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Die evangelische Dorfkirche Schmargendorf ist eine gotische Saalkirche im Ortsteil Schmargendorf von Angermunde im Landkreis Uckermark in Brandenburg Sie gehort zum Pfarrsprengel Brodowin Chorin im Kirchenkreis Barnim der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Dorfkirche SchmargendorfSchachbrettsteinInnenansicht nach OstenInnenansicht nach WestenOrgel Inhaltsverzeichnis 1 Umgebung 2 Baugeschichte 3 Beschreibung 4 Ausstattung 5 Wurdigung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUmgebung BearbeitenDie Kirche steht leicht erhoht und von Lindenbaumen umgeben auf dem grossen dreieckigen Dorfanger Den Kirchhof umschliesst eine im Norden abgerundet verlaufende Feldsteinmauer Erneuerte Tore mit Ziegelpfosten befinden sich im Norden Westen und Suden Vor der Westseite steht das Gefallenendenkmal gestaltet vom Bildhauer Gustav Borsdorf aus Eberswalde und 1920 enthullt der ursprungliche Adleraufsatz fehlt die Inschrift wurde 1995 verandert in Die Toten mahnen Schmargendorf war uber Jahrhunderte vermutlich seit der Wiederbesiedlung des Ortes Tochterkirche von Herzsprung heute wird es von Brodowin Chorin betreut Im Mittelalter gehorte der Ort zur Sedes Angermunde im Bistum Brandenburg spater zur Inspektion oder Superintendentur Angermunde Schmargendorf war mit vier Pfarrhufen ausgestattet Das Patronatsrecht hatte die Landesherrschaft wahrgenommen wurde es bis 1577 vom Schloss und Amt Angermunde danach vom Amt Chorin 1837 1945 koniglich staatlich Seit 1691 wurde die Kirche auch von der franzosisch reformierten Gemeinde genutzt Baugeschichte BearbeitenDer Rechtecksaal stammt aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Da das Dorf vor 1447 wust fiel durfte auch die Kirche in Verfall geraten sein Nach der Mitte des 16 Jahrhunderts muss es mit der Neubesiedlung des Ortes auch zur Wiederherstellung der Kirche gekommen sein Was damals baulich geschah ist jedoch unbekannt Im Jahr 1687 ist von der Baufalligkeit der Kirche die Rede Im Zuge eines durchgreifenden Umbaus erhielt sie in den 1740er Jahren das Aussehen einer typischen friderizianischen Landkirche Das neue Dach mit ostlicher Abwalmung entstand nach dendrochronologischer Datierung im Jahr 1742 d Auf der Westseite wurde ein barocker Turm angefugt Nach der Turmknopfurkunde vom 16 September 1745 wurde die schadhafte Kirche auf Veranlassung des Amtes Chorin repariert und der ebenfalls schadhafte alte Turm durch einen Neubau ersetzt Zugunsten der einheitlichen Neugestaltung und der Emporeneinbauten im Inneren wurden die alten Offnungen zugesetzt Durch die neuen grossen Flachbogenoffnungen das Gurtgesims unter der Traufe und den Verputz liess sich der mittelalterliche Ursprung der Kirche nun nicht mehr erkennen Nach diesem grundlegenden Umbau erfolgten im 19 und 20 Jahrhundert zahlreiche kleinere Reparaturarbeiten Unter anderem wurden 1798 der obere Teil des Turms neu verkupfert und die Haube mit Schiefer ausgebessert 1823 24 das Dach neu gedeckt die Dielung im Inneren ausgetauscht sowie Putz Gesims und Aufsatz des Turms repariert 1856 erhielt der Turm eine Schieferdeckung und eine neue Turmbekronung 1859 erfolgte eine Schwammsanierung ausserdem wurden Fenster sowie Aussenputz und Innenanstrich erneuert In den Jahren 1884 und 1908 wurden nochmals Putz und Anstricharbeiten am Kirchenausseren vorgenommen Im Zuge