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Die Simultankirche Maria Himmelfahrt in Worms Pfeddersheim ist eine durch Protestanten und Katholiken gemeinsam genutzte Simultankirche im Wormser Stadtteil Pfeddersheim deren Kirchturm auch als stadtischer Wachturm diente und deshalb der Stadt Worms als Rechtsnachfolgerin der Stadt Pfeddersheim gehort Die Kirche ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Denkmalschutzgesetzes von Rheinland Pfalz Simultankirche Worms Pfeddersheim Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Orgeln 4 Glocken 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Ansicht von Pfeddersheim aus Merians Topographia Germaniae mit der spatgotischen Vorgangerkirche 1655 Die alteste bekannte urkundliche Erwahnung der Kirche von Pfeddersheim stammt vom 25 Mai 754 als Bischof Chrodegang von Metz sie der Abtei Gorze verlieh Eine weitere Erwahnung von 793 belegt die Weihe an Maria Im Wormser Synodale von 1496 wurde erstmals das Gebaude der Kirche beschrieben Die Kirche war dreischiffig mit Chorraum Sakristei und Kapelle Der Kirchturm gehorte der Stadt Pfeddersheim da er auch Wach und Verteidigungszwecken der burgerlichen Gemeinde diente ohne direkt in die nordliche Stadtbefestigung eingebunden zu sein Er war mit einem Turmwachter besetzt 1525 nach der Schlacht bei Pfeddersheim wurden in der Kirche 180 Anfuhrer der aufstandischen Bauern eingesperrt 24 von ihnen wurden auf dem Kirchhof hingerichtet An sie erinnert eine 2000 aufgestellte Friedensstele des Pfeddersheimer Kunstlers Horst Rettig Die Kirche wurde 1689 im Pfalzischen Erbfolgekrieg wie der Rest der Stadt Pfeddersheim niedergebrannt lediglich ein Turmstumpf blieb erhalten Bei der Pfalzischen Kirchenteilung von 1705 war sie noch ruinos Dennoch erhielt die reformierte Gemeinde das Kirchenschiff wahrend der katholischen Gemeinde der Chorraum zugesprochen wurde Der Kirchturm blieb stadtisches Eigentum Im Rahmen der Pfalzischen Religionsdeklaration vom 21 November 1705 wurde uber die Kirchenruine am 20 November 1706 ein Kommissionsbeschluss verfasst Darin wurde folgendes bestimmt Die Pfeddershemer Stattkirch ist vollig verbrannd und in Ruderibus Hat man sich desswegen verglichen dass die Rudera der Kirche denen Reformirten und hergegen den Catholischen entweder das noch in guthen Mauern stehende Crucis Altar oder Chor verbleiben solle 1 In der Teilungsliste heisst es deshalb in der 3 Klasse der Inspektion Neuhausen Pfeddersheimer Rudera seynd Beeden Religionen miteinander verblieben 2 Katholiken und Reformierte bauten daraufhin je ihren Teil der Kirche mit eigenen Zugangen wieder auf 3 so dass zwei Kirchen nebeneinander entstanden die nur durch eine Mauer voneinander getrennt sind Dieser Zustand des abgeschwachten Simultaneums 4 ist bestatigt worden durch Pfarrvisitationsberichte vom 3 Oktober 1741 5 und vom 27 Mai 1754 6 Im letzteren Bericht heisst es hierzu Nihil in praeiudicium Catholicae Religionis intenditur 7 Es bestanden also trotz des Simultaneums keine interkonfessionellen Schwierigkeiten Die Lutheraner hatten sich laut dem ersten Bericht vom 3 Oktober 1741 inzwischen eine eigene Kirche erbaut 1714 Die Reformierten benotigten fur den Aufbau ihrer Kirche den Zeitraum von 1708 bis 1721 Am 17 August 1721 machte der reformierte Pfarrer Johann Erhard Stuckrath im Taufbuch folgenden Eintrag Dies ist das erste Kind das in der nachzu 33 Jahre odte gelegenen Kirche getauft wurde an deren Reparation man seit 1708 gearbeitet welches nach viel Muhe und Not zustande kommen 8 Beim Wiederaufbau von 1708 bis 1721 reformierter Teil bzw bis 1789 katholischer Teil wurde die Trennung beider Kirchenteile durch eine Mauer ohne Durchgang vollzogen Beide Kirchenteile erhielten eigene Eingange der bisherige Zugang durch den Kirchturm wurde vermauert Der reformierte Kirchenraum wurde am 17 August 1721 mit einem Taufgottesdienst eingeweiht Von 1798 bis 1801 also wahrend der Zugehorigkeit zu Frankreich nach der Franzosischen Revolution diente die Kirche als Dekadentempel des Kantons Pfeddersheim Seit der Kirchenunion von 