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Die Ruine Batie Beauregard aus dem Franzosischen in etwa zu ubersetzen als der Bau mit dem schonen Blick ist die Ruine einer Hohenburg auf dem Gebiet der Schweizer politischen Gemeinde Collex Bossy Sie ist einer der wenigen Uberreste einer mittelalterlichen Burg im Kanton Genf Batie BeauregardDer ehemalige Burghugel mit dem GrabenDer ehemalige Burghugel mit dem GrabenAlternativname n Batie Champion Batie sur Versoix La BatieStaat SchweizOrt La Vieille BatieEntstehungszeit MittelalterlichBurgentyp Hohenburg FelslageGeographische Lage 46 17 N 6 7 O 46 29099 6 119591 473 Koordinaten 46 17 27 6 N 6 7 10 5 O CH1903 498356 127476Hohenlage 473 mRuine Batie Beauregard Kanton Genf Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Beschreibung 3 Geschichte 3 1 Mittelalter 3 2 Neuzeit 4 Galerie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseName BearbeitenDie Festung trug zeitweilig auch die Namen Batie Champion nach dem Adelsgeschlecht der de Champion in dessen Besitz sie sich bis zum Ende des 16 Jahrhunderts befand und Batie sur Versoix aufgrund der geographischen Lage In spateren Zeiten wurde der Standort ihrer Ruine einfach nur La Batie 1 oder La Bastie 2 und in jungerer Zeit La Vieille Batie der alte Bau genannt Beschreibung BearbeitenDie Anlage bestand aus zwei Teilen im flachenmassig grosseren Versorgungsbereich auf der westlichen Seite befanden sich eine Scheune Nebengebaude und ein Garten Das rechteckige Gelande war von einem Burggraben umgeben Die eigentliche Felsenburg stand ostlich davon auf einer strategisch gelegenen Bergkuppe die zum bewaldeten Osten und Suden hin das rechte Ufer der Versoix uberragte Sie war sowohl zur nordlich gelegenen Hochebene als auch zu dem gleichfalls befestigten Versorgungsbereich auf der westlichen Seite durch einen Graben abgesichert und uber eine Zugbrucke erreichbar An der sudlichen Flanke der Burg uber der steil abfallenden Boschung standen das Wohngebaude und der quadratisch angelegte Turm dessen Bergfried einen Durchmesser von etwa 8 Metern hatte Auch die gesamte der Versoix zugewandte Ostseite war mit Raumlichkeiten bebaut darunter die Kuche und mit einem Ziegelaufbau auf den Stein und Felssockeln verstarkt All diese Details wurden in einem Strafverfahren von 1541 schriftlich festgehalten nachdem Diebe versucht hatten durch ein Fenster in die Burg einzusteigen Unterhalb der Festung befand sich eine Brucke uber den Fluss Die Anlage diente der Verteidigung des Gebietes westlich der Versoix 3 Geschichte Bearbeiten nbsp Wappen von Collex Bossy an einer Brucke uber die Versoix in La BatieMittelalter Bearbeiten Der Genfer Archaologe Louis Blondel 1885 1967 der der erste Direktor des Genfer Kantonalen Amtes fur Archaologie war vermutete dass die militarisch schwer einnehmbare Stelle bereits vor dem Ende des 13 Jahrhunderts befestigt war Belege fur diese These gibt es allerdings keine da das Areal niemals systematisch ausgegraben und wissenschaftlich untersucht wurde nbsp Der Burghugel uber der VersoixDie erste urkundliche Erwahnung der geschilderten Konstruktion datiert aus dem Jahr 1299 Sie entstand anscheinend um das Jahr 1278 im Kontext des jahrzehntelangen Machtkampfes um die Hegemonie uber das Gebiet von und um Genf zwischen den Herren von Faucigny den Grafen von Genf dem Haus Savoyen und den Grundherren von Gex Letztere hielten die Oberherrschaft uber die Festung 3 und vergaben die Lehnsherrschaft nacheinander an die Adelsfamilien de Compey de Menthon de Champion und de Crose 4 die teilweise miteinander verwandt bzw verschwagert waren 3 Die Burg war uber drei Jahrhunderte lang