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Peter Philipp Gingold geboren am 8 Marz 1916 in Aschaffenburg gestorben am 29 Oktober 2006 in Frankfurt am Main deutsch judischer Herkunft war ein kommunistischer Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus der sein antifaschistisches Engagement nach dem Ende des NS Regimes in vielfaltigen Aufgabenbereichen fortsetzte Peter Gingold im September 2000Peter Gingold UZ Pressefest 2003Stolperstein Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen und Gedenken 3 Filme Musik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGingold wuchs in einem judischen Elternhaus in Aschaffenburg und ab 1922 Frankfurt am Main auf Seine Eltern waren polnischstammige Juden die sich dem zunehmenden Antisemitismus im landlichen Raum entfliehend in Aschaffenburg angesiedelt und sich dort ihren Lebensmittelpunkt geschaffen hatten Sie hatten zwar ein Aufenthaltsrecht aber keine deutsche Staatsangehorigkeit 1 Sein Vater wurde Konfektionsschneider In Frankfurt besuchte Peter Gingold die Judische Volksschule begann 1930 eine kaufmannische Lehre in einer Musikgrosshandlung und trat in die Gewerkschaftsjugend des Allgemeinen freien Angestelltenbundes AfA bund ein Im Jahre 1931 wurde er im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands KJVD Mitglied Ab 1933 wurde er im illegalen Widerstand tatig Im Mai 1933 emigrierten seine Eltern und Geschwister nach Frankreich Gingold wurde im Juni bei einer Razzia der SA verhaftet und bekam nach mehreren Monaten Gefangnis die Anordnung Deutschland zu verlassen Er emigrierte im Herbst 1933 nach Frankreich arbeitete bei der deutschsprachigen antifaschistischen Tageszeitung Pariser Tageblatt und war in einer kleinen Gruppe des KJVD in Paris politisch tatig Im Juni 1936 grundete er in Paris mit anderen jungen deutschen Antifaschisten die Freie Deutsche Jugend FDJ und lernte dort Ettie Stein Haller seine spatere Frau kennen Im Jahr 1937 trat er in die Kommunistische Partei Deutschlands ein Im Januar 1940 heiratete er Ettie Stein Haller und wurde im Mai als deutschstammiger Staatenloser von den Franzosen interniert Im Juni wurde ihre erste Tochter Alice geboren Peter Gingold kehrte im Oktober nach Paris zuruck und war im deutschen antifaschistischen Widerstand aktiv Im Fruhjahr 1941 gab er die Tatigkeit auf da die Gestapo nach ihm fahndete Er ging im April nach Dijon und wurde in der Travail allemand TA einer Gruppe in der Resistance tatig die antifaschistische Flugblatter unter den deutschen Soldaten verbreitete Seine Aufgabe war unter anderem den Kontakt zu den Soldaten der Wehrmacht herzustellen um Hitler Gegner herauszufinden und fur die Zusammenarbeit in der Resistance zu gewinnen Im Juli 1942 wurden zwei seiner Geschwister in Paris verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert Im Februar 1943 wurde er in Dijon von der Gestapo verhaftet und mehrere Wochen lang verhort und gefoltert Gingold wurde nach Paris uberfuhrt Ihm gelang im April die Flucht und nach ein paar Wochen war er wieder in der Resistance tatig Im August 1944 beteiligte er sich am Aufstand zur Befreiung von Paris und ging als Frontbeauftragter der Komitee Freies Deutschland fur den Westen KDFW frz CALPO mit dem 1 Pariser Regiment nach Lothringen 1945 wurde er von der US Armee inhaftiert und kam wegen falschen Verdachts fur kurze Zeit in ein franzosisches Kriegsgefangenenlager Ende April war er als Frontbeauftragter bei den Partisanen in Norditalien und erlebte dort das Ende des Zweiten Weltkrieges Gingold kehrte im August 1945 nach Frankfurt am Main zuruck und wurde wieder zusammen mit seiner Frau Ettie in der KPD aktiv Er wurde Mitglied des Sekretariats der hessischen KPD und Schulungsleiter dort fur den Grenzapparat von Richard Stahlmann bei der SED Fuhrung in Berlin arbeitete er als Kurier 1974 erhielten Gingold seine Frau und seine Tochter nach einer Entscheidung des Frankfurter Verwaltungsgerichts die deutsche Staatsburgerschaft 2 Seit der Grundung der DKP 1968 war er dort Mitglied Er war in den 1970er Jahren Vorsitzender der Bezirksschiedskommission der Partei die satzungsgemass die Ideologietreue der Mitglieder zu prufen und zu gewahrleisten hat Bei den Hessischen Landtagswahlen 1978 kandidierte er fur die DKP als Direktkandidat im Wahlkreis 14 Fulda und erzielte ein Wahlergebnis von 153 Stimmen Er lebte bis zu seinem Tod in Frankfurt am Main und war unter anderem politisch aktiv in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN BdA im Verband Deutscher in der Resistance in den Streitkraften der Antihitlerkoalition und der Bewegung Freies Deutschland e V DRAFD und im Auschwitzkomitee 1990 kandidierte er auf der offenen PDS Liste fur den Deutschen Bundestag Er war als Zeitzeuge in ganz Deutschland aktiv Kopien aus Peter