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Der Romische Gutshof von Geisslingen in der Gemeinde Klettgau im Landkreis Waldshut in Baden Wurttemberg auch als Heidenschloss bekannt liegt heute wieder verdeckt an der Stelle des Bauernhauses Heideggerhof Die Villa rustica wurde bereits 1795 ausgegraben wobei deren Grundmauern danach teilweise fur den Neubau genutzt wurden Der Heideggerhof auf dem Gelande der Villa 2002 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Ausgrabung 3 Befunde und Funde 3 1 Verbleib der Funde 3 2 Weitere Beobachtungen 4 Geschichte 4 1 Heerstrasse durch den Klettgau 4 2 Nebenstrasse zur Wutach 4 3 Existenzdauer 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Der Gutshof lag an der Strasse Vindonissa Arae Flaviae westlich des Bodensees kurz nach dem RheinubergangIn der Heimatliteratur wird vermutet dass es sich bei dem Bauwerk auch um eine romische Strassenstation Mansio zwischen den Romerstadten Tenedo Bad Zurzach und Juliomagus bei Schleitheim Stuhlingen gehandelt haben kann Etwas abseits der damaligen Heeresstrasse unter der B 34 ware ein dort gelegenes Rasthaus durchaus eine Moglichkeit In romischer Zeit wurden ungefahr alle 15 km Pferdewechselstationen mutationes und ca alle 40 km eine Tagesetappe Rasthauser mansiones errichtet Ausgrabung BearbeitenDie Villa deren ausgedehnter Trummerhaufen noch im ausgehenden 18 Jahrhundert zu sehen war liess der damalige Direktor der Furstlich Schwarzenbergischen Regierung in Tiengen v Weinzierl ausgraben und dabei einen Plan der aufgedeckten Mauern zeichnen der auch Skizzen von Architekturteilen enthalt Nicht sicher ist ob der Bau das Herrenhaus bei der Ausgrabung vollstandig erfasst wurde Befunde und Funde Bearbeiten Der 41 x 42 m grosse Bau war mit einer Saulenvorhalle geschmuckt und besass profilierte Gesimse bzw eckige Kapitelle von Pilastern Der Grundriss gehort generell zum Typus der Porticusvilla mit Eckrisaliten aus der Hauptfront vorspringende Eckbauten Durch einen Mittelkorridor wird die Anlage in zwei Flugel unterteilt in denen sich insgesamt 3 beheizte Raume befinden zusatzlich soweit nach dem Plan zu urteilen auch noch ein Badetrakt Mehrere Raume waren mit Blumen und anderen Zierarten al fresco bemalt jedoch mit so verblichenen Farben dass man zu keiner ganz deutlichen Vorstellung davon gelangen mochte Von der Malerei wurden keine Zeichnungen angefertigt 1 Auf eine Ausstattung mit plastischen Bildwerken weist ein ebenfalls nicht mehr vorhandener bartiger Kopf auf meist verstummeltem Rumpf wahrscheinlich der Rest einer uberlebensgrossen Gotterfigur aus rotem Sandstein 2 Der zeitgenossisches Grabungsbericht vermerkt dass das heutige Bauernhaus vollig inner dem Raum des alten steht nur gen West durften jetzt die Aussenmauern hier und da zusammentreffen 3 Verbleib der Funde Bearbeiten Die seinerzeit gemachten Funden wurden laut H Schreiber der Universitatsbibliothek Freiburg ubergeben und spater der Sammlung des Archaologischen Instituts inkorporiert Anfang des 20 Jahrhunderts mussen einige Stucke noch vorhanden gewesen sein da C Zangenmeister im CIL zu einem Ziegelstempel der 21 Legion vermerkt Freiburg i Br in antiquatio universitatis Noch im Jahre 1908 wird der bartige Kopf einer steinernen Skulptur in einem Brief erwahnt ihr weiterer Verbleib bleibt ungewiss Vermutlich gingen samtliche Funde vom Heidegger Hof 1944 bei den Bombenangriffen auf Freiburg von denen auch die Sammlung des Archaologischen Instituts in der Bertoldstrasse betroffen war verloren 4 Weitere Beobachtungen Bearbeiten Nach 1795 fanden am Platz keine grosseren Untersuchungen mehr statt 1912 meldeten die Grundstucksbesitzer zwei romische Munzen Es handelte sich dabei um einen Dupondius des Kaisers Mark Aurel von 161 162 n Chr und einen Sesterz des Kaisers Commodus aus dem Jahr 192 n Chr Nach der Angabe von Jurgen Trumm befinden sich die Munzen in einer Privatslg Albrecht Geisslingen Berichte wonach hinderliches Mauerwerk nach dem Pflugen herausgerissen worden sein soll lassen auf weitere nicht gemeldete Funde schliessen 1949 beobachtete J Schneider ca 60 m sudostlich des Bauernhofes negative Bewuchsmerkmale im Getreide die ein Rechteck von etwa 14 x 12 m ausbildeten und von einem Nebengebaude stammen durften Die Untersuchung eines 7 Meter tiefen Brunnenschachtes 1969 durch J Schneider fuhrte zu keinen Funden Luftbilder von 1998 zeigen ca 100 m sudostlich des Bauernhofes die negativen Bewuchsmerkmale eines 14 x 10 m grossen Nebengebaudes das vermutlich an die Hofmauer angebaut war 5 Geschichte BearbeitenNach dem