paderborn 2009 S 233 Roger Collins Visigothic Spain 409 711 Blackwell Publishing Oxford 2004 S 109 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spania amp oldid 232803236