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Agnes Bluhm 9 Januar 1862 in Konstantinopel 12 November 1943 in Beelitz war eine deutsche Facharztin fur Gynakologie Rassenhygienikerin Genetikerin und Frauenrechtlerin Bluhm war eine der ersten deutschen Arztinnen und Forscherinnen Agnes Bluhm im Jahr 1886 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Publikationen Auswahl 4 Auszeichnungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Agnes Bluhms Grabstein auf dem Parkfriedhof LichterfeldeAgnes Bluhm wurde als Tochter des Kais Osman Divis Generals Julius Bluhm eines ehemaligen preussischen Ingenieur Offiziers in Istanbul geboren Mit ihren beiden Schwestern Helene Maria Anna Olga und Martha Maria wuchs sie bei ihrer Mutter Agnes Bluhm geb Simon in Berlin auf den Vater erlebte sie nur bei seinen langeren aber seltenen Besuchen Durch die Begegnung mit der Medizinstudentin Anna Dahms interessierte sie sich fur das Medizinstudium Ihrem Vater zuliebe absolvierte sie aber zuerst eine Ausbildung zur Lehrerin und wurde in diesem Beruf 1880 examiniert Schliesslich orientierte sie sich mit Unterstutzung der Mutter doch in Richtung ihres Traumberufs und begann im Wintersemester 1884 1885 ihr Studium an der Universitat Zurich wo Frauen bereits damals das Medizinstudium erlaubt war Wahrend ihrer Zurcher Studienzeit hatte sie engen Kontakt zur spateren Gynakologin Clara Willdenow die sie bewunderte 1 In ihrer Studienzeit gehorte sie einem Kreis von Medizinstudentinnen an der sich vermutlich aus dem Studentinnenverein Zurich kannte Auf einer zeitgenossischen Fotografie von 1889 die Ricarda Huch anfertigen liess ist sie neben sechs anderen Kommilitoninnen abgebildet neben Ricarda Huch Clara Neumann Elsa von Rosenzweig Anna Eysoldt Molly Herbig und Emma Rhyner als einziger Schweizerin 2 1890 wurde sie im Fach Gynakologie promoviert Gleich zu Beginn ihres Studiums im Oktober 1884 lernte sie in Zurich Friedrich Nietzsche den sie verehrte personlich kennen Ein Jahr spater lernte sie wahrend einer anatomischen Sektion im Wintersemester 1885 Alfred Ploetz kennen der sich in sie verliebte Es entspann sich ein Dreiecksverhaltnis zwischen ihr Ploetz und Pauline Rudin Trotz seiner Entscheidung fur die Heirat mit Pauline 1890 blieben Agnes und Ploetz bis zu seinem Tode in einer engen Freundschaft verbunden In Zurich nahm sie an einem Kreis von Studenten und Professoren teil in dem eifrig diskutiert wurde Dazu gehorten Alfred Ploetz Auguste Forel Gustav von Bunge Frank Wedekind Richard Avenarius Adolf Fick Rudolf Poch sowie Carl und Gerhart Hauptmann 3 Vererbungsfragen sind schon damals in der Medizin und daruber hinaus viel diskutiert worden Unter Forels und Ploetzens Fuhrung auch in unserem Kreis beschrieb Gerhart Hauptmann diesen Kreis 4 Noch 1890 liess sie sich mit einer Schweizer Approbation in Berlin als Gynakologin nieder In Deutschland und zugleich Berlin war sie die dritte praktizierende Arztin nach Emilie Lehmus und Franziska Tiburtius Ihre Praxis lief schnell sehr erfolgreich Agnes Bluhm eroffnete 1899 evtl einige Jahre fruher die Poliklinik fur Frauen und weibliche Arzte in Berlin Sie engagierte sich durch die Grundung sozialer Hilfegruppen insbesondere fur den Arbeiterinnenschutz die Behandlung mittelloser Frauen und das Frauenstudium Sie war auch Dozentin fur Hygiene an der Humboldt Akademie und verfasste Kapitel uber Hygiene und Gynakologie in wissenschaftlichen Handbuchern Grossere Berufsverbande bestellten sie als Arztin fur weibliche Mitglieder Bluhm veranlasste die Einsetzung weiblicher Fabrikinspekteure 5 1905 musste sie wegen eines Ohrenleidens ihre Praxis aufgeben und grundete im gleichen Jahr die Gesellschaft fur Rassenhygiene mit Auch an dem von Alfred Ploetz gegrundeten Archiv fur Rassen und Gesellschaftsbiologie arbeitete sie mit Beschaftigte sie sich bis dato in ihren wissenschaftlichen Abhandlungen noch besonders mit dem Stillen von Kindern und seiner Bedeutung fand sie nun einen Schwerpunkt in der Rassenhygiene Von 1919 bis 1942 arbeitete sie im Kaiser Wilhelm Institut fur Biologie in Berlin in der Abteilung fur Rassenhygiene und arbeitete besonders uber die Wirkung von Alkohol auf das Genom Hierzu fuhrte sie an 32 000 Mausen Experimente durch Fur diese Forschungsarbeit erhielt sie 1931 die Silberne Leibniz Medaille Bluhm war auch Mitglied im Bund Deutscher Arztinnen ab 1928 Ehrenmitglied eine der ersten Frauenorganisationen die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ihre judischen Mitglieder ausschlossen 1937 wurde sie Mitherausgeberin des Archivs fur Rassen und Gesellschaftsbiologie des Presseorgans der deutschen Gesellschaft fur Rassenhygiene 6 Sie starb im Alter von 81 Jahren und wurde im Grab ihrer Lebensgefahrtin der Kunstmalerin Adrienne Hacker Schwester der Arztin Agnes Hacker auf dem Parkfriedhof Lichterfelde Feld 5 14 im Berliner Bezirk Steglitz Zehlendorf beigesetzt 7 Wirken BearbeitenBis zu ihrem Tod blieb Agnes Bluhm Alfred Ploetz den sie in Zurich kennengelernt hatte verbunden Als im November 1936 nicht der von den Rassenhygienikern in Deutschland favorisierte und in Stellung gebrachte Ploetz sondern Carl von Ossietzky den Friedensnobelpreis erhielt emporte sich Bluhm uber die Verleihung an den Hochverrater und die freche Provokation Deutschland gegenuber Mit Ploetz tauschte sich Bluhm brieflich vorab uber medizinische Falle ihrer Praxis ab 1921 schwerpunktmassig uber Rassenhygiene aus 8 Ihre Thesen zur Rassenhygiene und der Stellung der Frau in der Gesellschaft sie sah die Verpflichtung zur Mutterschaft bedeutungsvoller als die Verwirklichung im Beruf wurden in einer Vielzahl Veroffentlichungen von ihr bekannt gemacht Ihre rassenhygienischen Ansatze fanden Eingang in die Gesetzgebung im Nationalsozialismus insbesondere in die rassenhygienischen Gesetze von 1937 Einen Teil ihrer Thesen widerrief sie selbst fand aber kaum noch Gehor In der Deutschen Demokratischen Republik wurde ihre Schrift Die rassenhygienischen Aufgaben des weiblichen Arztes auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 9 Publikationen Auswahl BearbeitenDie Strafbarkeit der Vernichtung des keimenden Lebens 218 R St G B vom Standpunkte des Mediziners Referat in Abolitionistische Flugschriften Heft 9 Druck Kupky amp Dietze Dresden 1909 Stillfahigkeit In A Grotjahn I Kaup Hrsg Handworterbuch der sozialen Hygiene Leipzig 1912 S 555 570 Hygienische Fursorge fur Arbeiterinnen und deren Kinder 2 Auflage Johann Ambrosius Barth Verlag Leipzig 1914 Gewerbliche Frauenarbeit in und nach dem Kriege Verlag Gesellschaft und Erziehung Berlin 1919 Zum Problem Alkohol und Nachkommenschaft Eine experimentelle Studie J F Lehmanns Verlag Munchen 1930 Sind Alkoholschaden vererbbar aus Internationale Zeitschrift gegen den Alkoholismus Jahrgang 1930 Heft 6 Neuland Verlag Berlin 1931 Die rassenhygienischen Aufgaben des weiblichen Arztes in Schriften zur Erblehre und Rassenhygiene Berlin 1934 Das Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses in Die Frau Bd 41 S 529 538 1934 Alfred Ploetz zum Gedachtnis Die Arztin 8 1940 S 213 214 Auszeichnungen Bearbeiten1931 Silberne Leibniz Medaille verliehen fur die Arbeiten an Alkohol und Nachkommenschaft 1932 Silberne Staatsmedaille fur Verdienste um die Volksgesundheit zu ihrem 70 Geburtstag 1940 Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft als damals erste Frau Literatur BearbeitenJohanna Bleker und Svenja Ludwig Emanzipation und Eugenik Die Briefe der Frauenrechtlerin Rassenhygienikerin und Genetikerin Agnes Bluhm an den Studienfreund Alfred Ploetz aus den Jahren 1901 1938 Matthiesen Verlag Husum 2008 Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 100 ISBN 978 3 7868 4100 5 S Ludwig Dr med Agnes Bluhm 1862 1943 In E Brinkschulte Hrsg Weibliche Arzte Berlin 1993 S 84 92 Sigrid Stockel Bluhm Agnes In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte Walter de Gruyter Berlin und New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 188 Annette Vogt Vom Hintereingang zum Hauptportal Wissenschaftlerinnen in der Kaiser Wilhelm Gesellschaft in Dahlemer Archivgesprache 2 1997 Hrsg Archiv zur Geschichte der Max Planck Gesellschaft S 115 139 S 122 130 uber Bluhm ISSN 1431 6641 Peter Reinicke Bluhm Agnes in Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Freiburg Lambertus 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 89Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Agnes Bluhm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Foto von Agnes BluhmEinzelnachweise Bearbeiten Biografie Clara Willdenow auf Lesbengeschichte Christiane Leidinger Keine Tochter aus gutem Hause Johanna Elberskirchen 1864 1943 Konstanz 2008 UVK Verlagsgesellschaft mbH ISBN 978 3 86764 064 0 S 41 Peter Emil Becker Zur Geschichte der Rassenhygiene Wege ins Dritte Reich Thieme Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 13 716901 1 S 61 Gerhart Hauptmann Samtliche Werke Centenarausgabe Band VII Autobiographisches Berlin Propylaen Verlag 1962 S 1065 Antonius Lux Hrsg Grosse Frauen der Weltgeschichte 1000 Biographien in Wort und Bild Sebastian Lux Verlag Munchen 1963 S 70 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 54 Klaus Nerger Das Grab von Agnes Bluhm In knerger de Abgerufen am 24 Mai 2021 Martin Muller Adler bis Wesendonck Deutsche und andere Auslander in Zurich 1830 1914 Chronos Verlag Zurich 2012 S 45 http www polunbi de bibliothek 1953 nslit b htmlNormdaten Person GND 116206098 lobid OGND AKS LCCN no2008155153 VIAF 72139081 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bluhm AgnesKURZBESCHREIBUNG deutsche ArztinGEBURTSDATUM 9 Januar 1862GEBURTSORT KonstantinopelSTERBEDATUM 12 November 1943STERBEORT Beelitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agnes Bluhm amp oldid 236153016