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Rainer Fetscher 26 Oktober 1895 in Wien als Rene Felix Fetscher 8 Mai 1945 in Dresden war ein deutscher Mediziner Erbforscher und Eugeniker Er ist der Vater des Politologen Iring Fetscher In Dresden hatte und hat Fetscher den Ruf eines Humanisten und Antifaschisten was sich u a in zahlreichen posthumen Ehrungen niederschlug Fetscher als SchotteIn neuerer Zeit ist Fetscher jedoch im Zusammenhang mit seinen erbbiologischen Forschungen auch kritisch beurteilt worden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Posthume Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben BearbeitenDer Sohn des wurttembergischen Kaufmanns Emil Fetscher legte am Wiener Elisabeth Gymnasium heute Rainergymnasium die Reifeprufung Matura ab und nahm im Jahr 1914 ein Studium der Medizin an der Universitat zu Wien auf 2 Im November 1914 trat er jedoch freiwillig in das Deutsche Heer ein und nahm am Ersten Weltkrieg teil Im Jahr 1918 schied er aus dem Heeresdienst aus Im Dezember 1918 setzte Fetscher sein Medizinstudium an der Universitat Tubingen fort 2 Dort wurde er Conkneipant und spater Alter Herr mit Schleife der Studentenverbindung Landsmannschaft Schottland 3 1921 erhielt er die Approbation und wurde mit einer Arbeit Uber die Vererblichkeit des angeborenen Klumpfusses promoviert 2 Nach dem Studienabschluss im Mai absolvierte er eine mehrmonatige Tatigkeit als Medizinalpraktikant am Katharinenhospital in Stuttgart Am 30 Mai 1921 hatte er in Marbach Klare Muller 1899 1987 geheiratet die er aus einem Lazarett kannte Das Paar hatte drei Kinder 4 Im Oktober 1921 ging Fetscher nach Dresden wo er eine Assistentenstelle am Hygiene Institut der Technischen Hochschule Dresden beim Ordinarius fur Hygiene Philalethes Kuhn 1870 1937 antrat Fetscher kannte Kuhn noch aus dem Studium in Tubingen und teilte dessen Interesse an Erbbiologie und Sozialhygiene 4 1923 habilitierte er sich bei Kuhn Uber die Knabenziffer beim Menschen Neben einem erbbiologischen Forschungsprojekt an Sexualstraftatern das er im April begann lehrte Fetscher ab 1923 am Hygiene Institut allgemeine und soziale Hygiene und von 1925 bis 1927 am Padagogischen Institut der TH Dresden 4 Wahrend Kuhn sich fuhrend in der volkischen Bewegung Ostsachsens engagierte stand Fetscher eher der SPD nahe Als Student hatte er mit dem Sozialistischen Studentenbund sympathisiert und spater unterhielt er Kontakte zum Verein sozialistischer Arzte Kuhns Berufung und Weggang nach Giessen 1925 nahm Fetscher mit Erleichterung auf 4 Im Jahr 1926 ubernahm Fetscher die Leitung der dem Hygiene Institut angeschlossenen Ehe und Sexualberatungsstelle in Dresden 4 Im Deutschen Hygiene Museum hielt er Vortrage gab fur das Museum Schriften zu Einzelthemen heraus und stand in enger Verbindung mit dem zum Hygiene Museum gehorenden Reichsausschuss fur hygienische Volksbelehrung 5 Der Medizinhistoriker Gunter Heidel weist darauf hin dass bei der Wurdigung des progresiven Wirkens sozialhygienisch interessierter und engagierter arztlicher Mitarbeiter des Deutschen Hygiene Museums in den zwanziger und fruhen dreissiger Jahren nicht ubersehen werden durfe dass sie wie bereits Grotjahn mit der Sozialhygiene auch die in diesem Gebiet fest integrierte Eugenik im Blick hatten Er sieht sie deshalb in der Verantwortung der faschistischen Rassenhygiene den Weg geebnet zu haben 6 Fetscher stand als Eugeniker