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Das Schwert von Grossenwieden ist ein fruhmittelalterliches Schwert aus dem 10 Jahrhundert das im Jahre 2012 bei Baggerarbeiten in der Weser bei Grossenwieden gefunden wurde Die Waffe lasst sich anhand einer Klingeninschrift den Ulfberht Schwertern zurechnen Es ist das erste Fundstuck dieser Art in Niedersachsen 1 Erstprasenation des Schwertes Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Beschreibung 3 Metallurgische und archaometrische Untersuchungen 4 Kulturhistorische Einordnung 5 Prasentation 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntdeckung Bearbeiten nbsp Weser bei GrossenwiedenIm Fruhjahr 2012 fand ein Bewohner aus Hilligsfeld das fast vollstandig erhaltene Schwert als er bei Baggerarbeiten in der Weser den Aushub beobachtete Die Bedeutung seines Fundes erkannte der Finder erst im Gesprach mit einem in der Nahe wohnenden Archaologen und fruheren Dozenten der Eberhard Karls Universitat Tubingen Der Finder stellte bei naherer Betrachtung des Schwertes die Aufschrift VLFBERH T fest und meldete den Fund uber das Niedersachsische Landesmuseum dem Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege das ihn Anfang 2013 ubernahm Der fur den Fundort zustandige Bezirksarchaologe des Landesamtes Friedrich Wilhelm Wulf vermutet dass der einstige Trager das Schwert beim Uberqueren des Flusses verloren hat 2 Beschreibung Bearbeiten nbsp Restaurierung des Schwertes im Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege nbsp Schwertklinge mit der Aufschrift VLFBERH T unten Konturen auf dem Foto nachgezeichnetDas fast vollstandig erhaltene Eisenschwert hat eine Lange von 95 cm und ein Gewicht von nahezu 1 kg Die Klinge weist auf beiden Seiten eine flache Hohlkehle auf und ist in diesem Bereich nur 3 mm stark Auf der Klingenvorderseite findet sich die Namenssignatur VLFBERH T Ulfberht in lateinischen Buchstaben Sie wurde in zuvor ausgehobene Vertiefungen eingehammert und besteht aus damasziertem Draht der einen ahnlich hohen Nickelanteil wie Edelstahl besitzt Auf der Klingenruckseite befindet sich eine Marke bei der es sich um ein Rautenmuster handelt das rechts und linksseitig von drei senkrechten Hohlstrichen eingerahmt ist Aufgesetzt sind eine Parierstange die auf einer Seite nicht mehr vorhanden ist und ein linsenformiger Knauf Der Knauf ist mit zwei sich kreuzenden stark gegerbten Lederbandern verziert Das Schwert von Grossenwieden weist in der Kombination von Klinge Griff und Knauf nur zu einem einzigen Schwert Parallelen auf Dies wurde in der nordlichen Ukraine gefunden Metallurgische und archaometrische Untersuchungen BearbeitenEinen Einblick in den inneren Aufbau des Schwertes lieferten rontgen und computertomographische Untersuchungen Metallanalysen ergaben dass die Schwertklinge aus Eisen verschiedener Qualitaten gefertigt ist An belasteten Bereichen ist es aus hochwertigem gehartetem Material gefertigt das qualitativ an modernen Stahl heranreicht Dagegen ist das Eisen der Parierstange und des Griffes der mit Blechen aus einer Zinn Blei Legierung verziert ist etwas weicher Insgesamt handelte es sich bei dem Schwert wegen seiner Stabilitat Elastizitat und Leichtigkeit um eine hocheffiziente Waffe Die weitere Analyse erfolgte mit der nahezu zerstorungsfreien Methode der Laserablation in Verbindung mit Massenspektrometrie Dabei liess sich durch die Isotopenanalyse der Spurenelementfingerabdruck der Bleianteile in der Griffverzierung ermitteln der auf eine Erzlagerstatte im Hintertaunus hinweist 1 Die metallurgischen Untersuchungen erfolgten durch das Institut fur Anorganische Chemie der Universitat Hannover Sie wurden dort durch den Arbeitskreis Archaometrie um den Chemiker Robert Lehmann vorgenommen der bei niedersachsischen Archaologieprojekten als Hauptanalytiker fur Metalluntersuchungen tatig ist Kulturhistorische Einordnung Bearbeiten nbsp Knauf Griff Parierstange und Klinge mit der schwach lesbaren Aufschrift VLFBERH TSchwerter mit der Klingeninschrift Ulfberht wurden im frankischen Reich wahrend der Karolinger und Ottonenzeit vom spaten 8 Jahrhundert bis ins 10 Jahrhundert zum Teil auch bis ins 11 Jahrhundert gefertigt Laut dem Bezirksarchaologen des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege Friedrich Wilhelm Wulf konnte der Namensgeber ein Schmied ein Herrscher oder auch ein Bischof gewesen sein 3 Bisher wurden europaweit fast 170 Exemplare in 23 Landern gefunden Etwa 90 der Schwerter fanden sich im damals noch heidnischen Nord und Osteuropa von Island bis in die Ukraine Dies waren fruhere Gebiete von Wikingern und Slawen wo Ulfberht Schwerter als Grabbeigaben in Kriegergrabern entdeckt wurden In ihrem Herstellungsbereich im frankischen Kerngebiet sind die Schwerter selten zu finden was auf die christliche beigabenlose Grabausstattung zuruckzufuhren ist Dagegen finden sich in Mitteleuropa derartige Schwerter oft in Flussen Wegen der in lateinischen Buchstaben aufgebrachten Klingeninschrift Ulfberht wird eine Herkunft aus dem frankischen Reich