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Die ERMETH Elektronische Rechenmaschine der ETH war einer der ersten Computer in Europa und wurde durch Eduard Stiefel und sein Institut fur angewandte Mathematik an der ETH Zurich in den Jahren 1948 bis 1956 entwickelt und gebaut Sie stand anschliessend bis 1963 im Einsatz Die ERMETH im Museum fur Kommunikation Bern Die ERMETHERMETH Mannschaft wahrend der Bauzeit Rechts oben stehend von links nach rechts Prof Stiefel Prof Heinz Rutishauser Fraulein Hurlimann Herr Schappi Dr Speiser Prof P Lauchli Herr Stock Herr Schai und Herr Appenzeller sitzend von links nach rechts Herr Silberling Herr Walter Herr Engel und Herr Messerli Im Hintergrund rechts der Prototyp eines elektronischen Speichers gebaut fur den Relaiscomputer Z4 Das Bild stammt vermutlich aus dem Jahr 1953 Inhaltsverzeichnis 1 Vorbilder 2 Technisches Konzept 3 Einsatz 4 ERMETH heute 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorbilder BearbeitenEduard Stiefel und seine beiden Oberassistenten Heinz Rutishauser und Ambros Speiser orientierten sich bei der Entwicklung der ERMETH an Vorbildern in den USA und in Grossbritannien Rutishauser und Speiser unternahmen 1949 Studienreisen zu Howard Aiken Harvard University John von Neumann Princeton University sowie an die Universitat Cambridge welche den EDSAC betrieb Stiefel mietete 1950 fur die ETH fur funf Jahre den damals einzigen in Kontinentaleuropa existierenden Digitalrechner die 1945 von Konrad Zuse fertiggestellte Zuse Z4 um schon wahrend der Bauzeit der ERMETH Erfahrungen mit einem Rechenautomaten sammeln zu konnen Technisches Konzept BearbeitenDie ERMETH hatte im Gegensatz zur Z4 eine klassische Von Neumann Architektur war also ein Rechenautomat in welchem Programm und verarbeitete Daten im gleichen Arbeitsspeicher untergebracht sind damit wurden sowohl Zahlen als auch Programmteile automatisch bearbeitbar Die ERMETH war auf numerische Berechnungen ausgelegt und arbeitete echt dezimal nicht dual oder hexadezimal und verfugte uber Befehle fur alle vier Grundrechnungsarten mit Gleitkomma und mit Festkommazahlen nicht aber fur die Verarbeitung von Buchstaben Bei der Betriebsaufnahme 1956 bestand sie aus Geraten Hardware und gespeicherten Anwenderprogrammen Software hatte aber kein Betriebssystem so dass jeder Benutzer sein bereits auf Lochkarten in Maschinensprache vorbereitetes Programm erst einlesen und dann durch Setzen des Programmzahlers auf den ersten Befehl starten musste Programmgesteuert wurden dann von Lochkarten Nutzerdaten eingelesen und uber die Tastatur Parameterwerte vom Benutzer angefordert Schon 1952 hatte Heinz Rutishauser in seiner Habilitationsschrift zur automatischen Rechenplanfertigung das Konzept des Compilers zur Verwendung maschinenunabhangiger Computersprachen vorgestellt Dank der Entwicklung der hoheren Programmiersprache Algol Algol 58 und Algol 60 wurde spater eine maschinenunabhangige Programmierung moglich fur die Eingabe von Buchstaben musste die ERMETH 1958 mit einem Lochstreifenleser erganzt werden Die ERMETH besass ein Rechenwerk mit 1 500 Elektronenrohren Als Arbeitsspeicher diente eine 1 5 Tonnen schwere Magnettrommel mit Platz fur 10 000 Worter zu 16 Dezimalstellen 14 Ziffern Vorzeichen Prufziffer die sich mit 100 Umdrehungen pro Sekunde drehte Damit war auch die Arbeitsgeschwindigkeit der ERMETH pro Befehlsschritt festgelegt weil die mittlere Zugriffszeit auf die auf der Trommel gespeicherten Befehle und Zahlen 5 Millisekunden betrug die viel hohere Arbeitsgeschwindigkeit der Elektronenrohren anderte daran nichts Die Verwendung der 10 000 Worter des Arbeitsspeichers war sehr flexibel Pro Wort mit 16 Dezimalstellen konnten wahlweise eine Gleitkommazahl 11 gultige Stellen 3 stelliger Exponent Vorzeichen und Prufziffer eine Festkommazahl 14 Stellen Vorzeichen Prufziffer oder zwei Befehle 2 Stellen fur Befehlstyp 1 Stelle fur Indexregister 4 Stellen fur Speicheradresse gespeichert werden Ein Beispiel Der von Hans Rudolf Schwarz entwickelte Compiler fur Algol 60 Programme belegte 4 000 Speicherzellen mit Doppelbefehlen so dass 6 000 Zellen fur ein Anwenderprogramm und dessen Nutzdaten verfugbar blieben Genugte das nicht konnten auch alle 10 000 Zellen so genutzt werden aber erst nach Uberschreiben des Compilers In diesem Fall musste aber der Compiler vor dem nachsten Algol Programm ab Lochkarten wieder geladen werden was allein fast eine Stunde dauerte Fur die numerische Dateneingabe dienten vor allem Lochkarten vom Typ Remington Rand mit 90 Spalten spater fur die Algol Programmeingabe auch 5 Kanal Lochstreifen Die Datenausgabe erfolgte entweder auf Lochkarten oder auf einer IBM Schreibmaschine die aber ebenfalls