in hohem Ansehen gehorte ab 1928 dem Vorstand der Kriminalbiologischen Gesellschaft an und wurde von dem Schweizer Psychiater und Eugeniker August Forel mit der Neubearbeitung von dessen Buch Die sexuelle Frage beauftragt 5 Er wurde 1928 ausserdem zum ausserplanmassigen ausserordentlichen Professor fur Hygiene an der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Abteilung der TH Dresden ernannt 7 Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Fetscher im Oktober 1933 Anwarter der SA und 1934 Mitglied des SA Sturms 3 der Standarte R 48 in Pirna 8 Nachdem er sich gegen Ende der Weimarer Republik bereits nationalsozialistischen Positionen angenahert hatte ohne freilich in Einzelfragen wie der sogenannten Mischehe und im radikalen Antisemitismus der NS Ideologie zu folgen begrusste er ausdrucklich das Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses vom 14 Juli 1933 Auch unterzeichnete er im November 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler 9 Deshalb war er uberrascht als er am 26 Februar 1934 unter Hinweis auf 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt wurde 8 Im sachsischen Innenministerium war man der Auffassung dass Fetscher sich schon durch die Verteilung von Verhutungsmitteln in seiner Eheberatungsstelle fur eine Mitwirkung am nationalsozialistischen Programm disqualifiziert habe Zwar habe er eugenische Sterilisationen veranlasst aber aus sozialen und nicht aus rassischen Grunden Das unterschied ihn in den Augen der Nationalsozialisten zu seinem Nachteil von dem Zwickauer Sterilisationsverfechter Gustav Boeters 10 Fetscher wurde zwar nicht politisch verfolgt konnte aber nicht mehr an Tagungen teilnehmen und musste aus dem Vorstand der Kriminalbiologischen Gesellschaft ausscheiden 9 An der TH Dresden lehrte Fetscher zunachst noch einen Kolleg uber Allgemeine Rassenhygiene 8 Um seinen Lebensunterhalt zu sichern eroffnete er eine allgemeinarztliche Privatpraxis in Dresden 9 1936 wurden ihm schliesslich auch die Venia legendi und der Professorentitel entzogen Hintergrund war eine Eingabe der Reichsleitung der NSDAP an die Sachsische Staatsregierung dass Fetschers Vorstellung von Rassenlehre nicht der Vorstellung des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP entspreche und Fetscher sich vor 1933 auch nicht fur die NSDAP eingesetzt habe 8 Iring Fetscher schreibt in seiner Biographie Neugier und Furcht Versuch mein Leben zu verstehen uber seinen Vater Als aber seine judischen Kollegen entlassen werden sollten war die Grenze seiner Anpassungsbereitschaft erreicht Unter dem Motto Hande weg von der Hochschule rief er zur Solidaritat mit diesen Kollegen auf Die Konsequenz war die Entlassung meines Vaters auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Der Dresdner Historiker Reiner Pommerin halt hierzu fest Ein solcher Aufruf ist nicht in den Akten uberliefert oder bekannt geworden Auf Nachfrage von stern de erklart Iring Fetscher Der Aufruf kann nicht gefunden werden Er ist mundlich uberliefert Albrecht Scholz sieht in der Entlassung aus dem Hochschuldienst die Ursache fur eine tiefgehende Wandlung von Fetschers politischen Einstellungen Fetscher stellte insbesondere nach Beginn des Zweiten Weltkriegs Raume seiner Praxis fur Treffen von Personen des Widerstands zur Verfugung Er behandelte politisch Verfolgte Juden und sogenannte Ostarbeiter und versorgte sie kostenlos mit Medikamenten 11 Victor