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Das Rathaus in Uberlingen ist ein denkmalgeschutztes aus dem 14 und 15 Jahrhundert stammendes Rathaus in der Uberlinger Altstadt Es begrenzt sudlich in direkter Nachbarschaft zum Munster St Nikolaus den einstigen Kirchhof und dient bis heute der ortlichen Stadtverwaltung Rathaus links das alte rechts das neue Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Nach 1803 2 Rathaussaal 2 1 Figuren 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Rathaus wurde im Jahr 1332 erstmals erwahnt als die Stadt ein Grundstuck zur Erweiterung desselben erwarb 1394 wurde es erstmals ausdrucklich genannt als man dort einem Priester das Mesneramt ubertrug Die noch altesten im Westbau an der Munsterstrasse erhaltenen Holzdecken werden auf das Jahr 1400 datiert nbsp neues Rathaus mit PfennigturmGegen Anfang der 1490er Jahre wurde das Rathaus erweitert Den fast quadratischen dreigeschossigen Staffelgiebelbau hauptsachlich bestehend aus Rorschacher Sandstein setzte man ostlich an das alte Rathaus Auf der aus Rustikaquadern bestehenden Vorderseite offnet sich hinter einem spitzbogigen Eingangstor im Erdgeschoss eine hohe durch vier Steinstutzen getragene Kaufhalle Rathauskeller heute ein Cafe ein Geschoss weiter oben hinter drei Fenstergruppen befindet sich der neue ausgeschmuckte Ratssaal im zweiten Obergeschoss sind Amtsraume untergebracht An die Sudostkante angebaut steht der Pfennigturm als Sitz der reichsstadtischen Munze der das neue Amtsgebaude um ein Geschoss uberragt Die angebrachte Sonnenuhr am Turm steht als Technisches Denkmal unter Schutz Wahrend die Fenster und Turoffnungen am Neubau noch im gotischen Stil ausgefuhrt sind z B Kreuzstockfenster im Erdgeschoss und im zweiten Obergeschoss verweist die Fassade an der Vorderseite aus einer damals kostspieligen aus dem humanistisch gesinnten Italien importierte Rustikaquaderung an die Renaissance Sie zeigt deutlich die Nahe des altesten Renaissancegebaudes Deutschlands dem Reichlin von Meldegg Haus in Uberlingen Offensichtlich fur alle orientiert sich somit das wichtigste offentliche Gebaude der Stadt am Haus eines Burgers was nicht verwunderlich scheint denn zur Erbauungszeit war der Patrizier Clemens Reichlin von Meldegg Sohn des Erbauers des Familienpalastes im jahrlichen Wechsel Amts und Altburgermeister und hatte einigen Einfluss auf die Bauplane des neuen Rathauses nbsp Die RuckseiteWahrend sich die ruckwartige zum Munster gerichtete Gestaltung des neuen Amtshauses noch bescheiden zeigt so offnet sich in Richtung Hofstatt zur weltlichen Seite die architektonische Raffinesse des Neubaus Er wurde so platziert dass er mit seiner Hauptfassade zusammen mit dem Pfennigturm die Hofstatt mit einer buhnenartigen zentralen Lage ganz im Sinne idealer Platze der Fruhrenaissance abschliessend vom profanen Marktplatz Hofstatt und offnend zur sakralen Kirche Munster dominiert Der zur selben Zeit fertiggestellte Munster Nordturm uberragt zusammen mit dem unfertigen Munster Sudturm direkt dahinter die stadtbildpragende Kulisse von Bauwerken und Platz So erinnert der Neubau und die gesamte Lage an einen italienischen Palazzo Anders als die zeitgenossischen oft giebelstandigen vergleichbaren Bauten in der Region Ravensburg Lindau hat das Gebaude wegen der dreiachsigen Fassade mit einer hoher liegenden vierten Achse eher Ahnlichkeiten die in der Schweiz anzutreffen sind Schaffhausen Luzern 1795 beschloss der Stadtrat das Rathaus nach Entwurfen von Deutschordensbaumeister Franz Anton Bagnato im klassizistischen Stil zu modernisieren An der Munsterstrasse riss man daraufhin die mittelalterliche Aussentreppe ab auf die Dachtraufe der Sudfront des Altbaus wurde ein aufsteigender Dreiescksgiebel angebracht Es wurden aber weder das geplante Steinsaulengeschmuckte Portal noch ein mehrlaufiges Treppenhaus gebaut Auch der geplante Abriss der benachbarten aus dem 13 Jahrhundert stammenden Beinhauskapelle St Michael und Georg fand aus bedenklichen Ursachen nicht statt Bei den Arbeiten fand man im Untergeschoss Bestattungsmerkmale des bis 1530 auf dem Munsterplatz untergebrachten Friedhofs Nach 1803 Bearbeiten nbsp Uberlingen Hofstatt mit RathausNachdem Uberlingen Anfang des 19 Jahrhunderts die Reichsunmittelbarkeit verlor und an Baden fiel verkaufte die einstige Reichsstadt neben weiteren stadtischen Gebauden die westliche Rathaushalfte an den badischen Staat Dort wurden das Grossherzogliche Bezirksamt und das Amtsgericht eingerichtet Um die Behorden vollstandig unterbringen zu konnen errichtete man zwischen altem Rathaus und Munster ein Erweiterungsbau Auf diesem Platz stand noch wenige Jahre zuvor die nun abgebrochene Beinhauskapelle in der sich die Ratsmitglieder traditionell vor jeder Sitzung trafen und einen Gottesdienst abhielten Als man Ende der 1880er Jahre das neue Bezirksamtsgebaude an der Bahnhofstrasse in Betrieb nahm uberliess der Staat der Stadt wieder das gesamte Rathaus Man brach in