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Die Z3 war der erste funktionsfahige Digitalrechner weltweit und wurde ab 1938 von Konrad Zuse in Zusammenarbeit mit Helmut Schreyer in Berlin konstruiert und am 12 Mai 1941 vorgestellt Die Z3 wurde in elektromagnetischer Relaistechnik mit 600 Relais fur das Rechenwerk und 1400 Relais fur das Speicherwerk ausgefuhrt 1 Die Z3 verwendete wie auch bereits die Z1 die von Konrad Zuse in die Rechnertechnik eingefuhrte binare Gleitkommaarithmetik Im Gegensatz zum Entwurf und der Benutzung des ENIAC genugte der Entwurf der Z3 nicht der spateren Definition eines turingmachtigen Computers und sie wurde auch nie so genutzt Erst 1998 fand man heraus dass sie rein theoretisch gesehen durch trickreiche Nutzung aufwendiger Umwege dennoch diese Eigenschaft hatte Die Z3 gilt als erster funktionsfahiger Universalrechner der Welt 2 Sie ist auch der erste Rechner der umgekehrte polnische Notation UPN nutzte allerdings noch nicht so benannt Die Maschine wurde am 21 Dezember 1943 bei einem Bombenangriff zerstort Nachbau der Zuse Z3 im Deutschen Museum in Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 2 1 Merkmale 2 2 Aufbau 2 3 Funktionsweise 2 4 Rechenwerk 3 Betrieb 4 Vergleich mit ENIAC 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel fur die Zuse Z3 in der Methfesselstrasse 7 in Berlin KreuzbergDer Entwicklung der Z3 ging die Entwicklung der noch vollstandig mechanischen Z1 und des Ubergangsmodells Z2 voraus Die Deutsche Versuchsanstalt fur Luftfahrt hatte sich die Z2 angeschaut und gab Zuse 25 000 RM entspricht heute etwa 120 000 EUR 3 damit er die Z3 bauen konnte 4 Am 12 Mai 1941 wurde die Z3 schliesslich einer Gruppe von Wissenschaftlern darunter Alfred Teichmann und Curt Schmieden vorgestellt Als Zuse 1941 kurzzeitig in den Krieg eingezogen wurde schrieb er einem Freund Andere lassen die Familie zuruck ich die Z3 Konrad Zuse Beruhmte Alumni der Technischen Universitat Berlin 4 Die originale Z3 Rechenmaschine wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe auf Berlin am 21 Dezember 1943 zerstort Fur Zuse war das ein tragischer Moment da er keinen Beweis mehr hatte dass es wirklich eine funktionsfahige Z3 gegeben hatte 4 Ein funktionsfahiger Nachbau der 1961 von der Zuse KG zu Ausstellungszwecken angefertigt wurde befindet sich im Deutschen Museum in Munchen Am ehemaligen Standort an der Ruine des Hauses in der Methfesselstrasse im Berliner Stadtteil Kreuzberg erinnert eine Gedenktafel an Zuses Wirkungsstatte Seit Konrad Zuses 100 Geburtstag am 22 Juni 2010 ist zudem ein Nachbau der Z3 im Konrad Zuse Museum in Hunfeld ausgestellt Technik BearbeitenMerkmale Bearbeiten Neben der Tatsache dass die Z3 der erste voll funktionsfahige programmierbare Digitalrechner war enthielt sie auch bereits sehr viele Merkmale die auch in modernen Rechnern zu finden sind Verwendung des binaren Zahlensystems Gleitkommazahlenberechnung Ein und Ausgabegerate Moglichkeit der Benutzerinteraktion wahrend des Rechenvorgangs Mikroprogramme Pipelining von Instruktionsfolgen Numerische Sonderwerte Parallele Ausfuhrung von Operationen so weit wie moglichDie Z1 verfugte zwar bereits ebenfalls uber fast alle der oben angefuhrten Merkmale der Z3 ausserdem waren das grundlegende Design und speziell das Rechenwerk von beiden Rechnern sehr ahnlich allerdings erregte die Z1 deutlich weniger Aufsehen weil ihr Rechenwerk aufgrund des mechanischen Aufbaus nicht sehr