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Der Rostfarbige Fingerhut Digitalis ferruginea auch Rostfarbener Fingerhut Braunroter Fingerhut Rotbrauner Fingerhut und Rostiger Fingerhut genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Fingerhute Digitalis in der Familie der Wegerichgewachse Plantaginaceae Der Gattungsname Digitalis leitet sich vom lateinischen Wort digitus fur Finger ab und bezieht sich auf die charakteristische Blutenform Der artspezifische Namensteil ferruginea bedeutet rostfarben rostbraun eisenartig eisengrau und bezieht sich hier auf die braunrote Blutenfarbe Alle Pflanzenteile sind hochgiftig Rostfarbiger FingerhutRostfarbiger Fingerhut Digitalis ferruginea SystematikAsteridenEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie Wegerichgewachse Plantaginaceae Gattung Fingerhute Digitalis Art Rostfarbiger FingerhutWissenschaftlicher NameDigitalis ferrugineaL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 1 3 Chromosomensatz 2 Okologie 3 Vorkommen 4 Verwendung 5 Systematik 6 Quellen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Mittlerer Teil eines Blutenstands nbsp Blutenunterlippen mit Harchen nbsp Blattrosetten des Rostfarbigen FingerhutsVegetative Merkmale Bearbeiten Der Rostfarbige Fingerhut wachst als zweijahrige bis kurzlebige Staude Im ersten Jahr bildet sie eine Grundblattrosette mit schmalen 10 20 cm langen Basalblattern aus Im Folgejahr treibt aus der Blattrosette ein bis zu 120 cm hoher dicht beblatterter und mit Bluten besetzter Stangel Die Laubblatter sind lanzettlich auf der Oberseite glatt auf der Unterseite entlang der Blattadern etwas behaart Generative Merkmale Bearbeiten Der endstandige traubige Blutenstand ist dicht mit gelbbraunen bis rostroten Bluten besetzt Die zwittrigen zygomorphen Bluten sind 1 8 bis 3 5 cm lang und innen dunkler geadert Sie besitzen eine zungenformige Unterlippe die auf der Ober und Unterseite mit langen hellen Harchen bedeckt ist Die Blutezeit reicht von Juli bis August Nach der Blute und Fruchtreife stirbt die Blattrosette in der Regel ab Die Pflanze bildet aber haufig aus den basalen Achselknospen neue Grundrosetten so dass sie mehrere Bluhjahre uberstehen kann 1 Chromosomensatz Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 56 2 Okologie BearbeitenDie Fingerhutbluten werden von vielen Bienenarten bestaubt insbesondere von langrusseligen Hummeln wie Gartenhummel Feldhummel und Ackerhummel 3 Die Staubbeutel und Narben liegen weit hinten an der Innenwand der Blute so dass Insekten zum Erreichen des Nektars in die Blute hineinkriechen und die Staubgefasse streifen Gerade grossere behaarte Insekten werden dabei mit Pollen beladen Dagegen werden viele kleinere Insektenarten durch die langen Harchen auf der Blutenunterlippe davon abgehalten in die Bluten zu kriechen Vorkommen BearbeitenDer Rostfarbige Fingerhut ist von Italien ostwarts uber die Balkanhalbinsel und die Karpaten bis Turkei Georgien Armenien und Aserbaidschan sowie in Syrien und Libanon beheimatet 4 Er besiedelt Walder und Gebusche submontaner und montaner Hohenlagen bis 2700 m 5 In Deutschland gibt es unbestandige neophytische Vorkommen 6 Der Rostfarbige Fingerhut bevorzugt Waldrander Schlagfluren und Gebusche an sonnigen bis halbschattigen Standorten Die Pflanze toleriert sowohl saure als auch alkalische Boden benotigt aber einen Boden mit guter Wasserhaltefahigkeit In Parks und Garten wird sie als Zierpflanze verwendet Im Verbreitungsgebiet sind die Sommer meist niederschlagsarm Die Pflanze wachst dort bevorzugt auf Boden mit groben porosen Bestandteilen die nur langsam trocknen 1 Verwendung BearbeitenDer Rostfarbige Fingerhut bildet wie viele andere Fingerhutarten eindrucksvolle Blutenstande und wird deshalb als Zierpflanze angebaut Er gehort zu den schattenvertraglichen hochwuchsigen Blutenstauden und bereits seine dunkelgrun glanzenden Blattrosetten gelten als sehr dekorativ 7 Die Sorte Gigantea besitzt grossere 4 cm lange Bluten die Sorte Gelber Herold hat senffarbene gelbbraune Bluten Beide Sorten werden in normalem Gartenboden bis 150 cm gross 8 1 9 In der Gartenarchitektur gelten die Blutenfarben des Rostfarbigen Fingerhuts als effektvolles Orange und werden als bernstein pfirsich oder apricotfarben beschrieben Die Pflanze gilt als eher wild wirkend und als wertvolle Strukturpflanze im naturnahen Garten Weil sich der Fingerhut als monokarpe Pflanze uber die Jahre in einer Staudenpflanzung nur durch Selbstausaat erhalten kann und dafur offenen unbearbeiteten