Klemperer berichtet in seinen Tagebuchern 1942 dass ihm ein Angebot ubermittelt worden sei Fetscher wurde Klemperers Manuskripte aufbewahren Fetscher gelte als sehr judenfreundlich 12 Nach Aussagen von Zeitzeugen stellte Fetscher 1944 Medikamente Verbandstoffe und Lebensmittel fur ein Ostarbeiterlager zur Verfugung Anfang 1945 soll er zwei Illegale unter falschem Namen in einem Krankenhaus untergebracht haben Laut Marina Lienert und Caris Petra Heidel gehorte Fetscher einem Kreis von Antifaschisten an der in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs uber die Zukunft Dresdens diskutierte 13 Aufgrund der Reputation die Fetscher in Widerstandskreisen genoss bat ihn Hermann Eckardt am 8 Mai 1945 eine Gruppe von Dresdner Burgern zu begleiten die dem sowjetischen Kommandanten ihre Hilfe anbieten wollte Auf dem Weg zur Kommandantur wurde Fetscher erschossen 14 Die genauen Umstande seines Todes sind nicht geklart da nur widerspruchliche Angaben in personlichen Erinnerungen existieren Moglicherweise wurde Fetscher von abruckenden SS Mannern ermordet Er konnte bei den in der Stadt herrschenden chaotischen Zustanden aber auch von sowjetischen Soldaten erschossen worden sein 15 Wirken BearbeitenEiner der Schwerpunkte von Fetschers Arbeit war die Frage ob und inwieweit eine erbliche Disposition zu kriminellem Verhalten besteht bzw ob und inwieweit familiare soziale und sonstige Umstande einen Menschen kriminell werden lassen Vor diesem Hintergrund begann Fetscher im Jahr 1923 Sexualstraftater und deren Angehorige erbbiologisch zu erfassen finanziell unterstutzt von der Rockefeller Foundation Mit seinem familienanamnetischen Ansatz kam er zu dem Schluss dass zwischen Geisteskrankheiten und allen anderen Formen psychischer und sozialer Abartung auf der einen Seite und krimineller Delinquenz auf der anderen Seite ursachliche Beziehungen zu erkennen seien Der Umwelt komme dagegen eine geringe Rolle als Kriminalitatsursache zu Erziehung und andere sozial pragende Faktoren fanden bei Fetschers Untersuchung keine Berucksichtigung 1925 beantragte Fetscher beim sachsischen Justizministerium mit Erfolg die Fortfuhrung und Erweiterung seiner Untersuchungen Uber alle sachsischen Strafgefangenen mit Strafen von mehr als drei Monaten ausgenommen politische Straftater musste ein erbbiologischer Fragebogen ausgefullt werden der von der im Dresdner Landgerichtsgebaude ansassigen Kartei weiter bearbeitet wurde Die Daten sollten als Grundlage fur Gutachten in Strafverfahren dienen und in der Fursorge verwertet werden 16 Der Historiker Jurgen Simon weist darauf hin dass mit der Kartei i n der Zielrichtung hier in Teilen die nach 1933 vollzogene Praxis sozialpolitische Massnahmen an das Kriterium biologischer Erbgesundheit zu koppeln antizipiert wird 17 Im Jahr 1933 enthielt die Kartei Daten uber 13 500 Familien und insgesamt 145 000 Einzelpersonen 18 Obgleich Fetscher nach 1933 nurmehr uber medizinische Themen publizieren durfte und aus dem Vorstand der Kriminalbiologischen Gesellschaft gedrangt wurde blieb er bis 1936 Leiter der Erbbiologischen Kartei Zu diesem Zeitpunkt waren 18 000 Familien mit 180 000 Angehorigen darin erfasst 19 Ende 1933 wurde die Kartei nach einer Weisung des sachsischen Justizministeriums durchgesehen um Personen fur eine etwaige nachtragliche Anordnung der Sicherungsverwahrung oder Entmannung namhaft zu machen 20 Uber die Erbbiologische Kartei schreibt der