zuverlassig arbeitete Aufbau Bearbeiten nbsp Relais der Computer vom Typ Z3 Z5 Z11Die Z3 bestand aus einer Relais Gleitkommaarithmetikeinheit 600 Relais fur Addition Subtraktion Multiplikation Division Quadratwurzel Dezimal Dual und Dual Dezimal Umwandlung Das Rechenwerk hat zwei Register R1 und R2 einem Relais Speicher 1400 Relais mit einer Speicherkapazitat von 64 Worten je 22 Bit 1 Vorzeichenbit 7 Bit Exponent 14 Bit Mantisse einem Lochstreifenleser fur Filmstreifen um Programme einzulesen nicht aber Daten 30 000 Kabeln 4 einer Tastatur mit Lampenfeld fur Ein und Ausgabe von Zahlen und manuelle Steuerung von Berechnungen Der Rechner sah aus wie eine Schrankwand und fullte einen ganzen Raum Er wog ca eine Tonne 4 Funktionsweise Bearbeiten Die Z3 ist eine getaktete Maschine Die Taktung wird von einem Elektromotor ubernommen der eine Taktwalze antreibt Diese ist eine Trommel die sich ca 5 3 Mal pro Sekunde dreht und wahrend einer Drehung die Steuerung der einzelnen Relaisgruppen ubernimmt Die Drehgeschwindigkeit der Trommel entspricht dabei dem Verarbeitungstakt moderner Hauptprozessoren womit bei diesem Rechner eine Geschwindigkeit von 5 3 Hz gegeben ist Der Arbeitsspeicher der Z3 umfasst 176 Byte 64 Worte mit 22 Bit 5 Die Maschinensprache der Z3 umfasste neun Befehle 6 Befehl Beschreibung Dauer Zyklen Pr z Speicherzelle z in Register R1 R2 laden 1Ps z R1 in Speicherzelle z schreiben 0 1La Addition R1 R1 R2 3Ls Subtraktion R1 R1 R2 4 5Lm Multiplikation R1 R1 R2 16Li Division R1 R1 R2 18Lw Quadratwurzel R1 R1 20Lu Dezimalzahl einlesen in R1 R2 9 41Ld R1 als Binarzahl ausgeben 9 41Die Eingabe numerischer Daten muss uber die Tastatur erfolgen Der Lochstreifen kann nur Befehle enthalten diese sind darauf mit 8 Bit kodiert aber keine Zahlen Daher mussen numerische Daten uber die Tastatur eingegeben werden weiters ist uber die Tastatur auch die direkte Ausfuhrung aller Operationen bis auf Speicherzugriffe Pr z und Ps z moglich Die genaue Kodierung auf Lochstreifen findet sich im Artikel Opcode Die Z3 kennt keine Sprungbefehle ist jedoch mit Hilfe geschickter Ausnutzung der endlichen Rechengenauigkeit turingmachtig wie Raul Rojas 1998 zeigte 7 Allerdings ist dieses Resultat nur von theoretischer Bedeutung da Programme mit Sprunganweisungen umstandlich transformiert werden mussen und die Programmlaufzeit steigt Rechenwerk Bearbeiten Jede Rechenoperation der Z3 basiert auf der Addition zweier naturlicher Zahlen Diese Basisoperation der Addition wird durch XOR XOR x y CARRY x y berechnet wobei CARRY x y die Ubertragsfunktion ist zum Beispiel CARRY 0011011 1010110 0111100 Eine Addition zweier Gleitkommazahlen ist realisiert durch Berechnung der Differenz der Exponenten anschliessend entsprechendem Angleichen der Mantisse einer Zahl und schliesslich Addition der Mantissen Eine Subtraktion entspricht einer Addition bei der das Zweierkomplement der zweiten Mantisse verwendet wird und der Ubertrag entfallt Eine Multiplikation entspricht einer Addition der Exponenten und anschliessender Multiplikation der Mantissen Die Multiplikation der Mantissen wird dabei durch eine iterative Addition realisiert 1011 0101 1011 10110 010 1011 101100 01 110111 1011000 0 110111 Eine Division entspricht einer Multiplikation jedoch werden die Exponenten subtrahiert und eine iterative Subtraktion fur die Division der Mantissen verwendet Der Algorithmus zum Ziehen einer Wurzel ist durch eine iterative Division realisiert siehe