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Philalethes Kuhn 13 September 1870 in Berlin 4 August 1937 in Bad Tolz war ein deutscher Tropenmediziner und Hygieniker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKuhn wurde als Sohn des Stadt und Kreisschulinspektors Dr phil Ernst Kuhn in Berlin geboren Er besuchte das Friedrich Werdersche Gymnasium in seiner Vaterstadt Berlin wo er im Jahr 1889 das Abitur ablegte und studierte von 1892 bis 1894 Medizin an der Kaiser Wilhelms Akademie fur das Militararztliche Bildungswesen 1894 bestand er das medizinische Staatsexamen Im gleichen Jahr erfolgte die Promotion Kuhn behielt die militarische Laufbahn bei war 1895 Assistenzarzt und wurde 1896 in die kaiserliche Schutztruppe fur Deutsch Sudwestafrika versetzt Hier nahm er 1897 am Feldzug gegen die Zwartbooi Nama und Nordwest Herero teil 1897 bis 1900 war er Distriktschef von Grootfontein 1902 03 arbeitete er vorubergehend am Institut fur Tropenkrankheiten in Hamburg 1903 wurde er in Swakopmund mit Maria geb Ritter 1 getraut Bei Ausbruch des militarischen Konflikts mit den Herero befand sich das Paar auf der Ruckkehr von seiner Hochzeitsreise in den Norden Sudwestafrikas Grootfontein Kuhn wurde in der Schutztruppe aktiviert und leitete die Verteidigung des belagerten Omaruru Als Mediziner schuf er sich bleibende Verdienste bei der Schaffung des Elisabethhauses in Windhoek Entbindungsstation und des Heimathauses in Keetmanshoop sowie durch seine grundlegenden Forschungen zur Afrikanischen Pferdepest Als Stabsarzt wurde er 1906 dem Kommando der Schutztruppen in der Kolonialabteilung des Auswartigen Amtes zugeteilt Von 1909 bis 1912 war er ohne Gehalt beurlaubt und forschte in dieser Zeit in der bakteriologischen Abteilung des kaiserlichen Gesundheitsamts in Berlin Im Jahr 1912 wurde Kuhn nach Kamerun versetzt wo er die Leitung des Regierungshospitals und die Funktion des Chefarztes der Schutztruppe ubernahm Als Nachfolger von Hans Ziemann wurde er schliesslich Medizinalreferent des Schutzgebiets Unter dem 17 Februar 1914 wurde er zur Verwendung als Assistent am Institut fur Schiffs und Tropenhygiene wieder zum Reichskolonialamt kommandiert und im Juni 1914 aus dem aktiven Militardienst verabschiedet Am Ersten Weltkrieg nahm Kuhn von August 1914 bis Mitte 1915 als Chefarzt des Feld Lazaretts 9 des XV Armeekorps teil Danach war er beratender Hygieniker in Strassburg 1914 erhielt er den Professorentitel und habilitierte sich an der Universitat Strassburg fur das Fach Hygiene 1915 wurde er dort ausserordentlicher Professor fur soziale Hygiene und Leiter der Bakteriologischen Anstalt fur das Elsass Mitte 1917 bis Kriegsende diente er als Armeehygieniker an der Westfront Als Generaloberarzt wurde er nach Kriegsende endgultig verabschiedet Im Zivilverhaltnis ubernahm Kuhn zunachst eine Professur fur Hygiene an der Universitat Tubingen 1919 20 dann an der Technischen Hochschule in Dresden 1920 Zugleich fungierte er hier als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Hygiene Museums und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Deutsches Hygiene Museum e V 1920 bis 1923 Zum 1 April 1926 wurde er ordentlicher Professor fur Hygiene und Direktor des Hygienischen Instituts der Universitat Giessen Aus gesundheitlichen Grunden wurde er zum 1 Mai 1935 emeritiert Im gleichen Jahr erhielt er die Ehrendoktorwurde der Universitat Kuhn war einer der fuhrenden Rassenhygieniker seiner Zeit Seit 1905 war er Mitglied der von ihm mitgegrundeten Deutschen Gesellschaft fur Rassenhygiene und trat bereits vor dem Ersten Weltkrieg fur rassische Selektion ein Schon 1923 wurde er Mitglied der NSDAP Im Mai 1924 wurde er zusammen mit Hellmuth von Mucke in Dresden zum Fuhrer des Volkisch Sozialen Blocks einer