das in Stein geschlagene Zeugnis des Feudalismus der das Leben der Bevolkerung in der Region bestimmte 5 1353 eroberte Amadeus VI der Graf von Savoyen das Pays de Gex Er und seine Nachkommen liessen es als Kastlanei verwalten 6 Uber die weiteren Entwicklungen rund um die Burg bis zum Ende des Spatmittelalters am Anfang des 16 Jahrhunderts ist indes wenig bekannt Neuzeit Bearbeiten nbsp Zeitgenossische Illustration von der Einnahme des Fort de la Cluse durch Lurbigny drei Monate nach seiner Einnahme von Batie BeauregardNachdem 1536 in Genf die Reformation eingefuhrt und die unabhangige Republik Genf ausgerufen wurde eskalierten die Konflikte in der Region Noch im gleichen Jahr besetzte Bern das Pays de Gex schlug Collex der Vogtei Gex zu und erhob die Lehnsherrschaft 1547 zur Baronie 4 Mit dem Lausanner Vertrag von 1564 erhielt Savoyen das Gebiet zuruck nbsp La Batie auf einer Karte des Pays de Gex aus den 1770er JahrenUnter den savoyischen Vasallen der de Crose 5 die durch Heiratverbindungen mit dem Hause Champion in den Besitz der Burg gelangt waren wurde die Festung zu einem Zentrum der Partisanen die sich den Genfer Expansionsbestrebungen im Krieg von 1589 widersetzten Am 1 Januar 1590 unternahmen Genfer Truppen daher einen ersten Versuch die Burg zu erobern wurden aber von einem Steinhagel zuruckgeschlagen Am 8 Januar fuhrte ein franzosischer Offizier namens Lurbigny der in Genfer Diensten stand eine Aufklarungsmission mit 50 berittenen Soldaten Daraufhin griff er in der Nacht vom 11 auf den 12 Januar mit einem Verband aus einem Kavallerie Platoon und vier Kompanien an Fusssoldaten mit vier 3 bzw sechs Kanonen die Festung an Laut Genfer Aufzeichnungen dauerte die Attacke von vier Uhr morgens bis zwei Uhr am Nachmittag 5 Nachdem die Artillerie welche die Genfer gerade erst bei der Einnahme von Versoix erbeutet hatten 2 eine Bresche in die Mauern geschossen hatte kapitulierte der Burgherr Claude de Crose mit seiner Familie und zwanzig Mitkampfern Sie durften die Festung allerdings mit ihren Waffen verlassen Die Angreifer machten erhebliche Beute transportierten alle brauchbaren Materialien ab und rissen die Befestigungen schliesslich ein Die Kosten des Feldzuges schlugen mit 150 Florentinern zu Buche was die strategische Bedeutung des Ortes unterstreicht 3 1601 trat Savoyen das Pays de Gex und damit Collex im Vertrag von Lyon an Frankreich ab das nun die Genfer dazu zwang sich aus dem Gebiet zuruckzuziehen 6 1641 42 erwarb der Rechtsanwalt Michel de Gillier das Land und den Baronstitel von Batie Beauregard von der Erbin der de Champion und de Crose 7 Im Jahr 1719 kaufte schliesslich David Vasserot der ein Sohn des hugenottischen Finanziers Jean Vasserot war und in die Genfer Theologenfamilie Turrettini eingeheiratet hatte die Freiherrschaft La Batie samt Gelande 8 Dieses verblieb bis ins 19 Jahrhundert im Eigentum der Familie 3 Durch den Zweiten Pariser Frieden von 1815 wurde Collex mit funf anderen Gemeinden des Pays de Gex dem Kanton Genf zugeschlagen um Genf mit einer Landverbindung zur Schweiz auszustatten 9 nbsp Das Teleskop nahe der BurgruineUm die nachste Jahrhundertwende zog die Moderne in La Vieille Batie ein zunachst installierten die Betreiber des Bauernhofes unterhalb der Burgruine eine Wasserturbine an einem Kanallauf neben der Versoix um Elektrizitat zu gewinnen Fur dessen Aufbau hatten sie die Mauerreste der fruheren Festung als Steinbruch genutzt Das kleine Hydrokraftwerk ist noch heute in Betrieb 1903 erwarb Antoine Marechal der aus Collex Bossy stammte und ein Vermogen als Immobilienmakler in Argentinien gemacht hatte den Hof 10 nbsp Scheunenmauer aus