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Helmut Wielandt 19 Dezember 1910 in Niedereggenen 14 Februar 2001 in Schliersee war ein deutscher Mathematiker Sein Hauptarbeitsgebiet war die Gruppentheorie speziell die Theorie der Permutationsgruppen Helmut WielandtWielandts Beweis der fur die Theorie der endlichen Gruppen grundlegenden Sylowschen Satze ist heute weltweit Standard Der Begriff der subnormalen Untergruppe geht ebenfalls auf ihn zuruck Neben seinen gruppentheoretischen Arbeiten lieferte er aber auch wichtige Beitrage zur Operatorentheorie und zur Theorie der Matrizen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Aufsatze Auswahl 2 2 Bucher 3 Familie 4 Quellen 5 Weblinks 5 1 Biographisches 5 2 Fotos 5 3 Sonstige Links 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHelmut Wielandt wurde als Sohn des Pfarrers Rudolf Wielandt und dessen Frau Elisabeth im Dorf Niedereggenen in der Nahe von Lorrach geboren Aufgewachsen ist Wielandt in Berlin wo er von 1917 bis 1929 das Prinz Heinrich Gymnasium besuchte und anschliessend an der Berliner Universitat Mathematik Physik und Philosophie studierte Wahrend des Studiums lernte er seine spatere Frau Annemarie Bothe kennen die er 1937 heiratete 1934 35 promovierte Wielandt summa cum laude bei Issai Schur und Erhard Schmidt uber ein Thema aus der Gruppentheorie Seine anschliessenden Bemuhungen um eine Assistentenstelle waren trotz der ausgezeichneten Leistung zunachst erfolglos Im zusehends durch den Nationalsozialismus gepragten Universitatsbetrieb wurde der eher unpolitische und parteilose Wielandt bei der Besetzung freiwerdender Stellen regelmassig ubergangen trotz oder gerade wegen der Fursprache seines judischen Doktorvaters Schur Von 1934 bis Marz 1938 konnte sich Wielandt als wissenschaftliche Hilfskraft in der Redaktion des Jahrbuch uber die Fortschritte der Mathematik beim Verlag Walter de Gruyter in Berlin uber Wasser halten Die wissenschaftliche Laufbahn wollte er aber um keinen Preis aufgeben So war er 1937 schliesslich bereit in die NSDAP und die SA einzutreten Beiden Organisationen gehorte er bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im Jahr 1939 an Als SA Mann konnte Wielandt im April 1938 von Konrad Knopp und Hellmuth Kneser trotz Bedenken der dortigen Dozentenschaftsfuhrung wegen der Kurze der Mitgliedschaft auf eine Assistentenstelle an die Universitat Tubingen geholt werden Es folgte im Februar 1939 die Habilitation und die Ernennung zum Dozenten im November desselben Jahres Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Wielandt im September 1939 zur Heeresartillerie eingezogen Nach Einsatzen in Frankreich und Russland wurde er ab November 1941 auf Empfehlung der Tubinger Professoren Konrad Knopp und Erich Kamke fur verschiedene Forschungsprojekte im Bereich Meteorologie Verschlusselung und Aerodynamik freigestellt Von Juli 1942 an bis zum Kriegsende war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kaiser Wilhelm Instituts fur Stromungsforschung und der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Gottingen Nach Kriegsende kam Wielandt nach Tubingen zuruck wo ihn die franzosische Militarregierung im August 1945 wegen seiner Mitgliedschaft bei der SA und der NSDAP seines Amtes als Dozent enthob Die Amtsenthebung wurde aber bereits im Oktober wieder ruckgangig gemacht so dass Wielandt zum Wintersemester 1945 46 seine Lehrtatigkeit wieder aufnehmen konnte Ein Jahr spater folgte ein Ruf auf eine ausserordentliche Professur fur Mathematik an der Universitat Mainz im April 1951 die erneute Ruckkehr nach Tubingen diesmal als ordentlicher Professor und Nachfolger von Konrad Knopp Wielandt blieb bis zu seiner Emeritierung 1976 in Tubingen abgesehen von Gastaufenthalten an Universitaten im Ausland Zwei langere Gastprofessuren fuhrten ihn an die Universitat von Wisconsin einmal wahrend des Wintersemesters 1963 und ein weiteres Mal vom Wintersemester 1965 bis zum Sommersemester 1967 Ausserdem war er 1951 und 1953 am National Bureau of Standards in Washington D C 1959 am Caltech 1963 an der University of Notre Dame 1969 an der Ohio State University 1973 an der University of Warwick und 1974 an der Universidade de Brasilia Von der Universitat Mainz erhielt Wielandt 1977 die Ehrendoktorwurde Bereits 1960 war er zum Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewahlt worden 1958 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Edinburgh Entwicklungslinien in der Strukturtheorie der endlichen Gruppen und 1962 war er Invited Speaker auf dem ICM in Stockholm Bedingungen fur die Konjugiertheit von Untergruppen endlicher Gruppen Werk BearbeitenDer Schwerpunkt von Wielandts Werk lag auf der Gruppentheorie Hervorzuheben ist hier die durch seine Beitrage erfolgte Wiederbelebung der seit Beginn