Boden benotigt halt er sich bei konventioneller Staudenpflege meist nicht lange im Bestand 10 Der niederlandische Landschaftsgartner Henk Gerritsen umgab den Rostfarbigen Fingerhut im Krautergarten der Priona Garten 11 mit Wermut Ysop Thymian Weinraute und Oregano 12 Er sah Fingerhute als verspielte Zweijahrige playful biennials die das Gartenbild beleben weil sie jedes Jahr an einem anderen Ort bluhen 13 Die Pflanze enthalt medizinisch wirksame Herzglykoside Das pharmakologische Hauptinteresse an der Gattung Digitalis richtet sich jedoch auf zwei andere Fingerhutarten den Roten Fingerhut und den Wolligen Fingerhut die einen hoheren Wirkstoffgehalt besitzen 14 und im Gegensatz zum Rostfarbigen Fingerhut auch traditionell als Heilpflanzen verwendet werden 15 Systematik BearbeitenDie Erstveroffentlichung von Digitalis ferruginea erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum S 622 Bekannte Unterarten von Digitalis ferruginea sind 5 Digitalis ferruginea subsp ferruginea Verbreitet in Thrakien Randgebieten Anatoliens einschliesslich der Agais der Mittelmeerkuste und der westlichen Schwarzmeerregion der Turkei in Tieflagen und Gebirgen von 0 m bis 2700 m Hohe Die Blutenkrone ist relativ gross 15 23 mm mit einem breiten Mittellappen der Unterlippe 5 8 mm Die Blute ist auf der Aussenseite rotlich braun bis gelblich braun Digitalis ferruginea subsp schischkinii Verbreitet in der turkischen Schwarzmeerregion und Ostanatolien bis zum westlichen Kaukasus in Tieflagen und Gebirgen von 100 m bis 2200 m Hohe Die Blutenkrone ist relativ klein 10 16 mm mit schmalem Mittellappen der Unterlippe 3 5 mm Die Blute ist auf der Aussenseite gelb bis grunlich gelb mit oder ohne Rotton Quellen BearbeitenMax Wichtl Digitalis Vom Foxglove zum b Methyldigoxin In Pharmazie in unserer Zeit 7 Jahrg 1978 Nr 2 S 33 45 doi 10 1002 pauz 19780070201 Ester Sales Clemente Frieder Muller Uri Sergio G Nebauer Juan Segura Wolfgang Kreis Isabel Arrillaga Digitalis In C Kole Hrsg Wild Crop Relatives Genomic and Breeding Resources Plantation and Ornamental Crops Springer Verlag Berlin Heidelberg 2011 Kapitel 5 S 73 112 doi 10 1007 978 3 642 21201 7 5 Kumar Vermaa Ashok Kumar Dasc Gunce Sahin Cingoza Ekrem Gurela In vitro culture of Digitalis L Foxglove and the production of cardenolides An up to date review In Industrial Crops and Products Band 94 2016 S 20 51 doi 10 1016 j indcrop 2016 08 031 Wolfgang Kreis The Foxgloves Digitalis Revisited In Planta Medica Band 83 2017 S 962 976 doi 10 1055 s 0043 111240 Richard Hansen Friedrich Stahl Die Stauden und ihre Lebensbereiche 6 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2016 ISBN 978 3 8001 8385 2 S 168 Leo Jelitto Wilhelm Schacht Hans Simon Die Freiland Schmuckstauden Handbuch und Lexikon der Gartenstauden Band 1 A bis H 5 vollig neu bearbeitete Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2002 ISBN 3 8001 3265 6 S 293 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rostfarbiger Fingerhut Digitalis ferruginea Album mit Bildern Videos und Audiodateien Rostfarbiger Fingerhut FloraWeb de Thomas Meyer Fingerhut Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben galasearch Pflanzendatenbank der Gartenarchitektur Digitalis ferruginea Rostfarbiger Fingerhut Braunroter FingerhutEinzelnachweise Bearbeiten a b c Beschreibung von Digitalis ferruginea bei galasearch galasearch de Eintrag in der Chromosome Counts Database ccdb tau ac il Livio Comba Patch use by bumblebees Hymenoptera Apidae temperature wind flower density and traplining In Ethology Ecology amp Evolution Band 11 Ausgabe 3 Taylor amp Francis 1999 S 243 doi 10 1080 08927014 1999 9522826 Verbreitung nach Euro Med PlantBase ww2 bgbm org a b Ismail Eker Muhammad Sameeullah Buhara Yucesan Walter Welss Frieder Muller Uri Kekrem Gurel Wolfgang Kreis Phylogeny of Anatolian Turkey species in the Digitalis sect Globiflorae Plantaginaceae S 11 und S 13 doi 10 11646 phytotaxa 244 3 3 Verbreitungskarte bei FloraWeb floraweb de Richard Hansen Friedrich Stahl Die Stauden und ihre Lebensbereiche 6 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2016 ISBN 978 3 8001 8385 2 S 168 Leo Jelitto Wilhelm Schacht Hans Simon Die Freiland Schmuckstauden Handbuch und Lexikon der Gartenstauden Band 1 A bis H 5 vollig neu bearbeitete Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2002 ISBN 3 8001 3265 6 S 293 The Royal Horticultural Society Stauden Die grosse Enzyklopedie Dorling Kindersley Verlag 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