Dresdner Arzt Steffen Sachse in seiner Dissertation Nach 1933 konnten die faschistischen Machthaber auf diese Kartei als eine Einrichtung zuruckgreifen welche wohl von entscheidender Bedeutung fur die systematische Realisierung ihres barbarischen Feldzuges gegen alle Formen ererbter Minderwertigkeit war Die darin Registrierten mussten standig in Angst leben mit einem Eheverbot belegt bzw zwangsweise sterilisiert zu werden oder spater im Rahmen des beispiellosen Euthanasie Programms dem organisierten Massenmord zum Opfer zu fallen Den Forscherinnen Marina Lienert und Caris Petra Heidel vom Dresdner Universitatsklinikum Carl Gustav Carus Institut fur Geschichte der Medizin schreiben Fetscher erwog 1929 diese Kartei in Sozialhygienische Kartei umzubenennen da er offenbar den sozialen Verhaltnissen eine grossere Relevanz beimass als zuvor Genutzt wurde die Kartei nach Fetschers Angaben gelegentlich fur gutachterliche Zwecke im Einzelfall Die drastische Kurzung der Mittel in den Jahren der Weltwirtschaftskrise verweist aber auch darauf dass der Kartei keine Prioritat eingeraumt wurde Es ist nicht geklart ob Fetscher die Kartei uber das Jahr 1932 hinaus gefuhrt hat Auch ihr Verbleib ab 1933 ist ungeklart Es ist nirgends nachgewiesen dass die Kartei spater zu Zwangssterilisierungsprozessen herangezogen wurde Dies war gesetzlich gar nicht vorgesehen also auch sehr unwahrscheinlich 21 Als Leiter der Dresdener Eheberatungsstelle setzte sich Fetscher dafur ein die Eheberatung rassenhygienisch auszurichten Wie auch der Leiter der ersten amtlichen Eheberatungsstelle in Berlin Friedrich Karl Scheumann verstand Fetscher die Eheberatung als eine Voreheberatung der Schuljugend als Heiratsberatung der Heiratswilligen und als Ehestandberatung von Eheleuten um die Familie zu erhalten und zu festigen Es handelte sich um eine auf Fortpflanzung und Nachkommenschaft ausgerichtete Beratung die sie gegenuber den vom Bund fur Mutterschutz propagierten Sexualberatungsstellen abgrenzten Dabei trat Fetscher nicht nur dafur ein in den Beratungsstellen Verhutungsmittel abzugeben sondern auch fur Sterilisierung aus eugenischen und sozialen Grunden 22 Zwar waren solche Sterilisationen zum damaligen Zeitpunkt illegal und strafbar Tatsachlich wurden in Deutschland eugenische und auch zwangsweise Sterilisationen aber schon vor 1933 in einem beschrankten Umfang praktiziert 23 Dabei radikalisierte Fetscher seine Haltung zur Sterilisation zunehmend Hatte er 1926 noch vor der in ihrer Tragweite vielfach uberschatzt n Unfruchtbarmachung Minderwertiger gewarnt so trat er binnen weniger Jahre immer energischer fur negative eugenische Massnahmen ein 24 1929 schrieb er bereits Wo der Allgemeinheit Schaden zugefugt wird hort die Freiheit der Einzelnen auf Der Staat ist berechtigt bei der Fortpflanzung Minderwertiger einzugreifen 25 Auf der Tagung des Verbandes fur psychische Hygiene Anfang Juni 1932 unterstrich er zudem die okonomische Effektivitat seiner Beratungstatigkeit in der er bis dahin 53 mal eine Sterilisation vermittelt habe Ein anstaltsbedurftiges Kind so Fetscher z B ein Taubstummer kostet wahrend seiner Ausbildungszeit 10 12 000 MK die Sterilisierung 120 150 MK hoch gerechnet So erweist sich auch hier die vorbeugende Fursorge als zweckmassigste Methode der Gesundheitspflege 26 Solche okonomisch begrundete Logik so der Heilpadagoge Werner Brill sollte spateren Entwicklungen argumentativ zuarbeiten 27 Wahrend seiner Tatigkeit in der Eheberatungsstelle von 1926 bis 1932 beriet Fetscher einige tausend Personen die genauen Zahlen schwanken je nach Quelle erheblich grosstenteils in Dresden z T auch in der naheren Umgebung wo unter seiner Anleitung weitere Beratungsstellen entstanden beispielsweise in Riesa Meissen Radeberg und Bautzen Im Rahmen dieser Tatigkeit schlug Fetscher bei einem geringen Prozentsatz der von ihm beratenen Personen eine freiwillige Sterilisierung vor Lienert Heidel schreiben hierzu Fetscher schlug nach eingehender Untersuchung und zum Teil mehrfacher Beratung fur 88 Personen eine freiwillige Sterilisierung vor diese kam in 65 Fallen zur Ausfuhrung Eine Zwangssterilisierung konnte Fetscher nicht veranlassen da die Personen nicht zur Beratung gezwungen wurden und eine Sterilisierung nicht ohne ihr Einverstandnis bzw das des gesetzlichen Vormundes vorgenommen werden durfte Wenn Fetscher verschiedentlich schrieb dass er Sterilisationen durchgefuhrt hatte meinte er das gutachterliche Verfahren bis zu Kostenubernahme oder der Zustimmung des Vormundschaftsgerichtes Die Operationen selbst erfolgten in Krankenhausern Auch heute ist eine freiwillige Sterilisierung statthaft wenn medizinische genetische oder soziale Grunde vorliegen 21 Fetscher vermittelte auch die Sterilisierung von Minderjahrigen und Unmundigen sofern deren Eltern bzw Vormunder zustimmten 28 Bei der Beratung arbeitete Fetscher z B mit dem Dresdner Taubstummenlehrer Herbert Weinert zusammen Nach dessen Angaben wurden zwischen 1930 und 1932 acht Personen mit erblich bedingten Horschaden sterilisiert 29 Als engagierter Befurworter eugenischer Sterilisationen versuchte Weinert mit Ausserungen von Gehorlosen bzw von Eltern die ihre Kinder hatten sterilisieren lassen die Harmlosigkeit der Sterilisation zu belegen So hatte eine Mutter in Dresden ihren taubstumm geborenen Sohn 1930 im Alter von 13 Jahren aus rein eugenischen Grunden sterilisieren lassen 30 Fetscher selbst schrieb in Bezug auf seine Tatigkeit in der Eheberatung u a Ich selbst habe bis Ende 1932 65 Sterilisierungen zur Durchfuhrung gebracht ohne dass ein Gerichtsverfahren gegen mich eingeleitet worden ware Der Zweck dieses Verhaltens namlich nachzuweisen dass eine Lucke zwischen den Lebensnotwendigkeiten unseres Volkes und der Gesetzeslage klaffe wurde damit erreicht Eine der ersten grossen Taten der Regierung Adolf Hitlers war der Erlass eines Sterilisierungsgesetzes das nicht nur die Moglichkeit rassenhygienischer Unfruchtbarmachung schafft sondern auch gestattet einen Zwang auszuuben wo ein solcher nicht entbehrt werden kann Obwohl Fetscher das nationalsozialistische Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses befurwortete war er selbst nie Mitglied eines der Erbgesundheitsgerichte die uber Zwangssterilisierungen zu befinden hatten Laut Marina Lienert und Caris Petra Heidel ist es auch nicht bekannt dass Fetscher jemals einen Patienten angezeigt hatte Einem Zeitzeugenbericht zufolge revidierte er seine anfangliche Zustimmung zu dem Gesetz und kritisierte u a die Zwangssterilisierung als einen Grundfehler bei der Gesetzesdurchfuhrung 13 Weiterhin schrieb Fetscher dass es unzweckmassig ist etwa einen syphilitischen Wasserkopf mit allen Mitteln am Leben zu erhalten Nach Lienert Heidel hat sich Fetscher aber insgesamt gegen die Euthanasie wie sie von den Nationalsozialisten praktiziert wurde