romischen Feldzug zur Unterwerfung der Alpenvolker und der Besetzung des Voralpenlandes bis zum Hochrhein und der Donau mit einem Bruckenkopf beim Romerlager Dangstetten 15 v Chr wurde vermutlich auch mit dem Strassenbau mit dem Ausbau vorhandener keltischer Wegeverbindungen zur militarischen Sicherung des Vorfeldes bis zur Wutach begonnen Heerstrasse durch den Klettgau Bearbeiten nbsp Die noch erhaltene und bis 1870 benutzte Trasse der romischen Hauptstrasse bei Bechtersbohl 2015 Ursprunglich in doppelter BreiteDie Heerstrasse fuhrte vom Lager Dangstetten uber die Passhohe Bechtersbohl unterhalb der heutigen Kussaburg nach einer Biegung ostlich durch den Klettgau nach Schleitheim Bei der Biegung nach rechts unter der Trasse der heutigen Bundesstrasse 34 fuhrte eine Strassenverbindung geradeaus nach Schwerzen 6 Nebenstrasse zur Wutach Bearbeiten Laut Heimatforschung war dies eine von den Romern ausgebaute Nebenstrasse hin zu einem Wutachubergang Egon Gersbach schreibt dass ein alter Strassenzug wutachaufwarts fuhrt der seinen Ausgangspunkt in Zurzach dem romischen Tenedo hat und zu Fussen des Semperbuck in Richtung Horheim weist 7 Die Fortsetzung ermittelte J Trumm Westlich der Horheimer Hofe befindet sich das Altstadtle ein fruher teilweise mit Reben heute mit Streuobstwiesen bestandener Hugel Westlich daran vorbei verlauft ein alter Weg im Volksmund Romerstrasse genannt der bei Horheim die Wutach uberquert und dann fast geradlinig nach Norden bis nach Bettmaringen von dort moglicherweise weiter bis nach Bonndorf fuhrt 8 Auf dieser Linie von Bechtersbohl nach Horheim verlauft heute eine kleine Nebenstrasse deren nach wie vor grosse Bedeutung das hohe Verkehrsaufkommen im lokalen Berufsverkehr beweist Existenzdauer Bearbeiten nbsp Die Romerstrasse Neckar Alb Aare Mitte mit der Teilstrecke Dangstetten JuliomagusDie Anlage der Villa wird vermutlich erst nach der allgemeinen romischen Besiedlung des suddeutschen Raumes nach der Durchfuhrung des Schwarzwaldfeldzuges 73 74 n Chr der faktisch ein grosses Strassenbauunternehmen war anzunehmen sein Der Gutshof lag in der Provinz Germania superior die ab 90 n Chr eingerichtet wurde er konnte als Strassenstation jedoch schon wesentlich fruher erbaut worden sein Die Existenzdauer der Villa war davon abhangig wie lange die Landschaft Klettgau in der Zeit der Alamannensturme ab 260 n Chr als romischer Bruckenkopf noch bestand Anhaltspunkte zum Zeitpunkt einer Aufgabe oder Zerstorung der Villa von Geisslingen wurden keine festgestellt Siehe auch BearbeitenRomischer Gutshof Gurtweil Liste von Villae rusticaeLiteratur BearbeitenGerhard Fingerlin Grosse romische Gutshofe im Klettgau und im westlichen Hochrheintal in Archaologische Nachrichten aus Baden Heft 43 Hrsg Forderkreis fur die ur und fruhgeschichtliche Forschung in Baden e V Freiburg 1990 Egon Gersbach Urgeschichte des Hochrheins Funde und Fundstellen in den Landkreisen Sackingen und Waldshut Hrsg Staatliches Amt fur Ur und Fruhgeschichte Freiburg und Staatliches Amt fur Denkmalpflege Abt Ur u Fruhgeschichte Karlsruhe Badische Fundberichte Sonderheft 11 Katalogband 1969 Jurgen Trumm Die romerzeitliche Besiedlung am ostlichen Hochrhein Heft 63 Theiss Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1643 6 Ernst Wagner Fundstatten und Funde aus vorgeschichtlicher romischer und alamannisch frankischer Zeit im Grossherzogtum Baden Bd I 1908 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Fingerlin Grosse romische Gutshofe im Klettgau und im westlichen Hochrheintal in Archaologische Nachrichten aus Baden Heft 43 Freiburg 1990 S 7 ff Fingerlin zitiert E Wagner Fundstatten und Funde aus vorgeschichtlicher romischer und alamannisch frankischer Zeit im Grossherzogtum Baden Bd I 1908 in Grosse romische Gutshofe 1990 S 7 und 9 Jurgen Trumm Die romerzeitliche Besiedlung am ostlichen Hochrhein Heft 63 Theiss Verlag Stuttgart 2002 S 271 Jurgen Trumm Die romerzeitliche Besiedlung 2002 S 272 Jurgen Trumm Die romerzeitliche Besiedlung 2002 S 271 Vom Abzweig Bechtersbohl kommend ist ostlich dieser Verbindung nach zwei Kilometern auf der dem Wald vorgelagerten Anhohe das Gebaude des heutigen Heidegger Hofes zu erkennen Egon Gersbach Urgeschichte des Hochrheins Funde und Fundstellen in den Landkreisen Sackingen und Waldshut Badische Fundberichte Sonderheft 11 Katalogband 1969 S 218 f Jurgen Trumm Die romerzeitliche Besiedlung 2002 S 291 47 62187 8 35923 Koordinaten 47 37 18 7 N 8 21 33 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romischer Gutshof Geisslingen Klettgau amp oldid 206772221