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Der Satz von Wintner Wielandt ist ein mathematischer Lehrsatz aus der Theorie der linearen Operatoren einem Teilgebiet der Funktionalanalysis das enge Verbindungen zur theoretischen Physik aufweist Er geht in seiner ursprunglichen Fassung zuruck auf Aurel Wintner 1903 1958 1 und Helmut Wielandt 1910 2001 2 und gibt Aufschluss uber die Frage inwieweit die quantenmechanischen Grundoperatoren welche mit der heisenbergschen Unbestimmtheitsrelation verknupft sind als beschrankte Operatoren existieren 3 4 Im Zusammenhang mit dem Satz von Wintner Wielandt entstand eine Reihe von weitergehenden Untersuchungen Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung des Satzes 2 Beweis 2 1 I Ausweitung der heisenbergschen Vertauschungsrelation 2 2 II Eigentlicher Widerspruchsbeweis 2 3 III Abschluss 3 Zusammenhang mit den quantenmechanischen Grundoperatoren 4 Verallgemeinerung 5 Literatur 5 1 Originalarbeiten 5 2 Monographien 6 Weblinks 7 Fussnoten und EinzelnachweiseFormulierung des Satzes BearbeitenDer Satz lasst sich folgendermassen formulieren 3 5 Gegeben sei ein normierter Vektorraum X displaystyle X nbsp und dazu die normierte Algebra der beschrankten linearen Operatoren L X displaystyle L X nbsp von X displaystyle X nbsp versehen mit der Operatornorm displaystyle cdot nbsp Der Identitatsoperator von X displaystyle X nbsp werde mit 1X displaystyle mathbf 1 X nbsp bezeichnet Fur zwei lineare Operatoren P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp auf X displaystyle X nbsp und einen reellen oder komplexen Skalar a displaystyle a nbsp sei unter H die folgende Gleichung heisenbergsche Vertauschungsrelation 2 verstanden H P Q a1X displaystyle P Q a mathbf 1 X nbsp 6 Dann gilt Die Gleichung H ist dann und nur dann erfullbar wenn a 0 displaystyle a 0 nbsp ist also genau dann wenn P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp miteinander vertauschbar sind Beweis BearbeitenWintner hat einen Beweis mit Hilfe der Spektraltheorie geliefert 7 Einen anderen und allgemeineren dabei leichter zuganglichen Beweis gab Wielandt 2 8 Der Beweis von Wielandt lasst sich wie folgt darstellen I Ausweitung der heisenbergschen Vertauschungsrelation Bearbeiten Wegen P Q PQ QP displaystyle P Q PQ QP nbsp 9 lasst sich die heisenbergsche Vertauschungsrelation fur jedes n N displaystyle n in mathbb N nbsp auf die folgende Identitat ausweiten H1 PQn QnP naQn 1 displaystyle PQ n Q n P naQ n 1 nbsp 10 Dies ergibt sich mittels vollstandiger Induktion Induktionsanfang Den Induktionsanfang fur n 1 displaystyle n 1 nbsp liefert H selbst Induktionsschritt n n 1 displaystyle n to n 1 nbsp PQn 1 Qn 1P PQn QnP Q Qn PQ QP displaystyle PQ n 1 Q n 1 P PQ n Q n P Q Q n PQ QP nbsp 11 Mit der Induktionsvoraussetzung ergibt sich mittels Einsetzen weiter PQn 1 Qn 1P naQn 1 Q Qn a1X naQn aQn displaystyle PQ n 1 Q n 1 P naQ n 1 Q Q n a mathbf 1 X naQ n aQ n nbsp Somit folgt PQn 1 Qn 1P n 1 aQn displaystyle PQ n 1 Q n 1 P n 1 aQ n nbsp II Eigentlicher Widerspruchsbeweis Bearbeiten Nun wird als Widerspruchsannahme a 0 displaystyle a neq 0 nbsp als gegeben angesehen Dann folgt zunachst mit H dass Q displaystyle Q nbsp nicht der Nulloperator sein kann und wegen H1 gilt dies dann fur jedes Qn displaystyle Q n nbsp und jedes Qn 1 displaystyle Q n 1 nbsp in gleicher Weise 12 Andererseits erhalt man aus H1 13 fur jedes n N displaystyle n in mathbb N nbsp die folgende Abschatzung n a Qn 1 PQn QnP PQn 1 QnP P Qn Qn P 2 P Qn displaystyle n cdot a cdot Q n 1 PQ n Q n P PQ n 1 Q n P leq P cdot Q n Q n cdot P 2 cdot P cdot Q n nbsp Also weiter n a Qn 1 2 P Qn 1Q displaystyle n cdot a cdot Q n 1 leq 2 cdot P cdot Q n 1 Q nbsp Also schliesslich n a Qn 1 2 P Qn 1 Q displaystyle n cdot a cdot Q n 1 leq 2 cdot P cdot Q n 1 cdot Q nbsp Nun kann man durch a Qn 1 displaystyle a cdot Q n 1 nbsp teilen 14 und erhalt fur jedes n N displaystyle n in mathbb N