BurgsteinenEnde 1910 stellte Marechal der in dem Jahr zum Burgermeister von Collex gewahlt worden war der Genfer Sektion des Schweizer Luftfahrtsvereins ein Feld direkt westlich neben dem ehemaligen Festungskomplex zur Verfugung 11 Auf diesem entstand bereits wenige Jahre nach dem Beginn der Motorfliegerei einer der ersten Flugplatze der Schweiz der von Flugpionieren wie dem aus Bossy stammenden Francois Durafour als Stutzpunkt genutzt wurde 12 Von Juli bis September 1911 stellte Marechal das Feld auch den Astronomen vom Genfer Observatorium fur Studien mit einem mobilen Teleskop zur Verfugung 13 Das Aerodrome wurde allerdings nach einer kurzen Hochphase infolge des Ersten Weltkrieges mit Blick auf die nahe Grenze zu Frankreich aufgegeben 1919 wahlte der Grosse Rat des Kantons Genf das erweiterte Gelande zwar zunachst fur den Bau seines neuen Flughafen aus entschied sich aber kurz darauf fur das nahe Cointrin als Standort da gewisse Grundbesitzer uberrissene Preisforderungen stellten und langwierige Rechtsstreitigkeiten befurchtet wurden 14 Die Familie Decrest die den 1919 verstorbenen Marechal beerbte verkaufte das Land mit der Burgstelle stattdessen im Jahr 1922 an Gottfried Baumgartner Dieser stammte aus dem Emmental und siedelte sich in Collex Bossy mit einer Reihe anderer Bauernfamilien aus dem Berner Land an die von der dortigen Kantonsregierung mit finanzieller Unterstutzung zum Auswandern ermutigt wurden 10 Die letzten Uberreste der Festung waren bis dahin noch gut sichtbar gewesen dienten aber in den darauf folgenden Jahren weiter als Steinbruch und verschwanden fast vollstandig 3 Ein Teil des Materials ist noch heute im Mauerwerk der Scheune des Bauernhofes auf dem ehemals westlichen Versorgungsteil der Festungskomplexes zu sehen nbsp Die letzten Mauerreste des TurmsZwei Jahrzehnte spater wurde die ehemalige Militaranlage die uber Jahrhunderte eine Manifestation der Feudalherrschaft gewesen war ein sicherer Hafen fur Menschen die vor der nationalsozialistischen Terrorherrschaft flohen Wahrend der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg 1940 1944 fanden zahlreiche Juden und andere vom NS Staat Verfolgte die uber die nahe Grenze in die Schweiz fluchteten ihre erste Zuflucht auf dem Hof der Familie Baumgartner 10 Als sich Gottfrieds Frau Rosa bei der Schweizer Armee uber Verhaftungen von Gefluchteten beschwerte wurde sie wegen Fluchthilfe kurzzeitig inhaftiert und erst ein halbes Jahrhundert spater vom Schweizer Staat rehabilitiert 15 nbsp Blick uber den ehemaligen Burghugel und graben auf Point 6Der fruhere Burghugel mit den letzten sichtbaren Mauerresten ist heute Teil einer Pferdeweide und fur die Offentlichkeit nicht allgemein zuganglich Nicolas Baumgartner ein Enkel Gottfrieds und Rosas eroffnete zudem im Jahr 2000 auf dem ehemaligen Flugfeld eine Pitch amp Putt Anlage Bereits Ende der 1960er Jahre hatte der exklusive Club Golf de Geneve das Gelande kaufen wollen Dessen damaliger Prasident war der Anwalt Pierre Turrettini ein Nachkomme der Familie deren Zweig der Vasserots die Freiherrschaft La Batie 250 Jahre zuvor erworben hatte Baumgartner wurde 2003 in den Gemeinderat gewahlt 10 Weniger als 500 Meter nordwestlich von der Burgstelle entfernt am Rande des Hauptfeldes von La Vieille Batie errichtete unterdessen in den fruhen 2000er Jahren das Europaische Kernforschungszentrum CERN den Point 6 seines gigantischen LHC Teilchenbeschleunigers Zwar hatte der Gemeinderat von Collex Bossy Mitte der 1990er Jahre nach heftigen Widerstanden aus der Bevolkerung sich geweigert eine Genehmigung fur den Bau auf seinem Gebiet zu erteilen 10 Der 26 7 Kilometer lange