einer Kirchenrenovierung 1961 wurde unter der Empore eine Winterkirche eingebaut Damals zeigte sich die Kirche im Ausseren bereits wieder weitgehend ohne Verputz 1999 erfolgte die Restaurierung der Turmbekronung Eine grundlegende Sanierung erfuhr die durch Schwammbefall geschadigte Kirche 2004 05 unter Leitung des Planungsburos ALV Angermunde Dabei wurden Dachwerk Deckenbalken Mauerkronen Fenster Faschen und Traufgesimse sowie der Turm instand gesetzt die Dachdeckung erneuert im Untergeschoss des Turms eine Toilette und Teekuche eingebaut die Winterkirche beseitigt und das Innere renoviert Raumfassung Einbauten Fussboden Beschreibung BearbeitenDurch den Verlust des Putzes im mittleren 20 Jahrhundert zeigt die Kirche heute ausserlich ein zwitterhaftes Erscheinungsbild Wahrend der eingezogene Westturm mit Putzgliederung und geschweiftem Helm das abgewalmte Schiffsdach die profilierte Gesimszone unter der Traufe und die grossen flachbogigen Offnungen auf die Ausbauphase der 1740er Jahre zuruckgehen erinnert das freiliegende Feldsteinmauerwerk an den mittelalterlichen Kern des Baus Mit den nun sichtbaren spateren Flickstellen und vermauerten Portalen widerspricht das jetzige Erscheinungsbild dem Zustand nach dem barocken Umbau Andererseits fehlen zum Verstandnis der fruhgotischen Kirche die ursprunglichen Giebel und Fensteroffnungen Der einfache 21 2 11 8 m grosse Saalbau hat einen etwas verzogenen Grundriss die Ostmauer verlauft leicht schrag Zusammen mit dem eingezogenen quadratischen Turm ergibt sich eine Gesamtlange von 26 65 m Der mittelalterliche Bau besteht aus quaderartigem sockellosem Feldsteinmauerwerk Sorgfaltiger sind die Eckquader bearbeitet die zumeist den ubrigen Steinlagen entsprechen Unregelmassigkeiten im Osten der Nordseite weisen auf einen dort ehemals vorhandenen Sakristeianbau Veranderungen der Umfassungsmauern erfolgten im Zuge des barocken Umbaus vor allem unter der Traufe auf der Westseite beim Anschluss des Turms und im Bereich der neu eingebrochenen Fenster ausserdem wurden die westlichen Ecken in Ziegeln erneuert Seither gibt es auf beiden Langsseiten vier grosse Flachbogenfenster mit Putzfaschen Das dritte von Westen auf der Sudseite ist verkurzt da sich darunter eine ebenfalls flachbogige Eingangstur befindet die kassettierten Turblatter entstanden nach Mitte 19 Jahrhunderts Den oberen Abschluss bilden ein profiliertes Traufgesims und ein darunter umlaufendes getrepptes Gurtgesims Von den vermauerten mittelalterlichen Offnungen erkennbar sind die drei lanzettformigen Fenster in der Ostwand deren Bogen beseitigt sind sowie die Spitzbogenportale der Langsseiten die beide mit Scheitelstein und ausserer Bogenbegleitschicht versehen sind Das Sudportal liegt in der Mitte die rechte Laibung wird vom barocken Eingang geschnitten das Nordportal ostlich des westlichen Fensters bemerkenswert ist hier der Schachbrettstein auf der rechten Seite des inneren Bogens mit einem Muster aus zwei unterschiedlichen Quadratgrossen Ein weiterer ornamentierter Stein an der Sudwestecke ist unterhalb der Traufe sekundar eingemauert und teilweise beschadigt Er zeigt auf der rechten Seite das ubliche Schachbrettmuster links dagegen eine seltene Verzierung aus Sechsecken mit ausgesparten Dreiecken Rhomben und Zackenmuster Der 30 m hohe Westturm mit drei leicht zuruckspringenden Geschossen besteht aus Mischmauerwerk Feldstein