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In der Physik ist eine Plasmaoszillation auch Langmuir Welle eine periodische Oszillation der Ladungsdichte in einem Medium zum Beispiel in einem Plasma oder einem Metall Das Quasiteilchen das aus der Quantisierung dieser Oszillationen hervorgeht ist das Plasmon Inhaltsverzeichnis 1 Plasmafrequenz 1 1 Herleitung 2 Dispersionsrelation 3 Anwendung 3 1 Reflexion von Licht an Metallen 3 2 Reflexion von Radiowellen an der Atmosphare 4 Siehe auch 5 EinzelnachweisePlasmafrequenz BearbeitenWerden die freien Elektronen in einem Elektronengas lokal verdichtet wirkt auf sie die Coulombkraft die die homogene Ladungsverteilung wiederherzustellen versucht Durch ihre Tragheit werden die Elektronen an der neutralen Lage vorbeischiessen und einen neuen Ladungsuberschuss aufbauen wodurch es zu einer periodischen Schwingung kommt Die Kreisfrequenz mit der die Elektronendichte um die mittlere Dichte oszilliert heisst Plasmafrequenz w p 4 p n e e 2 m e displaystyle omega mathrm p sqrt frac 4 pi n mathrm e e 2 m mathrm e nbsp CGS Einheiten w p n e e 2 e 0 m e displaystyle omega mathrm p sqrt frac n mathrm e e 2 varepsilon 0 m mathrm e nbsp SI Einheiten worin n e displaystyle n e nbsp die Elektronendichte ist e displaystyle e nbsp die Elementarladung e 0 displaystyle varepsilon 0 nbsp die elektrische Feldkonstante und m e displaystyle m mathrm e nbsp die Elektronenmasse Betrachtet man den Ladungstrager in einem Dielektrikum mit einer Permittivitat e r gt 1 displaystyle varepsilon mathrm r gt 1 nbsp so verringert sich die Plasmafrequenz w p n e e 2 e r e 0 m e displaystyle omega mathrm p sqrt frac n mathrm e e 2 varepsilon mathrm r varepsilon 0 m mathrm e nbsp SI Einheiten Die Plasmaresonanz ist eine dispersionslose also von der Ausdehnung unabhangige Anregung Eine in das Material eindringende elektromagnetische Welle kann die Schwingung anregen und erfahrt dabei sowohl Absorption als auch Brechung Herleitung Bearbeiten Die drei notwendigen Gleichungen zur Herleitung der Plasmafrequenz sind 1 Die Poisson Gleichung der Elektrostatik welche das Potential in Abhangigkeit von der Ladungsdichte beschreibt D F r t q n r t e displaystyle Delta Phi mathbf r t frac qn mathbf r t varepsilon nbsp wobei D displaystyle Delta nbsp Laplace Operator F displaystyle Phi nbsp Elektrostatisches Potential q displaystyle q nbsp Elektrische Ladung der Teilchen n displaystyle n nbsp Teilchendichte e e 0 e r displaystyle varepsilon varepsilon 0 varepsilon mathrm r nbsp Permittivitat2 Die Kontinuitatsgleichung welche die Erhaltung der Teilchen beschreibt q n r t t div j r t 0 displaystyle q frac partial n mathbf r t partial t operatorname div mathbf j mathbf r t 0 nbsp mit j q n v displaystyle mathbf j qn mathbf v nbsp Elektrische Stromdichte mit Teilchengeschwindigkeit v displaystyle mathbf v nbsp Die Gleichung kann sowohl fur die Ladungserhaltung wie hier oder fur die Teilchenerhaltung formuliert werden 3 Das zweite newtonsche Gesetz welches die kinetische Antwort der Teilchen in Bezug auf die Kraft F displaystyle mathbf F nbsp des elektrischen Feldes E displaystyle mathbf E nbsp beschreibt F r t m v r t t displaystyle mathbf F mathbf r t m frac partial mathbf v mathbf r t partial t nbsp mit F r t q E r t q grad F r t displaystyle mathbf F mathbf r t q mathbf E mathbf r t q operatorname grad Phi mathbf r t nbsp Fur kleine Dichteschwankungen kann unter Benutzung des unter 2 gezeigten Zusammenhangs fur die Stromdichte die zeitliche Ableitung der Teilchengeschwindigkeit allein durch die zeitliche Ableitung der Stromdichte ausgedruckt werden v r t t j r t q n r t t 1 q n 0 j r t t displaystyle frac partial mathbf v mathbf r t partial t frac partial frac mathbf j mathbf r t qn mathbf r t partial t approx frac 1 qn 0 frac partial mathbf j mathbf r t partial t nbsp Dies beinhaltet die Annahme dass die relativen Dichteschwankungen klein sind im Vergleich zu den relativen Anderungen der Teilchengeschwindigkeiten Damit erhalt man durch Ruckeinsetzen in die 3 Gleichung q grad F r t m q n 0 j r t t displaystyle q operatorname grad Phi mathbf r t frac m qn 0 frac partial mathbf j mathbf r t partial t nbsp welche durch Anwendung der Divergenz Operation auf die gesamte Gleichung q D F r t m q n 0 div j r t t displaystyle q Delta Phi mathbf r t frac m qn 0 frac partial operatorname div mathbf j mathbf r t partial t nbsp ein Einsetzen der Poisson Gleichung der Elektrostatik auf der linken und der Kontinuitatsgleichung auf der rechten Seite erlaubt q 2 e n r t m n 0 2 n r t t 2 displaystyle frac q 2 varepsilon n