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Das Romergrab in Koln Weiden Aachener Strasse 1328 ist eine unterirdische Grabkammer hypogaeum aus dem 2 Jahrhundert Warterhaus und Zugang zum Romergrab Weiden im Juli 2016Romische Graber lagen in der Regel an den Ausfallstrassen eines Ortes Auf diese Weise konnten Reisende der Toten gedenken die so die Erinnerung bewahren Ein besonders aufwandiges Grab befand sich an der Fernstrasse Via Belgica von Tongern nach Koln ca neun Kilometer vor dem Westtor der Colonia Claudia Ara Agrippinensium im heutigen Stadtteil Weiden In der reich ausgestatteten Grabkammer einer nahe gelegenen Villa rustica wurden mehrere Generationen einer wohlhabenden romischen Familie bestattet Ein schlichteres Pendant an der Agrippa Strasse Koln Trier ist das Romergrab in Efferen Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Baubeschreibung 3 Inventar 3 1 Mobiliar 3 2 Sarkophag 3 3 Portratbusten 3 4 Kleinfunde 4 Datierung 5 Forderverein Romergrab Weiden 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFundgeschichte Bearbeiten nbsp Aachener Strasse Koln Weiden Romergruft 1911 Entdeckt wurde die Grabkammer im April 1843 als der Fuhrmann Ferdinand Sieger fur sein Geschaft ein neues Wirtschaftsgebaude anbauen wollte Bei den Ausschachtungsarbeiten stiess er auf Bauschutt den er fur seinen Anbau nutzen wollte Beim Ausraumen des Schuttes entdeckte er eine Treppe die in mehr als funf Meter Tiefe auf eine steinerne Verschlussplatte zulief Sieger wahnte hinter der Platte einen verborgenen Schatz und zerschlug diese Als er dahinter jedoch nur noch mehr Schutt antraf wollte er die Grube wieder verfullen Der damalige Burgermeister von Usdorf Weygold und ein Gutsbesitzer aus Lovenich namens Dapper finanzierten gegen eine vereinbarte Fundteilung jedoch eine weitere Ausgrabung unter der Aufsicht eines Bergmannes 1844 gelang es dem damaligen Kolner Dombaumeister Oberbaurat Ernst Friedrich Zwirner das Grundstuck und die Grabkammer fur die Summe von 2300 Talern fur das Konigreich Preussen zu erwerben Zwirner liess den Grabbau rekonstruierend wiederaufbauen Wie heute ublich verwendete er fur erganzte Bausubstanz andere Materialien als die originalen Tuffsteine aus dem Brohltal so dass die rekonstruierten Teile deutlich unterscheidbar sind Gleichzeitig wurden ein Schutzbau und ein Warterhaus errichtet Fur Besucher schuf Zwirner einen neuen Zugang und gab das Grabmal 1848 fur den Publikumsverkehr frei Das Warterhaus an der Aachener Strasse tragt heute die Hausnummer 1328 Bereits unmittelbar nach der ersten Ausgrabung erfolgte die Veroffentlichung des Grabungsberichtes von S R Schneider gefolgt von einem Bericht in den Bonner Jahrbuchern 1843 von L Ulrichs 1 Eine umfassende Vorlage erfolgte aber erst 1957 von Fritz Fremersdorf Mit der Ubernahme der Zustandigkeit durch das Romisch Germanische Museum aufgrund der Eingemeindung Weidens zu Koln im Jahr 1975 wurden umfangreiche konservatorische und restauratorische Massnahmen unternommen Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Aufriss des Romergrabs Weiden Umzeichnung nach Fremersdorf 1957 Ursprunglich fuhrte eine Treppe aus Brohltaltuff zu dem etwa sechs Meter unter der Erdoberflache liegenden Zugang der unterirdischen Grabkammer Die Treppe und die Verschlussplatte sind heute nicht mehr erhalten Die Wande des Hypogaums sind aus 2 50 0 73 0 57 Meter grossen Blocken aufgebaut die unvermortelt in vier Lagen uber einer Sockelzone aufgemauert sind und ebenfalls aus Brohltaltuff bestehen Auf den Seitenwanden ruht eine Tonnendecke aus kleineren vermortelten Tuffquadern Auch der Fussboden besteht aus Tuffplatten Lediglich die Turfassung besteht aus rotem Buntsandstein wodurch sich der Zugang kompositorisch absetzt Verschlossen war die Grabkammer mit einer Steinplatte auf der ein schwerer Bronzering montiert war Diese Verschlussplatte ist durch den Finder zerstort worden Das hypogaeum selbst misst 3 60 4 40 Meter und hat unter dem