angenommen Lange wurde als Herstellungsgebiet dieser Schwerter Rheinfranken vermutet wahrend in jungerer Zeit die Produktion eher an Bischofssitzen oder in Klostern im frankischen Kerngebiet gesehen wird Der Chemiker Robert Lehmann vom Institut fur Anorganische Chemie zieht als Werkstatt des Schwertes die Kloster Lorsch oder Fulda in Betracht 2 4 wo Waffenproduktion historisch belegt ist Er hatte den unweit gelegenen Hintertaunus als Erzlagerstatte des Metalls identifiziert aus dem das Schwert hergestellt ist Prasentation Bearbeiten nbsp Schwert von Grossenwieden nbsp CT Aufnahme von Schwert und KnaufDer Offentlichkeit wurde das 2012 gefundene Schwert nach Restaurierung Dokumentation und verschiedenen Untersuchungen erstmals am 29 Juli 2014 vorgestellt Dies erfolgte in der Universitat Hannover in Anwesenheit des Prasidenten Erich Barke der Niedersachsischen Ministerin fur Wissenschaft und Kultur Gabriele Heinen Kljajic und des Leiters des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege Stefan Winghart Bei diesem Anlass erlauterten Wissenschaftler die interdisziplinare Erforschung des Fundes 2 Die Restaurierungen und Konservierungsarbeiten am Schwert waren Mitte 2015 abgeschlossen Ab dem Herbst 2015 soll es in der Dauerausstellung des Niedersachsischen Landesmuseum in Hannover zu sehen sein Fur eine Prasentation in der Nahe des Fundortes wie im Museum Rinteln oder im Rathaus von Hessisch Oldendorf wird mittels Stereolithografie die Anfertigung von tauschend echten Kopien erwogen 5 Vom 21 September 2018 bis 6 Januar 2019 wurde das Schwert im Martin Gropius Bau in Berlin in der Ausstellung Bewegte Zeiten Archaologie in Deutschland gezeigt die aus Anlass des Europaischen Kulturerbejahres 2018 stattfand Literatur BearbeitenWilfried Schmucking Goldmann Deutsches Schwert fur Wikinger Fund aus der Weser Archaologen prasentieren Schwert aus dem fruhen Mittelalter In hallo Sonntag vom 3 August 2014 Friedrich Wilhelm Wulf Robert Lehmann Das Ulfberht Schwert aus der Weser Archaologische und archaometrische Untersuchungen an einem besonderen Fund in Archaologie in Niedersachsen 18 2015 S 128 131 Friedrich Wilhelm Wulf Das ULFBERHT Schwert aus Grossenwieden Ldkr Hameln Pyrmont Archaologische Untersuchungen In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd 84 Stuttgart 2015 S 155ff Online pdf 5 8 MB Michael Meier Restaurierung und Befundanalyse am ULFBERHT Schwert In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd 84 Stuttgart 2015 S 167ff Online pdf 1 6 MB Andrea Troller Reimer Die Auswertung der CT Daten In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd 84 Stuttgart 2015 S 179ff Online PDF 570 kB Robert Lehmann Archaometrische Analysen am ULFBERHT Schwert In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd 84 Stuttgart 2015 S 185ff Online PDF 926 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwert von Grossenwieden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ausfuhrliche Beschreibung des Schwertes durch das Niedersachsische Landesamt fur Denkmalpflege NLD Friedrich Wilhelm Wulf Das ULFBERHT Schwert aus Grossenwieden Ldkr Hameln Pyrmont Ein wikingerzeitliches Schwert aus der Weser beim Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege mit Literatur Downloads Friedrich Wilhelm Wulf Das ULFBERHT Schwert aus Grossenwieden Ldkr Hameln Pyrmont im Denkmalatlas Niedersachsen Kurzbeschreibung bei National Geographic Deutschland Heft 8 2014 Beschreibung Memento vom 17 August 2014 im Internet Archive des NDR vom 29 Juli 2014 Thomas Brock Wunderwaffen aus dem Kloster in Suddeutsche Zeitung vom 30 Juli 2014 Florian Stark Die Wunderwaffe der Franken entstand im Kloster in Die Welt vom 31 Juli 2014 Beschreibung bei Archaologie online vom 1 August 2014 Videofilm von der Pressekonferenz zur Vorstellung des Fundes Videofilm von H1 Fernsehen vom 5 August 2014 3 07 Minuten Der alteste Metallfund aus Niedersachsens Steinzeit und ein legendares Schwert aus dem fruhen Mittelalter Umfangliche Beschreibung durch die Universitat Hannover vom 29 Juli 2014Einzelnachweise Bearbeiten a b Pressemitteilung Archaologie und Chemie losen gemeinsam Ratsel aus der Vergangenheit des Niedersachsischen Ministeriums fur Wissenschaft und Kultur vom 29 Juli 2014 und Presseinformation Der alteste Metallfund aus Niedersachsens Steinzeit und ein legendares Schwert aus dem fruhen Mittelalter Memento vom 4 August 2014 im Internet Archive der Gottfried Wilhelm Leibniz Universitat Hannover vom 31 Juli 2014 alternativ pdf 0 2 MB a b c Kristian Teetz Hightech Waffe aus dem Mittelalter in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 30 Juli 2014 Weiteres Ulfberht Schwert entdeckt bei N24 vom 30 Juli 2014 Ulfberht Schwert aus der Weser ausgebaggert bei Verband der Landesarchaologen vom 11 September 2014 Geheimnisse eines Schwerts Arbeiten am 1000 Jahre altem Fundstuck beendet Ab Herbst wird es in Hannover ausgestellt in Deister und Weserzeitung vom 7 August 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwert von Grossenwieden amp oldid 227923721