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Die Aerodynamische Versuchsanstalt AVA in Gottingen gegrundet 1907 als Modellversuchsanstalt fur Aerodynamik war eine Einrichtung der anwendungsorientierten Forschung zum Verhalten von Korpern in Luft oder Gasstromungen Aerodynamik Bekannte Ergebnisse des Instituts sind unter anderem der Windkanal Gottinger Bauart die ersten systematischen Tragflachen Profiluntersuchungen Gottinger Profil Katalog mit durchnummerierten Go Profilen und grundlegende Patente der Luftfahrt wie z B der Pfeilflugel Gesamtansicht der Modellversuchsanstalt fur Aerodynamik MVA in Gottingen Bottingerstrasse 1919 Die MVA wurde 1919 als Aerodynamische Versuchsanstalt der Kaiser Wilhelm Gesellschaft in die Kaiser Wilhelm Gesellschaft ubernommen Die Aerodynamische Versuchsanstalt ging 1969 in der neu gegrundeten Deutschen Forschungs und Versuchsanstalt fur Luft und Raumfahrt auf die 1997 in Deutsches Zentrum fur Luft und Raumfahrt DLR umbenannt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung Leitung und wechselnde Tragerschaft 1 2 Forschungsfelder 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Leitung und wechselnde Tragerschaft Bearbeiten nbsp Entwicklung der aerodynamischen Institute in GottingenDie Aerodynamische Versuchsanstalt der Name wurde seit 1919 verwendet entwickelte sich aus der 1907 in Gottingen von Ludwig Prandtl gegrundeten Modellversuchsanstalt fur Aerodynamik der Motorluftschiff Studiengesellschaft Mitglieder des technischen Ausschusses der Motorluftschiff Studiengesellschaft die 1906 in Berlin gegrundet worden war hatten Prandtls Vorschlag Modellversuche wie sie im Schiffbau bereits ublich waren in grosserem Massstab auch fur die Luftschifffahrt durchzufuhren unterstutzt und im September 1907 die Mittel 20 000 ℳ fur den Bau einer Modellversuchsanstalt in Gottingen bereitgestellt Nach den Planen Prandtls war daraufhin der erste geschlossene Windkanal uberhaupt spater auch Windkanal Gottinger Bauart genannt an der Hildebrandstrasse errichtet und 1908 in Betrieb genommen worden Die Kosten des laufenden Betriebs wurden von der preussischen Unterrichtsverwaltung und der Gottinger Vereinigung fur angewandte Physik und Mathematik s Bottinger mitgetragen Der Windkanal hatte einen Querschnitt von 3 6 m und erzeugte mit einem 26 kW Elektromotor eine Luftgeschwindigkeit von 10 m s 36 km h 1 In der Anfangsphase galten die Stromungsversuche der Entwicklung der besten Luftschiffform nbsp Modell eines Luftschiffkorpers fur den Windkanal der Modellversuchsanstalt 1908 nbsp Seiten und Grundriss des geschlossenen Windkanals der 1907 08 an der Hildebrandstrasse erbauten Modellversuchsanstalt fur Aerodynamik der Motorluftschiff Studiengesellschaft 1907 nbsp Langsschnitt durch den Windkanal der Modellversuchsanstalt fur Aerodynamik MVA in Gottingen Bottingerstrasse 1916 Da die Tragerschaft der Motorluftschiff Studiengesellschaft fur die Anstalt von vorneherein zeitlich befristet war und weil die Forschungspraxis schon bald zeigte dass der geschaffene Windkanal hinsichtlich der maximal moglichen Luftgeschwindigkeit den Anforderungen nicht mehr genugte wurde im Jahr 1915 unter der Leitung von Prandtl und mit Beteiligung der 1911 gegrundeten Kaiser Wilhelm Gesellschaft KWG die Modellversuchsanstalt fur Aerodynamik gegrundet deren Zweck nicht nur die Ubernahme der Tragerschaft der vorhandenen Einrichtungen und des Personals sondern auch ein Neubau eines grosseren Windkanals war Da sich in den ersten zwei Kriegsjahren des Ersten Weltkriegs die Luftfahrt als kriegswichtig etabliert hatte wurden die Plane vom Kriegsministerium und Reichsmarineamt begrusst und die KWG beim Neubau der Modellversuchsanstalt in den Jahren 1916 17 in der Bottingerstrasse mit Ubernahme der Halfte der Baukosten unterstutzt Der neue Windkanal hatte einen Querschnitt von 4 0 m und war bei einer maximalen Maschinenleistung von 400 kW fur eine Luftgeschwindigkeit von 60 m s 216 km h ausgelegt 2 Nach dem Krieg wurde der Name in Aerodynamische Versuchsanstalt AVA geandert weil die kunftige Versuchsarbeit alle Anwendungsgebiete der Aerodynamik