Scheitel der Tonnendecke eine Hohe von 4 06 Metern In der Mitte der beiden Seitenwande und der dem Zugang gegenuber liegenden Wand befinden sich 0 79 Meter tiefe konchenartige Nischen mit rechteckigem Grundriss mit den Massen 1 79 Meter in der Breite und 1 54 Meter in der Hohe In diesen Hauptnischen sind mit Marmor abgesetzte Klinen herausgearbeitet Unterhalb jeder Kline befindet sich eine arkosolienartig angelegte Kammer die ublicherweise zur Aufnahme von Leichnamen bei Korperbestattungen bestimmt waren Die Weidener Kammern sind hierfur jedoch zu klein dimensioniert so dass diese Pseudoarkosolien deshalb nur einen symbolischen oder dekorativen Zweck erfullt haben konnen In den Seitenwanden sind weiterhin insgesamt 29 kleinere Nischen ausgearbeitet Ausgenommen ist nur die glatte Wand mit dem Zugang Die Nischen dienten der Aufnahme von Ascheurnen und Opfergaben Dieser Befund verdeutlicht die Verwendung des hypogaeums als columbarium Von dem zu postulierenden oberirdischen Grabbau wurden im Versturz lediglich fragmentarisch erhaltene Saulenbruchstucke tuskischer Ordnung gefunden wodurch eine Rekonstruktion des obertagigen Bauwerks erschwert wird Inventar Bearbeiten nbsp Inventar des Romergrabes Koln Weiden nach einem Stich von 1843 Aufgrund seiner Ausstattung zahlt das Romergrab Weiden zu den bedeutendsten Grabbauten der Romerzeit nordlich der Alpen Diese sind in Ausfuhrung und Dekor mit Grabkammern aus dem Mittelmeerraum vergleichbar zeigen jedoch auch lokale Besonderheiten Mobiliar Bearbeiten Vor den Nischen in den Seitenwanden stand jeweils ein aus Kalkstein nachgebildeter Korbstuhl cathedra Im Zusammenspiel mit den Klinen in den Hauptnischen entsteht hier der Eindruck eines Tricliniums eines Speiseraums der nach romischer Tischsitte angeordnet ist Der vornehme romische Mann lagerte beim Essen auf einer Kline wahrend seine Frau ihr Essen sitzend am Fussende des Mannes einnahm Steinerne Mobel dieser Art sind fur die Nordprovinzen einmalig Sarkophag Bearbeiten nbsp Sarkophag des RomergrabsProminentestes Ausstellungsstuck in der Grabkammer ist ein Wannensarkophag aus Carrara Marmor der mit figurlichen Reliefdarstellungen von moglicherweise Jahreszeitenmotiven dekoriert ist Der ebenfalls aus Marmor gearbeitete Deckel war ursprunglich fur einen grosseren Sarkophag bestimmt gewesen Fur den Weidener Sarkophag wurde das Stuck verkleinert indem die Seiten abgearbeitet wurden Der Deckel zeigt ebenfalls figurliche Darstellungen von hoher Qualitat Die Reliefbilder umfassen eine Tabula in die jedoch keine Inschrift graviert wurde Dekor und Qualitat lassen sowohl bei dem Sarkophag wie auch bei dem Deckel annehmen dass es sich um Importe aus Rom handelt Aufgrund kunstgeschichtlicher Vergleiche wird er in das ausgehende 3 Jahrhundert datiert Da der Sarkophag aufgrund seiner Grosse nicht durch den Zugang in das hypogaeum gelangt sein kann wird angenommen dass sich der ursprungliche Aufstellungsort im obertagigen Grabbau befand und er beim Einsturz des Gewolbes in die unterirdische Kammer fiel Portratbusten BearbeitenIn der Grabkammer wurden drei Portratbusten aus dem spaten 2 Jahrhundert gefunden Bei den dargestellten Personen einem Mann einer Frau und einem jungen Madchen handelt es sich moglicherweise um die verstorbenen Mitglieder der Gutsbesitzerfamilie die in dem hypogaeum beigesetzt wurde Inschriften sind keine erhalten so dass ihre Namen nicht uberliefert sind nbsp Buste einer Frau nbsp Buste eines Mannes nbsp Buste eines jungen MadchensKleinfunde Bearbeiten Die bei der Freilegung der Grabkammer entdeckten Kleinfunde wurden von Schneider 1843 beschrieben Fast alle wurden bald nach der Inbesitznahme durch das Konigreich Preussen nach Berlin verbracht und gingen grosstenteils im Zweiten Weltkrieg verloren Nach dem Bericht Schneiders standen in der Kammer Aschenkruge die als Urnen gedient haben konnen Weitere Funde kommen als Grabbeigabe in Frage lassen sich aber keiner konkreten Bestattung zuweisen Dazu gehoren