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Konig Gustav II Adolf von Schweden bemuhte sich 1631 wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1 bei der Tagsatzung vergeblich um offiziellen eidgenossischen Zuzug Die drei Schweizer Truppen in schwedischen Diensten aus den protestantischen Kantonen kampften ohne behordliche Kapitulation und erlitten 1634 in der Schlacht bei Nordlingen praktisch einen Totalverlust Konig Gustav II Adolf von Schweden 1625 Schweizer Truppen in fremden Diensten hiess der von Behorden der Schweizer Eidgenossenschaft mit Staatsvertragen geregelte Solddienst von gefuhrten ganzen Truppenkorpern im Ausland Diese Vertrage enthielten ein Kapitel das die militarischen Angelegenheiten regelte die sogenannte Kapitulation oder Privatkapitulation wenn einer der Vertragspartner ein privater Militarunternehmer war Inhaltsverzeichnis 1 Schweiz als Oase der Friedsamkeit und der Prosperitat im europaischen Konflikt 2 Das Defensionale von Wil 1647 und weitere Folgen fur die Schweiz 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSchweiz als Oase der Friedsamkeit und der Prosperitat im europaischen Konflikt Bearbeiten nbsp Prager Fenstersturz zeitgenossische Darstellung nbsp Soldaten plundern eine StadtSebastian Vrancx 1573 1647 Ein Gewaltakt gegen drei konigliche Beamte 1618 in Prag loste einen Dreissigjahrigen Krieg aus der schliesslich ganz Europa erfasste und weitraumig verwustete Der Konflikt entzundete sich hauptsachlich an vier Ursachen an der religiosen Glaubensspaltung an den Auseinandersetzungen der Reichsstande mit dem absolutistischen Kaiser an den Rivalitaten der machtigsten Konigstumer und am andauernden Konflikt zwischen den Dynastien der Bourbonen und der Habsburger Im blutigen Ringen um die Vormachtstellung in Europa standen sich auf der einen Seite die habsburgischen Spanien und Osterreich verbundet mit Bayern und dem mehrheitlich katholischen Deutschen Reich der Katholischen Liga und andererseits die protestantischen Reichsfursten die Protestantische Union die Niederlande sowie Schweden unterstutzt vom katholischen bourbonischen Frankreich gegenuber Der jahrzehntelange ganze Landstriche verheerende Krieg konnte erst 1648 im Westfalischen Frieden beendet werden Einzig die Schweiz mit Ausnahme Graubundens als Oase der Friedsamkeit und der Prosperitat 2 wie sie Grimmelshausen in seinem Simplicius Simplicissimus bezeichnete wurde davon verschont und sogar wirtschaftlich begunstigt Als 1618 der Dreissigjahrige Krieg ausbrach konnte sich die Tagsatzung der noch wenig gefestigten Eidgenossenschaft im Balanceakt zwischen den Interessen der einheimischen politisch einflussreichen Kriegsunternehmer den lukrativen Angeboten der auslandischen Gesandten dem Risiko von Bruderkampfen von Eidgenossen in feindlichen Lagern und den internen religiosen Spannungen wenigstens darauf einigen in diesem Konflikt Neutralitat zu uben Die Ausnahmen blieben Frankreich das weiterhin auf den Zuzug von Schweizer Truppen zahlen konnte und das individuelle Soldnerwesen Die einzelnen Orte hielten sich mit offenen Parteinahmen und Unterstutzung fur die anderen Kriegsparteien dann auch weitgehend zuruck trotz widerstrebender Interessen Selbst dann als bereits 1620 Graubunden 3 als Durchmarschgebiet der spanischen und osterreichischen Habsburger in den Krieg hineingezogen wurde Der wirtschaftliche Aufschwung der Eidgenossenschaft als Lieferantin von Soldnern und dank intakter Infrastruktur von Nahrungsmitteln und Kriegsgutern z B Pferden an jeden zahlungskraftigen Staat uberdeckte alle internen Gegensatze Ein formeller Bundnisantrag des Schwedenkonigs