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Das Seegefecht am 22 September 1914 war ein deutscher U Boot Angriff auf drei veraltete britische Panzerkreuzer in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs Dem deutschen Kapitanleutnant Otto Weddigen gelang es wahrend einer Patrouillenfahrt mit seinem Boot U 9 innerhalb von 90 Minuten das vornehmlich mit Reservisten bemannte britische Geschwader zu vernichten Der Tod von 1459 Seeleuten verursachte einen offentlichen Aufschrei in Grossbritannien und beschadigte den Ruf der Royal Navy schwer Die Wirksamkeit der U Boot Waffe wurde nach diesem Gefecht von allen Marinen der Welt neu bewertet Seegefecht am 22 September 1914Teil von Erster Weltkrieg Seekrieg Versenkung von Aboukir Houge und CressyDatum 22 September 1914Ort sudliche Nordsee bei den Breeveertien Breite Vierzehn 52 18 N 3 41 O 52 3 3 6833333333333 Koordinaten 52 18 0 N 3 41 0 OAusgang Deutscher SiegKonfliktparteienDeutsches Reich Deutsches Reich Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes KonigreichBefehlshaberDeutsches Reich Kapitanleutnant Otto Weddigen Vereinigtes Konigreich Captain John Edmund DrummondVereinigtes Konigreich Captain Wilmot NicholsonVereinigtes Konigreich Captain Robert Warren JohnsonTruppenstarke1 U Boot 3 PanzerkreuzerVerlustekeine 3 Schiffe gesunken1459 ToteSeekrieg in der Nordsee 1914 1918 Helgoland 1914 22 September 1914 Texel Yarmouth Scarborough Hartlepool und Whitby Cuxhaven Doggerbank 1915 Noordhinder Bank Doggerbank 1916 29 Februar 1916 Yarmouth und Lowestoft Skagerrak 19 August 1916 Kanal 1916 Kanal 1917 Shetland Inseln Helgoland 1917 Bergen Seebrugge und Ostende Tondern Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Vorgeschichte 3 Das Gefecht 4 Folgen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten nbsp Die AboukirDie britischen Kreuzer waren Teil der sudlichen Flotte unter Konteradmiral Arthur Christian und bildeten das 7 Kreuzergeschwader welches von Konteradmiral H H Campbell befehligt wurde Es bestand aus den zur Cressy Klasse gehorenden Schiffen Bacchante Aboukir Hogue und Cressy Ihre Aufgabe bestand vornehmlich aus Patrouillendienst und der Unterstutzung von Zerstorer und U Boot Verbanden die den englischen Kanal gegen Vorstosse der Kaiserlichen Marine bewachten 1 Die Panzerkreuzer der Cressy Klasse wurden in den Jahren 1898 bis 1902 gebaut waren rund 12 000 Tonnen schwer 21 Knoten schnell und fuhrten als Hauptbewaffnung Kanonen vom Kaliber 23 3 cm 2 Sie waren im Jahr 1914 aufgrund der rasanten Entwicklung im Kriegsschiffbau veraltet Moderne und schnellere Schlachtkreuzer hatten diesen Typ deutlich uberflugelt Folglich wurden die Schiffe nur noch zu zweitrangigen Aufgaben herangezogen bei denen eine Begegnung mit modernen Schiffen der Kaiserlichen Marine nicht wahrscheinlich war Die Bedrohung durch U Boote wurde als weniger schwer angesehen Gemass den Kriegsbefehlen der Royal Navy vom 28 Juli 1914 in denen die Vorkriegseinschatzungen aufrechterhalten wurden wurden die Schiffe in der sudlichen Nordsee eingesetzt in der man Zerstorerangriffe fur am wahrscheinlichsten hielt nbsp U 9Die Kaiserliche Marine hatte eine ahnlich vage Einschatzung der Gefahr durch U Boot Angriffe In den ersten sechs Wochen des Krieges hatten die Deutschen