Patentschrift Allgemein besteht das Rechenwerk aus zwei Teilen einem Werk fur die Rechnung mit Exponenten und ein Werk fur die Rechnung mit Mantissen Fur Befehle bei denen iterative Methoden zum Einsatz kommen Lm Li Lw Lu Ld wird ein Sequenzer benutzt um einzelne Teile des Rechenwerks anzusteuern Dies entspricht grob modernen Mikroprogrammen Betrieb BearbeitenFur die Z3 wurden einige Prufprogramme und ein Programm fur die Berechnung einer komplexen Matrix geschrieben das entsprechend einer Losung von Hans Georg Kussner 8 zur Berechnung von kritischen Flatterfrequenzen bei Tragfugeln verwendet wurde Der Einsatz des Rechners wurde aber damals nicht als dringlich eingestuft so dass es nie zu einem Routinebetrieb kam 9 Vergleich mit ENIAC Bearbeiten nbsp Der ENIAC im Vordergrund Betty Snyder im Hintergrund Glen Beck In den USA und weiten Teilen der Welt wird anstelle der Z3 der 1944 gebaute ENIAC als der erste Computer angesehen Dies wird damit begrundet dass die beiden Rechner unterschiedliche Eigenschaften haben und bei beiden Maschinen jeweils unterschiedliche Kriterien herangezogen werden um sie als Computer zu definieren Die Z3 war der erste Digitalrechner und gleichzeitig der erste binare programmierbare und turingmachtige Allerdings war sie im Gegensatz zum ENIAC bei dem Rohren anstatt Relais eingesetzt wurden nicht elektronisch ein von Helmut Schreyer gestellter Forderantrag fur die Konstruktion eines elektronischen Nachfolgemodells der Z3 wurde von der Reichsregierung abgelehnt da diese das Projekt als nicht kriegswichtig einstufte 10 ausserdem ist die Turingmachtigkeit der Z3 nur dank eines vom Konstrukteur nicht vorhergesehenen Tricks moglich Der ENIAC war der funfte Digitalrechner der Geschichte und der erste der die Kriterien elektronisch programmierbar und turingmachtig gleichzeitig erfullte Er arbeitete mit dem Dezimalsystem das heisst er war kein Binarcomputer wie die Z3 und wie alle modernen Computer In Deutschland wird hingegen eher die Z3 als erster Digitalrechner betrachtet erstens aufgrund ihres hoheren Alters und zweitens wegen ihrer binaren Arbeitsweise mit der auch heute noch alle Computer arbeiten zusatzlich wird dem Aspekt der Hardware aus der die Rechner jeweils bestehen eine geringere Bedeutung beigemessen Die historische Praferenz fur den ENIAC kann auch darin begrundet liegen dass diesem nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA eine ungleich grossere Aufmerksamkeit zuteilwerden konnte als der Z3 weil dieser 1943 bei einem Bombenangriff auf Berlin zerstort wurde Computermodell Land Inbetriebnahme Gleitkomma arithmetik Binar Elektronisch Programmierbar TuringmachtigZuse Z3 Deutschland Mai 1941 Ja Ja Nein Ja mittels Lochstreifen uber Umwege nie genutztAtanasoff Berry Computer USA Sommer 1941 Nein Ja Ja Nein NeinColossus UK 1943 Nein Ja Ja Teilweise durch Neu ver kabelung NeinMark I USA 1944 Nein Nein Nein Ja mittels Lochstreifen JaZuse Z4 Deutschland Marz 1945 Ja Ja Ja Ja mittels Lochstreifen keine bedingte Sprunganweisungum 1950 Ja Ja Ja Ja mittels Lochstreifen JaENIAC USA 1946 Nein Nein Ja Teilweise durch Neu ver kabelung Ja1948 Nein Nein Ja Ja mittels Wider stands matrix Ja nbsp Z3 Nachbau mit modernen Relais Horst Zuse 2010 Konrad Zuse Museum Hunfeld Literatur BearbeitenJurgen Alex Hermann Flessner Wilhelm Mons Horst Zuse Konrad Zuse Der Vater des Computers Parzeller Fulda 2000 ISBN 3 7900 0317 4 Jurgen Alex Wege und Irrwege des Konrad Zuse In Spektrum