www.wikidata.de-de.nina.az
Die romisch katholische Pfarrkirche Altlichtenwarth steht in der Gemeinde Altlichtenwarth im Bezirk Mistelbach in Niederosterreich Sie ist dem heiligen Nikolaus geweiht und gehort zum Dekanat Poysdorf im Vikariat Unter dem Manhartsberg der Erzdiozese Wien Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz 1 Pfarrkirche hl Nikolaus in AltlichtenwarthInhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Bauphasen 3 Fresken 4 Gesteine des Altars 5 Bestattungen unter der Kirche 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenDie Grundung der Kirche war das Ergebnis der Entwicklung der Besitznahme des ostlichen Gebietes entlang der March im Norden durch die Thaya und im Suden durch Fischa und Piesting begrenzt das als Neu oder Ungarnmark bezeichnet wurde Dieser Name stammt aus dem 19 Jahrhundert da das Gebiet in der Urkunde Heinrichs III vom 15 Juli 1045 als 100 Konigshufen zwischen Zaya March und Sulzbach beschrieben wurden die dem genannten Siegfried zugesprochen wurden um durch die Ansiedlung von Kriegern die Reichsgrenze des Heiligen Romischen Reiches zu Ungarn zu sichern Es entstand ein Netz befestigter Stutzpunkte das nur mit Hilfe der erforderlichen Kriegern von Adeligen gehalten werden konnte die uber genugend Mittel verfugten So zahlte in der Folge Heinrich der I von Lichtenstein Sitze an der Zaya und am Staatzerweg zu seinem Eigentum Die Lage an einer wichtigen Fernhandelsroute mag der Grund dafur sein dass die Pfarrkirche unter den Schutz des Heiligen fur Kaufmannssiedlungen des heiligen Nikolaus gestellt wurde Bauphasen Bearbeiten nbsp Bauphase 1 und 2 nbsp Fenster am DachbodenDie Kirche besteht aus einem Hauptschiff das mit einer Abweichung von 3 65 nach Osten ausgerichtet ist Es wurde bereits in der Gotik um 1200 um ein sudlich angebauten Seitenschiff erweitert das im Inneren durch Arkaden betreten wird Nach Osten hin schliessen an beide Schiffe Chorbereiche an Der Chor des Hauptschiffes ursprunglich viereckig heute mit vorgelagertem mehreckigen Presbyterium aus dem 13 Jahrhundert wurde durch einen Turm im 15 Jahrhundert erweitert Heute wird die Kirche durch einen Eingangsbereich der dem Seitenschiff vorgelagert ist betreten Christliche Zahlenmystik spiegelt sich in den Massen des Grundungsbaues wider Das fur diesen Bau verwendete Grundmass eines Fusses betrug 0 297 m wie in den Weiten der noch erhaltenen ursprunglichen Fenstern gespeichert ist Mit dieser Information konnen die Masse in Zoll ermittelt werden Die Saalbreite misst beispielsweise 333 Zoll die Lange 600 Zoll In den 1990ern wurden im Rahmen der Renovierung interessante Details zur Baugeschichte des Gebaudes entdeckt Unter dem abgeschlagenen Aussenverputz traten Steingefuge aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu Tage Die verschiedenen Mauertechniken hielten sieben Bauphasen zwischen der Errichtung und dem 15 Jahrhundert fest Durch archaologische Grabungen wurden unter dem Fussboden Bestattungen aus dem 15 und 17 Jahrhundert freigelegt nbsp HauptschiffAufgrund der Umgestaltung des Daches durch spatgotische Gewolbekappen sind am Dachboden Spuren der vorangegangenen Architektur erkennbar Hier sind noch die Uberreste von vier nach Westen und Osten ausgerichteten Fenstern der ersten Bauphase erhalten Moglicherweise war der Neubau des Daches durch einen Brand erforderlich wovon heute noch die Rotfarbung und die Abplatzungen der Steinquader Zeugnis legen Zerstorung mag einer der Grunde fur die Umbauten gewesen sein aber auch Zuwachs der zu versorgenden Seelen sowohl im religiosen Sinne als auch in der Schutzfunktion der steinernen Pfarrkirchenmauern vor drohenden Feinden Im Inneren der Kirche weisen zahlreiche Details wie Saulen Joche Konsolen und Rippen auf die oftmalige Umgestaltung Diese haben neben ihrer dekorativen Wirkung durchaus auch statische Funktion nbsp Fresko Prophet mit SpruchbandDie Schlusssteine der Gewolbe treten durch ihre plastisch Verzierung hervor und Schulterportale aus der Nahe betrachtet geben Auskunft uber die originellen Ideen der Steinmetze Fresken