positioniert 21 Posthume Ehrungen Bearbeiten nbsp Grab von Rainer Fetscher auf dem Heidefriedhof DresdenAm 14 Mai 1945 erwiesen mehr als 100 Personen Fetscher auf seiner Beerdigung auf dem Heidefriedhof in Dresden die letzte Ehre Er wurde nachfolgend in Dresden sowohl von der Stadtverordnetenversammlung und dem Rat der Stadt Dresden als auch von Freunden Schulern und Weggefahrten als bekannter Antifaschist als weit uber Dresden hinaus bekannter Arzt und grosser Menschenfreund als tapferer Gelehrter und Lehrer und Vorbild geehrt 21 In der sachsischen Kreisstadt Pirna war die EOS und das daraus entstandene Gymnasium seit 1 August 2007 unter dessen Namen mit dem Friedrich Schiller Gymnasium vereinigt nach ihm benannt in Dresden sind die Fetscherstrasse der Fetscherplatz die Schule fur Korperbehinderte ein Studentenwohnheim und ein Seniorenpflegeheim nach Fetscher benannt Auf der Prager Strasse wo Fetscher ermordet worden war liess die Stadt Dresden einen Gedenkstein errichten der jedoch spater aufgrund von Baumassnahmen entfernt wurde Seit dem Jahr 1974 wurde von der Stadt Dresden jahrlich zum Tag des Gesundheitswesens der Dr Rainer Fetscher Preis vergeben Der Freundeskreis Rainer Fetscher bestehend aus Kollegen Freunden Patienten und Studenten Fetschers hielt die Erinnerung an Fetscher mit Artikeln und Gedenkfeiern wach und regte nach der Entfernung des Gedenksteins auf der Prager Strasse die neuerliche Errichtung einer Gedenkstele an 1978 die heute auf dem Fetscherplatz zu besichtigen ist Sein Bekanntheits und Beliebtheitsgrad in allen Schichten der Dresdner Bevolkerung war so gross dass eine nahere Begrundung fur diese Ehrungen insbesondere in den ersten Jahren nicht erforderlich erschien 21 nbsp FetschersteinAm 20 August 2013 bat Hans Jurgen Westphal die Stadt Dresden Rainer Fetscher auch an dem Ort seiner Ermordung ein Gedenken zu bereiten Seit dem 16 November 2013 gibt es an der Prager Strasse Ecke Ferdinandstrasse auf einer Gehwegplatte das eingemeisselte F den Fetscherstein Das F erinnert gleichzeitig an die Gruppe der Antifaschisten die zusammen mit Fetscher am 8 Mai 1945 der Sowjetarmee entgegengingen Schriften BearbeitenZur Frage der Knabenziffer beim Menschen Hygien Inst d Techn Hochsch Dresden 1923 Grundzuge der Erblichkeitslehre Dt Verlag fur Volkswohlfahrt Dresden 1924 2 Auflage Dresden 1929 Grundzuge der Rassenhygiene Deutscher Verlag f Volkswohlfahrt Dresden 1924 Grundzuge der Eugenik 2 Auflage Dt Verlag fur Volkswohlfahrt Dresden 1929 Hrsg Gesundheitspass Beltz Langensalza u a 1925 Uber den Austausch von Gesundheitszeugnissen vor der Ehe in Archiv fur Soziale Hygiene und Demographie 2 1926 54 58 Uber den Austausch von Gesundheitszeugnissen vor der Ehe Charlottenburg 1926 Angewandte Erbbiologie in Archiv fur Soziale Hygiene und Demographie 2 1926 128 130 Vererbung und Alkohol Vortrag gehalten im Lehrgang gegen den Alkoholismus zu Merseburg am 14 Dez 1925 Von Priv Doz Dr med Rainer Fetscher Bezirksausschuss zur Abwehr des Alkoholismus Merseburg 1926 Abriss der Erbbiologie und Eugenik Salle Berlin 1927 Archiv fur Rassenbilder J F Lehmanns Verlag Munchen 1927 Grundzuge der Erblichkeitslehre J F Lehmanns Verlag Munchen 1927 Aufgaben und Organisation einer Kartei der Minderwertigen In Mitteilungen der Kriminalbiologischen Gesellschaft Jg 1 1928 S 55 62 Bericht uber die Ehe und Sexualberatungsstelle Dresden fur 1927 Munchen 1928 Der Geschlechtstrieb