zwei U Boote verloren ohne dass zahlbare Erfolge vorgewiesen werden konnten U 9 war 1910 in Dienst gestellt worden war 57 38 m lang und verdrangte unter Wasser 611 Tonnen Die Bewaffnung bestand aus zwei Bug und zwei Hecktorpedorohren fur die insgesamt sechs Torpedos mitgefuhrt wurden Auf U 9 war es im Juli 1914 zum ersten Mal uberhaupt gelungen einen Torpedo unter Wasser nachzuladen Die Besatzung des Bootes bestand aus 29 Seeleuten 3 4 Vorgeschichte BearbeitenDer englische Admiral Christian hatte das 7 Kreuzergeschwader am 16 September zur Doggerbank befohlen Aufgrund schlechten Wetters musste sich zunachst die Zerstorereskorte unter Commodore Reginald Tyrwhitt zuruckziehen Als sich das Wetter weiter verschlechterte wurden die Panzerkreuzer schliesslich in das Seegebiet der Breeveertien befohlen um besseres Wetter abzuwarten Am 20 September verliess Christians Flaggschiff die Euryalus den Verband um Kohlen zu bunkern aufgrund des schlechten Wetters konnte er sein Flaggschiff nicht wechseln und die Aboukir Hogue und Cressy jetzt unter dem Kommando des Kommandanten der Aboukir J E Drummond blieben allein auf See 5 6 Am Morgen des 22 September durchquerte U 9 unter Kapitanleutnant Otto Weddigen dasselbe Seegebiet auf der Ruckfahrt von einer Patrouille Das Gefecht Bearbeiten nbsp GefechtsverlaufUm 6 00 Uhr am Morgen des 22 September hatte sich das Wetter beruhigt und der englische Verband fuhr mit einer Geschwindigkeit von 10 Knoten in Dwarslinie mit einem Abstand von ca 3 7 km 7 Die Ausgucke hielten nach Schiffen oder Periskopen getauchter U Boote Ausschau und ein Geschutz auf jeder Seite eines Schiffes war besetzt U 9 hatte getaucht das Ende des Sturms abgewartet und beim Auftauchen die britischen Schiffe gesichtet 8 Um 6 20 Uhr feuerte Weddigen seinen ersten Torpedo auf das nachstgelegene Schiff und traf die Aboukir auf der Steuerbordseite Der Maschinenraum wurde geflutet und der Schaden liess das Schiff sofort stoppen Da keine gegnerischen Schiffe gesichtet waren nahm Kapitan Drummond an auf eine Mine gelaufen zu sein und gab den beiden anderen Kreuzern den Befehl naherzukommen und Hilfe zu leisten Nach 25 Minuten kenterte die Aboukir und sank funf Minuten spater Bis dahin hatte erst ein Rettungsboot ausgesetzt werden konnen U 9 war nach dem ersten Torpedoschuss tiefer abgetaucht Als es wieder auf Sehrohrtiefe war konnte Weddigen zwei Kreuzer erkennen die schiffbruchige Seeleute aufnahmen Er feuerte zwei weitere Torpedos aus einer Entfernung von 270 Meter auf die Hogue und traf mit beiden Schussen Durch das Abfeuern der beiden Torpedos hob sich der Bug von U 9 aus dem Wasser und das deutsche U Boot wurde gesichtet Die schwer getroffene Hogue eroffnete das Feuer aber es gelang Weddigen wieder zu tauchen ohne getroffen zu werden Die Hogue kenterte zehn Minuten spater und war um 7 15 Uhr versunken Um 7 20 Uhr feuerte U 9 aus den Heckrohren zwei Torpedos aus 910 Metern auf die verbleibende Cressy und traf sie einmal auf der Steuerbordseite Die Cressy erwiderte das Feuer und versuchte U 9 ohne Erfolg zu rammen Um 7 30 Uhr feuerte U 9 aus 500 Metern den letzten Torpedo aus einem Bugtorpedorohr und traf die Cressy ein zweites Mal diesmal auf der Backbordseite Das Schiff kenterte und versank um 7 55 Uhr 9 Notrufe