nur Ziffern ausgab Uber Lochkarten war somit auch eine Zwischenspeicherung grosserer Datenmengen im Sinne eines Sekundarspeichers moglich Die elektrische Leistungsaufnahme der ERMETH betrug 30 kW Sie reagierte empfindlich auf Schwankungen in der Netzspannung etwa wenn am Morgen die Strassenbahn ihren Betrieb aufnahm Die ERMETH wurde mit verschiedenen technischen finanziellen und personellen Ruckschlagen ab 1955 im Hauptgebaude der ETH als Einzelanfertigung aufgebaut und schrittweise ab 1956 in Betrieb genommen sie versah ihre Aufgabe ab 1958 bis Oktober 1963 fast pausenlos Tag und Nacht und wurde dann abgebaut und verpackt Ein geplanter Lizenzbau der ERMETH durch eine private Firma kam nicht zustande 1 Nach raumlichen Umbauten ubernahm ab April 1964 eine CDC 1604A der Control Data Corporation ihren Platz Die verfugbare Rechenleistung an der ETH stieg mit dem Ubergang von der elektromechanischen Z4 zur ERMETH um einen Faktor 100 mit dem Ubergang von der ERMETH mit ihrem zeitkritischen Magnettrommelspeicher zur vollelektronischen CDC 1604A aber um einen Faktor 400 Einsatz Bearbeiten nbsp Die Belegschaft des ETH Instituts fur angewandte Mathematik vor den Rohrenschranken der ERMETH Das Bild wurde 1963 aufgenommen dem letzten Einsatzjahr der ERMETH Stehend von links nach rechts Boutros Gantenbein Stofer Siklossey Stiefel Rossler Waldvogel Koutroufiotis Szigeti Schwarz Schai Zehnder Ganz und Amer Sitzend Meier Schar Rutishauser Lauchli und AmmannDie ERMETH wurde in Forschung und Entwicklung fur sehr verschiedenartige Aufgaben eingesetzt Die Mitarbeiter des Instituts fur angewandte Mathematik nutzten sie fur eigene wissenschaftliche Themen zur Entwicklung numerischer Algorithmen und von Arbeitshilfen im Sinne von ersten Betriebssystemkomponenten Sie waren aber auch als Berater und Helfer bei Rechenarbeiten anderer ERMETH Nutzer tatig Diese kamen aus der ETH und anderen Hochschulen sowie aus der Industrie und aus zivilen und militarischen Bundesstellen Auch im Lehrbetrieb kam die ERMETH zum Einsatz Fakultative Programmiervorlesungen gab es ab den 50er Jahren Ubungen an der Rechenanlage in Gruppen ebenfalls Hatten Studierende ein Programm geschrieben und auf Lochkarten ubertragen konnten sie ihr Lochkartenpaket abgeben und erhielten tags darauf je nach Programmqualitat das erwartete oder ein falsches Resultat oder gar einen Programmabbruch ausgedruckt ERMETH heute BearbeitenNach ihrem Abbau 1963 wurde die ERMETH als wichtiges Exponat fur das geplante Technorama in Winterthur vorerst eingelagert und dann 1982 2004 dort ausgestellt Seit Ende 2006 steht sie als Dauerleihgabe der ETH Zurich im Museum fur Kommunikation in Bern Weblinks Bearbeiten nbsp Commons ERMETH Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien ERMETH Elektronische Rechenmaschine der ETH ETH Zurich Kulturguterkatalog ERMETH Zehnder Carl August ERMETH und Lilith im MTW Katja Abrahams 150 Interessierte bestaunen die Rechenmaschine ERMETH 30 November 2006 Juri Jaquemet ERMETH Computer made in SwitzerlandLiteratur BearbeitenHeinz Rutishauser Automatische Rechenplanfertigung bei programmgesteuerten Rechenmaschinen Mitteilungen aus dem Institut fur angewandte Mathematik an der Eidgenossischen Technischen Hochschule in Zurich Birkhauser Basel 1952 Ambros P Speiser ERMETH Projekt einer elektronischen Rechenmaschine an der Eidgenossischen Technischen Hochschule in Zurich und bisherige Entwicklungsergebnisse Verlag NZZ Zurich 1954 Heinz Waldburger Gebrauchsanleitung fur die ERMETH elektronische Rechenmaschine der ETH Institut fur angewandte Mathematik der ETH Zurich 1960 Lucien F Trueb Ermeth der selbstgebaute Computer der ETH Zurich NZZ am Sonntag 22 23 Dezember 2007 S 17 NZZ Format Wann kommt das kunstliche Hirn Swiss Made Ermeth der Riesencomputer der ETH aus den 50er Jahren konnte weniger als der billigste Taschenrechner von heute Memento vom 17 Juni 2004 im Internet Archive Transkript Tobler Beatrice Z4 und ERMETH Maschinen im Dienste des wissenschaftlichen Rechnens Interview mit Ambros Speiser und Carl August Zehnder In Kommunikation Museum fur Hg Loading History Computergeschichte n aus der Schweiz Bern 2001 S 12 21 Herbert Bruderer Was gibt es fur Zeitzeugen des Relaisrechners Z4 von Konrad Zuse und des Rohrenrechners ERMETH Eidgenossische Technische Hochschule Zurich Departement Informatik Ausbildungs und Beratungszentrum fur Informatikunterricht 2011 doi 10 3929 ethz a 006517550Einzelnachweise Bearbeiten Bruderer Herbert Meilensteine der Rechentechnik Zur Geschichte der Mathematik und der Informatik De Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 037547 3 S 484 506 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title ERMETH amp oldid 223812814