glaserne Trinkgefasse eine Vierkantflasche mit erhaltenem Salbruckstand Bernsteinperlen und eine Silberschale Das kostbarste Kleinod war eine 10 2 cm hohe Figur aus Chalcedon Dargestellt ist eine junge Frau die mit Chiton und Mantel bekleidet ist nbsp Statuette aus Chalcedon nbsp Silberschale Kopie nbsp Glaserne TrinkgefasseDatierung BearbeitenDer fruheste datierte Fund aus dem Bereich der Grabkammer ist eine mittelgallische Terra Sigillata Schussel aus der 1 Halfte des 2 Jahrhunderts Zwei der vorgefundenen Portratbusten datieren aus kunstgeschichtlichen Aspekten heraus in das letzte Jahrzehnt des 2 Jahrhunderts Daraus kann eine Bau und Belegungszeit fur das unterirdische hypogaeum im 2 Jahrhundert angenommen werden Der Sarkophag aus dem oberirdischen Grabbau stammt aus dem spaten 3 Jahrhundert Die Munzreihe mit einer Schlussmunze des Constantius II belegt eine Frequentierung des Grabmals bis in das 4 Jahrhundert Forderverein Romergrab Weiden BearbeitenUm das bedeutende Bodendenkmal zu einem Lern und Erlebnisort werden zu lassen wurde am 2 Marz 2017 auf Initiative des Bodendenkmalpflegers und Provinzialromischen Archaologen Heinz Gunter Horn der Forderverein Romergrab Weiden e V gegrundet der mit dem Romisch Germanischen Museum der Stadt Koln zusammenarbeitet und zugleich die Geschaftsstelle stellt Unterstutzt wird der Forderverein zudem von der Archaologischen Gesellschaft Koln und der Universitat zu Koln mit dem Lehrstuhl fur die Geschichte der romischen Provinzen Das Bau und Bodendenkmal wurde im Juli 2019 fur eine breite Offentlichkeit zuganglich gemacht durch die Einfuhrung von regelmassigen Offnungszeiten 2 Um das in Vergessenheit geratene Denkmal zu einer Kulturstatte aufleben zu lassen ergriff der Forderverein diverse Massnahmen 3 Zunachst wurde die antike Grabstatte mit modernen Informationsmoglichkeiten im Erdgeschoss ausgestattet und ein Schulungskonzept entwickelt 3 Die aus dem Jahr 1848 stammende unscheinbare Aufschrift Roemergrab in den Bogensteinen des Eingangs vom Schutzbau wurde am 10 Juni 2019 durch einen Banner Romergrab Weiden am Warterhaus erganzt 4 Am 14 Dezember 2019 wurde die KVB Haltestelle Weiden Schulstrasse feierlich in Weiden Romergrab umbenannt 5 Im Juni 2020 beschloss die Bezirksvertretung die Anbringung einer Ortsbeschildung fur Fussganger und Autofahrer zum Romergrab 3 Literatur BearbeitenJohannes Deckers Peter Noelke Die romische Grabkammer in Koln Weiden Rheinische Kunststatten Heft 238 2 uberarbeitete Auflage Neusser Druckerei und Verlag Neuss 1985 ISBN 3 88094 495 4 Fritz Fremersdorf Das Romergrab in Weiden bei Koln Kunstdenkmaler des Landkreises Koln in Einzeldarstellungen 1 ZDB ID 2253596 2 Verlag Der Lowe Koln 1957 Paul Clemen Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Der Landkreis Koln Seite 188 192 Dusseldorf 1897 Nachdruck Dusseldorf 1983 ISBN 3 590 32118 0 S 188 192 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romergrab Koln Weiden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Romergrab Weiden Forderverein e V Weidener Grabkammer Colonia Claudia Ara Agrippinensium in der archaologischen Datenbank Arachne Video des RomergrabesEinzelnachweise Bearbeiten L Ulrichs Das romische Grabmal in Weyden bei Coln In Jahrbucher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Jahrgang 1843 Band 3 ZDB ID 218002 9 S 134 148 Martin Oehlen Romergrab in Koln Weiden Forderverein kritsiert Stadt dauerhafte Offnung nun moglich In ksta de 14 Marz 2019 abgerufen am 8 Juli 2019 a b c Sven Hansen Mehr Wegweiser zum Romergrab Hinweisschilder fur Passanten und Autofahrer In rheinische anzeigenblaetter de 4 Juni 2020 abgerufen am 28 Juni 2020 Nicht mehr zu ubersehen Romergrab Weiden In roemergrab de Abgerufen am 28 Juni 2020 Ab sofort Nachster Halt Weiden Romergrab In roemergrab de Abgerufen am 28 Juni 2020 50 938588 6 824482 Koordinaten 50 56 18 9 N 6 49 28 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romergrab Koln Weiden amp oldid 238883928