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Die Zuse Z4 ist ein zwischen 1942 und 1945 von dem Zuse Ingenieurburo und Apparatebau entwickelter Digitalrechner der aus 2200 Relais gebaut ist Er verfugt uber einen elektromechanischen Speicher der 64 Zahlen je 22 Bit aufnehmen kann Die Z4 im Deutschen Museum Munchen Elektromagnetisches Relais der Z4 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Erster kommerzieller Computer 3 Nutzung am ISL 4 Verbleib ab 1960 5 Vergleich mit anderen fruhen Computern 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDie Z4 wurde von 1942 bis 1945 unter der Leitung von Konrad Zuse als Weiterentwicklung der Zuse Z3 in Berlin gebaut Um ihr von der Programmierseite her mehr Flexibilitat zu geben war sie fur die Anbindung mehrerer Abtaster Lochstreifenleser und Locher Lochstreifenstanzer vorgesehen Deshalb waren neben Tasten und Lampen die Lochstreifen das Ein und Ausgabemedium dieses Rechners Kurz vor Fertigstellung im Fruhjahr 1945 wurde die Z4 von Berlin nach Gottingen in die Aerodynamische Versuchsanstalt des KWI fur Stromungsforschung verlegt Dort wurde sie betriebsbereit fertig entwickelt sodass erste programmgesteuerte Rechnungen durchgefuhrt werden konnten Anfang April 1945 brachte Zuse die Z4 nach Suddeutschland wo sie die Kriegswirren zunachst in einem Schuppen in Hinterstein im Allgau spater in einem Mehllager in Hopferau uberstand 1 1948 konnte dort erstmalig eine Anwendung der instandgesetzten Z4 demonstriert werden indem die Milchgeldrechnungen der Sennerei Lehern berechnet wurden 2 Konrad Zuse grundete 1949 in Neukirchen die Firma Zuse KG Erster kommerzieller Computer BearbeitenIm Sommer 1949 wurde der Leiter des Institut fur Angewandte Mathematik an der ETH Zurich Professor Eduard Stiefel auf die Z4 aufmerksam um diese in der Forschung einzusetzen Er fuhr deshalb nach Hopferau und traf sich mit Zuse um mit ihm einen Mietvertrag uber die Nutzung des Rechners zu schliessen Ein Jahr spater wurde die Z4 nach Zurich transportiert wo sie in den folgenden Jahren an der ETH Zurich intensiv eingesetzt wurde 3 4 Damit war die Z4 zu diesem Zeitpunkt der erste kommerzielle Computer weltweit da das Konkurrenzprodukt der amerikanische Rechner UNIVAC erst einige Monate spater fertiggestellt wurde In ihren fruhen Ausbaustufen hatte die Z4 zunachst keine bedingte Sprunganweisung und war dadurch kein Turing machtiger universeller Computer Nach Ankunft der Z4 in Zurich 1950 wurde diese Funktion jedoch auf Anraten der Numeriker der ETH Zurich eingebaut 5 Die Z4 diente der ETH Zurich zwischen 1950 und 1955 als zentraler Rechner Sie brachte Professor Stiefel dabei auch wichtige Erkenntnisse fur den sich unter seiner Leitung im Bau befindlichen Rechners ERMETH der 1956 fertiggestellt wurde Die Z4 hatte nur einen beschrankten Speicher fur Zwischenwerte was auch einen Einfluss auf Details der spater am Institut entwickelten Algorithmen nahm 2020 wurde eine Bedienungsanweisung Z4 aus dem Besitz des Flugzeugingenieurs Rene Boesch gefunden das davor als verschollen galt 6 Boesch war in den 1950er Jahren am Institut fur Flugzeugbau der ETH Zurich bei Manfred Rauscher tatig Die Bedienungsanleitung stammt von 1952 und wurde am Institut fur Angewandte Mathematik der ETH Zurich verfasst wobei sie wahrscheinlich auf einem Text von Konrad Zuse beruht der fur den Eigengebrauch redigiert wurde 7 In der Anleitung wird auch der bedingte Sprungbefehl beschrieben Die Z4 wurde am Institut fur Angewandte Mathematik der ETH Zurich unter Stiefel unter anderem fur geheime Berechnungen des Flugelflatterns beim Kampfflugzeug P 16 Mk III eingesetzt An diesen Flugzeugberechnungen waren die Institutsassistenten Urs Hochstrasser Hans Rudolf Schwarz Heinz Waldburger sowie Heinz Rutishauser und Ambros Speiser beteiligt Insgesamt wurden an der Z4 von 1950 bis 1955 rund 100 Auftrage ausgefuhrt darunter Raketenflugbahnberechnungen fur die Maschinenfabrik Oerlikon Buhrle Flugzeugberechnungen fur die Eidgenossischen Flugzeugwerke in Emmen und fur die Flug und Fahrzeugwerke Altenrhein 8 Nutzung am ISL BearbeitenNachdem der Mietvertrag der Z4 zwischen der ETH Zurich und Zuse 1955 abgelaufen war