waren von verschiedenen Schiffen aufgefangen worden Die niederlandische Flora erreichte als erstes Schiff um 8 30 Uhr den Ort des Geschehens und rettete 286 Schiffbruchige die Titan weitere 147 Seeleute Um 10 45 Uhr erreichten die britischen Zerstorer unter Commodore Reginald Tyrwhitt das Seegebiet so dass insgesamt 837 Mann gerettet werden konnten Doch 1459 Seeleute grosstenteils Reservisten ertranken Die Zerstorer begannen eine Suche nach U 9 welches mit elektrischem Antrieb nur eine kurze Strecke getaucht fahren konnte Doch Weddigen blieb bis zur Nacht unter Wasser und entkam unbeschadet 10 Folgen BearbeitenDas Desaster war ein Schock fur die britische Offentlichkeit und beschadigte das Ansehen der Royal Navy in der ganzen Welt In 90 Minuten waren dreimal mehr britische Seeleute ums Leben gekommen als bei Trafalgar Die verbleibenden Panzerkreuzer wurden sofort von Patrouillen zuruckgenommen und es erging Befehl dass nur noch kleine Fahrzeuge wie Zerstorer Hilfe leisten durften wahrend Schiffe ab Kreuzergrosse ihre Fahrt fortsetzen mussten Konteradmiral Christian wurde gerugt Kapitan Drummond wurde in der folgenden Untersuchung kritisiert da er bekannte Vorsichtsmassnahmen gegen U Boot Angriffe wie z B regelmassige Kursanderungen ausser Acht gelassen hatte Fur sein Verhalten wahrend des Gefechts wurde er hingegen gelobt nbsp Otto WeddigenDer Seemann Wenman Kit Wykehan Musgrave 1899 1989 sank gleich mit allen drei Schiffen Seine Tochter wusste spater zu berichten dass er auf der Aboukir uber Bord ging und schwimmend die Hogue erreichte Gerade als er an Bord kletterte wurde sie selbst getroffen und er schaffte es erneut sich schwimmend auf die Cressy zu retten nur um wieder torpediert zu werden Er klammerte sich schliesslich an ein Stuck Treibholz und wurde von einem niederlandischen Trawler gerettet 11 Weddigen und sein Boot kehrten als Helden nach Deutschland zuruck Er erhielt das Eiserne Kreuz I Klasse aus den Handen Kaiser Wilhelms und jedes Mitglied seiner Mannschaft das Eiserne Kreuz II Klasse Drei Wochen spater am 15 Oktober 1914 versenkte Weddigen den britischen Kreuzer Hawke wofur er mit dem Pour le Merite ausgezeichnet wurde Der Kult um seine Person und seine Heldentaten geriet so gross dass lediglich der deutsche Jagdflieger Baron von Richthofen ihn noch ubertreffen konnte Weddigen starb am 18 Marz 1915 auf Feindfahrt mit U 29 als das Boot sudlich der Orkney Inseln von der Dreadnought gerammt wurde und mit der gesamten Besatzung versank 12 Anders als von Richthofen geriet er ausserhalb von Marinekreisen nach dem Krieg schnell in Vergessenheit Durch Weddigens Gefechtserfolge wurden U Boot Attacken in den Marinen der ganzen Welt ernst genommen Der britische Commander Dudley Pound spaterer erster Seelord schrieb am 24 September an Bord des Schlachtschiffs St Vincent in sein Tagebuch Much as one regrets the loss of life one cannot help thinking that it is a useful warning to us we had almost begun to consider the German submarines as no good and our awakening which had to come sooner or later and it might have been accompanied by the loss of some of our Battle Fleet So wie wir den Verlust an Menschenleben bedauern kommen wir doch nicht umhin zu bemerken dass dies eine nutzliche Warnung fur uns ist wir