Gustav Adolf 1631 an die eidgenossische Tagsatzung wurde von den katholischen Standen abgelehnt und von den vier protestantischen Orten Zurich Bern Basel und Schaffhausen allerdings erst nach langeren Erwagungen und Geheimverhandlungen schliesslich ebenfalls verworfen Nicht nur die schwedischen Sondergesandten erst Ritter Sadler und dann Ritter Christoph Ludwig Raschen hatten keine Anstrengung gescheut fur das schwedische Bundnis zu werben Auch Englands Abgesandter Oliver Flemming war bei den reformierten Orten dafur eingetreten Am meisten Gehor fanden die drei Diplomaten in Zurich und Bern Deren Behorden duldeten denn auch stillschweigend die private Anwerbung von drei Schweizer Truppen fur schwedische Dienste ohne offizielle Kapitulation in den Kantonen Zurich und Bern 4 sowie in der bernischen Waadt 5 Auch 1633 nach dem Tod von Konig Gustav II Adolf war die Antwort der Tagsatzung auf eine erneute Bundnisanfrage des von Schweden beauftragten Maximilian von Pappenheim Landgraf von Stuhlingen ein Nein Bezeichnung Einsatzdauer 1swe Regiment Escher 4 1632 1634 Jahr Vertragspartner 1631 ohne Vertrag Auf Grund des personlichen Ehrenwortes von Konig Gustav II Adolf 6 den gleichen Sold wie der franzosische Konig zu bezahlen begannen erfahrene Offiziere aus fuhrenden Familien aus Zurich in aller Stille eine Mannschaft anzuwerben Bestand Formation 1 Regiment von insgesamt 1 800 Mann in 3 Bataillonen a 12 Kompanien mit 150 Mann Herkunft Kader Truppe Aus dem Kanton Zurich Besitzer Kommandant Namensgeber Oberst Johann Peter Escher vom Luchs aus Zurich Er hatte ab 1620 im Dienste der Protestantischen Union eine Kompanie in der Armee des Grafen Mansfeld gefuhrt und war 1628 in schwedische Dienste ubergetreten Einsatz Ereignisse Das Regiment stiess 1632 in Nurnberg zum schwedischen Heer und trug in der Schlacht bei Lutzen in der Konig Gustav II Adolf den Tod fand wesentlich zum schwedischen Sieg bei In der Schlacht bei Nordlingen 1634 hingegen wurde es unter dem Kommando von Herzog Bernhard von Sachsen Weimar fast komplett aufgerieben Seine kummerlichen Reste wurden in schwedische Regimenter eingegliedert 1650 trat Escher mit einem hauptsachlich in Deutschland angeworbenen Regiment in die Dienste Venedigs Bezeichnung Einsatzdauer 2swe Regiment Weiss 4 1632 1634 Jahr Vertragspartner 1631 ohne Vertrag Das mundliche Ehrenwort des in Bern hochangesehenen Konigs Gustav II Adolf 6 den gleichen Sold wie Ludwig XIII zu bezahlen genugte einigen Offizieren aus fuhrenden Familien die Werbung von Soldaten fur den schwedischen Dienst aufzunehmen Bestand Formation 1 Regiment von insgesamt 1 800 Mann in 3 Bataillonen a 12 Kompanien mit 150 Mann Herkunft Kader Truppe Aus dem Kanton Bern Besitzer Kommandant Namensgeber Generalmajor Samuel Weiss 7 aus Bern Er stammte aus einer Familie namens In Albon von Schalen Saillon aus dem Wallis Er war aus Glaubensgrunden 1589 zusammen mit seinem Vater nach Bern ausgewandert und dort eingeburgert worden 1619 begann er in Schweden eine militarische Karriere und wurde 1630 zum Generalmajor und Chef des schwedischen Kriegsrats ernannt Die Fuhrung des Regiments ubertrug er einem Stellvertreter Das Kommando ubernahm Oberstleutnant Isaac von Treytorrens Herr von Bavois aus Yverdon im Kanton Bern Isaac folgte 1632 seinen beiden Onkeln nach Skandinavien Beide hatten fasziniert von den militarischen Erfolgen Konig Karls II Gustav 1631 nach einer militarischen Laufbahn in Danemark in schwedische Dienste gewechselt Franz von Treytorrens wurde dort Generalleutnant und Chef der Artillerie sein Bruder Albert fuhrte ein von ihm selber in Deutschland ausgehobenes