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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Mumifizierung Begriffsklarung aufgefuhrt Die Mumifizierung ist eine kunstlich vom Menschen betriebene Technik zur Konservierung eines Korpers oder Korperteils eines Lebewesens unter bestimmten meist trockenen Bedingungen Wird ein ganzer Korper mumifiziert spricht man von einer Mumie Entsteht eine Mumie nicht aufgrund menschlichen Eingreifens sondern aufgrund eines naturlich ablaufenden Prozesses so spricht man nicht von einer Mumifizierung sondern von einer Mumifikation Auch die Herstellung von Trockenfisch oder Backobst ist von ihrem Prinzip her eine Mumifizierung Die Einbalsamierung reprasentiert bei der Mumifizierung zwar einen wichtigen Schritt stellt fur sich alleine aber nicht die komplette Mumifizierung dar Eine Gleichsetzung der Begriffe kann deshalb nicht vorgenommen werden obwohl sie eng miteinander verwandt sind Inhaltsverzeichnis 1 Mumifizierung im Alten Agypten 2 Mumifizierung in Sudamerika und Asien 3 Feuer Mumifizierung 4 Rauchmumifizierung 5 Mellifikation 6 Selbstmumifizierung 7 Mumifizierung in der Neuzeit 8 Naturliche Mumifizierung 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseMumifizierung im Alten Agypten Bearbeiten Hauptartikel Mumifizierung im Alten Agypten Die Agypter glaubten an eine Wiederbelebung nach dem Tod diese war aber nur moglich wenn die Seele den Korper wiederfinden und wiedererkennen konnte Dafur musste der Korper unversehrt sein So entstand der Brauch der Mumifizierung Diese Technik die vor allem mit den alten Agyptern assoziiert wird bestand zunachst aus dem Herausziehen des Gehirns durch die Nase mittels Haken und dem Offnen des Leichnams durch Keilschnitt abdominal lateral Bauch Unterbauch seitlich oder durch Weiten des Anus Nun folgte der Schritt der Einbalsamierung In die geschaffene Offnung wurde eine Mischung aus Zedernol Radieschenpresssaft und Myrrhenol eingetraufelt dann der Leichnam mit angewinkelten Knien zusammengebunden und in einen langlichen grossen Tontopf Pithos gesteckt der mit speziellem Ol aufgefullt wurde Dort verblieb der Leichnam etwa vier bis sechs Wochen und wurde dann entnommen Die inneren Organe die sich durch die Olmischung verflussigt hatten flossen ab nur das Skelett und die Haut blieben ubrig Der Leichnam wurde gewaschen und ausserlich mit einer Mischung aus Kamel oder Pferdeurin speziellen Olen und manchmal auch Weihrauchharz gegerbt Bei hochgestellten Personlichkeiten war es ublich die inneren Organe in spezielle Gefasse zu verbringen den Kanopen Sie wurden also nicht verflussigt Das Herz beliess man zumeist an seinem Platz in der ausgestopften Leiche Gelegentlich wurde der Leichnam zusatzlich mit einer Mischung aus Wolle getrockneten antiseptischen wohlriechenden Krautern und Weihrauchharzperlen ausgestopft Mumifizierung in Sudamerika und Asien BearbeitenAuch verschiedene Volker Sudamerikas beispielsweise die Chinchorro Kultur praktizierten Mumifizierung Jahrhundertealte Traditionen in ritueller Selbstmumifikation bestanden in Japan in Form des Sokushinbutsu und in Tibet 1 Feuer Mumifizierung BearbeitenEine andere Art der Mumifizierung stellt die Feuer Mumifizierung der Ibaloi Kultur in der Provinz Benguet Philippinen dar Bei dieser Art der Mumifizierung wurde kurz vor dem Ableben des Betroffenen bereits die Vorbereitungen zur Mumifizierung eingeleitet indem man dem Betroffenen stark salz und alkalihaltige Getranke zufuhrte Nach dem Ableben wurde der Tote in sitzender Haltung uber einem Feuer geringer bis mittlerer Intensitat positioniert bis