Einfuhrung in die Sexualbiologie unter besonderer Berucksichtigung der Ehe Reinhardt Munchen 1928 Vererbung und Kriminalitat Berlin 1928 u a Zwischen Naturwissenschaft und Geschichte Vortrage der Abteilung XIII b der 89 Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Dusseldorf 1926 Zentralstelle fur Dt Personen und Familiengeschichte Leipzig 1928 Sozialhygiene und Krankenversicherung Dresden 1930 mit Otto Huntemuller Der gesunde Mensch Hygiene Lutz Stuttgart 1930 mit Adolf Thiele Praxis der Eheberatung Schriftleitung der Blatter f Wohlfahrtspflege Dresden 1931 Bearbeiter von August Forel Die sexuelle Frage 16 Auflage Reinhardt Munchen 1931 Rainer Fetscher Die wissenschaftliche Erfassung der Kriminellen in Sachsen In Monatsschrift fur Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform Jg 23 1932 S 321 335 Der Stand und die Zukunft der Eheberatung in Deutschland Berlin Leipzig 1933 Erbbiologie und Staat Frankfurt am Main Berlin 1933 Rassenhygiene Eine erste Einfuhrung fur Lehrer Durr Leipzig 1933 mit Agnes Bluhm Die Alkoholfrage in der Erbforschung Zwei Aufsatze Neuland Verlag Berlin 1934 2 Auflage Berlin 1941 Alkohol und Vererbung In Unterrichtsblatter fur Mathematik und Naturwissenschaften 1934 S 353 357 Abriss der Erbbiologie und Rassenhygiene 2 Auflage Salle Frankfurt am Main 1934 Zur Erbprognose der Kriminalitat Leipzig 1934 Uber mannliche Sterilitat Urban amp Schwarzenberg Berlin Wien 1935 Gedichte Fur Freunde gesammelt Rat d Landkreises Grossenhain Abt Gesundheitswesen Zabeltitz 1957 Literatur BearbeitenMarina Lienert Caris Petra Heidel Rainer Fetscher 1895 1945 PDF Datei 390 kB In Arzteblatt Sachsen 1 2010 S 27 29 Steffen Sachse Professor Dr Rainer Fetscher 1895 1945 Leben wissenschaftliches Wirken und humanistisches Vermachtnis eines Dresdner Arztes und Antifaschisten Dissertation Dresden 1990 Albrecht Scholz Marina Lienert Rainer Fetscher Gedenkschrift aus Anlass des 100 Geburtstages TU Dresden Hrsg UniMedia 1996 ISBN 3 932019 03 2 TU Dresden Uni Shop Publikationen Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 395 Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 160 165 Jurgen Simon Kriminalbiologie und Zwangssterilisation Eugenischer Rassismus 1920 1945 Waxmann Munster 2001 ISBN 3 8309 1063 0 Einzelnachweise Bearbeiten Kerstin Schneider Die Stadt Dresden ehrt einen Rassisten In stern de 26 Oktober 2007 abgerufen 25 Juni 2016 a b c Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 160 Mitgliederverzeichnis Stand der Landsmannschaft am 5 Mai 1928 Anhang zu den monatlichen Mitteilungen Nr 4 5 von 1928 der Landsmannschaft Schottland zu Tubingen Stuttgart 1928 S IX a b c d e Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 161 a b Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 161 f Gunther Heidel Dresdner sozialhygienische Bemuhungen und deren Schicksal in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts In Zeitschrift fur die gesamte Hygiene und ihre Grenzgebiete 33 1987 S 551 554 hier S 553 Dorit Petschel 175 Jahre TU Dresden Band 3 Die Professoren der TU Dresden 1828 2003 Hrsg im Auftrag der Gesellschaft von Freunden und Forderern der TU Dresden e V von Reiner Pommerin Bohlau Koln u a 2003 ISBN 3 412 02503 8 S 207 f a b c d Reiner Pommerin Die Geschichte der TU Dresden 1828 2003 Bohlau Koln 2003 S 185 a b c Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 162 Atina Grossmann Reforming Sex The German