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Leovigild April Mai 586 in Toledo war in den Jahren von 569 bis 586 Konig der Westgoten auf der Iberischen Halbinsel ab 571 572 auch im Reichsteil Septimanien im heutigen Sudwesten Frankreichs Er gilt als bedeutender Herrscher da er die Macht des Konigtums festigte und es nach romischem Vorbild umgestaltete die Sueben unterwarf und sich gegen die Ostromer durchsetzte Seine Religionspolitik blieb jedoch gesamthaft erfolglos da es ihm nicht gelang das Reich auf der Basis des Arianismus religios zu einigen Leovigild Statue in Madrid um 1750 Inhaltsverzeichnis 1 Erhebung und Machtteilung 2 Erfolgreiche Feldzuge 3 Aufstand Hermenegilds 4 Unterwerfung der Sueben und Frankenkrieg 5 Nachahmung des Kaisertums 6 Gesetzgebung 7 Religionspolitik 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenErhebung und Machtteilung BearbeitenNach dem Tode des Konigs Athanagild blieb das Reich monatelang ohne Herrscher bis schliesslich 568 569 in Septimanien der Adlige Liuva I zum Konig erhoben wurde Liuva machte seinen jungeren Bruder Leovigild zum Mitherrscher uberliess ihm Spanien und behielt nur Septimanien fur sich Leovigild dessen erste Frau die Mutter seiner beiden Sohne gestorben war heiratete Athanagilds Witwe Goswintha Nach Liuvas Tod konnte Leovigild in den Jahren 571 572 beide Reichsteile unter seiner Herrschaft vereinen nbsp Iberische Halbinsel und die Herrschaftsbereiche der Westgoten und des verbleibenden Byzantinischen Reiches um 586 n Chr Erfolgreiche Feldzuge BearbeitenDas erste Ziel Leovigilds war die Verkleinerung des von Kaiser Justinian I geschaffenen ostromischen Provinz Spania im Suden der Iberischen Halbinsel Auf einem ersten Feldzug im Jahr 570 konnte er nur Verwustungen anrichten nicht aber befestigte Stadte erobern Im Folgejahr gelang ihm jedoch durch Verrat die Einnahme von Medina Sidonia woraufhin er die ostromische Besatzung hinrichten liess Die Ostromer waren ausserstande Verstarkungen zu schicken und mussten sich mit den Gebietsverlusten abfinden Im Jahr 572 konnte Leovigild auch Cordoba und dessen Umgebung erobern ein Gebiet das zuvor unter der Kontrolle nicht naher bekannter lokaler Krafte gewesen war 1 Nach diesem Erfolg im Suden wandte sich Leovigild nach Nordspanien um dort selbstandige Stammesgebiete und einen ortlichen Machthaber zu unterwerfen Im Jahr 574 besiegte er die Kantabrer und nahm deren Hauptstadt Amaya heutige Provinz Burgos und Monte Cilda ein Sie hatten zuvor eine Adelsrepublik gebildet die einer Ratsversammlung Senat unterstand 2 Auch hier ordnete Leovigild nach dem Sieg zahlreiche Hinrichtungen an und annektierte das Gebiet Mit Miro dem Konig der Sueben schloss er einen Waffenstillstand Im Jahr 578 grundete er Reccopolis Drei Jahre spater 581 zog Leovigild gegen die Basken und eroberte einen Teil ihres Gebiets Aufstand Hermenegilds BearbeitenIm Jahr 573 erhob Leovigild seine beiden Sohne aus erster Ehe Hermenegild und Rekkared zu Mitherrschern um die Herrschaft seiner Familie dauerhaft zu sichern und das Wahlrecht des Adels auszuschalten Die Sicherung Septimaniens gegen frankische Ubergriffe und die Verhinderung eines suebisch frankischen Bundnisses waren vordringliche Ziele seiner Aussenpolitik 3 Daher verheiratete er seinen alteren Sohn Hermenegild im Jahr 579 mit der frankischen Prinzessin Ingund einer Tochter des Konigs Sigibert I von Austrasien Daraus entstand ein religioser Konflikt denn Ingund war Katholikin wohingegen die westgotische Konigsfamilie am Arianismus festhielt obwohl ein grosser Teil der Reichsbevolkerung katholisch war Die Konigin Goswintha die Hermenegilds Stiefmutter und zugleich Ingunds Grossmutter mutterlicherseits war drangte auf den Ubertritt Ingunds zum Arianismus Als Ingund dies verweigerte entscharfte Leovigild den Konflikt indem er seinen Sohn und seine Schwiegertochter nach Sevilla schickte und Hermenegild die Verwaltung eines sudlichen Reichsteils ubertrug Dort geriet Hermenegild jedoch unter den Einfluss des katholischen Bischofs Leander von Sevilla Zusammen mit Ingund erreichte Leander dass Hermenegild offentlich zum Katholizismus ubertrat Ausserdem begann Hermenegild im Jahr 579 einen Aufstand gegen seinen Vater In der Forschung ist umstritten welches dieser beiden Ereignisse zuerst geschah und ob eines von ihnen die Ursache des anderen war oder kein ursachlicher Zusammenhang zwischen ihnen bestand Hermenegild verhielt sich durchgangig