Bearbeiten1937 wurden die Fresken in der Apsis der Kapelle des Seitenschiffes entdeckt Vermutlich wollte der Bauherr Heinrich der II von Lichtenstein hier bestattet werden die Gruft befindet sich unter dem Altar und liess dafur die Apsis mit prachtigen Fresken ausschmucken Sie zahlen zu den bedeutendsten des beginnenden 14 Jahrhunderts Vier Propheten mit Schriftrollen und vermutlich das Stifterpaar Heinrich II von Lichtenstein und seine Gemahlin Petrissa von Zelking befinden sich im Triumphbogen der den Eingang umspannt nbsp Hauptaltar aus Adneter MarmorAn den Wanden sind die Zwolf Apostel Petrus und Paulus mit Schlussel und Schwert abgebildet Die naturalistischen Abbildungen und geometrisch gemusterten Rahmen sind in Rot Blau Weiss gehalten Gesteine des Altars BearbeitenDen Hochaltar liess Pfarrer Josef Plack zwischen 1740 und 1770 errichten Die zentrale biblische Darstellung ist in einem marmornen Rahmen platziert der durch Struktur und Farben des damals sehr beliebten Adneter Marmor eine petrologische und kunstlerische Kostbarkeit darstellt Dieser Kalkstein bildet sich vor etwa 208 5 bis 201 3 Millionen Jahren im tropischen Flachwasserbereich und wurde nachtraglich im Tiefwasserbereich mit rotbraunem Kalkschlamm verfullt In zahlreichen Steinbruchen der Region Adnet bei Hallein werden diese variationsreichen Gesteine abgebaut die auch im Wiener Stephansdom und dem Parlament Verwendung fanden Bestattungen unter der Kirche Bearbeiten nbsp Mumie aus der GruftBei archaologischen Untersuchungen im Zuge der Renovierungsarbeiten 1992 wurden unter dem Fussboden 44 Graber von 66 menschlichen Individuen entdeckt Darunter befanden sich nicht nur Frauen und Manner sondern auch Kinder und Jugendliche sowie Kleinkinder und zwei Neugeborene Die Manner des 15 Jahrhunderts starben durchschnittlich mit 33 Jahren im 17 und 18 Jahrhundert wurden sie 38 Jahre alt Bei zwei Toten handelt es sich um so genannte Topfbestattungen Auf dem Leichnam wurde ein Topf mit der Offnung nach unten abgestellt Bei einer 20 bis 25 jahrigen Frau die vor ihrem Tod mehrere Monate aufrecht sitzend mit ausgestreckten Beinen verbracht hat weisen die Huftgelenke krankhafte Veranderungen auf Der Topf wurde in diesem Fall im Beckenbereich vorgefunden Unter dem Altar der Kapelle des Seitenschiffes befindet sich die Gruft Zufallige klimatische Gegebenheiten ein schwacher Luftstrom sorgten hier fur eine Mumifizierung der Toten funf Manner und zwei Frauen Das durchschnittliche Sterbealter lag bei etwa 50 Jahren also wesentlich hoher als bei den Bestattungen unter dem Fussboden Daher ist anzunehmen dass die hier bestatteten Personlichkeiten bessere Lebensbedingungen hatten Erhohte Bleiwerte in den erhaltenen Knochen lassen auf betrachtlichen Weingenuss aus bleioxidisch glasierten Trinkbechern schliessen Literatur BearbeitenFranz Sauer Hrsg Die Pfarrkirche von Altlichtenwarth Fundberichte aus Osterreich Materialheft Reihe A Sonderheft 21 Ferdinand Berger und Sohne Horn 2014 S 4 72 Franz Sauer Die Ausgrabungen in der Pfarrkirche von Altlichtenwarth in Niederosterreich Fundberichte aus Osterreich 38 Ferdinand Berger und Sohne Horn 1999 S 627 670 Andreas Rohatsch Der Hochaltar der Pfarrkirche Altlichtenwarth Fundberichte aus Osterreich Materialheft Reihe A Sonderheft 21 Ferdinand Berger und Sohne Horn 2014 S 76 77 Karl Grossschmidt Barbara Rendl Andrea Straub und Michael Urban Skelette Mumien und Scheintod Fundberichte aus Osterreich Materialheft Reihe A Sonderheft 21 Ferdinand Berger und Sohne Horn 2014 S 92 99 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pfarrkirche Altlichtenwarth Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrkirche zum Hl Nikolaus von Richard Edl auf members nanet atEinzelnachweise Bearbeiten Niederosterreich unbewegliche und archaologische Denkmale unter Denkmalschutz Memento vom 23 September 2015 im Internet Archive PDF Bundesdenkmalamt Stand 27 Juni 2014 PDF 48 64758 16 79569 Koordinaten 48 38 51 3 N 16 47 44 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfarrkirche Altlichtenwarth amp oldid 198033932