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Siegfried zum Paradies auch Marburg zum Paradies vermutlich in Marburg 8 April 1386 in Frankfurt am Main war ein Politiker und Patrizier in Frankfurt am Main Portraitdarstellung auf seinem Epitaph Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Politische Karriere 3 Bewertung 4 Tod und Nachkommen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenSiegfried zum Paradies entstammte einer Familie deren Ursprunge in Biedenkopf liegen und die im fruhen 14 Jahrhundert in Marburg ansassig war wo sie zeitweise grossen politischen und wirtschaftlichen Einfluss ausubte Siegfrieds Vater Siegfried der Reiche war Schoffe und Burgermeister in Marburg Siegfried zum Paradies wurde am Stephansstift in Mainz erzogen und trat anschliessend in den Dienst Kaiser Karls IV 1347 erwarb er das Frankfurter Burgerrecht und heiratete 1349 eine Tochter des damals reichsten Frankfurter Patriziers Jakob Knoblauch der einige Jahre zuvor den Saalhof erworben hatte Jakob von Knoblauch war ein Gunstling Ludwigs des Bayern gewesen und stand nun ebenfalls in Diensten Karls IV Mit Katharina Knoblauch hatte Siegfried drei Kinder Nach ihrem Tod 1364 heiratete er wiederum die Tochter eines reichen Frankfurters Katharina zum Wedel mit der er wiederum drei Kinder hatte 1351 nahm Siegfried das Haus Zum Paradies an der Ecke von Liebfrauenberg und Neuer Krame fur 28 Mark jahrlich in Erbpacht dessen Namen er fortan als Familiennamen fuhrte 1366 erwarb er dazu das benachbarte Haus Zum Grimmvogel uberliess es aber kurz darauf an Emmerich von Escherheim Das Paradies liess er abreissen und einen neuen steinernen Bau errichten Enge freundschaftliche Beziehungen unterhielt er zum kaiserlichen Notar Rudolf Rule der aus Friedberg Hessen stammte 1 Politische Karriere BearbeitenAls Siegfried aus den Diensten des Kaisers nach Frankfurt zuruckkehrte war das politische Leben der Stadt von den Zunftunruhen gepragt In der Stadt schwelte seit zirka 1350 ein Konflikt zwischen den aufstrebenden Zunften und einigen Patriziergeschlechtern darunter den Familien Holzhausen Frosch Knoblauch und Wanebach um die politische Fuhrung Die Zunfte schlossen sich zusammen und verlangten eine starkere Beteiligung im Rat der Stadt was auch in der stadtischen Verfassung niedergelegt werden sollte Karl IV genehmigte dies 1359 trotz des Widerstands der Patrizier 1360 wies ein kaiserliches Mandat Siegfried den nachsten freien Schoffenstuhl in Frankfurt an Eine weitere Verfugung beauftragte ihn die halbe Judensteuer von den Frankfurter Juden zu erheben wovon er 30 Gulden Jahresrente fur sich behalten sollte Der Frankfurter Rat protestierte vergeblich beim Kaiser gegen Siegfrieds Einsetzung zum Schoffen da dies gegen seine alten Rechte verstiess Aufgrund seiner exzellenten Beziehungen zum Kaiserhof konnte Siegfried 1363 auch das Reichsschultheissenamt und betrachtliche Teile des Reichsforstes Dreieich als Pfand erwerben Schultheissenamt und Reichsforst waren zuvor an Ulrich III von Hanau verpfandet gewesen der seit 1351 zusatzlich noch die Grafschaft Bornheimer Berg als Pfand besass Ulrich III war kaiserlicher Landvogt der Wetterau und Frankfurt gehorte zu seinem Amtssprengel Diese Erwerbspolitik die Frankfurt einkesselte und auch in dessen innerer Struktur Fuss fasste deutet darauf hin dass Ulrich III bestrebt war die Stadt Frankfurt in sein Herrschaftsgebiet zu integrieren Mit der Ubernahme von zwei dieser drei Machtpositionen konnte Siegfried diese Ambitionen Ulrichs III abwehren Von Konig Wenzel Karls Nachfolger erreichte er eine Bestatigung der fur die wirtschaftliche Rolle Frankfurts entscheidenden Messeprivilegien Seitdem durften die beiden Frankfurter Messen im Fruhjahr und im Herbst um jeweils zwei Wochen verlangert werden Seit 1359 war Siegfried Mitglied des Frankfurter Rates seit 1363 als Schoffe In den Jahren 1373 1379 1381 und 1385 wurde er jeweils zum Alteren Burgermeister dem hochsten politischen Amt das die Stadt zu vergeben hatte gewahlt Er vertrat die Interessen der Stadt auf mehreren Reichstagen Es kam zu einem Zunftaufstand der 1366 durch eine Intervention Karls IV zu der ihn Siegfried