defensiv offenbar wollte er nicht seinen Vater sturzen sondern einen eigenstandigen katholischen Herrschaftsbereich mit Sevilla als Zentrum begrunden Zu diesem Zweck bemuhte er sich um den Beistand der Franken und verbundete sich mit den Feinden des Reichs den Sueben und den Byzantinern Er trat den Byzantinern sogar die Stadt Cordoba ab bekam jedoch von ihnen keine wirksame Hilfe Leovigild strebte zunachst eine friedliche Losung an obwohl Hermenegild eigene Goldmunzen pragte sich wie ein eigenstandiger Herrscher verhielt und als Vorkampfer des Katholizismus auftrat Schliesslich ging Leovigild mit einer uberlegenen Streitmacht gegen seinen aufstandischen Sohn vor Ab dem Jahr 582 unterwarf er in knapp zwei Jahren die abgefallenen Gebiete 583 begann er die Belagerung Sevillas Cordoba gewann er durch eine Geldzahlung von den Byzantinern zuruck Anfang des Jahres 584 kapitulierte Hermenegild Ingund fand mit Hermenegilds Sohn Athanagild im byzantinischen Machtbereich Zuflucht Sie starb in Afrika Athanagild wurde nach Konstantinopel gebracht Hermenegild blieb in Haft Im Jahr 585 wurde er ermordet angeblich weil er sich weigerte zum Arianismus zuruckzukehren Die Hintergrunde der Tat bleiben unklar und es ist unsicher ob Leovigild den Mordbefehl gab 4 Unterwerfung der Sueben und Frankenkrieg BearbeitenDie Sueben unter Konig Miro die bereits katholisch waren wollten Hermenegild zu Hilfe eilen vermochten aber militarisch nichts auszurichten Auf diesem Feldzug starb Miro Im Suebenreich kam es zu einer Auseinandersetzung um die Konigswurde Miros Sohn und Nachfolger wurde von einem Usurpator gesturzt Leovigild nutzte diese Wirren um 585 die Sueben zu unterwerfen wobei er auf wenig Widerstand stiess Damit endete das suebische Konigtum Das Suebengebiet wurde ins Westgotenreich eingegliedert 5 Der merowingische Frankenkonig Guntram I versuchte vergeblich das westgotische Septimanien zu erobern Die Franken konnten zunachst Carcassonne einnehmen erlitten dann aber schwere Niederlagen gegen die vom Thronfolger Rekkared gefuhrten Westgoten welche die verlorenen Gebiete zuruckeroberten und ihrerseits auf frankisches Territorium vordrangen 6 Nachahmung des Kaisertums BearbeitenLeovigild strebte danach seinem Konigtum kaiserlichen Glanz zu verleihen indem er sich an der romischen Tradition orientierte 7 Dabei nahm er nicht nur das zeitgenossische ostromische Kaisertum sondern auch altere west romische Gepflogenheiten zum Vorbild Zu dieser Imperialisierung des westgotischen Konigtums gehorten folgende Massnahmen Leovigild war der erste Westgotenkonig der unter den Seinigen also auch ausserhalb diplomatischer Anlasse ein besonderes Herrschergewand trug und auf einem Thron sass Auf Munzen ist er im Konigsornat abgebildet 8 Vor Leovigild hatten die Westgoten Goldmunzen mit dem Bild und Namen des jeweiligen Kaisers gepragt womit sie ein Vorrecht des Kaisers respektierten Leovigild ging dazu uber seine Munzen mit seinem eigenen Bild und Namen zu versehen Anlasslich militarischer Erfolge Eroberung von Sevilla Cordoba und Braga wurden nach romischem Brauch Munzen mit entsprechenden Aufschriften geschlagen Vorbild hierfur war nicht die zeitgenossische ostromische Pragung sondern die alte westromische 9 Mit Stadtegrundungen knupfte Leovigild ebenfalls an die kaiserliche romische Tradition an Dies kam auch in der Namensgebung der neuen Stadte zum Ausdruck eine hiess Reccopolis zu Ehren Rekkareds eine andere anlasslich des Sieges uber die Basken gegrundete nannte der Konig Victoriacum Siegesstadt Zu dieser Politik gehorte auch die Erhebung Toledos zur neuen Hauptstadt des Reichs In dieser Funktion als standige Residenz des Herrschers erscheint ab dem Jahr 580 Toledo 10 Gesetzgebung BearbeitenLeovigild veranlasste eine Aufzeichnung des gesamten geltenden Rechts d h der alteren Gesetze und seiner eigenen Ein Ziel seiner gesetzgeberischen Tatigkeit war die rechtliche Angleichung von Romanen und Goten womit er die Einheit der Reichsbewohner starkte Aus den ethnischen Einheiten gentes sollte ein Reichsvolk populus werden Bisher hatten die Goten ihr Stammesrecht Codex Euricianus wahrend fur die Romanen ein eigenes an der romischen Tradition orientiertes Gesetzbuch Lex Romana Visigothorum galt Leovigild beendete diese rechtliche Trennung mit seinem Gesetzbuch wenigstens teilweise endgultig erfolgte das erst unter Rekkeswinth Leovigild hob das Verbot der Eheschliessung zwischen Goten und Romanen