mathbf r t frac m n 0 frac partial 2 n mathbf r t partial t 2 nbsp Damit ergibt sich die Gleichung fur eine harmonische Schwingung mit der Plasma Eigenfrequenz w p 2 q 2 n 0 m e displaystyle omega mathrm p 2 frac q 2 n 0 m varepsilon nbsp Dispersionsrelation BearbeitenWeil die Plasmafrequenz unabhangig von der Wellenlange ist haben Plasmaoszillationen eine Phasengeschwindigkeit die proportional zur Wellenlange ist und eine verschwindende Gruppengeschwindigkeit Die im Beispiel oben einfallende elektromagnetische Welle regt die Ladungstrager des Plasmas zum Schwingen an senkrecht zur Ausbreitungsrichtung weil die Welle transversal ist bewirkt aber keinen Ladungstransport in Einfallsrichtung der Welle Wenn die Elektronen eine endliche thermische Geschwindigkeit v e t h k B T e m e displaystyle v mathrm e th sqrt frac k mathrm B T mathrm e m mathrm e nbsp haben mit k B displaystyle k mathrm B nbsp Boltzmann Konstante m e displaystyle m mathrm e nbsp Masse der Elektronen T e displaystyle T mathrm e nbsp die auf m e displaystyle m mathrm e nbsp normierte Elektronentemperatur T displaystyle T nbsp wirkt der Elektronendruck zusatzlich zum elektrischen Feld als Ruckstellkraft Dann propagieren die Oszillationen mit der Bohm Gross Dispersionsrelation 1 w 2 w p e 2 3 k v e t h 2 displaystyle omega 2 omega mathrm pe 2 3 k cdot v mathrm e th 2 nbsp k Wellenzahl Wenn die raumliche Skala gross ist gegenuber der Debye Lange spielt der Druck eine untergeordnete Rolle w w p e displaystyle omega approx omega mathrm pe nbsp Auf kleinen Skalen dagegen dominiert der Druck w 2 3 k v e t h 2 w k 3 v e t h v p h w k 3 v e t h displaystyle begin aligned omega 2 amp approx 3 k cdot v mathrm e th 2 Leftrightarrow omega amp approx k sqrt 3 cdot v mathrm e th Leftrightarrow v mathrm ph equiv frac omega k amp approx sqrt 3 cdot v mathrm e th end aligned nbsp d h die Wellen werden dispersionslos mit der Phasengeschwindigkeit 3 v e t h displaystyle sqrt 3 cdot v mathrm e th nbsp so dass die Plasmawelle einzelne Elektronen beschleunigen kann Dieser Prozess ist eine Art kollisionslose Dampfung Landau Dampfung genannt Aus dem Grund ist die Dispersionbeziehung bei grossem k displaystyle k nbsp schwer zu beobachten und nur selten wichtig Anwendung BearbeitenElektronen mit einer bestimmten Plasmafrequenz konnen also fast instantan Bewegungen ausfuhren die langsamer als die Plasmafrequenz ablaufen Das heisst insbesondere dass Plasmen elektromagnetische Wellen mit Frequenzen unterhalb der Plasmafrequenz fast vollstandig reflektieren fur Wellen mit Frequenzen oberhalb der Plasmafrequenz hingegen transparent sind Reflexion von Licht an Metallen Bearbeiten Die Plasmafrequenz liegt in metallischen Festkorpern bei typischen Elektronendichten von n e 10 28 m 3 displaystyle n mathrm e 10 28 mathrm m 3 nbsp im Bereich von w p 5 10 15 s 1 displaystyle omega mathrm p 5 cdot 10 15 mathrm s 1 nbsp was uber die Phasengeschwindigkeit fur elektromagnetische Wellen in eine Wellenlange von l p 300 n m displaystyle lambda mathrm p approx 300 mathrm nm nbsp umgerechnet werden kann die im UV Bereich liegt Metalle reflektieren deshalb Licht im optischen Bereich und erst recht Radio und Radarwellen Elektromagnetische Wellen mit hoherer Frequenz wie UV oder Rontgenstrahlung werden dagegen transmittiert so lange keine anderen Resonanzen oberhalb der Plasmafrequenz z B elektronische Ubergange aus niederenergetischen Schalen diese absorbieren Reflexion von Radiowellen an der Atmosphare Bearbeiten Plasmaoszillationen in der Ionosphare der Erde sind der Grund dafur dass mit Kurzwellen ausgestrahlte Radioprogramme eine sehr grosse Reichweite besitzen Die Radiowellen treffen auf die Ionosphare und regen die Elektronen zum Schwingen an Aus der relativ geringen Elektronendichte der F Schicht von nur 1012 m 3 kann eine Plasmafrequenz von etwa 9 MHz berechnet werden Dies fuhrt zu einer Reflexion aller senkrecht einfallenden Wellen mit tieferer Frequenz an der Ionosphare Bei flacherem Einfallswinkel kann die benutzbare Grenzfrequenz auf Werte bis uber 50 MHz steigen Uber Kurzwelle ausgesendete Programme kann man deshalb auch an Orten empfangen die eigentlich im Sichtschatten des Senders liegen Eine Kommunikation mit hoher fliegenden Satelliten oder GPS ist nur uber noch hohere Frequenzen im UKW Band moglich Siehe auch BearbeitenRaman StreuungEinzelnachweise Bearbeiten J A Bittencourt Fundamentals of Plasma Physics Springer 2004 ISBN 978 0 387 20975 3 S 269 google de abgerufen am 11 November 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plasmaoszillation amp oldid 237149318