1822 wird das Kirchenschiff von der nun unierten evangelischen Gemeinde genutzt die lutherische Kirche von 1714 deren Glocken 1839 in die Simultankirche kamen dient seit den 1970er Jahren als Gemeindehaus 1931 wurde das Kirchenschiff um einen Choranbau erweitert Beschreibung Bearbeiten nbsp Simultankirche Worms Pfeddersheim Hochaltar aus dem Kloster Maria MunsterDer evangelische Kirchenteil ist ein rechteckiger Saalbau der zwischen 1708 und 1721 auf den mittelalterlichen Grundmauern errichtet wurde auf der Westseite befindet sich ein querrechteckiger Choranbau von 1931 mit einem Buntglasfenster des auferstandenen Christus Die restliche Ausstattung stammt im Wesentlichen aus dem 18 Jahrhundert Der katholische Teil wurde bis 1789 neu errichtet bedingt durch die Nutzung der Grundmauern des ehemaligen Chorraums hat er einen Funfachtelschluss Die Ausstattung ist klassizistisch der barocke Maria Himmelfahrt Altar kam erst 1992 in die Kirche Er stammt ursprunglich aus dem Wormser Kloster Maria Munster 9 Zudem befindet sich hier das Gnadenbild Maria Schutz zu Pfeddersheim das 1869 einen Brand in Elmpt am Niederrhein unbeschadet uberstanden hat Es kam durch Schenkung hierher und war in den 1930er Jahren ein bekanntes Wallfahrtsziel Die drei unteren Geschosse des Turmes stammt aus dem Spatmittelalter ihre gotische Gestalt wurde in der Renaissance verandert Das vierte Turmgeschoss mit der Glockenstube und der Spitzhelm mit umlaufendem Balkon sind eine Erganzung des 19 Jahrhunderts Am Kirchturm und in beiden Teilen der Kirche befinden sich Grabsteine des 16 bis 18 Jahrhunderts Die Trennwand zwischen den Kirchenteilen wird von einem Dachreiter mit Zwiebelhaube bekront Orgeln BearbeitenIn den evangelischen Kirchenraum wurde um 1770 eine Stumm Orgel mit 25 Registern eingebaut 1913 wurde sie gegen eine 22 klingende Register umfassende zweimanualige Walcker Orgel mit Organola ausgetauscht der Orgelprospekt blieb erhalten Orgel und Organola wurden 2000 restauriert eine weitere Restaurierung der Organola wurde 2011 abgeschlossen Die evangelische Gemeinde besitzt noch etwa 60 Notenrollen aus der Entstehungszeit der Organola darunter auch Einspielungen von Albert Schweitzer 10 Das Organola geniesst besonderen Schutz als technisches Denkmal da es das einzige erhaltene Instrument dieser Bauart in Deutschland ist Die Orgel verfugt uber folgende Disposition 11 I Hauptwerk C Bourdon 16 Prinzipal 8 Konzertflote 8 Viola da Gamba 8 Dolce 8 Oktave 4 Rohrflote 4 Cornett Mixtur III IV 2 2 3 II Schwellwerk C Geigenprinzipal 8 Flauto amabile 8 Lieblich Gedackt 8 Quintaton 8 Salicional 8 Aeoline 8 Vox coelestis 8 Pseudooboe aus Flauto amabile Quintaton 8 Gemshorn 4 Flauto dolce 4 Piccolo 2 Harmonia aethera II III Pedal C Subbass 16 Violonbass 16 Gedecktbass aus HW Bourdon 16 Prinzipalbass 8 Flotbass aus HW Konzertflote 8 Violoncello aus HW Viola da Gamba 8 Koppeln Normalkoppeln II I I P II P Suboktavkoppeln II I Superoktavkoppeln II I Spielhilfen Tremulant Freie Kombination Festkombinationen Piano Mezzoforte Forte Tutti Crescendowalze KalkantenrufIm katholischen Teil der Kirche wurde 1792 ebenfalls eine Stumm Orgel hinter einem Prospekt im Zopfstil eingebaut die von Friedrich Carl Stumm entworfen wurde und 14 Register umfasst Sie ist weitgehend erhalten und wurde 1998 durch Forster amp Nicolaus restauriert 12 Manual C d3Prinzipal 4 Hohlpfeif B D 8 Flaut traver D 4 Viol di gamb B D 8 Solicinal 4 Rohrfloet B D 4 Quint 3 Octav 2 Mixtur 1 Trompet B D 8 Vox humana B D 8 Pedal C g0Sub Bass 16 Octav Bass 8 Violon Bass 8 Koppeln I P Spielhilfen TremulantGlocken BearbeitenDas Gelaut der Simultankirche umfasst sechs Glocken von denen je zwei der evangelischen und der katholischen Gemeinde sowie der Stadt Worms gehoren Zu evangelischen Gottesdiensten werden die evangelischen und die stadtischen Glocken gelautet zu katholischen die katholischen und stadtischen bei okumenischen Anlassen erklingt das volle Gelaut Die Luther Glocke der evangelischen Gemeinde schlagt auch den Stundenschlag 13 Das Lauterecht fur alle Glocken wurde 1910 in einem