Kavallerieregiment Einsatz Ereignisse Das Regiment trug 1632 in der Schlacht bei Lutzen in der Konig Gustav II Adolf den Tod fand wesentlich zum schwedischen Sieg bei In der Schlacht bei Nordlingen 1634 hingegen erlitt es unter dem Kommando von Herzog Bernhard von Sachsen Weimar praktisch einen Totalverlust Die Trummer wurden in schwedische Regimenter eingegliedert Treytorrens hob 1635 im Elsass bereits wieder ein Regiment fur Herzog Bernhard von Sachsen Weimar aus Weiss quittierte 1635 den Dienst in Schweden und kehrte nach Bern zuruck 1658 hob sein Sohn gleichen Namens 8 erneut ein Regiment aus diesmal fur Venedig Bezeichnung Einsatzdauer 3swe Freikorps Gingins 5 1634 Jahr Vertragspartner 1634 Bestand Formation Keine Angaben Herkunft Kader Truppe Aus der bernischen Waadt Als Offiziere waren Hauptmann Doxat von Yverdon und die Leutnants Warnery von Morges d Arbonnier Bourgeois und Monney aus Orbe und Crinzoz von Cottens beteiligt Besitzer Kommandant Namensgeber Albert von Gingins aus La Sarraz Die Gingins 9 waren eine ursprunglich savoyische Adelsfamilie die 1536 bei der bernischen Eroberung der Waadt durch Unterwerfung und Geldzahlungen unbeschadet die Seite wechseln konnte Einsatz Ereignisse Das Freikorps Gingins befand sich in der Schlacht bei Nordlingen unter den circa 5 000 Mann Schweizer Truppen in der schwedischen Armee unter Herzog Bernhard von Sachsen Weimar die fast komplett vernichtet wurden nbsp Johann Ludwig von Erlach Der Eintritt 1630 von Schweden in den Krieg und der nachfolgende rasche Vorstoss des koniglichen Heeres von der Ostseekuste in Pommern bis nach Suddeutschland wendeten den militarischen Erfolg von der katholischen auf die reformierte Seite Kaiser Ferdinand II hatte bereits 1630 den ersten seiner uberragenden Feldherren General Wallenstein auf Druck der Reichsfursten entlassen und verlor den zweiten General Tilly 1632 durch dessen Tod Die katholische Partei wurde dadurch entscheidend geschwacht Der eindruckliche schwedische Siegeszug wurde trotz des Todes von Konig Gustav II Adolf 1632 in der Schlacht bei Lutzen erst zwei Jahre spater durch die Niederlage in der Schlacht bei Nordlingen unterbrochen Sie veranlasste jedoch Frankreich zur Intervention Ludwig XIII finanzierte nun das protestantische Heer von Herzog Bernhard von Sachsen Weimar und erganzte es unter franzosischem Oberkommando mit eigenen Truppen Frankreich war zwar katholisch aber auf Gebietszuwachs am Oberrhein auf Kosten Habsburgs bedacht Das Kriegselend wurde dadurch nochmals um uber ein weiteres Jahrzehnt verlangert bis 1648 ein Flankenangriff einer vom Berner Generalleutnant Johann Ludwig von Erlach gefuhrten Truppe die Schlacht bei Lens zu Gunsten der Franzosen entschied Dieser Sieg als Schlusselereignis fuhrte schliesslich zum Durchbruch der bereits seit funf Jahren andauernden Verhandlungen zum Westfalischen Frieden und endlich zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Das Defensionale von Wil 1647 und weitere Folgen fur die Schweiz BearbeitenAls in den 1630er Jahren im Nordwesten der Eidgenossenschaft mehrmals Grenzverletzungen durch Truppen beider Kriegsparteien erfolgten konnten sich die dadurch insbesondere betroffenen protestantischen Orte nicht mit der katholischen Mehrheit in der Tagsatzung auf eine gemeinsame Verteidigung des eidgenossischen Territoriums einigen Ein Versuch Berns seine Grenze mit Soldnern zu schutzen scheiterte klaglich an den Kosten und an der Zugellosigkeit der angeworbenen Truppe nbsp Bevolkerungsruckgang im Dreissigjahrigen Krieg Erst 1646 loste ein schwedischer Vorstoss an den Bodensee durch den Thurgau eine gemeine Herrschaft