unterirdische Ringtunnel in dem Protonen oder Blei Kerne gegenlaufig auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht werden verlauft allerdings dennoch unter dem westlichen Teil von Collex Bossy Und fur den Point 6 Komplex gewann das multinationale Grossforschungsprojekt stattdessen die franzosische Gemeinde Versonnex als Standort Der Zugangspunkt der direkt an der Grenze zur Schweiz entstand ist zugleich mit einem Strahlstopper aus Graphitplatten der Endpunkt fur die Partikel 16 Galerie Bearbeiten nbsp Die Westseite des ehemaligen Burghugels nbsp Ostseite der Turmruine nbsp Blick uber die Turmreste auf die Versoix nbsp Wegweiser an der Route de RosiereLiteratur BearbeitenHermann Henry Borel La baronnie de la Bastie Beauregard au Pays de Gex in Bulletin de la Societe d histoire et d archeologie de Geneve Tome VII 1941Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ruine Batie Beauregard Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Dominique Zumkeller Ubersetzung Kerstin Martinez Griese La Batie In Das Historische Lexikon der Schweiz HLS 4 November 2004 abgerufen am 29 Dezember 2020 a b Joseph Brossard Histoire politique et religieuse du pays de Gex et lieux circonvoisins depuis Cesar jusqu a nos jours Milliet Bottier Bourg en Bresse 1831 S 328 franzosisch a b c d e f g Louis Blondel Chateaux de l ancien diocese de Geneve Hrsg Societe d histoire et d archeologie memoires et documents serie in 4 tome septieme Verlag Alexandre Jullien Genf 1956 S 218 221 franzosisch a b Jacques Barrelet Ubersetzung Barbara Erni Collex Bossy In Das Historische Lexikon der Schweiz HLS 21 Januar 2004 abgerufen am 31 Dezember 2020 a b c Edmond Victor Gaillard Histoire des Collesiens et des Bossiotes ou Collex Bossy 2000 ans d histoire Editions Slatkine Genf 1985 S 65 franzosisch a b Paul Cattin Ubersetzung Kerstin Martinez Griese Pays de Gex In Das Historische Lexikon der Schweiz HLS 11 Juli 2007 abgerufen am 31 Dezember 2020 Societe d archeologie et de statistique de la Drome Valence Hrsg Bulletin d archeologie et de statistique de la Drome Valence 1866 S 414 archive org abgerufen am 31 Dezember 2020 Liliane Mottu Weber Ubersetzung Ernst Grell Vasserot Jean In Das Historische Lexikon der Schweiz HLS 22 Februar 2013 abgerufen am 31 Dezember 2020 Paul Guichonnet Ubersetzung Michele Stauble Lipman Wulf Communes reunies In Das Historische Lexikon der Schweiz HLS 29 August 2005 abgerufen am 31 Dezember 2020 a b c d e Anita Nebel Collex Bossy chronique d une metamorphose Georg editeur Chene Bourg 2018 ISBN 978 2 8257 1054 8 S 49 50 85 86 92 98 121 143 144 200 201 206 209 franzosisch Jean Claude Cailliez Collex Bossy le 1er aerodrome permanent du canton de Geneve 1910 1917 In Pionnair GE 26 Mai 2005 abgerufen am 5 Januar 2021 Hermann Borel L aerodrome de Collex Bossy In Bulletin Schweizerischer Aero Klub 5 8 1911 S 253 255 Emile Schaer Les telescopes en general et un telescope cassegrain de un metre de diametre In Archives des sciences physiques et naturelles Band 33 A Cherbuliez Genf Marz 1912 S 201 210 franzosisch archive org abgerufen am 5 Januar 2021 Sandro Fehr Die Erschliessung der dritten Dimension Entstehung und Entwicklung der zivilen Luftfahrtinfrastruktur in der Schweiz 1919 1990 Chronos Verlag Zurich 2016 ISBN 978 3 0340 1228 7 S 43 62 63 Antoine Grosjean Quand les refugies juifs passaient par Collex Bossy In Tribune de Geneve 27 Januar 2015 ISSN 1010 2248 franzosisch tdg ch abgerufen am 3 Januar 2021 Point 6 Location Versonnex In CERN and its neighbours Abgerufen am 6 Januar 2021 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruine Batie Beauregard amp oldid 240535383