umfassen sollte 1 Nach vollstandiger Ubernahme des Instituts durch die KWG 1919 anderte sich der Name in Aerodynamische Versuchsanstalt der Kaiser Wilhelm Gesellschaft und 1925 in Kaiser Wilhelm Institut fur Stromungsforschung verbunden mit der Aerodynamischen Versuchsanstalt Ludwig Prandtl leitete das Institut bis 1937 sein Nachfolger wurde Albert Betz Im gleichen Jahr erfolgte eine Ausgliederung aus dem Institut unter dem Namen Aerodynamische Versuchsanstalt Gottingen e V in der Kaiser Wilhelm Gesellschaft an der das Reichsluftfahrtministerium beteiligt war Der nach der Ausgliederung verbleibende Teil wurde unter dem Namen Kaiser Wilhelm Institut fur Stromungsforschung weitergefuhrt 1948 entstand aus dem KWI fur Stromungsforschung das Max Planck Institut fur Stromungsforschung heute Max Planck Institut fur Dynamik und Selbstorganisation Die AVA wurde 1945 von den Briten bis 1948 beschlagnahmt und 1953 als Aerodynamische Versuchsanstalt Gottingen e V in der Max Planck Gesellschaft wiedereroffnet 1956 wurde sie als Aerodynamische Versuchsanstalt in der Max Planck Gesellschaft voll integriert Im Jahr 1969 erfolgte die Ausgliederung aus der Max Planck Gesellschaft und die Grundung der Deutschen Forschungs und Versuchsanstalt fur Luft und Raumfahrt e V Forschungsfelder Bearbeiten nbsp Bilder zur Windleitblech Entwicklung der Aerodynamischen Versuchsanstalt aus den 1920er Jahren 3 nbsp Beispiele fur Gottinger Profile der Aerodynamischen Versuchsanstalt 4 nbsp Der Schlorwagen Front links Heck rechts 1939 nbsp Positive Pfeilung eines Flugels Geheimpatent Betz Busemann 1939 nbsp Flugelpfeilung und Krugerklappen an der vorderen Tragflachenunterseite an einer Boeing 747 AVA Patente 1939 1944 Die systematischen Untersuchungen von verschiedenen chronologisch durchnummerierten Tragflugelprofilen bildeten den Profil Katalog der Aerodynamischen Versuchsanstalt die in den 1920er und 1930er Jahren erfolgreich im Flugzeugbau verwendet wurden und in der Literatur als Gottinger Profile zitiert werden z B Go 532 beim Condor Um den ausgestossenen Rauch und Abdampf vom vorn liegenden Schornstein bei Lokomotiven von den Fenstern des Fuhrerstandes wegzulenken entwickelte Albert Betz 1920 an der Aerodynamischen Versuchsanstalt beiderseits des Schornsteins parallel zum Langkessel angebrachte Windleitbleche 5 Betz veroffentlichte 1920 in der Zeitschrift fur das gesamte Turbinenwesen einen Beitrag in dem er nachwies dass eine Windkraftanlage maximal 16 27 knapp 60 Prozent der Windenergie in Nutzleistung umwandeln kann Dies druckte er im Betzschen Gesetz aus Im Jahre 1934 wechselte Hans Georg Kussner zur Aerodynamischen Versuchsanstalt Im Rahmen seiner aeroelastischen Forschungen formulierte er 1936 fur die Beschreibung der instationaren Wirkung auf Flugel durch Turbulenz die Kussner Funktion 6 Daraufhin wurde Kussner 1939 zum Leiter des neuen in Gottingen gegrundeten Instituts fur instationare Vorgange ernannt Der AVA flossen zur Zeit des NS Staats vermehrt finanzielle Mittel zu um mit aerodynamischen Untersuchungen auch militarstrategische Interessen zu fordern In den Wasser und Windkanalen wurden Versuche durchgefuhrt um das Flug und Stromungsverhalten fur den Flugzeugbau und fur die Konstruktion von Torpedos zu erforschen 7 Unter Betz erfolgte unter anderem ab 1939 die konkrete Windkanal Untersuchung und Patentanmeldung zur Tragflachenpfeilung einem grundlegenden deutschen Patent der Flugzeugaerodynamik 8 Karl Schlor Stromungsforscher an der AVA stellte 1939 ein 7 sitziges Familienauto mit einem Stromungswiderstandskoeffizienten Cw Wert von 0 186 vor Zum Vergleich Der 7 Sitzer VW Sharan II von 2010 hat einen Cw von 0 299 9 Der Schlorwagen der auf der Basis eines Mercedes 170 H eine stromlinienformige Aluminium Karosserie hatte war zwar etwa 250 Kilogramm schwerer als das Serienmodell verbrauchte jedoch bei den verschiedenen Vergleichstest 20 bis 40 Prozent weniger Treibstoff 10 In den Jahren 1940 1942 befasste sich Hans Wittich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Aerodynamischen Versuchsanstalt mit konformen Abbildungen in der Aerodynamik Im Jahre 1943 