Nachfolgeorganisation der zwischenzeitlich verbotenen NSDAP gewahlt Doch schon im Dezember desselben Jahres trat er von diesem Amt aufgrund innerer Streitigkeiten zuruck 2 1931 trat er erneut der NSDAP bei 3 Seit 1932 war er Mitglied der Reichsschaft der Hochschullehrer im NS Lehrerbund und nahm mehrfach an rassenhygienischen Schulungskursen des Nationalsozialistischen Deutschen Arztebundes teil Als einer der ersten Professoren nahm er das Thema Rassenhygiene und Bevolkerungspolitik in seine Vorlesungen auf Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gehorte er im Mai 1933 zu den Akteuren bei den Bucherverbrennungen 3 Daneben befasste er sich aber auch mit Studien uber Alkohol in den Tropen Erforschung und Bekampfung der Malaria Schlafkrankheit und Multiplen Sklerose Anfang der 1930er Jahre beschrieb er Strukturen die er unter bestimmten Bedingungen in Bakterienkulturen beobachtete und als Pettenkoferien bezeichnete Diese waren nach seiner Ansicht protozoen ahnliche Parasiten die in die Bakterienzellen eindringen und mit diesen in Symbiose leben wurden Tatsachlich handelte es sich lediglich um Formveranderungen der untersuchten Bakterien als Reaktion auf die von ihm gewahlten besonderen Kulturbedingungen Nach einem Schlaganfall schied er am 1 Mai 1935 aus seinen Amtern 3 Er starb zwei Jahre spater am 4 August 1937 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenAlkohol in den Tropen um 1910 siehe auch Alkohol in den Tropen Nicht mehr online verfugbar In edocs ub uni frankfurt de Universitatsbibliothek Frankfurt am Main 1910 ehemals im Original abgerufen am 9 Marz 2023 1 2 Vorlage Toter Link edocs ub uni frankfurt de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Geschlechtskrankheiten II Hygiene In Max Marcuse Hrsg Handworterbuch der Sexualwissenschaft Enzyklopadie der natur und kulturwissenschaftlichen Sexualkunde des Menschen 1926 Neu herausgegeben und eingeleitet von Robert Jutte Berlin 2001 S 230 233 Literatur BearbeitenStephan Dalchow Die Entwicklung der nationalsozialistischen Erb und Rassenpflege an der medizinischen Fakultat der Ludwigs Universitat Giessen Schmitz Giessen 1998 ISBN 3 87711 205 6 Arbeiten zur Geschichte der Medizin in Giessen 26 Zugleich Giessen Univ Diss 1998 Wolfgang U Eckart Medizin und Kolonialimperialismus Deutschland 1884 1945 Schoningh Paderborn u a 1997 ISBN 3 506 72181 X Helga Jakobi Peter Chroust Matthias Hamann Aeskulap amp Hakenkreuz Zur Geschichte der Medizinischen Fakultat in Giessen zwischen 1933 und 1945 Eine Dokumentation der Arbeitsgruppe Medizin u Faschismus Allgemeiner Studentenausschuss der Studentenschaft der Justus Liebig Universitat Giessen 1982 G Olpp Hervorragende Tropenarzte in Wort und Bild Verlag der Arztlichen Rundschau Gmelin Munchen 1932 S 219 223 Jurgen Peter Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin Auswirkung rassenhygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete von 1918 bis 1934 Frankfurt 2004 ISBN 3 935964 33 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Philalethes Kuhn im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Kuhn Maria in Gudrun Wedel Autobiographien von Frauen Ein Lexikon Koln Bohlau 2010 S 457 Andreas Peschel Die Entwicklung der Dresdner NSDAP bis 1933 in Dresdner Geschichtsbuch 18 2013 ISBN 978 3 936300 91 8 S 151 170 hier S 153 a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 350 Normdaten Person GND 11755412X lobid OGND AKS LCCN no91007741 VIAF 59462932 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuhn PhilalethesKURZBESCHREIBUNG deutscher Tropenmediziner und HygienikerGEBURTSDATUM 13 September 1870GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 4 August 1937STERBEORT Bad Tolz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philalethes Kuhn amp oldid 231629077