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Schachbrettsteine mit ihren meist hellen und dunklen Feldern sind ein seltener Bauschmuck an den Aussenwanden mittelalterlicher spatromanischer und fruhgotischer Feldsteinkirchen Sie wurden bevorzugt im Eingangsbereich oder an Mauerecken von Apsis Chor Schiff und Turm gut sichtbar angebracht Die danischen und deutschen Kirchen mit Schachbrettsteinen stammen aus der gleichen Zeit und in beiden Bereichen muss davon ausgegangen werden dass die Steine mit dem Kirchenbau assoziiert wurden Es ist schwierig sich vorzustellen dass in beiden Bereichen keine Korrelation zwischen dem Auftreten des gleichen Phanomens besteht Schachbrettsteine an der Dorfkirche GrunowSchachbrettstein in MallnowSchachbrettstein in Kleinbeeren Gemeinde GrossbeerenSchachbrettstein an der Dorfkirche Herzberg Gemeinde Rietz NeuendorfKirche von Sonderha Danemark Kirche von Norre Tranders Danemark Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 1 1 Deutschland und Polen 1 2 Danemark 2 Deutungsversuche 3 Legende 4 Sonstiges 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenEbenso wie andere Brettspieldiagramme beispielsweise Muhle oder Alquerque findet sich das gerasterte Schachbrettdiagramm haufig im sakralen Kontext mittelalterlicher Kirchenbauten wo es im allegorischen Sinn fur das Gute und Harmonische steht z B in Frankreich und Italien 1 Steine mit Schachbrettmustern an Feldsteinkirchen konzentrieren sich dagegen auf zwei europaische Regionen Jutland in Danemark sowie der Oderraum im heutigen Deutschland und Polen 2 Weitere Exemplare kommen in Norwegen Schweden und auf Bornholm vor 3 Deutschland und Polen Bearbeiten Anzutreffen sind die Steine vor allem an 50 Kirchen beispielsweise der Uckermark Dobberzin Gerswalde bei Templin Schmargendorf bei Angermunde Schonermark Serwest bei Angermunde Weselitz bei Prenzlau heute Gemeinde Uckerfelde aber auch Retzin Gemeinde Ramin und Plowen im vorpommerschen Teil der Uckermark In der Niederlausitz Frankena bei Doberlug Kirchhain Werenzhain bei Doberlug Kirchhain Pritzen heute Gemeinde Altdobern zwischen Spree und Havelgebiet Herzberg Rietz Neuendorf in Neuendorf im Sande heute Gemeinde Steinhofel bei Furstenwalde Stradow Spremberg sowie westlich von Berlin in der Dorfkirche von Gross Glienicke Stadt Potsdam In Markisch Oderland finden sich Schachbrettsteine unter anderem an der ehemaligen Zisterzienserinnenkirche von Altfriedland 4 an den Feldsteinkirchen Honow die Dorfkirche in Grunow weist die ungewohnliche Zahl von sieben Schachbrettsteinen auf Mallnow Ihlow und Friedersdorf Im Landkreis Oder Spree gibt es derartige Steine in Tempelberg und am Dom St Marien zu Furstenwalde Auch ostlich der Oder im heutigen Polen sind derartige Steine zu finden z B in Radow Goslaw Dolsko Godkow Lubiechow Gorny Kowalow Danemark Bearbeiten In Nordjutland gibt es 48 Kirchen mit insgesamt 67 Schachbrettsteinen danisch Skakbraetsten z B an der Bejstrup Bislev Farso Gronning Mejlby Norbaek Norretranders und Skallerup mit je 3 Steinen Skarp Salling Sonderha mit 4 Steinen Sporring Svenstrup Tilst Vivild mit 3 Steinen Kirchenruine von Randrup und der Orum Kirke Auf Bornholm findet sich einer in der Sankt Pouls Kirke Elf Kirchen haben mehrere Schachbrettsteine 5 Es gibt keine Beispiele aus Sudjutland Funen und Seeland An der Verteilung ist auffallend dass die altesten Kirchen mit Schachbrettsteinen in Jutland vorkommen so dass davon ausgegangen werden kann dass das Phanomen in Danemark seinen Anfang nahm und von dort durch Bauhutten in die ubrigen Regionen ausstrahlte 6 Deutungsversuche BearbeitenDie Vergesellschaftung von Schachbrettsteinen mit Diagrammen anderer Brettspiele sowie mit Emblemen von Ritterorden legt nahe dass ihre Verwendung in der zeitgenossischen Metaphorik des Schachspiels begrundet ist das in Europa im 12 und 13 Jahrhundert vor allem durch den Ritterstand verbreitet wurde Weitere Charakteristika der Ornamentsteine erklaren sich ebenfalls im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Schachlogik beispielsweise ihre bevorzugte