Gingolds Nachlass finden sich im Archiv des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main 3 Gingolds Tochter Silvia erhielt aufgrund des Radikalenerlasses als Mitglied der von den Behorden als verfassungsfeindlich eingestuften DKP keine Anstellung als Beamtin in Hessen 4 1 5 Auszeichnungen und Gedenken BearbeitenDie Stadt Frankfurt am Main zeichnete Gingold 1991 mit der Johanna Kirchner Medaille aus Am 12 Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Bejarano Percy MacLean und Martin Lowenberg von der Internationalen Liga fur Menschenrechte die Carl von Ossietzky Medaille verliehen Ein Stolperstein wurde im Jahr 2021 in Frankfurt am Main in der Breiten Gasse 23 verlegt Im Juli 2023 brachte Aschaffenburg eine Gedenktafel gegenuber dem Geburtshaus von Gingold an 6 Filme Musik BearbeitenReichsfeind Volksfeind Verfassungsfeind Dokumentarfilm uber das Leben von Peter Gingold Von Ralf Kuster aus dem Jahr 2005 Uber den Kampf deutscher Antifaschisten in der Resistance drehten Frank Gutermuth und Wolfgang Schoen den Film Frankreichs fremde Patrioten Deutsche in der Resistance 7 Hannes Wader Boulevard St Martin Lied das die Pariser Flucht von Peter Gingold aus der Nazigefangenschaft thematisiert Album Nah dran 2012 In dem Film Fluchtweg nach Marseille von Ingemo Engstrom und Gerhard Theuring war Peter Gingold einer der Zeitzeugen Literatur BearbeitenKarl Heinz Jahnke Sie haben nie aufgegeben Ettie und Peter Gingold Widerstand in Frankreich und Deutschland Pahl Rugenstein Bonn 1998 ISBN 3 89144 255 6 Peter Gingold Paris Boulevard St Martin No 11 Ein judischer Antifaschist und Kommunist in der Resistance und der Bundesrepublik Hrsg Ulrich Schneider PapyRossa Verlag Koln 2009 ISBN 978 3 89438 407 4 Joachim Kahl Hrsg Etty Peter und Silvia Gingold Portrat einer Familie Ein Bilderbuch uber deutsche Zustande Pahl Rugenstein Koln 1978 ISBN 3 7609 0357 6 Mathias Meyers Tidi von Tiedemann Dokumentarfilm Zeit fur Zeugen Eine Hommage an Ettie und Peter Gingold DVD 34 min 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peter Gingold Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Peter Gingold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Peter Gingold in der Internet Movie Database englisch Peter Gingold Frankfurter in der Resistance Nicht mehr online verfugbar In Frankfurter Rundschau 17 Juli 2004 archiviert vom Original am 19 August 2011 abgerufen am 1 April 2019 Autonome und antiimperialistische Rede auf der Trauerfeier fur Peter Gingold In antifa frankfurt org Abgerufen am 1 April 2019 Judith Koneke Niederrad diskutiert uber Ehrung fur Ettie und Peter Gingold In Frankfurter Rundschau 23 April 2019 abgerufen am 12 Januar 2023 Thorben Pehlemann An Widerstandskampfer erinnern In Frankfurter Neue Presse 13 Mai 2016 abgerufen am 12 Januar 2023 Frank Barmann Nachruf Die Hoffnung nie aufgeben Peter Gingold 1916 2006 In Graswurzelrevolution 1 Dezember 2006 abgerufen am 1 April 2019 Peter Gingold im DRAFD Wiki Episode 21 Der Widerstandskampfer Peter Gingold Podcast des Stadt und Stiftsarchiv Aschaffenburg in Aschaffenburg 2 0 Das partizipative Stadtlabor Ettie und Peter Gingold Erinnerungsinitiative Stolpersteine der Stand Frankfurt am mainEinzelnachweise Bearbeiten a b Ulrich Schneider Die Gingolds In Antifa Ausgabe 2017 11 19 November 2017 abgerufen am 1 April 2019 Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt am Main VI 2 E 274 72 vom 12 Marz 1974 zitiert nach Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs vom 27 Juli 1977 Archiv des Fritz Bauer Instituts Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes vom 11 August 1977 Rechtsprechung der Hessischen Verwaltungsgerichte Folge 8 1977 Seite 57 ff http starweb hessen de cache BEIL 1977 00008 pdf www hoerspielundfeature de abgerufen am 7 Mai 2023 Pressemeldung Aschaffenburg Zwei neue Gedenktafeln in Aschaffenburg Stadt Aschaffenburg Presseamt 18 Juli 2023 abgerufen am 19 Juli 2023 Frank Gutermuth Wolfgang Schoen Frankreichs fremde Patrioten Deutsche in der Resistance Nicht mehr online verfugbar In tvschoenfilm com Archiviert vom Original am 28 September 2007 abgerufen am 1 April 2019 Ettie und Peter Gingold Erinnerungsinitiative Publikationen auf www gedenken in hessen de Webseite der Landesarbeitsgemeinschaft LAG der Gedenkstatten und Erinnerungsinitiativen zur NS Zeit in Hessen abgerufen am 19 Oktober 2022 Normdaten Person GND 116632704 lobid OGND AKS LCCN n98078923 VIAF 72150468 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gingold PeterALTERNATIVNAMEN Gingold Peter Philipp vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher WiderstandskampferGEBURTSDATUM 8 Marz 1916GEBURTSORT AschaffenburgSTERBEDATUM 29 Oktober 2006STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Gingold amp oldid 237992094