der sieben regierenden Orte ohne Bern dann doch eine gesamteidgenossische Verteidigungsaktion aus 1647 schuf die Tagsatzung mit dem Defensionale von Wil einen gemeinsamen eidgenossischen Kriegsrat und ein Bundesheer von 36 000 Mann Im Westfalischen Frieden erreichte Burgermeister Johann Rudolf Wettstein aus Basel 1648 aus eigenem Antrieb und praktisch im Alleingang die Loslosung der Schweiz aus dem Verband des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation Ein minimaler Konsens pragmatisches Handeln und einiges Gluck hatten der Schweiz fast unbeschadet uber den Dreissigjahrigen Krieg hinweggeholfen Sie hatte auch eine grosse Menge von Glaubensfluchtlingen aufgenommen besonders die exponierten Kantone Waadt und Basel Aber auch im heute aargauischen Freiamt fanden bei damals fast zehnmal kleinerer Bevolkerungszahl beispielsweise etwa 7 000 Emigranten die meisten fur immer eine grosszugige Aufnahme Die Themen Neutralitat Landesverteidigung und religiose Toleranz drangen zum ersten Mal ins Bewusstsein der Schweizer Elite und blieben von da an mit wechselnder Interpretation Schlusselbegriffe der schweizerischen Politik Der jahe Konjunktureinbruch nach Kriegsende zeitigte jedoch auch rasch negative Folgen In den 1650er Jahren brach der Bauernkrieg aus und entluden sich die aufgestauten religiosen Spannungen im Ersten Villmergerkrieg Als sogar Hungersnote auftraten und Armut und Elend um sich griffen wurden die durch den Krieg weitgehend entvolkerten Landstriche im Elsass in Suddeutschland und in Ostpreussen bevorzugte Einwanderungsgebiete fur schweizerische Bauernfamilien Literatur BearbeitenBeat Emmanuel May von Romainmotier 10 Histoire Militaire de la Suisse et celle des Suisses dans les differens services de l Europe Tome VII J P Heubach et Comp Lausanne 1788 OCLC 832583553 Karl Muller von Friedberg Chronologische Darstellung der eidgenossischen Truppenuberlassungen an auslandische Machte Huber und Compagnie St Gallen 1793 OCLC 716940663 Moritz von Wattenwil Die Schweizer in fremden Kriegsdiensten Separatdruck aus dem Berner Tagblatt Bern 1930 OCLC 72379925 Paul de Valliere 11 Henry Guisan Ulrich Wille Treue und Ehre Geschichte der Schweizer in fremden Diensten ubersetzt von Walter Sandoz Les Editions d art ancien Lausanne 1940 OCLC 610616869 Siehe auch BearbeitenSchweizer Truppen in fremden DienstenWeblinks BearbeitenSchweden Land und LeuteEinzelnachweise Bearbeiten Anselm Zurfluh Dreissigjahriger Krieg In Historisches Lexikon der Schweiz Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen Der abenteuerliche Simplicius Simplicissimus Flamberg Verlag Zurich Stuttgart 1963 Silvio Farber Bundner Wirren In Historisches Lexikon der Schweiz a b c Heinrich Turler Viktor Attinger Marcel Godet Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz Vierter Band Neuenburg 1927 a b Paul de Valliere Henry Guisan Ulrich Wille Treue und Ehre Geschichte der Schweizer in fremden Diensten ubersetzt von Walter Sandoz Les Editions d art ancien Lausanne 1940 a b Emmanuel May von Romainmotier Histoire Militaire de la Suisse et celle des Suisses dans les differens services de l Europe Tome VII J P Heubach et Comp Lausanne 1788 Hans Braun Weiss Samuel In Historisches Lexikon der Schweiz Hans Braun Weiss Samuel von In Historisches Lexikon der Schweiz Ansgar Wildermann Gingins de In Historisches Lexikon der Schweiz Karin Marti Weissenbach May Beat Emmanuel von Romainmotier In Historisches Lexikon der Schweiz Olivier Meuwly Valliere Paul de In Historisches Lexikon der Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizer Truppen in schwedischen Diensten amp oldid 232859451