Movement for Birth Control and Abortion Reform 1920 1950 Oxford UP New York 1995 S 163 Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 162 f Victor Klemperer Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten Tagebucher 1933 1942 Bd 2 1942 1945 hg von Walter Nowojski Aufbau Verlag 10 Aufl Berlin 1998 Eintrag 16 Marz 1942 S 46 zit Eintrag 19 April 1942 S 68 a b Marina Lienert Caris Petra Heidel Fetscher 2010 S 29 Albrecht Scholz Fetscher Rainer In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 S 163 Thomas Widera Dresden 1945 1948 Politik und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherrschaft V amp R Gottingen 2004 S 54 f Reiner Pommerin Die Geschichte der TU Dresden 1828 2003 Bohlau Koln 2003 S 216 Jurgen Simon Kriminalbiologie und Zwangssterilisation Eugenischer Rassismus 1920 bis 1945 Waxmann Munster 2001 S 133 136 zit S 134 Jurgen Simon Kriminalbiologie und Zwangssterilisation Eugenischer Rassismus 1920 bis 1945 Waxmann Munster 2001 S 136 Marina Lienert Caris Petra Heidel Rainer Fetscher 1895 1945 In Arzteblatt Sachsen 1 2010 S 27 Jurgen Simon Kriminalbiologie und Zwangssterilisation Eugenischer Rassismus 1920 bis 1945 Waxmann Munster 2001 S 144 Sonja Schroter Psychiatrie in Waldheim Sachsen 1716 1946 Ein Beitrag zur Geschichte der forensischen Psychiatrie in Deutschland Mabuse Verlag Frankfurt am Main 1994 S 84 a b c d e Marina Lienert Caris Petra Heidel Fetscher 2010 S 28 Julia Paulus Kommunale Wohlfahrtspolitik in Leipzig 1930 bis 1945 Autoritares Krisenmanagement zwischen Selbstbehauptung und Vereinnahmung Bohlau Koln 1998 S 148 150 Gisela Bock Zwangssterilisation im Nationalsozialismus Studien zur Rassenpolitik und Frauenpolitik Westdeutscher Verlag Opladen 1986 S 48 Werner Brill Padagogik der Abgrenzung Die Implementierung der Rassenhygiene im Nationalsozialismus durch die Sonderpadagogik Julius Klinkhardt Bad Heilbrunn 2011 S 39 Jurgen Simon Kriminalbiologie und Zwangssterilisation Eugenischer Rassismus 1920 bis 1945 Waxmann Munster 2001 S 143 Werner Brill Padagogik der Abgrenzung Die Implementierung der Rassenhygiene im Nationalsozialismus durch die Sonderpadagogik Julius Klinkhardt Bad Heilbrunn 2011 S 48 Werner Brill Padagogik der Abgrenzung Die Implementierung der Rassenhygiene im Nationalsozialismus durch die Sonderpadagogik Julius Klinkhardt Bad Heilbrunn 2011 S 43 Atina Grossmann Reforming Sex The German Movement for Birth Control and Abortion Reform 1920 1950 Oxford UP New York 1995 S 73 Horst Biesold Crying Hands Eugenics and Deaf People in Nazi Germany Gallaudet UP Washington D C 1988 S 22 Werner Brill Padagogik der Abgrenzung Die Implementierung der Rassenhygiene im Nationalsozialismus durch die Sonderpadagogik Julius Klinkhardt Bad Heilbrunn 2011 S 238 249 f zit S 250 Vgl auch Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2001 S 98 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rainer Fetscher Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Rainer Fetscher im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 119365537 lobid OGND AKS LCCN nr2001037006 VIAF 5301194 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fetscher RainerALTERNATIVNAMEN Fetscher Rene FelixKURZBESCHREIBUNG osterreichisch deutscher MedizinerGEBURTSDATUM 26 Oktober 1895GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 8 Mai 1945STERBEORT Dresden Abgerufen von 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