nbsp H2 n 2 P Q a displaystyle n leq tfrac 2 cdot P cdot Q a nbsp Mit H2 gelangt man wie gewunscht zu einem Widerspruch denn die Menge der naturlichen Zahlen N displaystyle mathbb N nbsp hat innerhalb der reellen Zahlen keine obere Schranke III Abschluss Bearbeiten Es muss demnach a 0 displaystyle a 0 nbsp gelten Dies aber besagt dass P Q displaystyle P Q nbsp der Nulloperator ist was gleichbedeutend mit PQ QP displaystyle PQ QP nbsp ist Zusammenhang mit den quantenmechanischen Grundoperatoren BearbeitenDer Satz von Wintner Wielandt impliziert dass die quantenmechanischen Grundoperatoren nicht samtlich beschrankt sein konnen also unstetig sein mussen 3 4 Insbesondere konnen die Hilbertraume der Quantenmechanik nicht von endlicher Dimension sein Weiterhin ist nachgewiesen dass im Falle der Gultigkeit von H der Skalar stets rein imaginar also ohne Realteil sein muss wobei Voraussetzung ist dass H uberhaupt sinnvoll ist 15 Verallgemeinerung BearbeitenWie der Beweis zeigt ist die Aussage des Satzes von Wintner Wielandt in gleicher Weise fur jede normierte Algebra mit Einselement gultig 16 Literatur BearbeitenOriginalarbeiten Bearbeiten Arlen Brown and Carl Pearcy Structure theorem for commutators of operators In Bull Amer Math Soc Band 70 1964 S 779 780 ams org PDF 181 kB MR0167847 Paul R Halmos Commutators of operators In Amer J Math Band 74 1952 S 237 240 JSTOR 2372081 MR0045310 Helmut Wielandt Uber die Unbeschranktheit der Operatoren der Quantenmechanik In Math Ann Band 121 1949 1950 S 21 MR0030701 Aurel Wintner The unboundedness of quantum mechanical matrices In Physical Rev Band 71 1947 S 738 739 MR0020724 Monographien Bearbeiten Lothar Collatz Funktionalanalysis und numerische Mathematik Unveranderter Nachdruck der 1 Auflage von 1964 Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen Band 120 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1968 ISBN 3 540 04135 4 MR0165651 Paul Halmos A Hilbert Space Problem Book Graduate Texts in Mathematics Band 19 Springer Verlag Berlin u a 1982 ISBN 3 540 90090 X MR0675952 Harro Heuser Funktionalanalysis Theorie und Anwendung Mathematische Leitfaden 4 durchgesehene Auflage Teubner Verlag Wiesbaden 2006 ISBN 978 3 8351 0026 8 MR2380292 Johann v Neumann Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik Unveranderter Nachdruck der 1 Auflage von 1932 Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen Band 38 Springer Verlag Berlin u a 1968 ISBN 3 540 04133 8 MR0223138 Joachim Weidmann Lineare Operatoren in Hilbertraumen Teil 1 Grundlagen Mathematische Leitfaden Teubner Verlag Stuttgart u a 2000 ISBN 3 519 02236 2 MR1887367 Weblinks BearbeitenKap 5 des Skripts zur Vorlesung Mathematische Methoden der Quantenmechanik Memento vom 7 Mai 2005 im Internet Archive SS 2001 PDF 91 kB TU MunchenFussnoten und Einzelnachweise Bearbeiten Wintner Physical Rev Band 71 a b c Wielandt Math Ann Band 121 a b c Collatz S 77 79 a b Heuser S 102 Halmos S 126 127 333 Wobei P Q PQ QP displaystyle P Q PQ QP nbsp ist der sogenannte Kommutator der beiden Operatoren P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp Halmos S 333 Halmos S 126 bezeichnet die beiden Beweise als two beautiful proofs In einer Operatoralgebra schreibt man fur die Hintereinanderausfuhrung zweier Operatoren P X X displaystyle P colon X to X nbsp und Q X X displaystyle Q colon X to X nbsp aus Ubersichtlichkeitsgrunden oft PQ displaystyle PQ nbsp statt P Q displaystyle P circ Q nbsp Hier ist Q0 1X displaystyle Q 0 mathbf 1 X nbsp zu beachten Denn nach Ausmultiplizieren heben sich die beiden mittleren Terme weg Dies zeigt man ausgehend von H1 mit Hilfe eines weiteren Induktionsbeweises Von rechts nach links gelesen Da Qn 1 displaystyle Q n 1 nbsp nicht der Nulloperator ist gilt a Qn 1 0 displaystyle a cdot Q n 1 neq 0 nbsp v Neumann S 123 Halmos S 126 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz von Wintner Wielandt amp oldid 188470257