bewogen hatte mit dem Sieg der patrizischen Seite endete 1377 kam es gleichwohl zu einer Neufassung des innerstadtischen Verfassungsrechts Zu den ratsfahigen Zunften gehorten nunmehr Wollweber Metzger Kurschner Backer Schuhmacher Lohgerber Fischer Schneider Schiffer Steindecker Zimmerleute Steinmetze Bender Gartner und Schmiede nbsp Epitaph Alte Nikolaikirche Frankfurt nbsp Epitaph der 2 Ehefrau Katharina zum Wedel 1378 Alte Nikolaikirche FrankfurtReichtum und Machtfulle des von aussen zugezogenen Emporkommlings und kaiserlichen Gunstlings erregten jedoch gleichwohl das Misstrauen unter den alteingesessenen Patriziern Schliesslich uberzeugten seine Widersacher den stets mit der Suche nach Geld beschaftigten Kaiser mit einer grossen Summe Eine Delegation von Patriziern bestehend aus Burgermeister Lotz von Holzhausen und den Schoffen Jakob Knoblauch Johann von Holzhausen und Wicker Frosch suchte Karl IV im Mai 1372 in Mainz auf und zahlten dem Kaiser fur das Schultheissenamt 8800 Gulden das fur diese Summe an Schoffen Burgermeister Burger und Rat der Stadt Frankfurt am Main verpfandet wurde 4400 Gulden davon zahlte der Kaiser an Siegfried um dessen Pfandrechte abzulosen 4400 Gulden waren der Gewinn des Kaisers bei der Transaktion Am 2 Juni 1372 erliess Karl IV eine entsprechende Urkunde Das Pfand wurde nie mehr ausgelost und erlosch auch formal 1648 mit dem Westfalischen Frieden Auch die halbe Judensteuer wurde vom Kaiser an die Stadt verpfandet Im gleichen Verfahren fur weitere 8800 Gulden erhielt die Stadt vom Kaiser auch den zuvor an Siegfried verpfandeten Reichsforst Dreieich als Pfand Er sicherte ihr nicht nur die Holzversorgung sondern war auch Weide und Jagdrevier Auch wenn Siegfried so seine personliche Machtstellung zum Teil einbusste wurde er durch seine Vorleistung so doch wenn auch unbeabsichtigt zum Grunder der Freien Reichsstadt Frankfurt und zum Stifter des Frankfurter Stadtwaldes der mit 4900 Hektar Flache heute noch der grosste Stadtwald Deutschlands ist Seinen politischen Einfluss in der Stadt behielt er gleichwohl In den folgenden Jahren 1373 1379 1381 und 1385 wurde er zum Alteren Burgermeister gewahlt Bewertung BearbeitenSiegfried gilt als taktisch geschickter und machtbewusster Verhandlungsfuhrer und bedeutendster Frankfurter Politiker des 14 Jahrhunderts Nach Siegfried zum Paradies ist die Paradiesgasse in Sachsenhausen benannt Tod und Nachkommen BearbeitenNach seinem Tod erhielt Siegfried zusammen mit seiner zweiten Frau Katharina zum Wedel ein Ehrengrab in der Kirche des Hospitals zum Heiligen Geist Das Epitaph moglicherweise ein Werk Madern Gertheners wurde beim Abriss der Kirche 1840 in die Alte Nikolaikirche uberfuhrt wo es sich noch heute befindet Die Familie starb in Frankfurt 1502 aus Seine Wohnhauser am Liebfrauenberg wurden 1775 zusammengelegt und erhielten eine barocke Fassade In dieser Form besteht die Anlage nach schweren Beschadigungen im Zweiten Weltkrieg noch heute Siehe auch BearbeitenListe der Stadtoberhaupter von Frankfurt am MainLiteratur BearbeitenReinhard Dietrich Die Landesverfassung in dem Hanauischen in Hanauer Geschichtsblatter 34 Hanau 1996 ISBN 3 9801933 6 5 Rudolf Jung Sifrid zum Paradies In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 262 f Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 Friedrich Schunder Das Reichsschultheissenamt in Frankfurt am Main bis 1372 in Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Heft 42 Frankfurt 1954 Fred Schwind Die Landvogtei in der Wetterau Dissertation Frankfurt 1972 Einzelnachweise Bearbeiten Waldemar Kuther Rudolf Rule von Friedberg Propst zu Wetzlar Bischof von Verden und Notar Kaiser Karls IV in Archiv fur hessische Geschichte und Altertumskunde NF 37 1979 S 101 114 124 Normdaten Person GND 138451222 lobid OGND AKS VIAF 89990692 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Siegfried zum ParadiesALTERNATIVNAMEN Siegfried von Marburg Marburg zum Paradies SiegfriedKURZBESCHREIBUNG Politiker und Patrizier in Frankfurt am MainGEBURTSDATUM 14 JahrhundertSTERBEDATUM 8 April 1386STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siegfried zum Paradies amp oldid 223544906