hatten fast begonnen die deutschen U Boote als untauglich anzusehen und unser Erwachen musste fruher oder spater kommen und dann vielleicht mit dem Verlust eines Teiles unserer modernen Schlachtflotte Dudley Pound 13 14 Literatur BearbeitenStuart Heaver The Coal Black Sea Winston Churchill and the Worst Naval Catastrophe of the First World War The History Press 2022 ISBN 9780750999601 Charles F Horne Hrsg Source Records of the Great War Band II National Alumni 1923 Quellensammlung darin Berichte von Weddigen und Nicholson zum 22 Sept 1914 Jurgen Busche Heldenprufung Das verweigerte Erbe des Ersten Weltkriegs DVA Frankfurt 2004 Volker Jakob Von der Verfallszeit des Ruhmes essayistisches Portrat Weddigens In Westfalenspiegel 1 2006 S 56 f Rene Schilling Kriegshelden Deutungsmuster heroischer Mannlichkeit in Deutschland von 1813 bis 1945 Krieg in der Geschichte Band 15 Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2002 ISBN 3 506 74483 6 Heinrich Richter Otto Weddigen Ein Lebensbild Verlag von Velhagen amp Klasing Bielefeld Leipzig 1915 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gefechtskarten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kapitanleutnant Otto Weddigen auf der Website der Deutschen MarineEinzelnachweise Bearbeiten Julian S Corbett Naval operations Longmans Green London 2009 S 171 f Textarchiv Internet Archive Erstausgabe 1920 Roger Chesneau N J M Campbell Conway s all the world s fighting ships 1860 1905 Hrsg Eugene M Kolesnik Mayflower Books New York 1979 ISBN 0 8317 0302 4 S 68 69 Groner 1991 U boats and Mine Warfare Vessels German Warships 1815 1945 S 4 5 Hugh Lyon David Lyon Kriegsschiffe von 1900 bis heute Technik und Einsatz Buch u Zeit Verlagsgesellschaft Koln 1985 OCLC 159853922 S 150 Julian S Corbett Naval operations Longmans Green London 2009 S 172 173 Textarchiv Internet Archive Erstausgabe 1920 Robert K Massie Castles of steel Britain Germany and the winning of the Great War at sea 1 Auflage Random House New York 2004 ISBN 0 224 04092 8 S 130 Elmar B Potter Chester W Nimitz Seemacht Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Manfred Pawlack Verlagsgesellschaft Herrsching 1982 ISBN 3 88199 082 8 S 350 351 Julian S Corbett Naval operations Longmans Green London 2009 S 174 Textarchiv Internet Archive Erstausgabe 1920 Robert K Massie Castles of steel Britain Germany and the winning of the Great War at sea 1 Auflage Random House New York 2004 ISBN 0 224 04092 8 S 133 135 Robert K Massie Castles of steel Britain Germany and the winning of the Great War at sea 1 Auflage Random House New York 2004 ISBN 0 224 04092 8 S 136 Yorkshire Dive Uncovers Disaster Cruisers In BBC Inside Out Yorkshire dive amp Lincolnshire 7 Juli 2003 abgerufen am 25 Juni 2018 Jorg Hillmann Kapitanleutnant Otto Weddigen In Marine de Bundeswehr 23 Juni 16 abgerufen am 15 September 2016 Paul G Halpern The Naval Miscellan Hrsg Michael Duffy Publications of the Navy Records Society Band 146 Band VI Ashgate Aldershot 2003 ISBN 0 7546 3831 6 S 413 James P Delgado Clive Cussler Silent Killers Submarines and Underwater Warfare Bloomsbury Publishing 2011 ISBN 978 1 84908 860 2 S 128 books google de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seegefecht am 22 September 1914 amp oldid 238089588