der Wissenschaft 1 1997 ISSN 0170 2971 dt Ausgabe von Scientific American Jurgen Alex Zum Einfluss elementarer Satze der mathematischen Logik bei Alfred Tarski auf die drei Computerkonzepte des Konrad Zuse Dissertation TU Chemnitz 2006 online PDF 22 1 MB Jurgen Alex Zur Entstehung des Computers von Alfred Tarski zu Konrad Zuse Zum Einfluss elementarer Satze der mathematischen Logik bei Alfred Tarski auf die Entstehung der drei Computerkonzepte des Konrad Zuse VDI Verlag Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 18 150051 4 ISSN 0082 2361 online PDF 22 3 MB Raul Rojas Hrsg Die Rechenmaschinen von Konrad Zuse Springer Berlin 1998 ISBN 3 540 63461 4 Karl Heinz Czauderna Konrad Zuse der Weg zu seinem Computer Z3 Oldenbourg Munchen Wien 1979 Ausgabe 120 von Berichte der Gesellschaft fur Mathematik und Datenverarbeitung Bonn ISBN 3 486 23141 3 Hasso Spode Der Computer eine Erfindung aus Kreuzberg in Geschichtslandschaft Berlin Band 5 Nicolai Berlin 1994 ISBN 3 87584 474 2 Raul Rojas Konrad Zuse s Legacy The Architecture of the Z1 and Z3 In IEEE Annals of the History of Computing Band 19 Nr 2 1997 ISSN 1058 6180 S 5 16 ed thelen org PDF 312 kB Konrad Zuse Der Computer Mein Lebenswerk 5 unverand Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 12095 4 100 Jahre Zuse Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zuse Z3 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Konrad Zuse Internet Archive enthalt fast alle von Zuse veroffentlichten Papiere und Patentschriften sowie Java Applets und Fotografien Interaktive Simulation des Z3 Addierers Zuse Informationsseite von Horst Zuse Einfuhrungen und detaillierte Besprechungen der Z Serie Der Rechner Z3 Konrad Zuse Museum Deutsches Museum Die letzte Rechnung der Zuse Z3 auf YouTube 21 Januar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Zuse 2010 S 55 Vor 70 Jahren Amerika lernt den ersten elektronischen Universalrechner ENIAC kennen Heise online am 14 Februar 2016 Diese Zahl wurde mit der Vorlage Inflation ermittelt ist auf volle 10 000 EUR gerundet und vergleicht 1941 mit Januar 2023 a b c d e Kristina R Zerges Stefanie Terp Konrad Zuse Der Vater des Computers Hrsg Presse und Informationsreferat der Technischen Universitat Berlin Beruhmte Alumni der Technischen Universitat Berlin omnisatz GmbH Berlin Horst Zuse Z3 In zuse de 21 Januar 2013 abgerufen am 28 September 2021 Raul Rojas Konrad Zuse s Legacy The Architecture of the Z1 and Z3 In IEEE Annals of the History of Computing Vol 19 No 2 1997 S 5 16 englisch ed thelen org PDF abgerufen am 11 Oktober 2018 Raul Rojas How to make Zuse s Z3 a universal computer In Annals of the History of Computing Band 20 Nr 3 IEEE 1998 ISSN 1058 6180 doi 10 1109 85 707574 PDF Scan PDF HTML Memento vom 3 August 2014 im Internet Archive Hans Dieter Hellige Hrsg Geschichten der Informatik Visionen Paradigmen Leitmotive Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 00217 0 Zuse 2010 S 57 Hans Willy Hohn Kognitive Strukturen und Steuerungsprobleme der Forschung Kernphysik und Informatik im Vergleich Schriften des Max Planck Instituts fur Gesellschaftsforschung Koln Band 36 Frankfurt am Main New York 1998 ISBN 3 593 36102 7 S 148 Online PDF 1 3 MB Rechner von Konrad Zuse und der Zuse KG Zuse Z1 1937 Zuse Z2 1939 Zuse Z3 1941 Zuse Z4 1942 Zuse Z5 1953 Zuse Z11 1955 Zuse Z22 1955 Zuse Z23 1961 Zuse Z25 1962 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuse Z3 amp oldid 236944683