und Ziegel Sein Ausseres ist verputzt und mit schlichter barocker Gliederung durch Gesimse und Lisenen versehen im mittleren Geschoss Ochsenaugenfenster im oberen flachbogige Schallluken und daruber kleine Flachbogenfenster Den Abschluss bildet eine geschweifte mit Schiefer gedeckte Haube ein kleiner trommelformiger verkupferter Aufsatz und eine zierliche Spitze darauf Kugel Wetterfahne 1999 erneuert mit Jahreszahl 1745 und Initialen FR Fridericus Rex sowie kleine Krone Das Kircheninnere ist mit Holzbalkendecke und durchgehendem Fussboden aus sechsseitigen Ziegelplatten 19 20 Jahrhundert ausgefuhrt der Chorbereich nicht abgesetzt Die Wande und Einrichtung sind in hellen Weiss Beige und Grautonen gefasst Die Holzfenster mit Mittelpfosten und neogotischem Masswerk stammen zumeist von 1859 im kleinen Fenster uber dem Sudportal findet sich die Inschrift R Behs Glasergesell geburtigt aus Danzig Angermunde d 23 July 1859 Im westlichen Teil des Kirchenraums wurde um 1745 uber toskanischen Holzsaulen eine barocke hufeisenformige Empore eingebaut die Brustung ist mit einfacher Rechteckfelderung an den Ecken konkav einschwingend im Mittelteil vorgewolbt Der Treppenaufgang ist mit geschwungenen ausgesagten Brettbalustern versehen Zeitgleich wurde wohl auch das einfache in zwei Blocken angeordnete Kastengestuhl eingebaut das 1882 teilweise verandert wurde im Westteil wo sich zeitweilig eine Winterkirche befand ist es reduziert Der Zugang zum Kirchenraum erfolgt durch das Westportal im Turm und den im Turm liegenden Vorraum mit Holzbalkendecke und Fussbodenbelag aus Normalziegeln Hinter Wandpaneelen in barocken und neogotischen Formen sind seit 2005 geschickt je eine Teekuche und Toilette verborgen Eine aufgedoppelte zweiflugelige barocke Tur mit Rautenmuster fuhrt in den Kirchsaal Uber dem Schiff sind verzapfte Dachkonstruktion des 18 Jahrhunderts mit liegendem Stuhl und Windverband aus Andreaskreuzen eingebaut Ausstattung BearbeitenDer Kanzelaltar ist mit einem verbretterten Altarblock versehen Der hohe und schlanke holzerne Aufbau stammt vermutlich von 1745 und wurde nach einer Inschrift 1859 renoviert Das Innere tragt einen weissen Anstrich und ist zuruckhaltend akzentuierend vergoldet Die rahmenden seitlichen Pilaster sind mit dem profilierten Gebalk verkropft darauf steht seitlich je eine geflammte Vase Der geschweifte Kanzelkorb ist mit Blendfeldern und kraftigem Gesims gestaltet der Schalldeckel mit Lambrequins bekront von vergoldeter Strahlengloriole uber freien reich verzierten Konsolbugeln mit Akanthusschnitzwerk Beidseitig des Altaraufbaus sind Brettbalusterbrustungen angebracht In der Kanzel ist der barocke Klappsitz mit geschwungenem Standbein erhalten Das Altarkruzifix aus Eisenguss der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts stammt vermutlich aus der Koniglichen Eisengiesserei Berlin Uber gestuftem Sockel befindet sich ein Podest daran die Bustenreliefs von vier Aposteln nach Modellen von Leonhard Posch um 1818 daruber ein einfaches Kreuz mit vergoldetem Corpus Die Orgel ist ein Werk von Wilhelm Remler amp Sohn aus Berlin aus den Jahren 1880 81 mit zehn Registern auf einem Manual und Pedal 1 Eine Instandsetzung erfolgte in den Jahren 2010 11 durch die Eberswalder Orgelbauwerkstatt Harry Sander und Andreas Mahnert Die Orgel ist ein besonders wertvolles und hochgeschatztes weitgehend im originalen Zustand