Vertrag zwischen den beiden Kirchengemeinden und der politischen Gemeinde geregelt Danach bestimmen die Kirchengemeinden uber das Gelaut in allen kultischen Angelegenheiten wahrend die politische Gemeinde lediglich zu weltlichen Anlassen lauten darf unter anderem fur Mittags Abend Sturm und Feuerlauten Als 1956 die evangelische Kirchengemeinde das Totengelaut fur einen konfessionslosen Pfeddersheimer verweigerte entschloss sich die politische Gemeinde zum Bau eines eigenen Glockenturms auf dem kommunalen Friedhof 14 Name Eigentumer Gussjahr Giesser Gewicht kg Nominal InschriftChristus ev Gemeinde 846 f1 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit Heb 13 8 Totengedenkglocke Stadt Worms 1952 Rincker Sinn 587 g1 Den Opfern beider Weltkriege zum Gedachtnis Christkonig rk Gemeinde 1953 Hermann Hamm Frankenthal 468 a1 Du Konig der Herrlichkeit Sanctus steh uns bei Friedensglocke Stadt Worms 1952 Rincker Sinn 364 b1 Friede sei stets dein Gelaute Maria rk Gemeinde 1953 Hermann Hamm Frankenthal 268 c2 Du Konigin des Himmels Maria bitte fur uns Luther ev Gemeinde 1769 Johann Zimmermann Mannheim 154 d2 Haec campana comparata est in honorem dei et usum Lutheranorum Pedderheniensum Anno Christi 1769 Diese Glocke wurde gegossen zu Ehren Gottes und zum Gebrauch der Pfeddersheimer Lutheraner im Jahre 1769 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Provinz Rheinhessen und fur die kurpfalzischen Pfarreien der Provinz Starkenburg Hassia sacra 6 Bd Darmstadt 1932 Bb S 165 Dom und Diozesanarchiv Mainz K 54 fasc III 10 f 5 E fol 154 162 Karl Johann Brilmayer Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart 1904 S 391 Kurt Rosendorn Die rheinhessischen Simultankirchen bis zum Beginn des 18 Jahrhunderts 1958 S 93 Dom und Diozesanarchiv Mainz K 93 Dekanat Worms Nr 7 Status Ecclesiae interior Dom und Diozesanarchiv Mainz Circa personam parochi et ipsam parochiam qu 33 Dom und Diozesanarchiv Mainz K 50 Nr 14 c Pfarreien im Bistum Worms Pfarreien mit franzosischer Besoldung der ausfuhrliche Titel heisst Liste des Lieux et paroisses de la Dioecese de Wormbs comprises par la derniere clause du quatrieme article de Traite de Risswick dans les quels au preiudice de article la religion Catholique a ete troublee par toutes Sortes d innovations de ceux de la Confession d augsbourg ein Datum ist nicht angegeben die Abfassung scheint in die Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges 1701 1714 vermutlich kurz vor 1714 zu fallen Karl Goebel Die Evangelische Gemeinde Pfeddersheim In 1200 Jahre Pfeddersheim 1954 S 67 Webseite zum Hochaltar in Pfeddersheim Stiftung Rheinland Pfalz fur Kultur Pfeddersheimer Organola wird restauriert Meldung vom 3 Marz 2011 Memento vom 16 April 2014 im Internet Archive Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd 1 Mainz und Vororte Rheinhessen Worms und Vororte Schott Mainz 1967 ISBN 978 3 7957 1306 5 S 430 Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 6 Forster amp Nikolaus Orgelbau GmbH amp Co KG Restaurierung Projektbeschreibung Worms Pfeddersheim Kath Kirche abgerufen am 11 Februar 2012 Sandra Dorr Gelaut gehort drei Herren In Wormser Zeitung vom 8 Oktober 2011 online Memento vom 12 Februar 2013 im Webarchiv archive today Wir bimmeln einfach mal In Der Spiegel Nr 13 1956 S 22 online Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz Saarland Deutscher Kunstverlag 1972 S 1032 Bernhard Haberle Die Organola von Walcker als zeitgeschichtliches Phanomen PDF 886 kB In Das Mechanische Musikinstrument September 1984 S 11 23 ISSN 0721 6092 Felix Zillien Die Simultankirche zu Pfeddersheim In Worms 2006 Heimatjahrbuch fur die Stadt Worms Worms Verlag Worms 2005 ISBN 978 3 936118 43 8 S 109 113 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Simultankirche Worms Pfeddersheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Gemeinde Pfeddersheim Pfarrgruppe Pfrimmtal romisch katholisch 49 638944 8 274915 Koordinaten 49 38 20 2 N 8 16 29 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simultankirche Worms Pfeddersheim amp oldid 234820950