dieser Zeit auch die Mauer die von der Sudwestkante des Pfennigturms an die Sudostkante des alten Rathauses stiess ab Diese bildete einen kleinen Vorhof zwischen Munsterstrasse und Kaufhalle Die Abbruchkante ist immer noch leicht an der Ecke des Pfennigturms zu erkennen In der Mitte der 1950er gestaltete man das alte Rathaus erneut um Den klassizistischen Giebelaufsatz entfernte man wieder und brachte an der Strassenfassade ein Naturstein Mosaik von Hans Baumhauer an Es stellt die Verleihung eines Marktprivilegs durch Kaiser Karl V im Jahr 1547 an die damalige freie Reichsstadt dar Bei den Arbeiten am alteren Rathaus legte man im zweiten und dritten Obergeschoss jeweils eine Fenstergalerie mit Renaissancegebalk bzw gotischem Masswerk sowie das bis dahin verputzte Fachwerk am Westbau wieder frei Durch diese Veranderungen bekam die Strassenfassade des alten Rathauses seine heutige spatmittelalterliche Aufmachung zur Hofstatt hin Rathaussaal Bearbeiten nbsp Vertragsentwurf fur Jakob RussDer zu den bekanntesten Uberlinger Sehenswurdigkeiten zahlende spatgotische Rathaussaal entstand von 1490 bis 1494 durch den Ravensburger Bildhauer Jakob Russ oder Russ Ruess und gilt als eindrucksvolles Beispiel des spatgotischen Realismus Damals beauftragte der Stadtrat Russ den Saal im Neubau auszustatten Russ und seine Gesellen machten den Saal im ersten Obergeschoss zu einem Schmuckstuck des gesamten neuen Rathauses nbsp Historisches Bild aus dem Saal nbsp Rathaussaal nbsp Wappenrelief im RathaussaalDer Saal ist mit getafelten Wanden gestaltet die oben in einen verzierten Fries ubergehen dort befinden sich 41 etwa 40 Zentimeter hohen Lindenholz Skulpturen die die Stande des Heiligen Romischen Reichs darstellen Abgebildet sind unter anderem drei geistliche und vier weltliche Kurfursten darunter Berthold von Henneberg Erzbischof von Mainz und erster geistlicher Kurfurst des Reiches sowie der Konig von Bohmen als weltlicher Kurfurst sowie nach der Fiktion der Quaternionen der Reichsverfassung jeweils vier Markgrafen Grafen Ritter Freiherren Stadte und Bauern Rechts und links befinden sich in der Supraporte das von zwei Lowen gehaltene Wappen des Kaisers und das der Stadt flankiert von den Uberlinger Stadtpatronen St Nikolaus und St Michael Eine leicht gewolbte Holzbalkendecke die von ornamentierten Balken getragen wird schliesst den Saal nach oben hin ab Mit diesem Saal schaffte man einen reprasentativen Raum fur den Empfang von Gasten der Stadt und stellte die Verbundenheit der freien Reichsstadt zum Heiligen Romischen Reich deutscher Nationen dar Als Mitte des 19 Jahrhunderts der Saal wieder in das offentliche Bewusstsein geriet liessen sich fruhe Aktivitaten einer staatlichen Denkmalpflege in Baden erkennen Damals forderte der Staat die Inspektion sowie die Wiederherstellung seines ursprunglichen Bauzustands 1899 erhielt der Saal neue Farbglasfenster die vom Freiburger Glasmaler Fritz Geiges gestaltet wurden Der historische Rathaussaal wird heute immer noch fur Gemeinderatssitzungen und andere Anlasse genutzt Figuren Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Pfalzgraf bei Rhein bei einer Ausstellung ausserhalb des Saals nbsp Salzburger Bauer bei einer Ausstellung ausserhalb des Saals Literatur BearbeitenB Ziegler Das Schnitzwerk im Rathaussaale zu Uberlingen und Meister Jakob Russ von Ravensburg In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 18 Jg 1889 S 34 39 Digitalisat Siegfried Lauterwasser Georg Poensgen Der Rathaussaal zu Uberlingen Ein Bildband Verlag Wulff Uberlingen 1947 Landratsamt Bodenseekreis Hrsg Der Uberlinger Rathaussaal Ein Kunstwerk aus dem Herbst des Mittelalters Mit Beitragen von Guntram Brummer Georg Poensgen und Peter Putzer Fotos von Ulrike und Toni Schneiders Kunst am See 25 Verlag Gessler Friedrichshafen 1993 ISBN 3 922137 94 6 Peter Findeisen Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg Ortskernatlas Baden Wurttemberg Band 4 3 Stadt Uberlingen Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg 1994 ISBN 3 89021 565 3 Michael Brunner Marion Harder Merkelbach Hrsg 1100 Jahre Kunst und Architektur in Uberlingen 850 1950 Begleitbuch zur Ausstellung der Stadtischen Galerie Uberlingen Imhof Verlag Petersberg 2005 ISBN 3 86568 032 1 Alois Schneider Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege Stadt Uberlingen Hrsg Archaologischer Stadtkataster Baden Wurttemberg Band 34 Uberlingen Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege 2008 ISBN 978 3 927714 92 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rathaus Uberlingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Pfennigturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite der Stadt Uberlingen mit Informationen und Offnungszeiten des Rathaussaals Bilder aus dem Rathaussaal und Bilder des Rathauses bei Foto Marburg47 76679 9 160674 Koordinaten 47 46 0 4 N 9 9 38 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rathaus Uberlingen amp oldid 226831986