bewahrtes Instrument die Prospektpfeifen aus Zinn sind noch vorhanden da sie im Ersten Weltkrieg nicht abgegeben wurden Die mechanische Schleifladenorgel mit Magazinbalg hat einen dreiteiligen Prospekt mit erhohtem Mittelteil und abgewinkelten Seiten die jeweils mit Rundbogen zwischen Pilastern geschlossen sind auf dem Gebalk sind Krabben angeordnet Ein Standleuchter Paar in Bronzeguss stammt aus der zweiten Halfte des 17 oder vom Anfang des 18 Jahrhunderts und besteht aus einem runden Schaft uber einem hohen profiliertem Fuss mit flachem Knauf und ausladendem Lichtteller Eine Gedenktafel fur die Gefallenen aus den Jahren 1813 15 ist als einfache rechteckige Holztafel mit abschliessendem Gesims und Inschrift ausgefuhrt Die Glocke wurde inschriftlich 1604 von Rolof und Friedrich Klassen aus Stettin mit Giesserzeichen aus Bronze gegossen und hat einen Durchmesser von 78 5 cm An der Schulter sind vier Schriftbander zwischen funf Stegen eingerahmt von feinem Lilienfries oder Ornamentfries mit Trauben angebracht Eine zweite 1718 von W Schubzin aus Berlin gegossene Glocke wurde 1917 abgeliefert Wurdigung BearbeitenDie einschliesslich ihrer inneren Einrichtung gut erhaltene Schmargendorfer Kirche ist ein charakteristisches Beispiel fur die typenhafte Neugestaltung unter landesherrlichem Patronat im 18 Jahrhundert Diese geschah so eingreifend dass der Bau trotz Einbeziehung der mittelalterlichen Umfassungsmauern den Charakter einer friderizianischen Landkirche erhielt Von der Ausstattung ist neben dem Kanzelaltar das barocke Ensemble aus anmutig geschwungener beidseitig vorgezogener Westempore und Gemeindegestuhl hervorzuheben Nach der letzten Sanierung ist die Qualitat des schlichten aber ansprechend gestalteten Innenraums wieder erlebbar Durch den Standort auf der dreieckigen Platzerweiterung ist die Dorfkirche aus drei Richtungen ein wichtiger Blickpunkt innerhalb des Ortes und mit ihrem barocken Turm auch aus der Ferne wirksam Die feldsteinernen Umfassungsmauern des 13 Jahrhunderts sind das alteste in Schmargendorf erhaltene Bauwerk Eine Besonderheit sind die beiden aus dieser Zeit bewahrten Schachbrettsteine ahnlich wie in den Kirchen von Dobberzin Schoneberg und Schonermark Bis heute ist die Deutung dieser hauptsachlich in der Niederlausitz dem brandenburgischen und pommerschen Oderraum sowie Teilen Skandinaviens verbreiteten mit eingemeisselten Mustern versehenen Steine nicht geklart Neben einer apotropaischen Funktion ware auch denkbar dass es sich um Zeichen der ausfuhrenden Baumeister oder um eine Art von Gesellenstuck handelt Literatur BearbeitenDenkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Brandenburg Band 18 1 Uckermark Stadt Angermunde mit Amt Oder Welse sowie die Orte Criewen und Zutzen Bearbeitet von Ilona Rohowski u a 2016 S 318f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Schmargendorf Uckermark Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09130606 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Website der Kirchengemeinde Brodowin Chorin Information zu Offnungszeiten auf der Website des Forderkreises Alte KirchenEinzelnachweise Bearbeiten Informationen zur Orgel auf der Website des Instituts fur Orgelforschung Abgerufen am 2 August 2022 52 981234 13 958378 Koordinaten 52 58 52 4 N 13 57 30 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Schmargendorf Angermunde amp oldid 236710385