Position im Gebaudeeckverband ihre Verwendung in Kirchen mit Marien und Christus Patrozinien sowie ihre Verbindung mit volkstumlichen Teufelslegenden 7 Eine andere Erklarung geht davon aus dass sie als eine Art Wappen der Askanier oder der Zisterzienser zu verstehen seien da einige Kirchen in deren Machtbereich entstanden und vermutlich aus diesem Grunde entsprechend gekennzeichnet waren Die Kirchen stammen zumeist aus der Zeit der Osterweiterung in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts als das Gebiet von den aus dem Westen kommenden Askaniern in Besitz genommen und christianisiert wurde Diese Deutung erklart jedoch nicht ihr Vorkommen im skandinavischen Raum Eine weitere These kommt zu dem Schluss es konnte sich um Zunftzeichen der Maurer Zimmerleute und Steinmetze handeln die bei den Bauten tatig wurden Doch dafur ist die Herstellung derartiger Muster viel zu aufwendig Die Steine sind anscheinend auch keine Schmuckelemente denn dazu ist der Ort ihrer Anbringung Ecken und Winkel ungeeignet Schachbrettmuster gehoren im weitesten Sinne zu den Netz oder Gitterformen die in ihrer Gesamtheit als unheilabwehrend apotropaisch verstanden werden konnen Diese Interpretation wird untermauert durch die ausschliessliche Anbringung der Steine an Aussenwanden Als Zeichensteine kommen geometrische Ritzungen bereits seit der Vorzeit vor Legende BearbeitenEine andere Deutung bezieht sich auf eine Legende Der Teufel spielte Schach mit dem Herrn um den Bau der Kirchen und die armen Seelen Als er verlor bekam das Schachbrett zur Erinnerung seinen Platz beim Bau der Kirche in Form dieser Steine Schwarz und weiss stunden somit fur Gut und Bose Leben und Tod Anfang und Ende 8 Sonstiges BearbeitenWeiterhin gibt es Steine mit Rhombenmuster welche dem Damebrett des Mittelalters entsprechen aber auch Zacken Linien und Kreuzmuster wie das Jerusalemer Kreuz der Templer und Zeichensteine Siehe auch BearbeitenKlotzchenfriesLiteratur BearbeitenBonisch Eberhard 2010 Ornament oder Sinnbild Schachbrettmuster an Feldsteinkirchen in Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg e V Offene Kirchen 2010 Brandenburgische Kirchen laden ein S 8 11 ISBN 3 928918 47 8 online bei www altekirchen de Bonisch Rudolf 1994 Schachbrettsteine und anderer Bauschmuck an den altesten Feldsteinkirchen der Niederlausitz in Judith Oexle Hrsg Fruhe Kirchen in Sachsen Veroffentlichungen des Landesamtes fur Archaologie mit Landesmuseum fur Vorgeschichte 23 Theiss Verlag Stuttgart S 249 265 ISBN 3 8062 1094 2 Gessner Kerstin Dittrich Annett Spiel mit dem Teufel Die Schachbrettsteine von Altfriedland und die Allegorese von Brettspielen an spatromanisch fruhgotischen Sakralbauten in Mittel und Nordeuropa In Zeitschrift des Deutschen Vereins fur Kunstwissenschaft 2021 22 S 9 26 Online Wilhelm Jung Willy Spatz und Theodor Goecke Bearb 1913 Die Kunstdenkmaler des Kreises Weststernberg in Die Kunstdenkmaler der Provinz Brandenburg Band IV Teil 3 Berlin Vossische BuchhandlungWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Chessboard stones Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schachbrettsteine in Brandenburg Mecklenburg Vorpommern Danemark und Polen Schachbrettsteine in Brandenburg Schachbrettsteine in Danemark dan Schachbrettstein mit Rautenmuster Schachbrettsteine Fotos Mittelalterliche Schachbrettsteine bei Teltow Polnische Seite zu Schachbrettsteinen Skallerup kircheEinzelnachweise Bearbeiten Category San Lorenzo Genoa Exterior Wikimedia Commons Abgerufen am 24 September 2023 Schachbrettsteine an Feldsteinkirchen Abgerufen am 24 September 2023 https www skakbraetsten dk Skakbr tsten Abgerufen am 24 September 2023 Kerstin Gessner Wiederentdeckt Die vergessenen Schachbrettsteine an der ehemaligen Klosterkirche von Altfriedland In Jahrbuch MOL In Jahrbuch Markisch Oderland 1 Januar 2022 academia edu abgerufen am 24 September 2023 Skakbraetsten Kerstin Gessner Spiel mit dem Teufel Die Schachbrettsteine von Altfriedland und die Allegorese von Brettspielen an spatromanisch 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