verkaufte Zuse den Rechner im selben Jahr an das franzosische Rustungsforschungsinstitut ISL Der Kontakt zwischen dem Institut und Zuse war durch den deutschen Forscher Theodor Fromme zustande gekommen der zu diesem Zeitpunkt in dem Institut tatig war Fromme hatte die Entwicklung und den Nutzen der Z4 bereits ab 1950 interessiert verfolgt und war von der Leistung begeistert Er empfahl daher dem Leiter des Instituts Hubert Schardin den Rechner zu erwerben 9 1957 erhielt die Z4 einen relaisgesteuerten Ferritkernspeicher der eine logische Information pro Ferritkern speichern konnte Das ISL nutzte den Rechner bis 1959 uberwiegend in der Forschung fur ballistische Zwecke bis er 1960 von der Zuse AG zuruckerworben wurde Verbleib ab 1960 Bearbeiten1960 wurde die Z4 dem Deutschen Museum in Munchen uberlassen und gehort seit 1988 zu der Ausstellung uber Informatik Gemass einer anderen Quelle 10 sei die Z4 ab 1960 zunachst nach Finnland gebracht worden um anschliessend mit zerschnittenen Kabelstrangen in einem Keller des Siemens Museums in Munchen aufgefunden worden zu sein Erst 1980 sei sie von Bad Hersfeld in das Deutsche Museum in Munchen gelangt Vergleich mit anderen fruhen Computern BearbeitenComputermodell Land Inbetriebnahme Gleitkomma arithmetik Binar Elektronisch Programmierbar TuringmachtigZuse Z3 Deutschland Mai 1941 Ja Ja Nein Ja mittels Lochstreifen uber Umwege nie genutztAtanasoff Berry Computer USA Sommer 1941 Nein Ja Ja Nein NeinColossus UK 1943 Nein Ja Ja Teilweise durch Neu ver kabelung NeinMark I USA 1944 Nein Nein Nein Ja mittels Lochstreifen JaZuse Z4 Deutschland Marz 1945 Ja Ja Ja Ja mittels Lochstreifen keine bedingte Sprunganweisungum 1950 Ja Ja Ja Ja mittels Lochstreifen JaENIAC USA 1946 Nein Nein Ja Teilweise durch Neu ver kabelung Ja1948 Nein Nein Ja Ja mittels Wider stands matrix JaLiteratur BearbeitenRaul Rojas Hrsg Die Rechenmaschinen von Konrad Zuse Berlin Gottingen Heidelberg 1998 Kolloquium 50 Jahre programmgesteuerte Rechenmaschine In Deutsches Museum Wissenschaftliches Jahrbuch 1992 93 Munchen 1993 Raul Rojas Konrad Zuse s Legacy The Architecture of the Z1 and Z3 In IEEE Annals of the History of Computing 19 2 1997 5 16 Jurgen Alex Hermann Flessner Wilhelm Mons Horst Zuse Konrad Zuse Der Vater des Computers Parzeller Fulda 2000 ISBN 3 7900 0317 4 Jurgen Alex Wege und Irrwege des Konrad Zuse In Spektrum der Wissenschaft 1 1997 ISSN 0170 2971 Jurgen Alex Zum Einfluss elementarer Satze der mathematischen Logik bei Alfred Tarski auf die drei Computerkonzepte des Konrad Zuse TU Chemnitz 2006 Jurgen Alex Zur Entstehung des Computers von Alfred Tarski zu Konrad Zuse VDI Verlag Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 18 150051 4 ISSN 0082 2361 Konrad Zuse Der Computer Mein Lebenswerk 3 Auflage Springer Berlin 1993 ISBN 3 540 56292 3 Einzelnachweise Bearbeiten Konrad Zuse Der Computer Mein Lebenswerk 3 Auflage Springer Berlin 1993 ISBN 3 540 56292 3 Konrad Zuse im Schloss zu Hopferau Abgerufen am 2 Marz 2023 Herbert Bruderer Konrad Zuse und die ETH Zurich Zum 100 Geburtstag des Informatikpioniers Konrad Zuse Festschrift der ETH Zurich 2 verbesserte und stark erweiterte Auflage Februar 2011 40 Seiten Roland Baumann Wie die Welt in den Computer kam In ETH Zurich 16 August 2018 abgerufen am 7 August 2020 mit Hinweisen auf praktische Erfahrungen zum Betrieb Raul Rojas Konrad Zuse und der bedingte Sprung Informatik Spektrum Vol 37 Issue 1 S 50 53 pdf FU Berlin Discovery User Manual of the Oldest Surviving Computer in the World In Communications of the ACM Blog Abgerufen am 30 September 2020 Gebrauchsanweisung Z4 Bedienungsanweisung fur Zuse Z4 verfasst am Institut fur angewandte Mathematik der ETH Zurich Sommersemester 1952 In ETHeritage Blog Abgerufen am 6 August 2020 Herbert Bruderer Konrad Zuse und die Schweiz De Gruyter 2012 Die Z3 und Z4 von Konrad Zuse In Deutsches Museum Abgerufen am 6 August 2020 100 Jahre Konrad Zuse Wolfgang Back Rechner von Konrad Zuse und der Zuse KG Zuse Z1 1937 Zuse Z2 1939 Zuse Z3 1941 Zuse Z4 1942 Zuse Z5 1953 Zuse Z11 1955 Zuse Z22 1955 Zuse Z23 1961 Zuse Z25 1962 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuse Z4 amp oldid 231419338