der Korper vollkommen dehydriert war Dieser Vorgang konnte bis zu zwei Jahre dauern und zum Abschluss wurde der Korper mit Pflanzenextrakten einbalsamiert Diese Art der Mumifizierung wurde vom 10 bis 16 Jahrhundert durchgefuhrt und gilt weltweit als zweites Beispiel fur eine aktive Mumifizierung von Toten die mit einer anderen Technik durchgefuhrt wurde als die Methode der Mumifizierung im Alten Agypten Diese Mumien sind als Kabayan Mumien bekannt geworden und stehen seit 2006 auf der Vorschlagsliste der Philippinen zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO 2 Rauchmumifizierung BearbeitenBei dieser Technik wird der Leichnam nachdem er gewaschen und mit bestimmten Substanzen vorbehandelt wurde zusammengebunden und an einem Ast aufgehangt unter dem ein stark rauchendes Feuer entzundet wird Der Leichnam hangt dort mehrere Tage und farbt sich im Verlauf des Vorgangs schwarz Anschliessend wird er begraben Diese Technik war bei den Ureinwohnern Australiens und Neuseelands Brauch allerdings finden sich auch im alten Indien Spuren dieser Mumifizierungsmethode Diese Technik erlaubt es auch Lebensmittel haltbar zu machen siehe auch Rauchern Mellifikation BearbeitenMellifikation bezeichnet einen Prozess bei dem eine menschliche Leiche in Honig mazeriert wird Die konservierende Wirkung von Honig erklart sich anhand seines geringen Wassergehalts der durch Osmose austrocknend wirkt seines relativ niedrigen pH Werts sowie aus verschiedenen antibiotisch wirkenden Substanzen die in ihm enthalten sind 3 4 Honig wurde in der Begrabniskultur verschiedener Kulturen verwendet So konservieren beispielsweise burmesische Priester beruhmte Abte in mit Honig gefullten Sargen 5 Auch Alexander der Grosse soll nach seinem Tod in Honig konserviert worden sein Selbstmumifizierung BearbeitenJapanischen Monchen gelang durch die Praxis des Sokushinbutsu eine Selbstmumifizierung durch die Befolgung eines speziellen Ablaufs von Handlungen und Diaten 6 Ein ahnliches Vorgehen wird aus Tibet berichtet 7 Mumifizierung in der Neuzeit BearbeitenAuch in der Neuzeit wurden Leichname fur die Nachwelt konserviert nicht aus religiosen wohl aber aus ideologischen Grunden Beispiele dafur sind die Mumien von Lenin Mao Zedong Kim Il Sung und Kim Jong il Die wohl am besten erhaltene Mumie ist die der zweijahrigen Rosalia Lombardo die sich seit 1920 im Gruftgewolbe des Kapuzinerkonvents in Palermo befindet Naturliche Mumifizierung BearbeitenTeils beabsichtigt teils unbeabsichtigt konnen Leichen unter bestimmten Umstanden auf naturliche Weise selbst mumifizieren Zum einen ist die Mumifizierung durch den Ausschluss von Sauerstoff zu nennen was zu einer Wachsleiche fuhrt Der Ausschluss von Sauerstoff verhindert die Verwesungsprozesse Auch die im Korperinneren stattfindenden Faulnisprozesse die ohne Sauerstoff mit Hilfe korpereigener Enzyme stattfinden werden durch die Abfallprodukte die sie selbst produzieren und die nicht entweichen konnen z B Ammoniak gestoppt Dadurch wird die Leiche konserviert Es gibt Berichte dass auf manchen deutschen Friedhofen Mumifizierungen bei im Sarg bestatteten Leichen auftreten Dies stellt ein Problem dar da sie sich nicht in der vorgesehenen Zeit zersetzen der Friedhofplatz aber eine festgelegte Liegedauer hat und danach anderweitig freigegeben werden soll Bei Erdbestattung kommt der Ausschluss von Sauerstoff und damit das unerwunschte Entstehen von Wachsleichen beispielsweise durch eng anliegende Totenkleider aus Kunststofffasern zustande oder am wenig luftdurchlassigen Boden z B Lehmboden Auch begunstigt die pramortale Einnahme von