wurde an der Aerodynamischen Versuchsanstalt vom Luftfahrtingenieur Werner Kruger die Krugerklappe eine Auftriebshilfe an der vorderen Tragflachenunterseite entwickelt und am 12 Januar 1944 von der AVA zum Patent angemeldet Im Fruhjahr 1945 verlegte die Zuse Ingenieurburo und Apparatebau den damals einzigen turingmachtigen Computer Europas die Zuse Z4 in die Aerodynamische Versuchsanstalt Der Rechner wurde dort fertiggestellt und die ersten programmgesteuerten Rechnungen konnten durchgefuhrt werden bevor er ins Allgau transportiert wurde 11 Werke BearbeitenDie Institutsleiter und angestellten veroffentlichten als Herausgeber eine Reihe von Buchern uber die Arbeit der Versuchsanstalt zu aerodynamischen Grossen Arbeitsweisen und Versuchsergebnissen L Prandtl Hrsg Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen I Lieferung R Oldenbourg Munchen Berlin 1921 L Prandtl Hrsg Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen II Lieferung R Oldenbourg Munchen Berlin 1923 L Prandtl A Betz Hrsg Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen III Lieferung R Oldenbourg Munchen Berlin 1927 L Prandtl A Betz Hrsg Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen IV Lieferung R Oldenbourg Munchen Berlin 1932 Literatur BearbeitenEckart Henning Marion Kazemi Handbuch zur Institutsgeschichte der Kaiser Wilhelm Max Planck Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften 1911 2011 Daten und Quellen Berlin 2016 2 Teilbande Teilband 1 Institute und Forschungsstellen A L PDF 74 MB S 27 45 Aerodynamische Versuchsanstalt Gottingen e V in der Kaiser Wilhelm Max Planck Gesellschaft CPTS Sven Grunewald Wiege der Luftfahrtforschung In Regionalverband Sudniedersachsen e V Hrsg RegJo Nr 54 Polygo Verlag 2010 ISSN 1615 5696 S 18 31 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aerodynamische Versuchsanstalt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Historie des DLR Gesellschaft von Freunden des DLR e V 100 Jahre DLR Homepage des DLR Archiv zur Geschichte der Max Planck Gesellschaft NS Zwangsarbeit Aerodynamische Versuchsanstalt Gottingen auf zwangsarbeit in goettingen deEinzelnachweise Bearbeiten a b Prandtl Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen 1921 S 1 7 Prandtl Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen 1921 S 12 Sven Grunewald Wiege der Luftfahrtforschung In Regionalverband Sudniedersachsen e V Hrsg RegJo Nr 54 Polygo Verlag 2010 ISSN 1615 5696 S 28 Ludwig Prandtl Hrsg Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Gottingen I Lieferung 4 Auflage R Oldenbourg Munchen Berlin 1935 S 73 Wolf Heinrich Hucho Aerodynamik der stumpfen Korper Physikalische Grundlagen und Anwendungen in der Praxis Vieweg Teubner Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 8348 1462 3 S 307 Rudolf Brockhaus Wolfgang Alles Robert Luckner Flugregelung 3 Auflage Springer 2011 ISBN 3 642 01442 9 Der Zweite Weltkrieg und die Forschung Nicht mehr online verfugbar Max Planck Gesellschaft 2020 archiviert vom Original am 30 September 2020 abgerufen am 29 Juni 2021 Werner Heinzerling Flugelpfeilung und Flachenregel zwei grundlegende deutsche Patente der Flugzeugaerodynamik PDF 10 MB Nicht mehr online verfugbar In Neuntes Kolloquium Luftverkehr an der TU Darmstadt Arbeitskreis Luftverkehr der TU Darmstadt Darmstadt 2002 archiviert vom Original am 2 April 2015 abgerufen am 17 Juli 2021 Neuer VW Sharan setzt mit 5 5 l 100 km Weltbestwert der Klasse Nicht mehr online verfugbar Kfz Auskunft e K 1 Juli 2010 archiviert vom Original am 24 Juni 2021 abgerufen am 24 Juni 2021 Jens Wucherpfennig Sigfried Loose Jessika Wichner Forscher losen Ratsel des Flugels auf Radern PDF Nicht mehr online verfugbar Deutsches Zentrum fur Luft und Raumfahrt 1 August 2014 archiviert vom Original am 29 Juni 2021 abgerufen am 24 Juni 2021 Konrad Zuse Der Computer Mein Lebenswerk 5 unverand Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 12095 4 100 Jahre Zuse Normdaten Korperschaft GND 2003486 6 lobid OGND AKS LCCN n82015409 VIAF 151287453 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aerodynamische Versuchsanstalt amp oldid 234926962