auf das ohnehin schon oft missachtet worden war und fuhrte das bei den Romanen geltende Erbrecht der Tochter auch fur die Goten ein Religionspolitik BearbeitenLeovigild strebte ebenso wie im Rechtswesen auch auf religiosem Gebiet eine Vereinheitlichung an Sein Ziel war eine gemeinsame Staatsreligion fur alle Reichsbewohner Diese sollte nach seiner Uberzeugung der traditionelle Arianismus der Goten sein Daher versuchte er durch Druck Uberredung und Belohnungen auf die Katholiken einzuwirken Der katholische Bischof Vincentius von Saragossa trat zum Arianismus uber Der Konig begnugte sich aber mit dieser Zermurbungstaktik und unternahm keinen umfassenden Angriff auf die katholische Kirche Er erlaubte die katholische Religionsausubung und die Neubesetzung freigewordener katholischer Bistumer 11 Die von den Katholiken als Verfolgung beklagten Massnahmen des Konigs setzten anscheinend erst nach dem Aufstand Hermenegilds ein Der katholische Geschichtsschreiber Isidor von Sevilla behauptet Leovigild habe zahlreiche katholische Bischofe in die Verbannung geschickt namentlich bekannt sind aber nur zwei Masona von Merida 12 und Leander von Sevilla Im Fall Leanders der sich als Ratgeber Hermenegilds politisch kompromittiert hatte handelte es sich moglicherweise um ein freiwilliges Exil Verbannt wurde auch der Chronist Johannes von Biclaro der spater nach Leovigilds Tod Bischof von Girona wurde Im Jahr 580 trat in Toledo ein Konzil der arianischen Bischofe zusammen das einzige in der westgotischen Geschichte von dem wir wissen Es fasste auf Wunsch des Konigs Beschlusse zur Dogmatik und zum Kult die den Katholiken entgegenkamen um ihnen den Ubertritt zu erleichtern die katholische Taufe wurde als gultig anerkannt Diese Schritte erfolgten unter dem Eindruck des im Vorjahr ausgebrochenen Aufstands Hermenegilds Das Eingreifen des Konigs sogar in dogmatische Angelegenheiten entsprach ostromischem Brauch es war in den arianischen Kirchen der Germanenreiche nicht ublich 13 Die Erfolge von Leovigilds Religionspolitik blieben vereinzelt gesamthaft ist sie gescheitert da der Katholizismus schon zu stark war Literatur BearbeitenHerwig Wolfram Leovigild In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 269 273 Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Konstanzer Arbeitskreis fur Mittelalterliche Geschichte Vortrage und Forschungen Sonderbd 8 Thorbecke Sigmaringen 1971 S 55 91 online Roger Collins Visigothic Spain 409 711 Blackwell Malden 2004 ISBN 0 631 18185 7 S 50 63 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leovigild Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 57f online Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 56 online Harold V Livermore The Origins of Spain and Portugal London 1971 S 163 166 Helmut Castritius Hermenegild in Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 14 1999 S 424 Antonio Linage Conde Hermenegilde in Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 24 1993 Sp 90 Edward A Thompson The Goths in Spain Oxford 1969 S 87 90 Edward A Thompson The Goths in Spain Oxford 1969 S 75 Siehe dazu Alexander Pierre Bronisch Die westgotische Reichsideologie und ihre Weiterentwicklung im Reich von Asturien In Franz Reiner Erkens Hrsg Das fruhmittelalterliche Konigtum Ideelle und religiose Grundlagen Berlin 2005 S 161 189 hier S 161f Isidor von Sevilla Historia Gothorum 51 Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 61 64 online Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 70 72 online Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 73 online Edward A Thompson The Goths in Spain Oxford 1969 S 78 87 Kevin Grotherr Between Royal Power and Legitimacy The Bishops of Merida 6th 7th c In Sabine Panzram and Pablo Poveda Arias Hrsg Bishops under Threat Contexts and Episcopal Strategies in Late Antique and Early Medieval West Arbeiten zur Kirchengeschichte Nr 150 De Gruyter Berlin 2023 ISBN 978 3 11 076953 1 S 63 65 Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 72 74 VorgangerAmtNachfolgerLiuva I Konig der Westgoten 568 586Rekkared I Normdaten Person GND 138834997 lobid OGND AKS LCCN no2010000450 VIAF 95455825 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LeovigildKURZBESCHREIBUNG westgotischer Konig in SpanienGEBURTSDATUM 5 Jahrhundert oder 6 JahrhundertSTERBEDATUM April 586 oder Mai 586STERBEORT Toledo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leovigild amp oldid 236421861