Antibiotika oder geringe Mengen radioaktiver Strahlung die Mumifizierung als Wachsleiche 8 9 10 Ein prominentes Beispiel fur Mumifizierung durch Ausschluss von Sauerstoff ist die Marquise von Dai Einen zweiten Weg der naturlichen Mumifizierung bildet das Austrocknen Dabei liegt der Leichnam in einer Umgebung die gut und trocken beluftet ist und in der idealerweise Flussigkeiten ablaufen konnen Durch den Feuchtigkeitsentzug werden die Faulnis und Verwesungsprozesse gestoppt Als Beispiele konnen ein heisser windiger Wustenboden oder eine beluftete Grabstatte genannt werden wie etwa die Michaelergruft in Wien Naturliche Konkurrenten dieser Mumifizierungsart sind Insekten oder andere Tiere die ihre Eier auf der Leiche ablegen bzw Aasfresser 11 Als eine besondere Form der Austrocknung kann die Gletscherleiche beschrieben werden deren Mumifizierung der Gefriertrocknung geschuldet ist Ein Beispiel ist Otzi Siehe auch BearbeitenLeichenkonservierung PlastinationLiteratur BearbeitenLandesmuseum Wurttemberg Stuttgart Hrsg Agyptische Mumien Unsterblichkeit im Land der Pharaonen von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3778 6 Hans Georg Wunderlich Wohin der Stier Europa trug Kretas Geheimnis und das Erwachen des Abendlandes Rowohlt Hamburg 1976 englisch als The Secret of Crete Efstathiadis Athens 1994 ISBN 960 226 261 3 Mircea Eliade Histoire des croyances et des idees religieuses Edition Pavot Paris 1976 deutsch als Geschichte der religiosen Ideen 5 Bande Herder Freiburg Jan Assmann Tod und Jenseits im alten Agypten Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 46570 6 Sonderausgabe 2 Auflage Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 49707 0 Milan Racek Die nicht zu Erde wurden Kulturgeschichte der konservierenden Bestattungsformen Bohlau Wien Koln Graz 1985 ISBN 3 205 07244 8 Renate Germer Mumien Patmos Dusseldorf 2005 ISBN 3 491 96153 X Klaus Volke Die Chemie der Mumifizierung im alten Agypten In Chemie in unserer Zeit 1993 Band 27 Nr 1 ISSN 0009 2851 S 42 47 Alfried Wieczorek Michael Tellenbach Wilfried Rosendahl Hrsg Mumien Der Traum vom ewigen Leben von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3779 3 Weblinks BearbeitenDaniela Mocker Mumifizierung konnte langere Tradition haben als gedacht Auf spektrum de vom 3 Marz 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Die Mumie das Geheimnis der tibetischen Monche spiegel de abgerufen am 7 April 2014 Unesco World Heritage Convention Kabayan Mummy Burial Caves Auf whc unesco org 16 Mai 2006 zuletzt abgerufen am 9 Dezember 2022 Wahdan H Causes of the antimicrobial activity of honey In Infection Band 26 Jahrgang Nr 1 1998 S 26 31 doi 10 1007 BF02768748 PMID 9505176 Honey as an Antimicrobial Agent Waikato Honey Research Unit 16 November 2006 abgerufen am 2 Juni 2007 Phongyi Pyan the Cremation of a Monk Auf myanmars net zuletzt abgerufen am 8 April 2014 Christoph Kleine Sterben fur den Buddha Sterben wie der Buddha Seite 11 ff veroffentlicht 2003 geladen am 6 Juli 2016 Die Mumie das Geheimnis der tibetischen Monche spiegel de abgerufen am 7 April 2014 Mude Boden zahe Leichen Auf zeit de vom 17 Juli 2003 zuletzt abgerufen am 18 Juni 2015 Christine Bohringer Grabbeigabe Mit Pilzen zur ewigen Ruh Auf zeit de vom 6 April 2007 zuletzt abgerufen am 18 Juni 2015 Urs Willmann Friedhof Mude Boden zahe Leichen Auf zeit de vom 30 Oktober 2003 zuletzt abgerufen am 18 Juni 2015 Kai Michel Geschichte Und Tote reden doch Auf zeit de vom Juli 2003 zuletzt abgerufen am 18 Juni 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mumifizierung amp oldid 237878548