des 20 Jahrhunderts stagnierenden Theorie der endlichen Permutationsgruppen ein Gebiet mit dem sich Wielandt bereits in seiner Dissertation aus dem Jahre 1934 beschaftigt hatte und fur das seine 1964 erschienene Monographie Finite Permutation Groups lange Zeit das Standardwerk war Einen weiteren bedeutenden Anteil an Wielandts gruppentheoretischen Arbeiten hatten die Untersuchung subnormaler von ihm zunachst nachinvariant genannter Untergruppen die er in seiner Habilitationsschrift Eine Verallgemeinerung der invarianten Untergruppen im Jahr 1939 einfuhrt sowie seine Beitrage zur Theorie allgemeiner p Sylowsatze Wielandts Beschaftigung mit Spektraltheorie und Matrizennumerik geht im Wesentlichen auf seine Forschungstatigkeit wahrend des Krieges zuruck So wurde das nach ihm benannte Verfahren der inversen Iteration noch im Rahmen seiner Arbeit bei der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Gottingen entwickelt Benannt ist nach ihm auch der Satz von Wintner Wielandt uber die heisenbergsche Vertauschungsrelation beschrankter Operatoren Neben seiner eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit war Wielandt von 1952 bis 1972 geschaftsfuhrender Herausgeber der Mathematischen Zeitschrift Promoviert haben bei ihm unter anderem Harro Heuser und Bertram Huppert 1 Er gab 1939 eine funktionentheoretische Charakterisierung der Gammafunktion G z displaystyle Gamma z nbsp als Alternative zu der axiomatischen Charakterisierung der reellen Gammafunktion dem Satz von Bohr Mollerup Sei f z displaystyle f z nbsp eine in der rechten Halbebene holomorphe Funktion mit f z 1 z f z displaystyle f z 1 zf z nbsp und f 1 1 displaystyle f 1 1 nbsp f z displaystyle f z nbsp ist im Streifen 1 lt Re z lt 2 displaystyle 1 lt operatorname Re z lt 2 nbsp beschranktdann gilt f z G z displaystyle f z Gamma z nbsp Aufsatze Auswahl Bearbeiten Abschatzungen fur den Grad einer Permutationsgruppe von vorgeschriebenem Transitivitatsgrad In Schriften des mathematischen Seminars und des Instituts fur angewandte Mathematik der Universitat Berlin 2 1934 S 151 174 Dissertation Eine Verallgemeinerung der invarianten Untergruppen In Mathematische Zeitschrift 45 1939 S 209 244 Habilitationsschrift Beitrage zur mathematischen Behandlung komplexer Eigenwertprobleme Teil V Bestimmung hoherer Eigenwerte durch gebrochene Iteration In Bericht B 44 J 37 Aerodynamische Versuchsanstalt Gottingen 1944 Uber die Unbeschranktheit der Operatoren der Quantenmechanik In Mathematische Annalen 121 1949 50 S 21 Unzerlegbare nicht negative Matrizen In Mathematische Zeitschrift 52 1950 S 642 648 Uber Produkte von nilpotenten Gruppen In Illinois Journal of Mathematics 2 1958 S 611 618 Ein Beweis fur die Existenz der Sylowgruppen In Archiv der Mathematik 10 1959 S 401 402 Uber den Transitivitatsgrad von Permutationsgruppen In Mathematische Zeitschrift 74 1960 S 297 298 Bucher Bearbeiten Finite Permutation Groups Academic Press New York 1964 Mathematische Werke Herausgeber Bertram Huppert Hans Schneider Vol 1 Group theory de Gruyter Berlin u a 1994 ISBN 3 11 012452 1 Vol 2 Linear algebra and analysis de Gruyter Berlin u a 1996 ISBN 3 11 012453 X Familie BearbeitenHelmut Wielandt war seit 1937 mit Annemarie Wielandt geborene Bothe verheiratet Er ist der Vater von Erhard Wielandt und Rotraud Wielandt sowie von Irmgard Wielandt Quellen BearbeitenVolker Mehrmann Hans Schneider Anpassen oder nicht Die Geschichte eines Mathematikers im Deutschland der Jahre 1933 1950 In Mitteilungen der DMV 2 2002 ISSN 0942 5977 S 8 14 Bertram Huppert Nachruf auf Professor Dr Dr hc Helmut Wielandt In Jahresbericht der DMV 103 3 2001 ISSN 0012 0456 S 74 78 online PDF 7 24 MB Weblinks BearbeitenBiographisches Bearbeiten Nachruf im Jahresbericht der DMV S 74 ff Lebenslauf aus Mathematische Werke Band 1 John J O Connor Edmund F Robertson Helmut Wielandt In MacTutor History of Mathematics archive Fotos Bearbeiten Oberwolfach Photo CollectionSonstige Links Bearbeiten Antrittsrede an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Projektseite der TU Berlin Auswahl an digitalisiert vorliegenden Artikeln Suchfunktion betatigen Schriftenverzeichnis PDF Datei 28 kB Literatur von und uber Helmut Wielandt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Webseite von Hans Schneider zu WielandtEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Wielandt im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendetNormdaten Person GND 119137860 lobid OGND AKS LCCN n84801651 VIAF 19778224 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wielandt HelmutKURZBESCHREIBUNG deutscher MathematikerGEBURTSDATUM 19 Dezember 1910GEBURTSORT NiedereggenenSTERBEDATUM 14 Februar 2001STERBEORT Schliersee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Wielandt amp oldid 233469135